Man sieht sich immer zweimal im Leben
Die ganze Fußballwelt kennt Kevin Grund, auch wenn vor allen Dingen RWE-Fans ihn namentlich zuordnen können. Am 1. September 2012 traten Kerim Avci und Markus Heppke aus aussichtsreicher Position zum Freistoß an und liefen ineinander. Fans und die Kicker von Düsseldorf II dachten in dem Moment, dass sich die Mittelfeldspieler peinlich verschätzt haben, als ein Spieler die Unachtsamkeit nutzte und den Ball an den perplexen Spielern vorbei ins Tor schoss. Mittlerweile wurde dieses Video 15 Millionen-fach von Fußballfans aus der ganzen Welt angeklickt. Der Torschütze, der vor fast neun Jahren zu sehen war, hieß Kevin Grund.
An diesem Beispiel zeigt sich viel, was den Spieler Kevin Grund auszeichnet. Bis zum 30. Juni ist er weiterhin noch Spieler von Rot-Weiss Essen, was seine Vereinstreue unterstreicht. Der Freistoß war trotz der geringen Gegenwehr technisch perfekt getreten und die starke Technik zeichnete den Spieler in zehn Jahren RWE aus.
Kevin Grund war nie der Lautsprecher im Team, sprang nicht als erster auf den Zaun oder stritt nach schlechten Spielen mit den Fans. Doch spielte er sich vielleicht nicht trotz, sondern wegen seiner bedächtigen Art in die Herzen vieler Fans, die ihn als Gesicht von Rot-Weiss Essen vermissen werden.
Lieber Kevin Grund, jeder sieht, wie sehr Du den Fußball liebst und ich wünsche dir, dass du noch viele Jahre auf dem Rasen stehen kannst. Als Zuschauer freuen wir uns auf deine Besuche und wer weiß, ob es nicht ein Comeback für Dich in anderer Funktion bei Rot-Weiss Essen gibt, denn man sieht sich immer zweimal im Leben.
Hendrik Stürznickel
Lieber Kevin Grund,
über diverse Saisons hinweg warst du in meinen Augen immer der technisch beschlagenste Kicker, den der RWE-Kader zu bieten hatte. Deswegen hättest du neben deiner Stammposition auf der linken Abwehrseite auch locker auf der Zehn bei uns spielen können. Erst in den letzten beiden Spielzeiten kamen Leute dazu, die das Leder ebenso gut streicheln können wie du. Alleine deswegen ist es herausragend, dass du uns in all den Jahren immer die Treue gehalten hast, denn sicherlich hast du auch öfters die Begehrlichkeiten anderer Vereine geweckt, aber bist immer bis zu diesem Tag ein Roter geblieben.
Du bist in Oberhausen geboren, hast auch in Duisburg gespielt, aber bei Rot-Weiss Essen bist du schließlich heimisch geworden. Du hast RWE auch immer als familiären Verein begriffen. Das stellte sich auch einem Abend im Herbst 2013 auf der Tribüne des Jahnstadions in Wiedenbrück heraus. Rechts von mir saß eine Frau mit einem kleinem Jungen, der die ganze Zeit begeistert mitging. Als du kurz vor Schluss das 3:1 für unsere Farben markiert hast, rief der Junge lauthals, „Papa, hat ein Tor gemacht!“ Das stellte dann auch meinen linken Sitznachbarn ruhig, der sich zuvor darüber echauffiert hatte, dass du heute eine schöne Schei.. spielen würdest, was natürlich objektiv gesehen nicht gestimmt hat. 😉
Du bist ein Kind des Ruhrgebietes, deine Bodenständigkeit und ruhige Bescheidenheit werden mir neben deiner fußballerischen Performance immer in sehr guter Erinnerung bleiben. So wie auch allen anderen RWE-Fans. Wie sehr du das Gesicht von Rot-Weiss Essen in den letzten Jahren repräsentiert hast zeigt auch, dass du im Auftrag von Marcus Uhlig vor einigen Jahren telefonisch ehemalige Dauerkartenbesitzer kontaktiert hast, um diese zu bewegen, wieder ein Saisonticket bei RWE zu erwerben. Wahrscheinlich wusste unser Vorsitzender damals sehr genau, dass er keinen x-beliebigen RWE-Spieler an diese Aufgabe heran lassen durfte, sondern nur einen, der sehr viel Renommee und Sympathie bei den damals noch leidgeprüfteren Anhängern genoß.Ich wünsche dir gemeinsam mit Platzo sehr viel Erfolg bei deinen kommenden Aufgaben in Bocholt. Auch du wirst immer ein Rot-Weisser Essener bleiben!
Sven Meyering
Jeder RWE-Fan dürfte sich auf einer Auswärtsfahrt schon mal mit seinen Mitfahrern darin duelliert haben, sich möglichst viele Namen längst vergessener RWE-Spieler an den Kopf zu werfen. Siegmar Bieber, Benjamin Baltes, Joachim Osvold und wie sie alle heißen. Die Liste ist lang. Dein Name wird in diesen Runden ganz sicher kein Thema sein, Kevin Grund, was in Essen beinahe als Ritterschlag gewertet werden kann.
Deine Hinterlassenschaft ist aber selbstverständlich viel mehr als das:
26 Tore und 95 Vorlagen in 326 Spielen für Rot-Weiss Essen. Davon 276 Meisterschaftsspiele und damit exakt so viele wie Meistertorwart Fritz Herkenrath. Das ist definitiv ein Ritterschlag! Ein ganzes Jahrzehnt im Dienste der berühmt-berüchtigten Hafenstraße. Die Zahlen sprechen für sich!
Ich kann mich noch gut an unsere erste Begegnung erinnern. Ich hatte dich seinerzeit für ein Jugendmagazin interviewt. Lange her. So lange, dass wir uns noch in den Räumlichkeiten des Georg-Melches-Stadions getroffen haben. Wir waren beide Anfang 20 und ziemlich wortkarg. Knapp zehn Jahre später bist du derjenige, der mit dem Halbzeitpfiff in Wegberg-Beeck – bei deinem letzten Einsatz für RWE – die konspirativ mitgereisten Essener pusht und animiert, nochmal alles zu geben. Wir standen schließlich mit einem Bein in der dritten Liga.
In deinem zehnten Jahr im rot-weissen Dress durften wir also endlich bis zum Saisonende auf den Aufstieg hoffen. Was wäre da für ein Beben durch die Stadt gegangen? Was wäre das für eine Krönung deiner Karriere gewesen? Die Hausaufgaben wurden gemacht, am Ende hat es aber trotzdem nicht für den ersten Platz in der Regionalliga West gereicht. Mit 90 Punkten. Einfach brutal. Wie es in Essen eben so läuft.
Einen Titel wird man dir aber nie nehmen können: Du wirst immer der letzte aktive RWE-Spieler sein, der im altehrwürdigen Georg-Melches-Stadion auflaufen durfte. Legendär.
Bis bald an der Hafenstraße,
Basti Hattermann