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2022/2023 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – Erzgebirge Aue (2:1)

Da ist er. Der erste Saisonsieg. Mit 2:1 besiegt RWE Erzgebirge Aue und landet damit einen Befreiungsschlag.
Felix Bastians und Enrique Rios Alonso erzielten die Rot-Weissen Treffer. Die ersten Bilder und der Spielbericht sind online.


Vorbericht

Saisonbeginn am 7. Spieltag! RWE empfängt Erzgebirge Aue am Freitagabend unter Flutlicht!

Für Fußballdrittligist Rot-Weiss Essen soll die Saison nun erst richtig losgehen. Wie kommt man zu dieser Einschätzung, nachdem sechs sieglose Spiele ins Land gegangen sind und RWE die rote Laterne in der Vereinsvitrine ausstellt? Die letzten Tage brachten einige Bewegung in den rot-weissen Kader. Mit Clemens Fandrich, Andreas Wiegel, Felix Götze und ganz aktuell Sturmriese Luca Wollschläger langten die Rot-Weissen kurz vor Ende des Sommertransferfensters kräftig zu und verblüfften ihre Fangemeinde dabei durchaus.

Die neuen Spieler sollen für den notwendigen Qualitätsschub im Kader sorgen und Essen endlich in die Erfolgsspur bringen. Gerade noch rechtzeitig vor der Partie gegen Zweitligaabsteiger Erzgebirge Aue, der ebenso wie RWE noch sieglos und bislang eine Enttäuschung ist. Der Fan darf eine intensive Partie im Stadion an der Hafenstraße erwarten.

Das Personal

Wie erwähnt, Essens Personalkarussel drehte sich mächtig. Luca Dürholtz ist zurück in Elversberg, Fabian Rüth wechselt nach Koblenz, allerdings wurde sein Vertrag zuvor bis 2024 verlängert, sodass es sich um eine Leihe mit Rückkehr handelt. Nico Haiduk wird zum Kooperationspartner ETB verliehen. Der Vertrag mit Mittelfeldspieler Felix Schlüsselburg wurde aufgelöst, neue Verträge geschlossen.

Clemens Fandrich war der erste Neuzugang. Er stand ausgerechnet beim jetzigen Gegner Aue unter Vertrag und schied nach dem Abstieg aus dem Erzgebirge nach 6 Jahren im Verein. Der klassische Sechser fand bereits vor der Bayreuth-Partie an die Hafenstraße 97a und feierte sein RWE-Debut knapp nördlich des Weißwurst-Äquators. Fandrich deutete bereits an, dass ihn Ruhe und Übersicht auszeichnen.

Seit dieser Woche kann Rot-Weiss noch drei weitere neue Gesichter begrüßen. Rechtsverteidiger Andreas Wiegel, zweit- und drittligaerfahren, verstärkt das Team von Christoph Dabrowski, nachdem er einige Tage im Probetraining weilte und überzeugte. Prominentester Neuzugang ist Felix Götze, bei Bundesligist FC Augsburg unter Vertrag und in der letzten Spielzeit eine der Säulen des Lauterer Zweitligaaufstiegs. Götze wird ausgeliehen, schafft RWE den Klassenerhalt greift eine Kaufoption. Der Bruder von Weltmeister Mario ist Defensivspezialist, auf der 6, in der Innen- und Außenverteidigung einsetzbar.

Rot-Weiss setzt natürlich darauf, mit diesen Akteuren mehr als Ergänzungen gefunden zu haben. Das Trio soll Stabilität und mentale Stärke auf den Platz bringen, Essener Mankos bislang. Auch für den Sturm langte man noch zu. Das Anforderungsprofil lautete dabei offensichtlich Lufthoheit. Luca Wollschläger (19) hat erst kürzlich einen Profivertrag bei Bundesligist Hertha BSC, dessen NLZ er entstammt, unterschrieben und misst stattliche 1,95 Meter. 

Gerade in der Luft offenbarte RWE einige Defizite und konnte lang geschlagene hohe Schläge nur schwer halten. Häufig musste Felix Bastians von der Abwehr- in die Sturmzentrale wechseln, um solche Bälle zu gewinnen. Mit Wollschläger hat Essen nun einen Zielspieler für diese Momente, der zudem auch die Defensiv-Standards mit verteidigen kann. Mit diesen Transfers ist auch klar, dass Christoph Dabrowski, der zu Saisonstart einen sehr großen Kader übernommen hatte, den er mit Ausnahme von Flügelflitzer Lawrence Ennali kaum selber mitformen konnte, nun einige Wünsche erfüllt bekommen hat. Diese machen es förmlich zur Pflicht, das Tabellenende zu verlassen. Wie kann das gegen Erzgebirge Aue gelingen?

Einiges spricht dafür, dass Dabro einige seiner neuen Spieler sofort in die Startformation berufen wird. Moritz Römling muss nach Bayreuth eine Gelb-Rot-Sperre absitzen und es scheint wenig wahrscheinlich, dass Andreas Wiegel nicht sofort die rechte Außenbahn beackern soll. Wiegel ist 31 Jahre alt, kennt die Liga und das Revier aus seiner Zeit beim MSV Duisburg und gilt als robust und temporeich. Spielt Essen weiter eine Fünferkette, böte sich erneut Oguzhan Kefkir als Interimslösung auf der anderen defensiven Außenbahn an.

Jakob Golz wird ins Tor zurückkehren, Heber, Bastians und Herzenbruch eine Dreierkette spielen. Ebenso denkbar wäre die Viererkette, in der einer der zuletzt zentralen Spieler Richtung Außenbahn oder auch aus der Startformation rutscht. Hier wäre nach den letzten Partien Herze in der Verlosung. In der Mittelfeldzentrale dürfte Clemens Fandrich beginnen. Thomas Eisfeld, bitterer Nebeneffekt des Bayreuth-Trips, riss sich in einem rustikalen Zweikampf das Innenband an und fehlt RWE voraussichtlich Monate. Gut daher, dass sowohl Fandrich als auch Götze nun da sind. Denn der eigentlich als defensive Mittelfeldchef vorgesehene Björn Rother konnte hier noch nicht wirklich überzeugen. Von seiner sportlichen Vita her dürfte Rother es dennoch draufhaben und profitiert daher vielleicht sogar von der nun starken Konkurrenz.

Am Ende entscheidet auch der Fitnesszustand darüber, wer startet und wer zunächst auf der Bank Platz nimmt. Spielt RWE die Viererkette, wäre noch Platz für einen offensiven Mittelfeldpart und z.B. Cedric Harenbrock. Die Außenbahnen mit Isi Young und Lawrence Ennali dürften klar sein, ebenso Simon Engelmann in der Sturmmitte, was Ron Berlinski erneut die Jokerrolle anvertraute, die auch für Neuzugang Wollschläger vorgesehen sein dürfte. RWE hatte bei der Spielvereinigung Chancen genug, um mehr als ein Tor zu machen. Hier muss der Knoten endlich platzen.

Auch defensiv. In den vergangenen drei Partien gab es noch 4 Gegentore. Zu viel, aber in den drei Matches zuvor waren es elf Hütten, die RWE schlucken musste. In Bayreuth warf ein sehr frühes Gegentor den Matchplan sofort über den Haufen, also ist physische und mentale rot-weisse Präsenz von der ersten bis zur letzten Sekunde an erforderlich. Der Kontrahent kann deutlich mehr, als sein Tabellenstand verrät. Das kommt uns irgendwie bekannt vor. Man darf sich auf einen Kampf auf Biegen und Brechen einstellen.

Der Gegner: FC Erzgebirge Aue (19.Platz/ 3 Punkte/ 0 Siege/ 3 Remis/3 Niederlagen/ 3:9 Tore/Differenz – 6)

Vor Saisonstart wähnte man den Zweitligaabsteiger als einen der Aufstiegskandidaten. Normal, möchte man sagen. Ebenso normal die extreme Kader-Fluktuation, denn 23 Spieler verließen das Erzgebirge, 20 neue Spieler kamen, 27 Akteure fasst der Kader insgesamt, aber nur, weil mit Jannis Lang und Jann George zwei Akteure erst kurz vor Toresschluss abgegeben worden sind. Woran auch deutlich wird, dass die Essener Kadergröße gar nicht so dermaßen ungewöhnlich ist, wie gemeinhin angenommen wird.

Auch der Trainer ist neu. Nachdem sich im Vorjahr das Trainerkarussel im Erzgebirge rasant gedreht hatte und am Ende Pavel Dotchev das Stigma des Abstiegstrainers verpasst bekommen hatte, holten die aktionsfreudigen Gebrüder Leonhardt, Selfmade-Millionäre und die Macher beim Holzmichel-Klub, Timo Rost als Coach. Rost war zuvor mit Bayreuth in die Dritte Liga aufgestiegen und mutete seinem Ex-Klub nicht nur seinen Abgang zu, sondern nahm mit Mittelfeldspieler Ivan Knezevic und Rechtsaußen Tim Danhof auch zwei Spieler mit. Nicht ganz die feine erzgebirgische Art.

Bislang wuchsen die Auer nach so viel Runderneuerung jedenfalls noch nicht zu der erwarteten Stärke heran. Sogar ganz und gar nicht. Aue ist Vorletzter, negativ getoppt nur durch unseren RWE, allerdings nur durch das Torverhältnis. Drei Remis und drei Niederlagen haben beide Mannschaften auf dem Konto. Aue startete mit zwei als mager empfundenen Punkteteilungen, dann war das 1:5 Zuhause gegen den SV Wehen Wiesbaden ein Schlüsselerlebnis. Nach diesem Offenbarungseid änderte Timo Rost seine zuvor auf Ballbesitzfußball ausgelegte Philosophie und konzentrierte sich gegen die Spitzenteams Saarbrücken (0:0) und Dresden (0:1) auf defensive Kompaktheit.

Offensiv fehlt die letzte Durchschlagskraft, obwohl man mit dem aserbaidschanischen Nationalspieler Dimitrij Nazarov einen erfahrenen und torgefährlichen Mann in den eigenen Reihen hat. Nur drei eigene Treffer sind ausgesprochen übersichtlich. So wollte auch Aue noch etwas auf dem Transfermarkt tun. Vom 1.FC Heidenheim sollte Merveille Biankadi kommen. Ebenso wie der ebenfalls umworbene Nikola Dovedan erteilte Biankadi Aue jedoch eine Absage. Die Schwierigkeiten, neue Topspieler ins Erzgebirge zu holen, erklärte Timo Rost auch damit, dass die Frauen mitentscheiden würden und in Aue nicht genug Shopping-Möglichkeiten hätten. Gut, dass Essen noch immer einen guten Ruf als Einkaufsstadt hat.

Wer das Sachsenderby gegen Dynamo Dresden verfolgte, bekam einen Eindruck davon, wie schwer es wird dem in seiner Vereins(vor)geschichte auch schon Pneumatik getauften Klub die Luft rauszulassen. Extrem kompakt, bissig und schnell im Umschaltspiel präsentierten sich die Holzmichels. Zudem waren die vor allem durch Neuzugang Marvin Stefaniak, mit zwei Treffern bislang gefährlichster Auer, getretenen Standards gefährlich. RWE ist bekanntlich dort besonders anfällig. Ein Führungstreffer gelang jedoch nicht und dann kam es, wie es kommen musste. Kurz vor Schluss knackte Dynamo, das den Gastgebern im Schwerpunkt unterlegen gewesen war, Aue durch einen schönen Pass aus dem Zentrum in die Tiefe, der nicht verhindert werden, aber von Dresden veredelt werden konnte. In dieser Partie ebenso wie beim RWE-Match gegen Ingolstadt wurde deutlich, dass in dieser Liga zwischen Aufstiegs- und Abstiegskampf nur Nuancen liegen. 

Fazit

Freitagabend unter Flutlicht, das sind gemeinhin beste Fußballbedingungen an der Hafenstraße 97a. Mit Erzgebirge Aue kommt ein eigentlich attraktiver Gegner. Und doch hat der Fehlstart bei beiden Mannschaften Spuren hinterlassen, eben auch personelle. Beide Teams haben Druck auf dem Kessel und die Trainer Christoph Dabrowski und Timo Rost betonen unisono, dass sich ihre jeweilige Mannschaft jetzt einmal belohnen müsse. Finden wir auch. Aber bitte das richtige Team, dann bleiben drei Punkte im Stadion an der Hafenstraße. Mit gleich vier neuen für Schlüsselpositionen vorgesehenen Spielern hat Dabro deutlich mehr Möglichkeiten als zuvor. In der Theorie ist der RWE-Kader klar stärker geworden. Nun soll und muss er es auch in der Praxis beweisen.

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Spielbericht

Saison-Restart geglückt! RWE schlägt Aue 2:1, dann folgt unruhige dritte Halbzeit!

Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen hat seinen ersten Saisonsieg eingefahren. 16070 Zuschauer sahen das erwartet intensive Kampfspiel und bejubelten, sofern sie rot-weissen Glaubens waren, einen unter dem Strich verdienten RWE-Sieg des Willens. Felix Bastians (23.) und Rios Alonso (63.) trafen für Essen, Sam Schreck (55.) für Aue zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Dem frenetischen Jubel über den Schlusspfiff und den damit verbundenen drei Punkten folgten Irritationen und Pfiffe, als die RWE-Mannschaft danach alle Tribünen ablief und sich bedankte, jedoch danach nicht zur Westtribüne zurückkehrte, sondern den Weg in die Kabinen antrat. Ein Zeichen des Teams wegen der unrühmlichen Vorfälle auf einem Rastplatz nach dem Spiel in Bayreuth. Doch der Reihe nach.

Das Personal

Wie im Vorbericht vermutet, brachte Christoph Dabrowski mit Andreas Wiegel, Felix Götze und Clemens Fandrich drei seiner vier Neuzugänge von Beginn an. Jakob Golz kehrte ins Tor zurück. Davor sah es zunächst nach einer klassischen Viererkette aus, denn Enrique Rios Alonso stand erstmals in dieser Spielzeit von Beginn an im Team und neben Daniel Heber im Abwehrzentrum. So erwartete man Felix Bastians als Linksverteidiger, während Andreas Wiegel rechts verteidigte. Im Spiel sah es häufig eher nach einer Dreierkette aus, denn Clemens Fandrich spielte auffällig weit links und im Grunde vor Bastians. Tarnat bekleidete die Sechs, Felix Götze den etwas offensiveren Part, Young und Ennali die Außen, beide mussten enorm viel nach hinten arbeiten, und Simon Engelmann stürmte. Nach 70 Minuten ersetzte Kefkir Isi Young, Ötzi sollte für mehr Ballsicherheit sorgen und wechselte nach der Auswechslung Andreas Wiegels (78.) auf die rechte Seite. Zusammen mit Wiegel, der durch Felix Herzenbruch ersetzt wurde, verließen Lawrence Ennali und Simon Engelmann das Feld und wurden positionsgetreu durch Aurel Loubongo und Luca Wollschläger ersetzt, der somit ebenfalls sein RWE-Debut feiern konnte. Schließlich kam noch Björn Rother für Felix Götze (83.), der sich mit Wadenkrämpfen vom Platz bewegte. Insgesamt hatte RWE die notwendige systemische Stabilität und machte endlich auch einmal keine groben individuellen Böcke.

Die Pluspunkte

Das Spiel erbrachte das, was zu erwarten war, einen Kampf auf Biegen und Brechen. Nachdem RWE die ersten Minuten den Ball gegen tief stehende Aue zirkulieren ließ, kämpften sich die Gäste ins Spiel und verbreiteten wie erwartet mit scharf geschossenen Standards Gefahr. Das Gute daran, Essen verteidigte diese alle, zumindest alle Eckstöße, und kam umgekehrt durch zwei Standardtreffer zum Sieg. Mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Variante gelang der Führungstreffer. Felix Götze düpierte seinen Gegenspieler und wurde regelwidrig zu Fall gebracht. Den fälligen Freistoß brachte Niklas Tarnat im hohen weiten Schlag zum zweiten Pfosten, wo bekanntlich gerne ein gewisser Simon Engelmann lauert. Engel legte den Ball per Kopf zurück, Felix Bastians sprang am höchsten und nickte ein. Das wirkte einstudiert. Auch nach dem Ausgleich kehrte RWE per Standard zurück. Bei einer Ecke schlief Aue den Schlaf der Verlierer und ließ eine kurze Ausführung zu. Felix Götze brachte den Ball im hohen weiten Schlag zum zweiten Pfosten, wo bekanntlich ein gewisser Simon Engelmann lauert. Engel schlug einen Haken und sein Abschluss wurde genau vor die Füße von Rios Alonso abgefälscht, der zum Siegtor abstaubte. Endlich einmal war Essen selber effektiv. In der Schlussphase verteidigten die Rot-Weissen mit Glück und Geschick die Führung.

Ansonsten überzeugten die Neuzugänge. Felix Götze war am Ball eine Augenweide und dürfte bei verbesserter Abstimmung mit seinen Mitspielern ein echtes Essener Pfund darstellen. Andreas Wiegel nahm mit robustem Zweikampfverhalten seinen Gegenspieler Schikora völlig aus der Partie und arbeitete für Zwei. Clemens Fandrich zeigte sich ballsicher und spielintelligent. Als Luca Wollschläger kam, zeigte er durchaus, dass er der Zielspieler im Zentrum sein kann, in kurzer Zeit gewann er gleich drei lange Bälle. Insgesamt wird RWE mit diesen Spielern die erhoffte Stabilität und Qualitätsverbesserung erreicht haben. Das zeigt auch die Tatsache, dass Dabro alle fünf Optionen zog, was in den Spielen davor nicht der Fall gewesen war.

Die Knackpunkt

Aue kannte eigentlich nur einen Weg nach vorne und der lautete lang, hoch und weit. Das fußballerisch im Grunde überlegene RWE ließ sich dadurch streckenweise zu weit zurückdrängen. Vor allem nach der Pause wirkte Rot-Weiss zu passiv, das 1:1 durch Sam Schreck deutete sich leider etwas an und während RWE die Auer Ecken bravourös verteidigte, ließ es sich hierbei in Folge eines Einwurfs einen einschenken. Nach der Schrecksekunde schlug Essen zurück, doch nach 70 Minuten wurde es gefühlt zur Abwehrschlacht, denn die Gäste langholzmichelten nur noch und sorgten so für Unruhe. Aues „Spielmacher“ war dabei vor allem Korbinian Burger, denn der Linksverteidiger wurde ständig gesucht und feuerte das Leder diagonal Richtung der RWE-Box. Man hätte Burger hier konsequenter anlaufen können, spätestens nach dem dieses Muster ein halbes Dutzend mal zu erkennen gewesen war. So unter Stress gesetzt spielte RWE eigentlich gewonnene Bälle nicht immer sauber heraus und geriet erneut unter Druck. Immer dann, wenn das Leder am Boden und bei den Essenern blieb, boten sich gute Kontergelegenheiten. Hier fehlte häufig der letzte Pass und einmal vergab Simon Engelmann, von Lawrence Ennali brillant in Szene gesetzt, frei vor dem Tor die Vorentscheidung zum 3:1 und versuchte anschließend den von Keeper Klewin parierten Ball per Hand reinzuboxen, was ihm Gelb einbrachte. So musste RWE bis zum Schusspfiff zittern und nach 85 Zeigerumdrehungen sollte nach einem tollen Drehschuss von Alexander Sorge die Querlatte herhalten, um den RWE-Sieg zu sichern.

Die Aufreger

Nach etwa einer halben Stunde war Niklas Tarnat im Essener Strafraum nach Meinung vieler Kommentatoren regelwidrig unterwegs und soll nicht den Ball, sondern einen Auer Gegenspieler am Knie getroffen haben. So eindeutig belegen das die TV-Bilder nicht, jedoch darf man von einer engen Entscheidung zugunsten von RWE sprechen.

Als das Spiel vorbei und sich die siegestrunkene Erleichterung aus zigtausend Kehlen Bahn gebrochen hatte, irritierte die siegreiche RWE-Truppe ihre Anhänger. Zwar lief die Mannschaft jede Tribüne des Stadions an der Hafenstraße ab, das zuvor das gesamte Spiel über einen fantastischen Support abgeliefert hatte, und spendete dankenden Applaus, jedoch blieb das große Feiermoment aus, denn danach verschwand die Truppe im Kabinentrakt. Teile der Westtribüne rasteten aus, „Wir sind Essner und ihr nicht“ schallte es ins weite Rund. Mittlerweile ist klar, die Mannschaft wollte ein Zeichen setzen. Auf der Rückfahrt aus Bayreuth war der Essener Mannschaftsbus auf demselben Rastplatz gestanden, auf dem eine Gruppierung den Bus einer anderen Fangruppe überfallen und verdroschen hatte. Diese Szene hatte nachgewirkt. Nach dem Statement des Vereins folgte nun dieses Zeichen. Klar ist, dass das großes Aufsehen erregt. Das Echo ist dabei durchaus gemischt. Jawattdenn.de wird sich in einem eigenen Beitrag damit beschäftigen und versuchen, die Ereignisse aufzuarbeiten.

Fazit

Essener Flutlichtoper, überzeugende Neuzugänge und drei Punkte. Zudem steht das vorherige Tabellenschlusslicht nach den Niederlagen von Bayreuth bei Waldhof Mannheim (1:2), des SC Verl in Halle (1:5) sowie von Borussia Dortmund II (0:3) in Dresden nach diesem Spieltag auf jedem Fall über dem Strich und wird abhängig des Ausgangs der Partie Zwickau gegen Fortuna Köln mindestens 16. sein. Alles könnte so schön sein. Wenn es da nicht die dritte Halbzeit von Bayreuth und deren Folgen in der dritten Halbzeit gegen Aue gegeben hätte. Die sportlichen Baustellen wurden erkannt und überzeugend angepackt. Jetzt muss RWE auf den anderen Ebenen nachliefern.

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Fotos by M.R.