Vorbericht
Arbeit in Ahlen und den Auswärtssieg investieren!
Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen befindet sich in weiterhin rastlosen Zeiten und tritt in den nächsten drei Wochen zu gleich 6 Ligaspielen in der Regio-West an. Zunächst steht ein Auswärts-Doppelpack auf dem Programm, bei dem die Essener das dringende Anliegen haben, die im Gegensatz zur beeindruckenden Heimbilanz ausbaufähigen Auftritte in der Fremde mit mehr Punkten als zuletzt zu garnieren. Den Auftakt macht am Mittwochabend das Nachholspiel bei Rot-Weiss Ahlen. Da am kommenden Wochenende das prestigeträchtige Derby in Oberhausen anstehenden wird, werden die Gedanken einiger Fans möglicherweise schon ein wenig am Kanal verweilen. Dennoch gilt, wer den Ahlener nicht ehrt, ist des Oberhauseners nicht wert, denn Essen wird nicht die Punkte im Click & Collect Verfahren vorbestellen und einfahren können, sondern muss Arbeit in Ahlen und den anvisierten Auswärtssieg investieren.
Überhaupt ist angesagt, in den Spielen gegen die vermeintlich Kleinen als großer Favorit die Konzentration hoch zu halten, was nicht immer leicht fällt. Davon kann auch Rot-Weiss Essens härtester Titelkonkurrent aus Dortmund ein Liedchen singen. Bei seinem kürzlichen Gastspiel an der Hafenstraße wirkte der Tabellenführer fast wie auf Droge, lieferte RWE ein Spiel auf höchster Intensitätsstufe auf und neben dem Platz. Der BVB war dabei häufig gar so aggressiv, dass man eher glauben durfte, Borussia Dirtmund zu Gast zu haben. Wenige Tage zuvor jedoch ließen die Schwarz-Gelben ausgerechnet in Ahlen den Sieg liegen und erreichten beim Tabellenschlusslicht nur ein 1:1, sodass sich Essens gleichzeitige Niederlage in Münster ein bisschen weniger fatal auswirkte. Die Moral von der Geschicht, unterschätze auch Ahlen nicht!
Das wird Rot-Weiss Essen aller Voraussicht nach auch nicht tun und die Dienstreise nach Westfalen mit der notwendigen Seriosität angehen. Gegen keine der aktuell in der Tabelle untenstehenden acht Truppen ab Platz 14 hat Essen bislang Federn lassen müssen. Wiederum bemühen wir den Vergleich zum BVB II, der gleich gegen drei dieser Mannschaften schon Punkte gelassen hat. Eine Selbstverständlichkeit ist der Sieg beim Rot-Weissen Namensvetter jedoch sicherlich nicht. Die Gastgeber werden trotz insgesamt geringer Chancen auf den Klassenerhalt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alles reinwerfen, um dem Favoriten aus dem Revier ein Bein zu stellen. Das hätten sie um ein Haar bereits im Hinspiel. Gleich zweimal ging das rotzfrech aufspielende Ahlen an der Hafenstraße in Führung und trieb Christian Neidhart einige Schweißperlen auf die Stirn. Nach zwei Remis zum Saisonauftakt war RWE noch nicht wirklich gefestigt und an diesem Abend verwundbar, drehte die Partie jedoch am Ende. Das hart erarbeitete 3:2 war der erste Essener Saisonsieg, dem dann aber sehr viele folgen sollten.
Nun sind die Rollen im Rückspiel noch klarer verteilt, denn beide Mannschaften stehen nun tabellarisch dort, wo sie auch zu verorten waren. Essen weit oben, Ahlen ganz unten. Ob RWA ähnlich mutig wie im Hinspiel agieren oder eher Beton anrühren wird, wird sich beim Anstoß im Wersestadion zeigen. Auf der Bank der Gastgeber sitzt dann der ehemalige RWE-Spieler Andreas Zimmermann, der im Laufe der Saison Björn Mehnert beerbte. Zimmermanns Kollege Christian Neidhart wird beim Unterfangen, im vierten Anlauf endlich den ersten Auswärtssieg im Jahre 2021 einzufahren, umbauen müssen. Seit einigen Wochen bangte Essen bereits um Daniel Heber, nun handelte sich die Abwehrsäule beim Sieg über Gladbach II die fünfte Gelbe Karte ein, die eine Sperre nach sich zieht. Neidhart ließ bereits durchblicken, dass der als Backup geholte Felix Weber den Platz an der Seite von Alex Hahn einnehmen wird.
Essens Defensive wird dann ein besonderes Auge auf Gianluca Marzullo werfen müssen, denn der aus Wuppertal zurückgekehrte klassische Stürmertyp ist sehr erfahren und weiß durchaus, wo das gegnerische Tor steht. Weber kann dann gegen Marzullo und Co seine Qualitäten endlich mal wieder von Anfang an unter Beweis stellen. Zuletzt und gar zum einzigen Mal stand der Urbayer im November beim 4:0 Erfolg in Homberg in der Startformation und kommt bislang lediglich auf vier Spiele für RWE, dabei wurde er dreimal eingewechselt. Für einen Spieler, der auch schon Kapitän seines langjährigen Klubs 1860 München gewesen ist, eine persönlich wohl eher enttäuschende Bilanz. Die Personalie Weber zeigt aber auch, Essens Kader ist in der Spitze und in der Breite stark, weiterhin eine Trumpfkarte im beinharten Ligaalltag.
Wird Neidhart neben der notwendigen Rotation auch zusätzlich tätig werden? Da wie eingangs erwähnt bereits am Samstag darauf der harte Gang nach Oberhausen anstehen wird, kommt es nicht unwahrscheinlich zu weiteren Veränderungen, um kräfteschonend zu verfahren ohne die notwendige Durchschlagskraft einzubüßen. Beim 4:0 Erfolg über Gladbach II war es jedenfalls beruhigend zu sehen, dass RWE trotz kurzer Regenerationszeit nach dem ausgesprochen intensiven Match gegen den BVB mit längerer Spieldauer immer klarer Herr im Hause war. Essen baute nicht ab, wohl aber die Jungfohlen, die kein Spiel unter der Woche in den Beinen hatten. Bei RWE wird mittlerweile auf allen Ebenen professionell gearbeitet und ein sehr wichtiger Ratgeber für Chefcoach Christian Neidhart ist offensichtlich Athletik-und Fitnesstrainer Sven Linnemann. Trotz hoher Belastungen hat RWE kaum Verletzte und versteht es, die Kräfte zu dosieren.
Jedoch fällt Sandro Plechaty weiterhin aus und wird wahrscheinlich erneut von Kapitän Marco Kehl-Gomez als Rechtsverteidiger vertreten. Gelänge das wie zuletzt, wird sich niemand beschweren. Die Schweizer Pferdelunge zeichnete sich gegen Gladbach als Doppeltorschütze und Vorlagengeber aus. Gerne mehr davon. Gerne auch mehr von Essens stark verbesserten Standards, die in jüngerer Vergangenheit zu vier Toren führten, auch ein Mittel um den zu erwartenden Beton an der Werse zu knacken. Das soll auch das rot-weisse Flügelspiel leisten. Besonders auf den Außenbahnen rotiert RWE häufiger und greift wechselweise auf Oguzhan Kefkir, Joshua Endres, Isaiah Young und Winterneuzugang Steven Lewerenz zurück. Lewerenz scheint seine Fitness stetig zu verbessern und zeigte nach seiner Einwechslung gegen die Fohlen sehr viel Spiel- und Abschlussfreude, auch wenn ihm ein Treffer noch versagt blieb. Isaiah Young hingegen, so sieht es auch sein Trainer, fällt immer noch zu häufig die falschen Entscheidungen, offenbart aber auf dem Feld immer viel Herzblut und Wagemut. Young zeigt sich und versteckt sich nicht, irgendwann wird der US-Boy sich dafür auch einmal belohnen.
Sehr häufig belohnt sich in aller Regel auch Simon Engelmann, auch wenn der beste Goalgetter der Liga in den sieben Partien nach der Winterpause erst dreimal getroffen hat. Wenn es dann andere tun wie am letzten Samstag, ist das umso besser, jedoch wird Engel wie das gesamte RWE-Team in Westfalen auf eine Verbesserung seiner Rückrundenbilanz aus sein. Denn kaum zu glauben aber wahr, die Essener müssen in Ahlen endlich mal den Bock umstoßen und auswärts treffen, was sie bei drei Auftritten in diesem Kalenderjahr noch nicht schafften. Gelingt das entsprechend, wird RWE den Druck auf die Mannen vom Borsigplatz aufrechterhalten können, die im kurzfristig auf 17 Uhr am gleichen Tag stattfindenden Spiel eine ähnliche Aufgabe zu lösen haben wie unsere Rot-Weissen und bei den ebenfalls stark abstiegsbedrohten Bonnern im dortigen Sportpark Nord den Kampf mit dem „Kleinem“ aufnehmen müssen.
Das Unterfangen Auswärtssieg in Ahlen wird bei den bekannten Streaming Portalen gegen einen entsprechenden Obolus für den RWE-Anhang zu sehen sein. Dieser war nach der mäßigen Punktausbeute der letzten Wochen in Teilen sofort wieder in den Mecker- und Unzufriedenheitsmodus verfallen. Das geht nicht gänzlich spurlos an der Mannschaft vorbei, die gegen Gladbach sichtlich zunächst um Sicherheit bemüht war, bis sie in Hälfte zwei die Gäste dann jedoch immer weiter zurückdrängte und nach dem erlösenden Doppelschlag zum 2:0 auch wieder fußballerisch deutlich mehr zeigte. So waren wieder alle versöhnlich gestimmt. Für die nun folgenden Wochen und Spiele bis zum Saisonfinale gilt, die Herausforderungen gemeinsam annehmen, an RWE und das Erreichen des großen Ziels glauben! Es wird sich am Ende auszahlen!
NUR DER RWE!
Sven Meyering