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2022/2023 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – SpVgg. Bayreuth (2:0)

Na geht doch. Mit einem verdienten 2:0 gegen Bayreuth gewinnen die Rot-Weissen das zweite Heimspiel in Folge und halten den Abstand zu den Abstiegsplätzen auf 8 Punkte. Weiter so! Fotos und die Spielanalyse sind online.

Vorbericht

Kreator bläst Wagner den Marsch!

Im „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen Mitaufsteiger Bayreuth hat RWE die große Chance, die Abstiegsränge weiter zu distanzieren – doch das Team von Thomas Kleine ist mittlerweile in der Liga angekommen und konnte seit der WM-Pause ordentlich punkten.

Zur Winterpause lag die SpVgg Bayreuth mit 13 Punkten nach 17 Spielen noch auf dem letzten Tabellenplatz, in nur 7 Spielen in 2023 konnte jedoch mit 12 Punkten schon fast die komplette Ausbeute vor der WM-Pause erreicht werden und zuletzt entdeckte die lange Zeit schlechteste Offensive der Liga auch noch das Toreschießen für sich. RWE sollte also gewarnt sein.

Als die Spielvereinigung Bayreuth am 22. Spieltag zur 80. Minute 0:3 gegen Wehen Wiesbaden hinten lag, stand die magere Ausbeute von 15 Saisontoren zu Buche. Knapp 200 Spielminuten später steht die „Altstadt“ bei 25 Treffern, denn mit zwei späten Toren konnten die Gelbschwarzen gegen Wiesbaden fast noch einen Punkt mitnehmen, wurden aber letztlich für ihre tolle Moral doch nicht belohnt.

Einen Spieltag später sahen die Zuschauer einen ähnlichen Verlauf in Osnabrück, wo der VfL eine Viertelstunde vor Schluss mit 2:0 führte – diesmal konnten die Bayreuther in etwas über 15 Minuten satte drei Treffer beim Aufstiegsaspiranten erzielen und drei Punkte gegen die sonst in 2023 punktverlustfreien Lilaweißen einfahren. Im letzten Heimspiel gegen das neue Tabellenschlusslicht FSV Zwickau kamen dann noch fünf weitere eigene Tore hinzu, die dem Team von Thomas Kleine einen 5:3-Erfolg bescherten. 

Die Bayreuther Offensive ist im Jahr 2023 treffsicher.

In der Tabelle steht der nächste Gegner plötzlich direkt hinter Rot-Weiss Essen auf Platz 15 und hat vier Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Auch RWE hat vier Punkte Vorsprung auf Bayreuth und tut gut daran, diesen Abstand zu halten oder gar auszubauen. Denn obwohl die vier Schlusslichter bislang noch auf der Stelle treten, sind die vermeintlich komfortablen acht Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze trügerisch: RWE hat bis auf Dortmund II alle direkten Duelle mit den Teams ab Platz 13 abwärts noch vor sich und auf Abstiegsendspiele in Zwickau, Meppen und Halle würde das rot-weisse Fanlager gerne verzichten.

Die eigene Ausbeute von 7 Punkten aus 7 Spielen in 2023 ist ebenso ausbaufähig wie die Bilanz gegen die direkte Konkurrenz – der Sieg im letzten Heimspiel gegen die Reserve des BVB ist der bislang einzige gegen eine Mannschaft aus dem unteren Tabellendrittel. Mit nur fünf Toren aus den sieben Spielen seit Wiederbeginn stellt RWE zudem gemeinsam mit Halle und Viktoria Köln den harmlosesten Angriff der Liga. Hier bietet der Gegner aus Bayreuth mit seinen Defensivschwächen die ideale Möglichkeit, diese Bilanz aufzubessern, denn die 44 Gegentreffer der Gelbschwarzen werden nur vom VfB Oldenburg (45) übertroffen.

Auch wenn sich die Personallage nach dem 1:0-Erfolg im Pokal beim WSV etwas entspannt hat, wird sich zeigen, wie fit die Mannschaft nach überstandener Grippewelle ist. Simon Engelmann, Meiko Sponsel und Lawrence Ennali fallen weiterhin krank aus – Niklas Tarnat und Luca Wollschläger sind noch fraglich. Allerdings war lediglich Tarnat in der Rückrunde bei Dabrowski gesetzt, sodass sich Änderungen im Vergleich zum letzten Ligaspiel in Ingolstadt in Grenzen halten dürften. Für Tarnat könnte Thomas Eisfeld in die Startelf rücken und auf der rechten Abwehrseite ist noch unklar, ob Andreas Wiegel schon fit genug ist für einen Einsatz von Beginn an – Sandro Plechaty und Mustafa Kourouma stehen als Alternativen zur Verfügung.

Dieses Mal müssen andere gegen Bayreuth regeln.

Christoph Dabrowski verwies zurecht darauf, dass es selbst im Falle eines Sieges mit dann möglichen 32 Punkten noch ein weiter Weg zum Klassenerhalt sei – dennoch kann am Sonntag ein ganz großer Schritt hin zum ersehnten Ziel getan werden. Die BVB-Reserve setzte ihr Gastspiel in Freiburg am Freitagabend in den Sand und konnte den von Stürmer Justin Njinmah groß(kotzig) angekündigten Sturm auf die obere Tabellenhälfte zunächst nicht einleiten. Stattdessen könnten die Dortmunder im Falle eines Hallenser Sieges in Meppen auf einen Abstiegsplatz rutschen.

So oder so wird aufgrund dieses direkten Duells mindestens eines der vier Teams von ganz unten punkten. Auch Zwickau daheim gegen Verl und Oldenburg gegen den MSV Duisburg haben keine unlösbaren Aufgaben vor sich, wenngleich beim VfB die Drucksituation am größten ist und bereits Gerüchte über einen Trainerwechsel im Misserfolgsfall die Runde machen. Schön wäre es, wenn RWE zum Zeitpunkt der Duelle mit den Teams von ganz unten an alte Traditionen anknüpfen könnte und, statt um den Klassenerhalt kämpfen zu müssen, um die goldene Ananas spielt – dazu braucht es am Sonntag aber erstmal drei Punkte!

Nur der RWE!

Dominik Gsell

Spielbericht

Wagner-Festspiele vorerst gestoppt – RWE spielt gegen Bayreuth 2:0!

Auch den zweiten Akt gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf kann RWE bestehen. Nach der Dortmunder Zweitvertretung waren die rot-weissen Jungs auch im Heimspiel gegen Bayreuth erfolgreich. Diesmal konnte die 2:0 Führung, die erst nach einer zähen ersten Hälfte im zweiten Durchgang erarbeiten werden konnte, sicher gehalten werden. Aufgrund dieser Steigerung im Verlaufe des Spiels ist das ein verdienter Erfolg, der auch im Zeichen einer schwierigen Woche stand. Nahezu die Hälfte des Kaders stand Trainer Dabrowski nur eingeschränkt bzw. gar nicht zu Verfügung, auch wenn eine gute Mannschaft gegen Wuppertal im Pokal aufgeboten werden konnte. Allerdings zeigte diese großen Schwächen gegen den Viertligisten, so dass auf einige Rückkehrer wie z. B. Andreas Wiegel gehofft wurde. Am Ende zeigte sich, dass dieser Kader selbst eine Resistenz gegenüber Viren entwickelt hatte, was aber auch an dem geschickten Personaleinsatz unseres Übungsleiters lag. 

Glückwunsch vom Käpt’n zum großartigen Treffer.

Personal und Taktik

Dirigent Dabrowski spielte mal wieder ein paar ungewöhnliche Takte vor dem Beginn. Es wurde mit Harenbrock, Müsel, Eisfeld und Holzweiler nahezu das gesamte offensive Mittelfeld der Essener eingesetzt, zudem versuchte Young sich als Mittelstürmer für den in die Kritik geratenen Berlinski. So rückte die rot-weiße Angriffslinie bis nahezu an den gegnerischen Sechzehner, hinter Young agierten Holzweiler, Müsel und Harenbrock, während Eisfeld etwas defensiver ausgerichtet Tarnats Part ersetzte, der sich nicht rechtzeitig aus der Grippewelle fit melden konnte. Durch die geballte Zentrale waren Wiegel und Bastians noch mehr dazu gezwungen, als Flankengeber Druck auf die Viererkette zu machen. Dies würde eine höchst spannende Angelegenheit werden, denn durch diese taktische Variante gab RWE vermeintlich ein wenig von der defensiven Stabilität auf, welche die große Stärke der letzten Spiele darstellte. Außerdem überraschte Dabro durch die Nichtaufstellung des zuletzt starken Kefkirs, der erst einmal auf der Bank Platz nehmen musste.

Die Gäste aus Bayreuth setzten zunächst auf eine stabile Viererkette, in der nur Steffen Eder den verletzten Schwarz vertrat. Ansonsten gab es keine Veränderungen, im beschaulichen Bayern weiß jeder, dass die Kuh gemolken wird, solange sie noch Milch gibt. Latteier und Kirsch gaben der Abwehr als Doppelsechs noch mehr Stabilität. Ziel war es, durch schnelle Ballgewinne die Essener Offensivabteilung zu überbrücken und die gut eingespielten Nollenberger, Zejnullahu, Diawusie und Ziereis zum Abschluss zu bringen.

Isi begann das Spiel als Stürmer.

Die Pluspunkte

Jeder im Stadion konnte sehen, dass wir in der Offensivzentrale ein paar richtige gute Kicker haben. Wenn einmal erst richtig schnell kombiniert wird, bekommen viele Gegner in der dritten Liga Probleme mit dieser Spielweise. Allerdings gelang dies in der ersten Halbzeit viel zu selten, sodass bis auf ein paar semi(un)gefährliche Distanzschüsse nicht viel heraussprang. Dennoch bleibt in dieser Phase positiv zu bemerken, wie viele Halbflanken von Bayreuth abgefangen werden konnten, da unsere Offensive immer hungrig auf den Ball und auch zweikampfstark war. Nach Wiederanpfiff war es Young, der mit einer typischen Aktion sich links durchsetzen konnte und Harenbrock bediente, leider drehte sich der Schuss flach vorbei am rechten Pfosten. Sieben Minuten später hätte der Fasttorschütze mit einer Flanke nach einem schnell ausgeführten Freistoß von links einen Mitspieler gefunden, doch Rother und Herzenbruch verpassen nur um wenige Zentimeter den Ball.

Wenn wir gerade von Freistößen reden, Standards sind ja ungewohnter Weise an der Hafenstraße in dieser Saison eine Stärke der rot-weißen Mannschaft. Diesmal fand der Ball Herzenbruch, bzw. dessen Schulter, und der Ball schlug vom Pfosten in das Tor ein. Der zweite Treffer acht Minuten später war ebenso sinnbildlich für das gesamte Spiel der Essener Offensive. Zunächst schafft es Rother nicht, einen zwei-Meter-Pass an seinen Mitspieler anzubringen, allerdings kommt der Ball zurück und dann wird nach einem kurzen Lauf aus 22 Metern einfach mal abgezogen – 2:0! Haben wir zurzeit noch ein „Tor des Monats“ in Verlosung, könnte man schon über die nächste Bewerbung nachdenken.

Neben Rother, der die in ihn gesetzten Ansprüche in den letzten Wochen mehr als erfüllt, muss als belebendes Element die Einwechselung von Plechaty hervorgehoben werden. Während er als linker Defensivspieler gegen Wuppertal noch Probleme hatte, zeigte er heute offensiv ein gutes Spiel und hätte sich mit einem Lupferversuch noch belohnen können, aber der Bayreuther Keeper Kolbe war einfach in dieser Situation reaktionsschnell. Der Akt mit Plechaty ist auch ein Beweis für die Stärke von Dabrowski, Spielern das Selbstvertrauen zu geben, die in den letzten Wochen nur wenig Spielzeit bekommen haben. Der Satz, den er bei unseren Kollegen kundgetan hat („Wir haben keine B-Elf“), ist nicht nur eine stumpfe Nullaussage, sondern wird von ihm und den anderen Verantwortlichen auch praktiziert.

Herze nach seinem Brustlöser.

Die Knackpunkte

Betrachtet man das Spiel auf ehrliche Weise, so ist die Taktik des Trainers nicht voll aufgegangen. Young tat sich mit seiner Rolle sehr schwer und verschwand in den Reihen der gegnerischen Abwehrkette. Kam er doch an den Ball, so verpuffte sein Dribbling schnell, weil er mal wieder am Ende eine falsche Pass- oder Laufentscheidung traf. Aber zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass auch seine Mitspieler sich mit Fehlpässen und Ballverlusten hervortaten. Dies war insofern nicht ungefährlich, da die Wagnerstädter viel Platz nach dem Ballgewinn hatten und sich sehr schnell z. B. über Diawusie nach vorne spielten. So hatten die Gäste die besseren „Chancen“ in der elften Minute durch Kirsch und in der 16. durch einen Kopfball von Ziereis, welcher aber knapp im Abseits stand. Von der zunehmenden Unsicherheit wurde auch allmählich die Abwehr erfasst, selbst der sonst sichere Wiegel erlaubte sich das ein oder andere unsaubere Zuspiel. Allerdings muss man zugestehen, dass auch Bayreuth im Spielaufbau anfällig wirkte und die Bälle nicht immer den Mann fanden.

Kamen die Essener in der ersten Halbzeit dennoch durch, hatten die schwarz-gelben Bayern keine Probleme, alles vor dem Tor wegzuverteidigen. Es lässt sich drehen und wenden, wie man will, aber der richtige Strafraumstürmer fehlt einfach. Hoffen wir darauf, dass Engelmann bald zurückkehrt und Berlinski seine Form wieder findet, sein Bemühen konnte man ihm nach seiner Einwechselung nicht absprechen.

Bayreuth stellte RWE gerade in der ersten Halbzeit vor Probleme.

Der Aufreger

Eigentlich könnte man an dieser Stelle sehr schnell sein und zum nächsten Punkt übergehen, denn das Spiel hatte weder strittige Szenen noch hitzige Gefechte unter den Spielern, Zuschauern oder Mannschaftsverantwortliche zu bieten. Herr Rafati, in diesem Spiel gab es für Sie nichts zu sehen! Allerdings bleibt doch noch ein Ärgernis übrig. Der Platz war wieder einmal in einem saumäßigen Zustand. Dies soll keine Entschuldigung sein für eine Offensive, die seit Wochen schwankende Leistungen zeigt, allerdings haben wir tatsächlich viele Kreativspieler in unseren Reihen, die Besseres verdient hätten. Auch heute war zu erkennen, dass mehr in einigen Zuspielen gewesen wäre, wenn das Geläuf einen entsprechenden Zustand hätte. Allerdings ist dies keine Schuldzuweisung an Einzelne oder Institutionen im Verein, sondern eine reine Feststellung an dieser Stelle.

Andy Wiegel wieder einmal mit kämpferischer Leistung.

Fazit und Blick über den Tellerrand

„Mit 32 Punkten ist man noch nicht durch!“ – Natürlich hat unser Trainer mit dieser Aussage recht. Allerdings wären wir nach den Siegen von Halle in Meppen (2:3) und von Zwickau daheim gegen Verl (2:1) wieder deutlich näher an die Abstiegszone gerückt. So wurde der Anschluss an das Mittelfeld wieder hergestellt, durch die Niederlagen von 1860 München und Ingolstadt sind es nur noch sagenhafte drei Punkte auf diese beiden hochgehandelten Teams. Die Bayreuther haben in den nächsten Wochen ein eher unvorhersehbares Programm. Waldhof Mannheim erweist sich immer noch als guter Gast und verliert in der Fremde gerne mal den Anschluss an die Spitzengruppe, während im Rahmen der englischen Woche Saarbrücken ein ebenso guter Gastgeber sein kann. Mit Abschluss der englischen Woche folgt dann der Abstiegskracher gegen den VfB Oldenburg.

Angesichts unserer nächsten Wochen war der Sieg gegen einen Konkurrenten um den Klassenerhalt umso wichtiger. Treffen die Männer von der Hafenstraße nächste Woche den formstarken Tabellennachbarn und Zweitligaabsteiger Aue am nächsten Samstag, warten danach gleich sechs der Top 7- Mannschaften auf uns. Wenn diese Saison uns aber eins gelehrt hat, dann die Tatsache, dass wir auch in der Lage sind, gegen solche Mannschaften zu punkten.

In diesem Sinne: NUR DER RWE

Pascal Druschke

Fotos