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2021/2022 – Regionalliga West

Alemannia Aachen – Rot-Weiss Essen (1:1)

Dicker Dämpfer im Aufstiegsrennen. Während die direkte Konkurrenz ihr Auswärtsspiel in der Nachbarschaft gewinnt, kommen die Rot-Weissen nur mit einem 1:1 im Gepäck vom Tivoli zurück. Das muss man jetzt erstmal sacken lassen.

Vorbericht

RWE vor dem Start in die glorreichen sieben Spiele! Auf zum Westschlager nach Aachen!

Fußball-Regionalligist Rot-Weiss steht nach dem Remis beim Nachbarschaftsduell in Oberhausen vor dem nächsten Westschlager bei Alemannia Aachen. Auf dem sicherlich gut gefüllten Tivoli erwartet RWE ein heißer Tanz, dennoch kann das Ziel nur lauten, einen eminent wichtigen Dreier aus der alten Kaiserstadt mitzunehmen und die nun anstehenden letzten sieben Saisonspiele zu glorreichen Partien zu erheben.

Die rot-weisse Personallage und die taktischen Optionen

Chefcoach Christian Neidhart hat neben den Langzeitverletzten Holzweiler und Niemeyer kaum Ausfälle zu beklagen. Gesperrt ist niemand. Ein Fragezeichen steht hinter Felix Bastians, der zuletzt zwei Partien aufgrund von muskulären Problemen versäumt hatte. Fiele Bastians auch in Aachen aus, bestünde kein Grund Essens Viererkette vor der neuen Nummer 1 Jakob Golz zu modifizieren. Dann bilden Daniel Heber und Rios Alonso das Zentrum sowie Sandro Plechaty und Felix Herzenbruch die Außenpositionen. Plechaty ist das statistisch gesehen größte Raubein in der Essener Mannschaft, denn er sah im Derby am Kanal seinen siebten gelben Karton, eine Sperre stünde aber erst wieder nach der 9. Verwarnung an. Herze hat sich als Linksverteidiger gegen Köln und RWO, dort gelang ihm auch eine Torvorbereitung, sehr stabil gezeigt. Zudem hat er sehr gute Erinnerungen an das Hinspiel, als ihm mit der letzten Aktion der Partie der 2:1 Siegtreffer gelang, der ihn und das gesamte Stadion mit Ausnahme des Gästeblocks in Ekstase versetzte. Jawattdenn-Fotograf Marcel Rotzoll gelang danach mit einem Schnappschuss des stauderselig auf dem Zaun vor der alten West die Ovationen der Fans genießenden Herze das eigentliche Essener Sportfoto des Jahres.

Unser Sportfoto des Jahres
Bereits jetzt unser Sportfoto des Jahres.

Im Mittelfeld sind Niklas Tarnat, der Spiel für Spiel ein schier unfassbares Laufpensum absolviert, auf der 6 sowie Thomas Eisfeld in variablerer Rolle zu erwarten. Neidhart hat dann noch die Qual der Wahl zwischen Luca Dürholtz sowie jeweils alternativ Cedric Harenbrock und Erolind Krasniqi, die beiden Letzten wären die offensiveren Varianten. Auch Isi Young darf man auf dem linken Flügel in der Startelf erwarten. Für die andere Außenbahn bewerben sich Marius Kleinsorge und Oguzhan Kefkir. Ötzi ist aktuell immer für gefährliche Flankenbälle gut und daher ein möglicher Lieferant für die rot-weisse Sturmspitze Simon Engelmann. Engel ist in bestechender Form und hat bereits wieder 20 Tore auf dem Saisonkonto, weswegen er auch weiterhin vor Zlatko Janjic gesetzt sein wird.

Gegen kompakte und defensive Alemannen könnte ZJ 13 jedoch auch als Doppelspitze mit Engel zusammen beginnen. Insgesamt braucht RWE, das spielerisch die Nase vor den Gastgebern vorne haben wird, mehr Effizienz vor dem gegnerischen Tor als in Oberhausen, wo das Remis RWO aufgrund der Chancen der Essener Gäste sehr schmeichelte.

Der Gegner: TSV Alemannia Aachen (16. Platz/ 30 Spiele/ 31 Punkte/ 8 Siege/ 7 Remis/ 15 Niederlagen/ 34:46 Tore)

Essens kommender Gastgeber hat noch immer einen sehr klangvollen Namen, nicht nur in der Liga, sondern auch bundesweit und ist daher ein Klub, der mit RWE zu vergleichen ist. Der neue Tivoli fasst 32.960 Zuschauer und ist das größte Stadion der Weststaffel. Beim Duell der alten Rivalen, die sich 1953 sogar ein Endspiel um den DFB-Pokal lieferten (2:1 für RWE), wird das weite Rund sicherlich gut gefüllt sein und eine fünfstellige Kulisse beherbergen. Obwohl unsere Mannschaft dabei sicherlich von einer stolzen Anzahl an Away-Supportern begleitet werden wird, wartet dennoch eine der wenigen wirklichen Auswärtspartien auf Rot-Weiss, denn die Fans der Alemannia sind ebenso wie wir zahlreich, treu und leidensfähig. Für beide Teams geht es um viel. RWE will die Schweineliga endlich nach oben verlassen, die Gastgeber wären aktuell damit zufrieden, diese nicht Richtung Oberliga Mittelrhein verlassen zu müssen.

Für die noch immer prekäre Tabellenlage ist im Grunde vor allem der schlechte Saisonstart der Alemannen verantwortlich. Dieser kostete dem im Profigeschäft unerfahrenen Trainer-Rookie Patrick Helmes nach 13 Saisonspielen das Amt. Lediglich 10 Zähler (Schnitt 0,77 pro Partie) hatten die Kartoffelkäfer unter Helmes eingefahren. Beim Hinspiel an der Hafenstraße schwang somit bereits der neue alte Chef Fuat Kilic das Zepter. Sehr engagierte Alemannen unterlagen damals RWE erst in der Schlusssekunde, wenn das Resultat auch völlig verdient für Essen war. Unter Kilic hat Aachen sich stabilisiert, er holte in 17 Partien unter seiner Leitung 21 Punkte (Schnitt 1,24 pro Spiel), was auf die ganze Saison hochgerechnet einen Tabellenplatz jenseits von Gut und Böse bedeutet hätte.

Zuhause ist die Alemannia deutlich erfolgreicher als auswärts, 20 der 31 Zähler holte sie am Tivoli. Dort werden die Aachener auch gegen RWE alles reinwerfen wollen. Taktisch ist wohl eine ausgesprochene defensive Kompaktheit zu erwarten, an der RWE sich die Zähne ausbeißen soll, in der Offensive wird man vermehrt auf Standards setzen wollen. Im Hinspiel spielte die Alemannia zumindest phasenweise auch ein passables Pressing. Es bleibt abzuwarten, ob Kilic sich nun Ähnliches ausgedacht hat. Erfolgreichster Alemanne ist Mittelstürmer Jannick Mause mit sieben Treffern, der Ex-Essener Hamdi Dahmani traf bislang dreimal, darunter der zwischenzeitliche Ausgleichstreffer beim Hinspiel an der Hafenstraße. 

Nominell sind gerade in der Aachener Abwehr mit Spielern wie Tjorben Uphoff, der vom WSV kam, dem langjährigen Kapitän Peter Hackenberg sowie Franko Uzelac nicht das Schlechteste was in der Regionalliga West auf dem Platz steht zu finden. Zumal in der Winterpause der 2 Meter große Alexander Heinz den Weg zurück auf den Tivoli gefunden hat. Heinz gibt zusätzliche defensive Stabilität und ist bei offensiven Standards aufgrund seiner Körperlänge einer der Zielspieler.

Auch Mittelfeldmotor Mergim Fejzullahu ist kein No Name in der Liga, er hat Spielmacherqualitäten und ist Spezialist für ruhende Bälle. Insgesamt verkaufen sich die Aachener in dieser Saison offenbar unter Wert, das darf am Sonntag aber auch gerne so bleiben. Danach sei dem großen Traditionsverein aus dem belgischen Grenzland bei aller Rivalität aber ein Aufschwung gegönnt, denn solche Klubs sind und bleiben das Salz in der Fußballsuppe, für die auch jeder RWE-Fan ein gewisses Herz hat und eine Seelenverwandtschaft verspürt.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Liga

Vor dem Heimspiel gegen die U21 des 1. FC Köln orakelte RWE-Boss Marcus Uhlig, dass RWE das Aufstiegsrennen wuppen werde, wenn nach dem Spiel in Aachen noch alles in eigener Essener Hand läge. Durch das Remis von Oberhausen ist nun vor dieser Partie eine Pattsituation zwischen Essen und Münster entstanden, wobei die Preußen um ein einziges Törchen vorne liegen. Somit würde beiden Kontrahenten nicht einmal eine Siegesserie in den restlichen Partien den Aufstieg garantieren, falls dem jeweils anderen das auch gelänge.

Viel darf also in den kommenden Partien nicht anbrennen, wobei sowohl auf RWE als auch auf Preußen Münster noch veritable Brocken warten und zudem ja auch noch das Urteil in der von Rot-Weiss angestrebten Revision gegen das Urteil am Grünen Tisch ansteht. Zeitgleich zum Essener Auftritt in Aachen gastieren die Adlerträger bei der Reserve eines Stadtteilvereins. Die Gastgeber benötigen ebenfalls noch Zähler im Kampf um den Klassenerhalt und dass man in der Essener Nachbarschaft wenig Lust darauf verspürt, im kommenden Jahr in der Oberliga Westfalen antreten zu müssen, zeigte die Demissionierung des langjährigen Trainers Torsten Fröhling, der den Vereinsverantwortlichen nicht die gewünschten Ergebnisse liefern konnte. Der neue Chef der Zweiten heißt Jakob Fimpel und ist keine Interimslösung, denn zur Saison 2022/23 wäre Fimpel ohnehin aus der Knappenschmiede in den Seniorenbereich hinein befördert worden. Sein Einstand in Homberg (3:0) war erfolgreich.

Fortuna Köln, das mit 5 Zählern Rückstand auf Münster und Essen noch in Lauerstellung liegt, dürfte im Heimspiel gegen den KFC Uerdingen einen Erfolg feiern und dranbleiben.

Für unsere Mannschaft soll das Spiel bei Alemannia Aachen der erfolgreiche Start in die restliche Saison sein. Die Aufgabe ist alles andere als einfach, aber RWE hat zweifelsohne die Qualität und Mentalität diese zu meistern.

Bis dahin wie immer

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Spielbericht

1:1 – enttäuschendes Remis im „Westschlager“

RWE legte bei der abstiegsbedrohten Alemannia los wie die Feuerwehr und musste sich am Ende doch in mehreren Situationen bei Jakob Golz bedanken, dass es angesichts der erneut schwachen Chancenverwertung und einer passiven zweiten Hälfte nicht sogar mit null Punkten im Gepäck nach Hause ging.

Das Personal

Wenig überraschend stand Jakob Golz zwischen den Pfosten, auf der Ersatzbank nahm erneut Raphael Koczor Platz, da Daniel Davari weiterhin krankgeschrieben ist. Aufgrund der anhaltenden muskulären Probleme bei Felix Bastians setzte Neidhart auf die Viererkette vom Oberhausen-Spiel und beließ Felix Herzenbruch auf der Linksverteidigerposition. Herze holte sich für eine Schwalbe bereits nach drei Minuten seine fünfte gelbe Karte ab und fehlt damit nächsten Samstag gegen die Gladbacher Reserve. Die Mittelfeldzentrale um Tarnat, Dürholtz und Eisfeld blieb bestehen, wie gewohnt wirbelte auch Isi Young über den linken Flügel, lediglich auf rechts startete Harenbrock für Kleinsorge. Im Sturm begann wie gewohnt Simon Engelmann.

Young und Harenbrock rotierten viel und interpretierten ihre Rollen sehr frei, womit Aachen in der ersten halben Stunde vor unlösbare Probleme gestellt wurde. Nach einer Stunde kam Marius Kleinsorge für Luca Dürholtz und übernahm den rechten Flügel, wohingegen Harenbrock ins Zentrum rückte. Es folgten die positionsgetreuen Wechsel Kefkir für Young und Krasniqi für Harenbrock. Wenige Minuten vor Ende kam dann auch noch Janjic als zweite Spitze für Thomas Eisfeld in die Partie. 

Die Pluspunkte

Der größte Pluspunkt stand im Tor und heißt Jakob Golz! Der 23-jährige rettete seine Mannschaft bereits nach einer Viertelstunde mitten in der rot-weissen Drangphase vor einem Rückstand aus dem Nichts, kam vor der Pause gegen den freistehenden Dahmani aus dem Tor gestürmt, um den Ausgleich zu verhindern und rettete in Durchgang 2 mehrfach in höchster Not. So spektakulär der Torwartwechsel mitten in der heißen Phase des Aufstiegs auch war: Die Leistung spricht eindeutig für Jakob Golz.

In den ersten dreißig Minuten lieferten auch seine Vorderleute eine beeindruckende Vorstellung ab: RWE drückte Aachen tief in die eigene Hälfte und stellte sie vor allem mittels der Durchbrüche auf dem Flügel durch Young vor große Probleme. Ein solcher führte schließlich auch zum Führungstreffer durch Cedric Harenbrock nach zwanzig Minuten. Auch sonst legte sich RWE den Gegner seelenruhig zurecht und zog in den entscheidenden Momenten das Tempo an, doch den ungefährdeten Sieg gegen einen angeschlagenen Abstiegskandidaten sollte es nicht geben, schließlich waren da noch…

Die Knackpunkte

Und täglich grüßt das Murmeltier: Wie schon in Köln und in Oberhausen erspielte sich RWE in Halbzeit 1 zahlreiche dicke Torgelegenheiten und verpasste es, die Führung auszubauen. Während es in Oberhausen noch Eisfeld war, der einen Kopfball aus kurzer Distanz nicht im Kasten unterbringen konnte, vergab diesmal Luca Dürholtz aus ähnlicher Position kurz vor der Pause. Bereits nach 10 Minuten hätte Isi Young frei vor Keeper Mroß den Ball im Tor unterbringen müssen, Simon Engelmann wurde nach 26 Minuten nach einer guten Ballannahme im Strafraum noch entscheidend gestört. Der eingewechselte Marius Kleinsorge vergab zehn Minuten vor Schluss in ähnlicher Manier wie Isi Young frei vor Mroß. Viele weitere Einschussgelegenheiten führten ebenso wie die zehn Ecken nicht zu weiteren Toren, sodass es am Ende nur zu einem Punkt reichte.

Denn als ob die Dahmani-Chance kurz vor der Pause nicht Weckruf genug gewesen wäre, schien den bereits in der letzten Viertelstunde nachlassenden Rot-Weissen jemand in der Pause den Stecker gezogen zu haben. In der ersten Viertelstunde des zweiten Durchgangs schnürte Aachen die Gäste ein und kam zu mehreren Großchancen, von denen Damaschek eine dann auch zum Ausgleich nutzen konnte.

Auch mit mehreren frischen Kräften konnte RWE das Ruder nicht mehr herumreißen. Zwar entwickelte sich die Partie mehr und mehr zu einem offenen Schlagabtausch und auch RWE hatte noch Gelegenheiten auf den Siegtreffer, doch die gute Spielanlage der ersten halben Stunde war verschwunden. Nach der vierten englischen Woche in Folge (noch dazu nach einer Corona-Pause) ist der Kräfteverschleiß nicht zu übersehen und der zweite Anzug hätte die Möglichkeit gehabt, sich für mehr Spielminuten zu empfehlen – doch hatte es im Winter noch Diskussionen um Luxusprobleme auf der Essener Bank gegeben, muss man nun feststellen, dass der ein oder andere Spieler mit Startelfambitionen diese nach seinen Einwechslungen in keiner Weise unterstreichen kann.

Fazit und Blick über den Tellerrand

Ein Punkt ist zu wenig angesichts des Punkteschnitts im Kopf-an-Kopf-Rennen, RWE hat sich die Ausgangslage durch die vielen verballerten Chancen in Köln, Oberhausen und Aachen selbst erschwert, denn eine höhere Punkteausbeute wäre in den letzten Wochen möglich gewesen.

Die Tabelle ist nun begradigt und Preußen Münster hat nach einem bequemen 2:0 bei der benachbarten blauweißen Zweitvertretung die Tabellenspitze inne. Wer hier auf Schützenhilfe hoffte, wartet Sonntag wahrscheinlich auch auf den Osterhasen – wo gegen RWE das Spiel noch unbedingt in die Arena verlegt werden musste, den Gästen nur 10% des Kartenkontingents zugesprochen wurden und Stadionsprecher und Vereinsvertreter öffentlich bekunden durften, RWE in die Aufstiegssuppe spucken zu wollen, ergab sich der Meineid-Nachwuchs gegen Münster brav und geräuschlos seinem Schicksal auf dem Amateurplatz.

Fortuna Köln kann sich nach dem blamablen 1:1 in Velbert gegen den KFC Uerdingen von allen Aufstiegsträumen verabschieden, der WSV und RWO werden den Abstand auf Münster in den wenigen Restpartien ebenfalls nicht mehr entscheidend verkürzen können. Im Zweikampf um den Aufstieg gibt es für RWE und die Preußen nun eine Woche Erholung, ehe es in die nächste englische Woche geht: RWE empfängt am Samstag die Gladbacher Zweitvertretung, am Dienstag den SV Lippstadt und muss am folgenden Samstag nach Lotte – Münster reist zunächst Samstag zu den Lippstädtern, um dann Dienstag gegen Fortuna Köln und Samstag in Oberhausen die nominell schwierigeren Aufgaben vor der Brust zu haben. Wichtiger als die Geschehnisse auf anderen Plätzen sind jedoch die eigenen Hausaufgaben und da muss RWE am Samstag gegen Gladbach II anfangen und den benötigten Dreier einfahren.

NUR DER RWE!

Dominik Gsell

Fotos by M.R.