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2022/2023 – 3. Liga

Ligaguide – SV Waldhof Mannheim

Zahlen und Fakten

Wahrzeichen der Stadt: Die SAP-Arena. In der Multifunktionsarena kann man Adler Mannheim erstklassiges Eishockey spielen sehen oder Udo Lindenberg auf der Bühne beim Schlürfen eines Eierlikörchens zuschauen. Hier wird der RWE-Fan möglicherweise aufs Glatteis geführt, aber eben nicht beim Fußall und nicht von Waldhof Mannheim.

Maskottchen: Klaus „Schlappi“ Schlappner. Einst machte er in Deutschland den Pepita-Hut populär und auch der SV Waldhof verdankt dem Mann mit den markigen Sprüchen im Kurpfälzer Dialekt wieder entdeckte Popularität. Schlappi prägte die erfolgreichste Zeit des Mannheimer Malocher-Klubs und führte den SVM 1983 erstmalig in die Bundesliga, die er bis zu seinem Abschied Richtung Darmstadt 98 1987 vier Jahre lang mit seiner Mannschaft halten konnte. Schlappi war ein Multitalent und legte 1985 sogar mit Werner Böhm den „Schlappi-Räp“ auf. Schillernde Persönlichkeiten haben auch ihre Schattenseiten. So kandidierte Schlappner einmal für die NPD und nach einer Erfahrung als Trainer der chinesischen Nationalelf (1992 – 1995) blieb Schlappi systemtreu und beschimpfte 2017 bei einem Auftritt von Chinas U 20 Elf beim TSV Schott Zuschauer, die Tibet-Flaggen zeigten.

Reiseroute mit dem 9-Euro-Ticket: RE 16 bis Siegen HBF – HLB RE 99 bis Frankfurt am Main Süd – S 3 bis Darmstadt HBF – RE 60 bis Bensheim – RB 63 bis Bürstadt – S 9 bis Mannheim-Waldhof (ca. 6,5 Stunden)

Fanfreundschaftspotenzial: 6 = man findet Parallelen: Beide Vereine sind Malocher-Klubs, die legendäre Spielerpersönlichkeiten hervorbrachten (siehe Kategorie Berühmte Waldhöfer). Beide Vereine wurden im Jahre 1907 gegründet. Beide Fanlager sind Kummer gewohnt und blieben dennoch immer treu. Zu den negativen Parallelen zählt leider, dass es auf beiden Seiten schwarze Schafe gibt, die den Ruf einer gesamten Fanszene schädigen können.

Bei der Aufstiegsrelegation zur Dritten Liga 2018 veranstalteten Waldhof-Anhänger im Spiel gegen den KFC Uerdingen einen Pyro und Böllerschuss-Wettbewerb, der zum Spielabbruch führte. Uerdingens damaliger Schlussmann Rene Vollath erlitt in Folge der Ausschreitungen ein Knalltrauma. Und das live im TV. Wir fühlen an uns an etwas erinnert.

Sehr positiv wird in den RWE-Geschichtsbüchern der 08. März 1953 vermerkt. Rot-Weiss stand im Halbfinale des DFB-Pokals und siegte nach einem Doppelpack von Penny Islacker und einem weiteren Treffer von August Gottschalk mit 3:2, und zwar beim SV Waldhof. Gespielt wurde damals in Koblenz. So haben beide Vereine ein echtes Kultspiel gegeneinander ausgetragen. Rot-Weiss holte sich anschließend mit dem 2:1 Erfolg über Alemannia Aachen den ersten Titel der Vereinsgeschichte.

Übrigens gelang RWE auf den Tag genau 41 Jahre später erneut der Einzug ins Finale des wichtigsten deutschen Pokalwettbewerbs.
(Skala von 1 = lieber ziehe ich nach Gelsenkirchen bis 10 = webt die Freundschaftsschals)


Drei Gründe, das Auswärtsspiel zu besuchen
  1. Das Spiel in Mannheim erinnert in aller Deutlichkeit daran, dass RWE endlich wieder auf einer größeren Fußballbühne seine Gastspiele gibt. Mit 314 Kilometern zurückzulegender Distanz ist die Partie zwar nur im Mittelfeld der weitesten Auswärtsreisen angesiedelt, doch der Ausflug nach Baden-Württemberg war zuletzt eben alles andere als an der Tagesordnung.
  2. Mannheim ist ein gutes Pflaster für RWE. Seit dem 8. Mai 1983 hat Rot-Weiss nicht gegen die Waldhöfer verloren. In den letzten vier Auswärtspartien gab es zwei RWE-Siege und zwei Remis, eine gute Bilanz, die wir beim Gastspiel im Oktober noch aufpolieren könnten.
  3. Mit Marko Höger kann dort ein verwirrter Ex-Gelsenkirchen Profi, der in sein Instagram-Profil den Satz „Blau und Weiß ein Leben lang“ hineingeschmiert hat, kräftig ausgepfiffen und ausgebuht werden.

Fantribünen-Emotionenerwecker

Neben dem Mann mit einem kleinen Kevin-Hagemann Potenzial Marco Höger hat der SV Waldhof noch einen weiteren bekannten und abgezockten Profi in seinen Reihen. Auf seine alten Fußballertage hat Marc Schnatterer bereits in der Vorsaison dem 1. FC Heidenheim den Rücken gekehrt und in Mannheim angeheuert. Schnatterer vermag den gegnerischen Fan durchaus nervös zu machen.


Die höchste Niederlage und das letzte Duell

Waldhof Mannheim – Rot-Weiss Essen: 1:3

02.06.1991 und 07.05.2010

Am drittletzten Spieltag der zweiten Bundesliga siegte RWE mit 3:1 bei Waldhof Mannheim und machte einen sportlich sehr wichtigen Schritt zum Klassenerhalt. Ralle Regenbogen und Michael Hubner mit einem Doppelpack sicherten Essen den Sieg. Die Gastgeber, bei denen der kommende Nationalspieler Christian Wörns mitwirkte, mussten aufgrund der Schlappe allerdings ihre letzten Hoffnungen auf den Bundesligaaufstieg begraben. RWE wurde am Ende der Saison dennoch Drittligist, denn der DFB verweigerte diesmal endgültig die Lizenz.

Auch am 07.Mai 2010 hieß es am Ende 3:1 für Essen, zugleich die letzte Partie beider Vereine gegeneinander. Damals war es eine Viertligapartie am 32. Spieltag, weil die Regio Staffel vor ihrer Reform noch überregionale Partein vorsah. Obwohl es sportlich nicht mehr um viel ging, rauschte es ordentlich auf dem Feld, beide Mannschaften verbuchten in der ruppigen Partie jeweils einen Platzverweis und die insgesamt vier Tore fielen erst ab der 67. Spielminute, für RWE trafen Mike Wunderlich, David Szabo per Eigentor und Robert Mainka. RWE kletterte auf Platz 4 der Tabelle, konnte Tabellenführer Saarbrücken aber dennoch nur mit dem Fernglas erkennen. Auch das Hinspiel hatte Essen mit zwei Treffern Differenz gewonnen, Sascha Mölders traf beim 2:0 Sieg im Carl-Benz-Stadion doppelt.


Bekannte Waldhöfer und ein alter Bekannter

Waldhof Mannheim ist lange Zeit ein Ausbildungsverein ausgesprochen bekannter Profis gewesen, die dann anderswo ganz groß herauskommen sollten, darunter viele Nationalspieler. Die Gebrüder Bernd und Karl-Heinz Förster, Weltmeister Jürgen Kokser Kohler, Maurizio Gaudino, Christian Wörns und Hanno Balitsch entstammen der Mannheimer Nachwuchsabteilung. In den 1920er  Jahren spielte ein gebürtiger Mannheimer für den SV Waldhof, der die deutsche Fußballnationalelf um Essens Boss Rahn 1954 als Bundestrainer zum sagenumwobenen Wunder von Bern führen sollte. Sepp Herberger wurde 1897 in Mannheim geboren und verstarb dort 1977. Trainer beim SV Waldhof war Herberger jedoch nie. Der aktuelle und neue Coach ist in Essen sehr gut bekannt. Kein anderer als Rot-Weiss Essens (so gut wie) Aufstiegstrainer Christian Neidhart stieg durch sein Engagement bei den Waldhöfern dann doch noch auch wieder in die dritte Liga auf, in welcher er schon den SV Meppen betreut hatte.


Ausgehtipps für Auswärtsfahrer

Mannheim war im 18. Jahrhundert Residenzstadt der kurpfälzischen Fürsten und verfügt über eines der größten Barockschlösser der Welt. Gut ein Jahrhundert zuvor wurde Mannheim jedoch als Garnisonsstadt gegründet, die heutige Innenstadt ist daher gemäß ihrer Gründungszeit, die anders als im Mittelalter eine klare Stadtplanung vorsah, streng gitternetzförmig angelegt. Heutzutage ist die Innenstadt ein quicklebendiges Multi-Kulti-Quartier, in dem der Nachtschwärmer in zahlreichen Kneipen und Lokalitäten vergnügen kann. Die Gefahr, sich zu verlaufen ist aufgrund der Gitternetzform selbst nach zahlreichen Pilksken und Weinchen überschaubar groß.