Vorbericht
Revanche zum Heimauftakt
Auch der SV Straelen erhielt im Schlussspurt der Vorsaison von uns die Möglichkeit, für mögliche Schützenhilfe im Aufstiegsrennen leckeres Stauder und Grillgut geliefert zu bekommen – statt aber der Zweitvertretung des BVB in die Aufstiegssuppe zu spucken, schoss die Truppe von der holländischen Grenze ein paar Tage zuvor unseren RWE im Niederrheinpokal-Halbfinale im Elfmeterschießen aus dem Wettbewerb und verlor anschließend in der Liga gegen die AG-Reserve. Das Pokalfinale gegen den WSV verlor Straelen und stand am Ende der Saison ohne Pokal, ohne Stauder und ohne Bratwürstchen da.
Drei Monate nach dem bitteren Pokalaus erhält RWE nun in der Liga die Chance, sich zu revanchieren und erstmals seit anderthalb Jahren werden sich dabei wieder mehr als 5.000 Zuschauer an der Hafenstraße einfinden. Ohne Corona-Restriktionen wäre die Kulisse angesichts der perfekten Mischung aus Freitag, Flutlicht und Heimauftakt sicherlich fünfstellig, zumal beim 3:0-Auftaktsieg in Bonn überaus überzeugend drei Punkte eingefahren werden konnten. Der Bonner SC konnte sich bei seinem Torwart und dem Linienrichter bedanken, dass am Ende nur drei Gegentreffer auf der Anzeigetafel standen – nur BSC-Trainer Björn Joppe hatte in seinem Paralleluniversum einen anderen Spielverlauf wahrgenommen.
Lediglich hinter Kevin Holzweiler steht noch ein Fragezeichen, sonst spricht viel dafür, dass Christian Neidhart gegen Straelen die Startelf vom Auftaktsieg erneut ins Rennen schickt, auch wenn Zlatko Janjic nach seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit in Bonn nicht nur aufgrund seines Treffers berechtigte Startelfambitionen anmelden kann. Der Neuzugang vom SC Verl deutete an, dass er das gesuchte Puzzlestück im Angriff sein kann, das die Abhängigkeit von den Treffern Simon Engelmanns reduzieren kann. Doch auch Isaiah Young spielt plötzlich mit deutlich mehr Zug zum Tor und belohnte seine überragende Leistung in Bonn direkt mit einem Treffer – zum Dank gab es Sprechchöre der mitgereisten Essener Fans.
Den Schwung aus der zweiten Halbzeit gilt es nun gegen den Tabellendreizehnten der Vorsaison mitzunehmen: Prominent verstärkt mit dem Ex-Duisburger und -Osnabrücker Kevin Wolze konnte auch der SV Straelen mit einem 3:2 über Rot-Weiss Ahlen am ersten Spieltag drei Punkte einsacken und kommt mit breiter Brust nach Essen. Die Marschroute von Christian Neidhart ist jedoch klar: Drei Punkte einfahren und das Freitagsspiel nutzen um gegenüber der Konkurrenz vorzulegen!
Dominik Gsell
Spielbericht
In Essen strahlte nur Straelen – Katastrophenstart an der Hafenstraße
Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen hat mit einer derben 1:4-Heimschlappe gegen den Underdog aus Straelen die erste Heimniederlage seit dem 01.02.2020 (damals 0:2 gegen den SV Rödinghausen) und die höchste seit September 2019 (damals ebenfalls 1:4 gegen den SC Verl) erlitten. Das ist schlichtweg ein Schock. Auch die Art und und Weise, wie Essen besiegt worden ist, stimmte bedenklich. Unsere Analyse.
Pluspunkte
Dieser Teil bleibt leider fast leer. Beim Auftritt am Freitagabend gelang RWE kaum einmal etwas. Immerhin spielte man in der ersten Hälfte noch mit der notwendigen Ruhe gegen ein sich mit variablen Ketten kurz hinter der Mittellinie aufbauendes Straelen, das Essen keine Räume gab. RWE kombinierte, ohne in die Tiefe zu kommen, gönnte den Gästen noch keine gefährlichen Konter. Chancen entstammten jedoch eher Zufallsprodukten, eine gute Gelgenheit nach Vorarbeit von Young vergab Janjic. Als Kevin Wolze verletzungsbedingt schon vor dem Pausentee bei Straelen das Feld verlassen musste, schien Essens Aufgabe durch den Ausfall dieses Schlüsselspielers einfacher zu werden. Es sollte anders, ganz anders kommen. Einziger Essener Höhepunkt der zweiten Hälfte war Plechatys schöner Treffer nach gutem Seitenwechsel von Dürholtz. Ansonsten jubelten nur die Gäste.
Die Knackpunkte
Wo fängt man da an? Vielleicht zunächst mit dem Ausfall von Holzweiler, der als kleiner wendiger Spieler zwischen Straelens kompakten Abwehrketten der Spieler gewesen wäre, der Impulse hätte setzen können. So versuchte Essen es mit der Doppelspitze Engelmann/Janjic. So gut aufgehoben bei ihren Gegenspielern wie gestern waren die beiden eigentlichen Vollblutstürmer wohl selten. Das war dem Umstand geschuldet, dass der SVS die rot-weissen Außen fast völlig aus dem Spiel nahm, RWE gelangen jedoch auch kaum erfolgreiche Läufe in die Tiefe. Dürholtz mühte sich im Mittelfeldzentrum, konnte jedoch bis auf die Vorlage zum zwischenzeitlichen Hoffnungstor von Plechaty keine Impulse setzen. Größter Knackpunkt war die größte Stärke der letzten Saison, die gestern völlig verloren ging.
RWE wurde in der zweiten Hälfte ausgekontert wie eine Schülermannschaft, es gingen jeweils Ballverluste im Spielaufbau voraus, Essen gelang es danach nicht, die geschickt angreifenden Gäste zu stoppen. Straelen erzielte so fast zwei deckungsgleiche Tore durch Cagatay Kader, der beim ersten Mal von einer starken Vorarbeit von Kevin Lunga profitierte, der Isi Young düpierte, und dann bei seinem Drehschuss selbst von Daniel Heber nicht zu bremsen war. Beim zweiten Gegentreffer wurden Schnelligkeitsdefizite von Yannick Langesberg deutlich, der den in die Gasse geschickten Kader nicht stellen konnte. Bei Langesberg betonten die RWE-Verantwortlichern eigentlich immer, dass er mehr Tempo in Essens Defensive bringen könne. Gestern nicht.
Kurze Zeit schnupperte RWE an der Wende, dann zeigte der Schiedsrichter nach einem Einsteigen von Felix Herzenbruch gegen seinen durchgebrochenen Gegenspieler im Strafraum auf den Elferpunkt. Vertretbar und wiederum hatte der SVS mehr Tempo drauf als RWE und einfach zu viel Raum. Kader blieb eiskalt und machte seinen dritten Treffer. Danach fiel den Rot-Weissen im Grunde nichts mehr ein, kurz vor Schluss durfte Timo Mehlich unbehelligt mit der Kugel durch das Mittelfeld spazieren und von der Strafraumgrenze Essen die nächste Bude einschenken. Schlimm, die Essener „Rückwärtsbewegung“.
Fazit
Es gibt nichts zu beschönigen, das war ein katastrophal schlechter Auftritt der Neidhart-Elf. Spielte RWE im Vorjahr geduldig und dennoch nach hinten abgesichert nach vorne, war RWE gestern in der zweiten Hälfte vogelwild. Andere Trainer werden gesehen haben, wie leicht man Essen gestern den Zahn ziehen konnte. Der SV Straelen gewann auch in der Höhe verdient, weil er brillant die Räume verengte und aus dem Lehrbuch konterte. Und das bei der Fanrückkehr an die Hafenstraße. Die gestern anwesenden 7.500 Zuschauer bekundeten lauthals ihren Unmut über die Vorstellung ihrer Mannschaft, gaben dieser aber auch mit „Auswärtssieg“-Rufen den Auftrag zur Wiedergutmachung für das Derby in Wuppertal mit. Dieses steigt bereits am kommenden Mittwoch. RWE wird mit großer Anspannung und Druck im Tal vorstellig werden. Was bei einer Niederlage los sein wird, darüber möchten wir noch nicht nachdenken.
NUR DER RWE!
Sven Meyering