Vorbericht
In Lippstadt keine Lässigkeiten zulassen!
Regionalliga-West-Spitzenreiter Rot-Weiss Essen gastiert am Samstag im beschaulichen Teil des Kreises Soest beim SV Lippstadt. Nach den emotionalen Auftritten in Münster und gegen den Nachbarn aus Gelsenkirchen läuft RWE daher womöglich Gefahr, die Konzentration auf den kleiner erscheinenden SVL zu vernachlässigen. Das wäre ein großer Fehler. Und einer, der RWE unter der Führung des akribischen Cheftrainers Christian Neidhart sicherlich nicht passieren wird. Der Fußball-Lehrer und sein Team werden drei Punkte zur Festigung des Spitzenplatzes anpeilen. Als Aufgalopp gab es ein Match im Niederrheinpokal.
Intermezzo Niederrhein-Pokal
Auch diese Woche ist im Grunde eine englische für RWE, jedoch lag die sportliche Hürde im Niederrhein-Pokal bei Bezirksligist Fortuna Bottrop nicht ganz so hoch für die Bergeborbecker. Die Qualifikation für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals wird dennoch angestrebt in Essen. So ging man die Aufgabe beim krassen Außenseiter seriös an, was sich auch in der Aufstellung bemerkbar machte. Natürlich begannen die in der Meisterschaft zuletzt wenig berücksichtigten Sascha Voelcke, Felix Heim und Yannick Langesberg und Jakob Golz stand zwischen den Pfosten. Aber auch Startformationsspieler wie Rios Alonso, Cedric Harenbrock und Kevin Holzweiler starteten, ergänzt durch ebenfalls prominente RWE-Kicker wie Felix Herzenbruch, Erolind Krasniqi, der im Pokal trotz Ligarot offiziell ran durfte, Oguzhan Kefkir und Zlatko Janjic.
Auch in Bottrop betrieb RWE zunächst Chancenwucher, bis Kevin Holzweiler nach einer knappen halben Stunde den Bann brach. Bis zur Pause trafen noch Oguzhan Kefkir und Zlatko Janjic, sodass der Drops erwartungsgemäß bereits gelutscht war. So konnte Christian Neidhart weitere Stammkräfte schonen und brachte Giuliano Zimmerling für Cedric Harenbrock, Oguzcan Büyükarslan für Holzweiler und Mustafa Kourouma für Rios Alonso. Das U19-Trio feierte somit seine RWE-Pflichtspielpremiere. In Hälfte Zwei schnürte Zlatko Janjic einen Doppelpack zum 4:0 und wurde zur Belohnung und Schonung durch Simon Engelmann ersetzt. Ligasünder Erolind Krasniqi schoss sich dann mit einem schönen Treffer zum 5:0 den Frust etwas von der Seele. Im Anschluss durfte auch Simon Engelmann etwas für sein hoffentlich wiederkehrendes Selbstvertrauen vor des Gegners Tor tun und auf Vorlage von Kourouma das halbe Dutzend vollmachen. Damit endete das, ohne despektierlich klingen zu wollen, Essener Trainingsspiel unter Wettkampfbedingungen.
Auch der SV Lippstadt konnte im Westfalenpokal am Mittwoch gegen den Landesligisten TuS Langerholthausen „testen“. Dabei tat sich der Regionalligist unerwartet schwer. Bis eine Viertelstunde vor Schluss hielt der Underdog ein 2:2, dann sicherte Mittelstürmer Marvin Mika dem Favoriten mit einem lupenreinen Hattrick die nächste Runde und der SVL machte anschließend noch das halbe Dutzend voll. Das klingt klarer als es gewesen ist. Die Favoritenrolle liegt den Lippstädtern also nur bedingt. Aber die haben sie am Samstag ohnehin nicht inne.
Die rot-weisse Personallage und die taktischen Optionen
Nach wie vor gibt es leider nichts Neues in der Causa Michel Niemeyer. David Sauerland befindet sich hingegen zumindest wieder im Mannschaftstraining, wird nach der langen Ausfallzeit aber sicherlich noch keine Kaderoption darstellen. Garantiert fehlen wird zudem Erolind Krasniqi. Die Rote Karte, die sich Essens Nummer 17 im Derby gegen Gelsenkirchens Zwote eingehandelt hat, verurteilt den Spielgestalter zu einer Zwangspause von zwei Ligaspielen. Der WDFV erkannte immerhin an, dass es kein übles Foul, sondern eher ein übereifriger Einsatz gewesen ist. Ansonsten hätte Krasniqi auch noch mehr aufgebrummt werden können. Dennoch ist die Sperre für ihn schade, denn der 21- Jährige befand sich auf einem sehr guten Weg und fehlt RWE nun zunächst als Option. Da scheint der Weg frei für Cedric Harenbrock, der sich zumeist mit Krasniqi auf dem Feld abwechselte.
Da ein gemeinsamer Einsatz wie in der Schlussphase in Münster ausgeschlossen ist, könnte Cedi höchstens von Oguzhan Kefkir aus der Startelf verdrängt werden. Ötzi wirkte nach seiner Einwechslung gegen den Nachbarn sehr agil, wie Essens Joker überhaupt gut in die Partien kommen und Akzente setzen können. Von Beginn an gesetzt bei RWE sind Keeper Daniel Davari, der Innenblock mit Daniel Heber und Rios Alonso, Daniel Plechaty auf der Rechtsverteidigerposition und jetzt offenbar auch Felix Bastians auf der Gegenseite. An Leader Dennis Grote führt im Mittelfeld kein Weg vorbei, Luca Dürholtz ist der weitere dort etablierte Baustein. Das ist im Grunde auch Kevin Holzweiler auf der rechten Offensivseite und erst recht Isi Young auf dem linken Flügel. Während Isi mit hohem Tempo sowohl zur Außenlinie durchziehen als auch vor dem Sechzehner ins Zentrum abbiegen kann, hat der dribbelstarke Holz eher eine Vorliebe in die Mitte zu gehen und mit Links abzuschließen. Da er beidfüßig ist, sind aber auch andere Varianten möglich. Jedenfalls hat RWE hier eine durchschlagskräftige Flügelzange gefunden.
Wer besetzt die Sturmmitte? Die Antwort darauf war eigentlich stets Simon Engelmann. Auch wenn Engel im Abschluss einen kleinen Durchhänger hat, legt er auch zunehmend die Bälle für seine Mitspieler auf. So auch gegen Gelsenkirchen, auch wenn nach Engelmanns kluger Vorarbeit ein Treffer von Kevin Holzweiler wohl zu Unrecht keine Anerkennung gefunden hatte. Bleibt Christian Neidhart bei dieser Entscheidung, so wird Zlatko Janjic erneut auf der Bank Platz nehmen müssen. Auch bei ihm wartet der RWE-Anhang noch auf den großen Tordurchbruch. Platzen die Knoten bei den beiden Ausnahmeangreifern, wird Essens Anhang noch viel Freude bereitet werden. Bis es so weit ist, müssen auch weiterhin andere in die Bresche springen, was bislang bei 10 verschiedenen Essener Torschützen in 7 Partien gut gelungen ist.
Der Gegner SV Lippstadt (7. Platz/ 8 Spiele/ 13 Punkte/ 4 Siege/ 1 Remis/ 3 Niederlagen/ 12:13 Tore)
Bislang ist Rot-Weiss Essen viermal in seiner Vereinsgeschichte beim SV Lippstadt angetreten und verließ viermal als Sieger das Feld. Die älteste Planstadt Westfalens, 1185 aus der Taufe gehoben, gehört somit zu den beliebtesten Reisezielen unserer Rot-Weissen. Das sollte allerdings nicht zu Hochmut verleiten. Der SVL ist in dieser Saison sehr gut unterwegs und darf eher nach oben schauen, als er es nach unten tun muss. Gab es in den letzten Jahren meistens Abstiegskampf an der Lippe, hat sich das Team unter Trainer Felix Bechtold, der im dritten Jahr das Zepter als Cheftrainer schwingen darf, weiterentwickelt. Wer Spiele der Lippstädter gegen RWE kennt weiß, dass diese Mannschaft sich keineswegs versteckt und meistens erfrischend mitspielt, anstatt ihr eigenes Tor zu verriegeln und auf Zeit zu spielen, wie es viele Gegner taten, die sich zuvor als ambitionierter ausgaben. Dafür gebührt den Gastgebern Respekt, deren bisherige Auftritte gegen RWE hohen Unterhaltungswert hatten.
Für diese mutige Philosophie spricht auch, dass die Lippstädter in dieser Saison nur einmal Unentschieden gespielt haben und alle anderen sieben Partien einen Sieger gefunden haben. Linksaußen Paolo Maiella ist mit drei Treffern der bislang erfolgreichste Schütze beim SVL. Diese Quote hat immerhin bislang noch kein RWE-Spieler. Platz 2 belegt Routinier und Mittelstürmer Viktor Maier, der in diesem Jahr zweimal traf und insgesamt bereits 45 Treffer in der Regionalliga West vorzuweisen hat. Auch Innenverteidiger Finn Heiserholt hat zwei Tore erzielt. Unterstützt wird Heiserholt in der Zentrale von Fabian Lübbers, einer von drei Akteuren, die der SVL von der Reserve der Gelsenkirchener holte. Die Defensive ist jedoch weiterhin nicht das Prunkstück der Lippstädter, die gut 1,6 Gegentreffer pro Partie schlucken muss, die Kehrseite der Medaille einer offensiven Spielweise. Ob RWE Leihgabe Felix Schlüsselburg, zuletzt beim 1:1 in Ahlen der zentrale Spieler in einer Dreierkette, dort Abhilfe schaffen kann, wollen wir gerade gegen unsere Rot-Weissen nicht hoffen. Die Leihe scheint für Schlüsselburg und somit auch für RWE jedoch fruchtbar zu sein. Bislang durfte der 20-Jährige in 6 der 8 Partien mitwirken, dreimal in der Startelf. Diese Einsatzzeiten wären bei RWE vorerst utopisch.
Das Ziel für RWE in Lippstadt ist klar, drei Punkte sollen es sein. Christian Neidhart würde es vermutlich begrüßen, wenn sein Trainerkollege Felix Bechtold sich gegen RWE treu bleiben und mit seinem Team auch etwas nach vorne riskieren würde. Das ist die Spielweise, die Essen Räume für sein Spiel gäbe und vor allem die schnellen Außenspieler zur Geltung kommen lassen könnte. Vielleicht lässt Bechtold aber auch das überraschende System der Gelsenkirchener Zweitvertretung kopieren, die RWE eine Halbzeit lang mit Manndeckung auf dem ganzen Feld überraschte und Probleme bereitete. Die Essener müssen jedoch jede gegnerische Taktik so nehmen, wie sie kommt. Mittlerweile hat sich Essens Abwehrverband gefunden, zumindest im vertrauten System. Mit seinen schnellen Innenverteidigern Daniel Heber und Rios Alonso kann sich RWE relativ weit nach vorne schieben, um dem Gegner Stress zu bereiten. Defensive Stabilität und offensive Geduld und Ausdauer könnten der Schlüssel zum Erfolg sein.
RWE wird auch in Lippstadt nicht ohne seinen treuen Anhang sein. Allerdings dürfen auf Grund eines Urteils des Oberverwaltungsgerichtes derzeit generell nur 800 Zuschauer die Stadiontore der Liebelt-Arena passieren. Der Verein muss nachbessern und eine Lärmschutzwand installieren. Für die Anwohner erscheint es ansonsten unzumutbar, dass es alle zwei Wochen für etwa 2 Stunden mal etwas lauter wird. Da erscheint es schon großzügig, dass immerhin 204 Karten direkt nach Essen für Auswärtsfahrer gingen, das entspricht immerhin 25,5 % der Gesamt-Tickets. Rot-Weiss gestattete, sicherlich auch aus den Erfahrungen des Münster-Spiels heraus, nur Mitgliedern und Dauerkarteninhabern, sich online für eine dieser begehrten Karten zu bewerben. Zudem werden sich analog des Vorjahres, Essen spielte fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor ebenfalls beim SVL, erneut in der Nähe ansässige RWE-Fans mit Karten in den eigentlichen Lippstädter Stehbereichen versorgen. Vor Jahresfrist kam man dort gut miteinander aus, sicherlich auch diesmal wieder.
Über den Tellerrand geschaut – die Lage in der Liga (und auch bei Rot-Weiss)
Das Topspiel der Liga steigt an der Hammer Straße, wo Preußen Münster auf den Wuppertaler SV trifft, d.h. konkret der Zweite empfängt den Dritten. Aus RWE-Sicht ist das natürlich eine prima Paarung, denn zumindest einer der beiden Kontrahenten wird Federn lassen müssen. Preußen Münster zeigte sich beim glatten 4:0 Erfolg in Straelen sehr gut von der Schlappe gegen RWE erholt, bezahlten den Sieg aber bitter mit einer schweren Verletzung von Mittelfeldlenker Dennis Daube. Der 32 Jahre alte Daube erlitt einen Kreuzbandriss, sodass er die meiste Zeit der Restsaison ausfallen wird. Alles Gute von dieser Stelle an den Spieler. Da auch Manuel Pulido noch angeschlagen ist, wird es für Münster nun ein Charaktertest.
RWO steht vor einer vermeintlich leichten Heim-Aufgabe gegen RWA und wird vor dem Derby an der Hafenstraße unbedingt punkten wollen. Das gilt auch für Fortuna Köln in Homberg, die Südstädter laufen sonst Gefahr, den Kontakt nach ganz oben etwas abreißen lassen zu müssen. Tatsächlich sollte man auch den SC Wiedenbrück nicht aus den Augen verlieren. Der Underdog aus OWL holte 13 Punkte aus nur 6 Spielen und erwartet nun den 1.FC Köln 2 zu einem Spitzentanz, allerdings erst am Dienstag der nächsten Woche. Die Spitzengruppe zeigt sich im Sinne des Sports als erfreulich eng zusammen. RWE darf somit nicht auf die Konkurrenz schielen, sondern muss mit Volldampf das Unternehmen Dreier in Lippstadt angehen.
Rückenwind erhält unser Verein dabei durch eine weitere richtungs- und zukunftsweisende Entscheidung in dieser Woche. Der auch bei höherklassigen Vereinen nicht gänzlich unbegehrte Sportdirektor Jörn Nowak band sich vorzeitig um weitere zwei Jahre bis 2025 an Rot-Weiss Essen. Das ist eine echte Hausnummer. RWE schafft verlässliche Strukturen. Nowaks Vertragsverlängerung, die im Gesamtkontext nicht vom Treuebekenntnis des Chefcoachs Christian Neidhart loszulösen ist, der im Sommer dem Werben aus Braunschweig widerstanden hat, zeigt, Rot-Weiss Essen ist ein derzeit kerngesunder Verein auf dem richtigen Weg. Vorbei sind die Zeiten, als jeder beliebige andere scheinbar besser situierte Klub den Essener wichtige Leute, sei es auf dem Feld oder aus der sportlichen Leitung, einfach wegschnappen konnte. Wir erinnern uns, auch Abwehrass Daniel Heber band sich langfristig an RWE, Schlüsselspieler Sandro Plechaty verlängerte ebenfalls. Es ist alles bereitet für eine positive Zukunft. In der Gegenwart soll ein Dreier in Lippstadt diesen Weg weiter ebnen.
NUR DER RWE!
Sven Meyering
Spielbericht
Drei Punkte für ein Scheibenschießen – RWE siegt auch in Lippstadt
Am Ende war wieder alles gut. Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen verteidigte seine Tabellenführung mit einem 2:1 Erfolg in Lippstadt. Dabei ging es nicht mehr auf die sprichwörtliche Kuhhaut, was die Essener an klaren Torchancen liegen gelassen hatte. Zum Glück blieben aber keine Punkte liegen, obwohl die Gastgeber zwischenzeitlich den Spielverlauf auf den Kopf stellen konnten. Hier folgt unsere Analyse.
Das Personal
Christian Neidhart stellte seine Mannschaft gegenüber der Partie gegen Gelsenkirchen auf einer Position um. Für Cedric Harenbrock, den viele in der Startelf erwartet hatten, lief Zlatko Janjic als zweite Spitze neben Simon Engelmann auf. Dabei ließ sich einer der beiden stets variabel ins Mittelfeld auf eine Zehnerposition zurückfallen, etwas, das den Gastgebern lange Zeit sehr große Probleme bereiten sollte, jedoch nicht fruchtbar in Tore umgemünzt werden konnte. Nach gut einer Stunde kam Sascha Voelcke für Kevin Holzweiler ins Spiel. Voelcke lief auf der linken Offensivbahn auf, dafür wechselte Isi Young kurzzeitig auf die rechte Seite, bis er nach 68 Minuten durch Cedric Harenbrock ersetzt wurde. Das geschah unmittelbar nach dem Lippstädter Ausgleich, nur eine Mitte später kam dann Oguzhan Kefkir für Zlatko Janjic ins Spiel, um neue Offensivimpulse zu setzen. Mit Voelcke war einer der Joker beteiligt am Essener Siegtreffer zum 2:1, als er sich energisch durch die Lippstädter Abwehrreihen dribbelte und Dürholtz einsetzte, dessen Zuspiel gelangte auf Umwegen zu Plechaty, der cool blieb und ins lange Eck verwandelte. In der hektischen Schlussphase opferte Neidhart mit Simon Engelmann auch seine zweite Stoßspitze, für ihn kam Felix Herzenbruch zwecks Sicherung des unnötig knappen Ergebnisses in die Partie.
Bei Lippstadt spielte RWE-Leihgabe Felix Schlüsselburg als zentraler Spieler in der Dreierkette. Schlüssel wurde zunächst ebenso durcheinandergewirbelt wie seine Mitspieler und hatte zudem Glück, dass eine elfmeterreife Einlage gegen Isi Young ungeahndet blieb. In der zweiten Hälfte wurde deutlich, dass der Youngster ein gutes Auge im Spielaufbau hat und das Leder präzise auch über weitere Distanzen verteilen kann. Da waren durchaus gute Ansätze erkennbar.
Die Pluspunkte
RWE holte sich den 6 Ligasieg in Folge und stellte damit die bislang unter Christian Neidhart in der Rückrunde der Vorsaison erzielte Bestmarke vorerst ein. Die erste Halbzeit war über weite Strecken eine fußballerische Machtdemonstration des Teams von der Hafenstraße. Nach zehn Anfangsminuten, in denen der Gastgeber mithalten konnte, spielte RWE den SVL bis zum Pausenpfiff an die Wand und streckenweise einen Knoten in die Beine. Die Lippstädter befanden sich im fortwährenden Überforderungszustand und stetig auf der Suche nach dem Ball und einem Zugriff auf RWE, das nach Belieben kombinierte, besonders gerne jedoch über die linke Außenbahn und Isi Young, der kaum zu halten war.
Viermal fand die Kugel den Weg ins Tor der Gastgeber, nur einmal fand einer dieser Treffer die Anerkennung des Schiedsrichtergespanns, ein Kopfball von Rios Alonso nach 39 Zeigerumdrehungen. Vorangegangen war eine präzise Ecke von Dürholtz. Christopher Balkenhoff im Tor verhinderte zuvor und danach eine höhere Gästeführung, manchmal verhinderte RWE diese jedoch auch selber. Im zweiten Spielabschnitt war der größte Pluspunkt, dass die Rot-Weissen den Ausgleich nach gut einer Stunde schluckten und die Nerven behielten. Das bereits dritte Saisontor von Sandro Plechaty bewies, RWE ist zum Glück nicht auf seine derzeit glücklosen Angreifer angewiesen, um drei Punkte sicherzustellen. In der Schlussphase zeigte Daniel Davari, dass er nicht wegen Beschäftigungslosigkeit eingeschlafen war und wehrte zunächst einen gefährlichen Schlenzer von Maiella ab und entschärfte dann einen tückischen Aufsetzer von Heiserholt mit Anleihen aus dem Volleyball. Diva war machtlos beim Ausgleich und dann da, als er gebraucht wurde.
Die Knackpunkte
In dieser Kategorie könnten man Woche für Woche mit der copy and paste-Funktion arbeiten. Mal wieder müssen wir die Chancenverwertung ansprechen. Zeitweilig dominierte RWE die Gastgeber, als sei es ein Spiel gegen eine deutlich klassentiefere Mannschaft im Verbandspokal, doch war das im Ergebnis nahezu nicht erkennbar. Sicherlich hielt Balkenhoff im Lippstädter Tor gut, aber häufig war er eigentlich bereits geschlagen und wurde dann unkonzentriert angeschossen oder die Kugel am gähnend offenen Tor vorbei oder darüber geschossen. RWE hatte Gelegenheiten für eine zweistellige Anzahl von Treffern.
Dass diese nicht fielen, setzte Kräfte bei den Gastgebern frei, die in der zweiten Hälfte immer mutiger wurden. Beim Ausgleich entwischte Maiella dem kurzzeitig unkonzentriert wirkenden Alonso. Auch nach der erneuten RWE-Führung hätte Lippstadt zurückschlagen können. Auffällig, Essens rechte Abwehrseite bestand in erster Linie aus Sandro Plechaty. Sowohl Kevin Holzweiler als auch kurzzeitig Isi Young standen sehr hoch, sodass ein Unterzahlspiel riskiert wurde. Das war wohl durchaus gewollt, um die schnellen Essener Außenstürmer mit Räumen zu versorgen, aufgrund der angesprochenen schlechten Chancenverwertung stellte es jedoch ebenfalls eine Risikovariante dar. Überhaupt schienen der RWE-Mannschaft am Ende die Beine etwas schwer zu werden, weil der Kopf zum Grübeln verleitete. Lippstadts letzte nennenswerte Ausgleichschance war ein Schuss von der Strafraumgrenze nach einer unkonzentriert verteidigten Ecke, die RWE vor den eigenen 16er abwehrte. Das lange Zittern war an Unnötigkeit nicht zu überbieten und kostet ebenso unnötige Kraft, da die Partie nicht ökonomisch heruntergespielt werden konnte.
Die Aufreger und Schmunzler
Schiedsrichter Niklas Dardenne und sein Gespann hatten mit der guten und von beiden Mannschaften fair geführten Partie eigentlich keine Probleme. Dennoch kam es in der ersten Halbzeit zum Kuriosum von gleich drei wegen Abseits nicht anerkannten RWE-Toren. Waren die ersten beiden dieser Treffer durch Plechaty und Janjic wahrscheinlich tatsächlich knappes Abseits, so sind beim dritten Tor im Bunde Zweifel angebracht. Zum wiederholten Male war Isi Young in die Tiefe geschickt worden und passte ins Zentrum, hier beförderte nun Lippstadts Abwehrmann Fabian Lübbers mit einer Grätsche am kurzen Pfosten die Kugel ins eigene Netz. Young befand sich beim Pass auf ihn mit ziemlicher Sicherheit nicht im Abseits, auch beim Querpass ins Zentrum wurde dieses durch Eigentorschütze Lübbers, vor dem sich kein Essener befand, aufgehoben. Ärgerlich. Ebenso ärgerlich, ein klarer verweigerter Elfer für RWE, als Felix Schlüsselburg Isi Young regelwidrig in der Box von den Beinen holte.
Es gab auch noch zwei Schmunzel-Anekdoten. Wer genau hinschaute, fand zumindest für diesen Tag eine Erklärung für Simon Engelmanns anhaltende Torflaute. Engel war mit blauen Schuhen aufgelaufen. Dass da die Beine in einer rot-weissen Hose den Dienst versagten, ist nicht verwunderlich. Hier ergeht ein deutlicher Auftrag an den Zeugwart, Engelmann für das anstehende Derby gegen Oberhausen richtig auszustaffieren! In der Nachspielzeit erfreute Felix Herzenbruch die RWE-Fans mit einem griechisch-römischen Eckfahnentango im Verbund mit zwei Gegenspielern. Herze hatte sich zunächst den Ball an der Außenlinie ergrätscht und verteidigte die Kugel dann gegen seine Kontrahenten halb tänzerisch halb ringerisch und holte so gleich zwei kurz ausgeführte Eckbälle heraus, die das Spielchen fortsetzten. Herzenbruch holte so im Alleingang anderthalb Minuten von der Uhr.
Fazit
Sieg Nummer Sechs in Serie und Verteidigung der Tabellenführung, das waren die wichtigsten Botschaften dieses Samstags im Kreis Soest. Das Thema Effizienz vor des Gegners Kasten bleibt leider Essens Begleiter. Fußballerisch erscheint es aber immer besser, was RWE auf den grünen Rasen bringt. Auf diesem war von denen als Konkurrenz anzusehenden anderen Mannschaften nur Rot-Weiß Oberhausen ebenfalls siegreich. Mit 4:0 über RW Ahlen stimmte sich die Terranova-Elf auf den Revierschlager am kommenden Samstag an der Hafenstraße 97 A ein. Sehr wohlwollend nahmen beide kommenden Derbykontrahenten die torlose Punkteteilung von Preußen Münster und dem Wuppertaler SV zur Kenntnis, ebenso gelang Fortuna Köln beim VFB Homberg kein Tor und nur ein Punkt. Insgesamt also ein sehr erfreuliches rot-weisses Wochenende! Ab jetzt bereiten wir uns intensiv auf das Spitzenspiel Erster gegen Zweiter, sprich Rot-Weiss Essen gegen Rot-Weiß Oberhausen vor. Dazu melden wir uns zeitnah zurück. Bis dahin wie immer
NUR DER RWE!
Sven Meyering