Spielbericht
Späte Kamelle gegen Kölle! RWE besiegt die U21 des Effze mit 2:0!
Als Marius Kleinsorge sich in der letzten Aktion eines intensiven Regionalligaspiels zwischen RWE und Köln 2 mit dem Ball in Richtung des verwaisten Gästetores auf und davon machte und die Kugel dann aus etwa 30 Metern Entfernung zum 2:0 Endstand in die Maschen kickte, purzelte den gut 10.000 Zuschauern im Stadion Essen die Steine vor Erleichterung tonnenweise vom Herzen. Es war einer dieser magischen Momente im Fußball, in dem sich die Anspannung einer Partie auf des Messers Schneide in grenzenlosen Jubel verwandelte, denn bereits mit dem letzten verteidigten Eckball der Gäste und dem Beginn von Kleinsorges fast einsamen und nur noch alibimäßig von einem Kölner Abwehrspieler begleiteten Lauf zum Tor war klar, dass drei immens wichtige Punkte für Rot-Weiss Essen unter Dach und Fach waren.
Das Personal
Im Tor stand zum ersten Mal in der Liga Jakob Golz. Eine sportliche Entscheidung, wie Christian Neidhart nach dem Spiel deutlich machte. Während Essens etatmäßige Nummer 1 Daniel Davari in den letzten Partien durchaus Schwächen zeigte, hatte Golz mit einer wahren Monsterparade im Pokalmatch gegen Schonnebeck (3:0) unter der Woche ein überzeugendes Argument für den Torwartwechsel in einer entscheidenden Phase der Saison gegeben. Auf der Linie ist Jakob Golz herausragend, das zeigte er auch als neue Nummer 1 gegen Köln. Felix Bastians wurde nach seinen muskulären Problemen nicht rechtzeitig fit, Felix Herzenbruch begann als Linksverteidiger und spielte seinen Part sachlich und energisch. Sandro Plechaty rückte zurück auf die rechte Position der Viererkette, deren Zentrum Daniel Heber, Essens neuer Kapitän, und Rios Alonso bildeten. Luca Dürholtz rückte für Cedric Harenbrock neben Tarnat und Eisfeld ins Zentrum, Oguzhan Kefkir verdiente sich nach zuletzt starken Auftritten die Startposition auf dem linken Flügel, offensiv sehr variabel sollte Isi Young agieren und natürlich stürmte Simon Engelmann.
Essen tauschte spät, nach 69 Zeigerumdrehungen gab es einen Doppelwechsel, Harenbrock und Kleinsorge ersetzten Eisfeld und Kefkir. In der 81. Minute wich Luca Dürholtz Zlatko Janjic. Neidhart räumte ein, kurze Zeit darüber nachgedacht zu haben, Janjic positionsgetreu gegen Engelmann zu wechseln, zum Glück entschied sich Essens Trainer jedoch für die Doppelspitze, denn kurz darauf regelte Engelmann zur Führung. Nachdem das 1:0 endlich geschafft war, kam Yannick Langesberg dann doch noch für Simon Engelmann und half mit, hinten dicht zu machen und die Lufthoheit zu sichern. Insgesamt hatte der Coach mit seinen Entscheidungen das richtige Händchen.
Die Pluspunkte
Es sind solche Siege, die am Ende entscheidend sein können. Nachdem das Schiedsrichtergespann RWE die frühe Führung genommen hatte (siehe Aufreger) und Essens starke erste halbe Stunde nicht zu einem Treffer gereicht hatte, stand das Spiel in Hälfte zwei lange 0:0. Jakob Golz zeigte noch zum Ende der ersten Halbzeit zwei starke Reaktionen, die das Remis hielten, wichtig um das Spiel im Griff zu behalten. RWE blieb ruhig und wurde gegen das Feld immer stärker verbarrikadierende Gäste nicht leichtsinnig und wartete geduldig auf seine Chance. Die kam zunächst als Kopfball von Herzenbruch an die Querlatte, dann als Doppelchance durch Young und Janjic, der nach seiner Einwechselung Unruhe in die Kölner Deckung bringen konnte, auch diese blieb jedoch ungenutzt. Dann fiel jedoch ein Engelmann Tor, wie es typischer nicht sein konnte. Als die Kölner einen Tarnat-Freistoß schlecht verteidigten, lauerte Engel wieder einmal an der genau richtigen Stelle. Unnachahmlich wie Essens Nummer 11 dann den die Schußbahn eigentlich blockierenden Gegenspieler so anschießt, dass dieser den Ball unhaltbar für seinen Keeper ins eigene Tor abfälscht. Dafür braucht man ein Torjägerdiplom. RWE ließ danach nicht locker und verteidigte offensiv mit gutem Pressing, Köln arbeitete aber noch den Eckball heraus, der zum eingangs beschriebenen Torlauf ins Siegesglück von Marius Kleinsorge führte, der nach einem Defensivblock von Plechaty auf die Reise geschickt worden war. Das Stadion an der Hafenstraße bebte und nun war klar, Mannschaft und Fans hatten nach gut 90 Minuten im nasskalten Dauerregen, der den April als kleiner Scherz einläutete, alles gegeben und Hafenstraßenmagie unter Flutlicht verbreitet.
Die Knackpunkte
Je länger das Spiel dauerte, desto fester glaubten die Kölner an ihre Chance. Während Essen das junge Gästeteam zu Beginn fast überrannte und immer wieder zu Fehlern zwang, stand der Effzeh nach überstandenen Essener Angriffswellen zunehmend sicher und hätte seinerseits in Führung gehen können, was Golz verhinderte. Der spielte zwar bärenstark auf der Linie, wirkte mit dem Ball am Fuß jedoch hin und wieder verwundbar. Dennoch gab Golz seiner Deckung mehr Sicherheit als zuletzt Diva es getan hatte. Die Kölner Mannschaft zeigte insgesamt, warum sie in den 15 Partien zuvor nur ein einziges mal besiegt worden war. Und das, obwohl im Vergleich zum Hinspiel im Oktober (1:1) gleich 9 neue Akteure dabei waren. Das ist für die Domstädter jedoch keine Seltenheit. Bereits vor der Partie an der Hafenstraße hatten die Gäste die sagenhafte Anzahl von 45 verschiedenen Akteuren eingesetzt. Dass Trainer Mark Zimmermann es immer wieder gelingt, trotz fehlender Kontinuität eine schlagkräftige Truppe aufs Feld zu schicken, die auch RWE das Leben bis zur letzten Sekunde schwer machte, ist bemerkenswert.
Der Aufreger
Das Match wäre möglicherweise nicht so eng gewesen, hätte das Schiedsrichtergespann nicht nach knapp einer Viertelstunde eine mutig zu nennende Abseitsentscheidung getroffen, die Essen die Führung aberkannte. Daniel Heber beförderte das Leder nach einer Eisfeld Ecke per Kopf ins lange Eck, doch mitten in den Torjubel hinein spielte der Schiedsrichter-Assistent den Spielverderber und signalisierte Referre Marc Jäger eine Abseitsstellung von Isi Young, der den Torhüter irritiert haben sollte. Sehr gewagt, kann man da nur sagen. Ohne das letztliche Happyend wäre wohl darüber die ganze Nacht noch heiß diskutiert worden.
Fazit
Ein Finale Furioso und ein toller Team Spirit bringen späte Kamelle gegen Kölle und zumindest für eine Nacht wird die Liga wieder vom sportlich einzig wahren Tabellenführer der Regionalliga West angeführt. Rot-weisses Herz, was willst du mehr? Die Antwort gibt es Dienstag in Oberhausen.
NUR DER RWE!
Sven Meyering