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2022/2023 – 3. Liga

SV Meppen – Rot-Weiss Essen (2:0)

Das war nichts im Emsland! Die Essener verlieren hochverdient in der Hänsch-Arena und müssen weiter um den Klassenerhalt bangen. Die schon totgesagten Meppener zeigten im Gegensatz dazu alles, was man im Abstiegskampf braucht: Mut, Zweikampfstärke, unbändiger Wille, Körpersprache. Unser Spielbericht ist online.

Vorbericht

Mit ordentlich Power in Meppen ernst machen

Lange Jahre war sie das Symbol für Frustration und Fußballmüdigkeit, doch in diesem Jahr ist sie Sehnsuchtsobjekt der RWE-Fans. Alle Rot-Weissen würden sich freuen, wenn die letzten Drittligapartien um die goldene Ananas gespielt werden, denn das hieße, dass der Abstieg dann auch rechnerisch vermieden wird. Ein erster Anlauf für den begehrten Preis macht RWE in Meppen, wo unsere Mannschaft auf den lange Zeit abgeschlagenen, aber nun wiedererstarkten SV Meppen treffen wird.

So richtig Ruhe wird rund um die Hafenstraße wohl niemals einkehren, so erlebten die Fans mit leicht verwundertem Gefühl den wohl ersten DFB-Schiedsspruch zugunsten von Rot-Weiss Essen. Zum Wochenende hin diskutierten zwei Fanlager erhitzt über die Mittwoch durch den Kicker veröffentlichte Entscheidung der sportlich Verantwortlichen, den Vertrag von Felix Herzenbruch doch nicht zu verlängern. Am Donnerstag folgte der Verein, der daneben verkündete, dass auch Oguzhan Kefkir, Niklas Tarnat, Raphael Koczor und Kevin Holzweiler im kommenden Jahr nicht mehr für Essen auflaufen werden.

Das Personal

Auch in dieser Woche muss Christoph Dabrowski eine prall gefülltes Lazarett melden, sodass ein großer Teil des Teams sich von selbst aufstellen wird. Die Verteidigungsreihe wird wahrscheinlich so auflaufen wie gegen Oldenburg, da Felix Bastians, Andreas Wiegel, Michel Niemeyer und Meiko Sponsel definitiv nicht fit sind. Einzige Alternative wäre auf der linken Abwehrseite Moritz Römling, falls dieser wieder bei 100% ist.

Auch im Mittelfeld ist dünnt sich das Personal extrem aus. Neben der schon bekannten Gelbsperre von Björn Rother wird auch Clemens Fandrich aufgrund eines Infekts nicht zur Verfügung stehen. Hier wäre die Doppel-Sechs aus den erfahrenen Thomas Eisfeld und Felix Götze zu erwarten, sodass Cedric Harenbrock nach zwei überzeugenden Startelfauftritten erneut die Chance bekommen wird, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Zumindest im Angriff kann der Trainer auf alle Kräfte zurückgreifen. Hier stellt sich die Frage, ob erneut die schnellen Flügel Lawrence Ennali und Isaiah Young beginnen werden, oder ob Ron Berlinski, der sich in Kombination mit Simon Engelmann ebenfalls verbessert präsentierte wieder von Beginn an auf dem Platz steht.

Der Gegner: SV Meppen (Tabellenplatz 19 / 30 Punkte / 6 Siege / 12 Unentschieden / 16 Niederlagen / 35:60 Tore / Differenz -25)

Der SV Meppen bestätigt aktuell einmal mehr das berühmte Sprichwort, denn die Emsländer wurden von vielen Experten bereits totgesagt. Nur sechsmal ging der SV als Sieger vom Platz, kein Verein der Liga hat so selten gewonnen. Allerdings konnte Meppen drei dieser Siege in den vergangenen sechs Spielen feiern und schlug dabei die Aufstiegsfavoriten aus Saarbrücken und Wiesbaden. Zuletzt gewann Meppen gleich zweimal in Folge, sodass es den Blauen an Selbstvertrauen nicht mangeln wird.

Meppens Lebensversicherung heißt Marvin Pourié. Der Stürmer gehört zu den Drittligaschwergewichten, so konnte er in 162 Spielen 57 Tore erzielen und ist mit zehn Toren und sechs Vorlagen Meppens bester Torschütze und Topscorer. Ihn heißt es für den RWE-Abwehrverbund auszuschalten, denn Pourié fackelt nicht lange und hat den eingebauten Torinstinkt.

Seit Ernst Middendorp Anfang März das Training beim SV Meppen übernahm, zeigt die Richtung leicht nach oben, auch wenn der weitgereiste Coach zwischen Enttäuschung und Zufriedenheit in den wechselhaften Auftritten schwankte. Die Abwehr konnte aber auch der erfahrene Middendorp nicht nachhaltig stabilisieren und diese kommt immer dann ins Schwimmen, wenn direkt gespielt und Druck ausgeübt wird. Dies würde für einen erneuten Einsatz der schnellen Flügelspieler Ennali und Young sprechen, die hier den Weg hinter die Abwehrreihen finden könnten.

Im Hinspiel waren diese beiden ebenfalls auf dem Platz, es fehlte jedoch der Vollstrecker und so ruhen die Hoffnungen, dass Simon Engelmann einmal mehr regeln wird, damit das Rückspiel nicht 0:0 ausgeht, sondern RWE das Spiel für sich entscheiden kann.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage der Dritten Liga

Nachdem RWE häufig an Sonntagen zum Einsatz kam, läuft unser Team dieses Mal am Samstag, sodass einige Konkurrenten gleichzeitig spielen. Die SpVgg. Bayreuth tritt zeitgleich in Elversberg an. Zuletzt taumelten die Elversberger und der sagenhafte Vorsprung vor dem Relegationsplatz ist geschmolzen. Mit einem Dreier könnte die SVE einen riesigen Schritt in Richtung 2. Liga machen, sodass die berechtigte Hoffnung besteht, dass Bayreuth auf Abstand gehalten werden kann.

FSV Zwickau, die nur noch rechnerisch die Möglichkeit haben, an RWE vorbeizuziehen empfängt Waldhof Mannheim, die zuletzt mehrfach die eigenen Aufstiegsambitionen mit Achtungserfolgen unterstrichen. Das größte Fragzeichen steht vor der Begegnung des Halleschen FC gegen Ingolstadt. Hier wäre ein Sieg der zuletzt stolpernden Hallenser keine allzu große Überraschung. Am Sonntag spielt dann Oldenburg gegen Saarbrücken, die ebenfalls jeden Punkt dringend benötigen.

Im besten Fall könnte RWE bereits am Sonntag auch rechnerisch durch sein, doch vor dem Abschluss aller Rechenspiele müssen die eigenen Hausaufgaben erledigt werden. Der stotternde Sturm muss wieder ans Laufen kommen und der Abwehrverband weiterhin so gut zusammenstehen, wie er es bislang so oft gemacht hat, dann kann es was werden mit einem Sieg in Meppen.

Hendrik Stürznickel

Spielbericht

Herbe Enttäuschung in Meppen – RWE mit 2:0-Niederlage 
 
Das war nichts im Emsland! Die Essener verlieren hochverdient in der Hänsch-Arena und müssen weiter um den Klassenerhalt bangen. Die schon totgesagten Meppener zeigten im Gegensatz dazu alles, was man im Abstiegskampf braucht: Mut, Zweikampfstärke, unbändiger Wille, Körpersprache. All diese Dinge ließen die Jungs von der Hafenstraße vermissen. Auch wenn das Punktepolster kurz vor der Ziellinie immer noch ordentlich ist, muss dringend in den letzten Spielen ein anderer Auftritt folgen, um nicht doch noch Zittern zu müssen. 

Das Personal

Der gesperrte Rother wurde im defensiven Mittelfeld durch Felix Götze ersetzt. Auch Sandro Plechaty wurde auf der rechten Außenbahn durch Mustafa Kourouma. Ansonsten setzte Trainer Dabrowski auf dieselbe Startelf wie gegen Oldenburg mit Herzenbruch/Alonso in der Innenverteidigung und auf den Außenbahnen mit den schnellen Young/Ennali. Hinter der Sturmreihe zog Eisfeld wieder die Fäden, Engelmann bildete die Spitze, zwischen den Außenbahnen durfte sich Harenbrock wieder beweisen. Nach der Pause nahm Dabrowski einen Dreierwechsel vor, auf den noch später eingegangen wird. In der 66. Minute ersetzte Müsel noch Harenbrock, kurz vor dem Ende musste leider Götze einmal mehr verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Für die letzten Minute spielte für ihn Tarnat.

Die Pluspunkte 

Wäre das Spiel wie in Zwickau nach 45 Minuten beendet gewesen, dann hätten vermutlich zwei Sätze zu den guten Aspekten ausgereicht. Golz war es in der 23. Minute zu verdanken, dass es nicht schon 1:0 für die Hausherren steht. Einzig Engelmann hatte eine gute Möglichkeit zur Führung, die aber leider durch dem im Weg stehenden Evseev verpasst wurde. Mit der Einwechslung von Berlinski, Plechaty und Römling für Engelmann, Kourouma und Kefkir kam etwas Leben in die Mannschaft. Vor allem Plechaty macht ein gutes Spiel auf der rechten Seite. Hier stellt sich die Frage, warum er nicht von Beginn an dort spielen durfte und Kourouma auf seiner „Ausweichposition“ spielen musste.

Nach einem Zuckerpass von Götze in den Strafraum behindern sich Berlinski und Harenbrock selber, sonst wäre der Ausgleich kurz nach dem Seitenwechsel gefallen. Ansonsten wirkte das Essener Team zielstrebiger, allerdings fehlte am Strafraum die entscheidende Aktion. Wurde es doch noch einmal gefährlich, fand die Sturmreihe in dem starken Meppener Keeper Harsman ihren Meister. Hinten öffneten die Essener logischerweise die Räume, was in der Folge zu Chancen für den SVM führte, insgesamt war aber auch die Ordnung in der Defensive besser als in Halbzeit eins.

Die Knackpunkte 

Eine solche Leistung wie in Halbzeit eins ist schlichtweg indiskutabel. Nach vorne war das Spiel abermals zu statistisch. Keine Flanke sorgte für Gefahr, viele Aktionen wurden einfach im Ansatz verstolpert. Eine Spielidee war kaum erkennbar, obwohl die Verantwortlichen abermals die Außenbahnen verstärkten, um in die offenen Räume des SVM zu kommen. Viel gravierender waren aber die Mängel im sonst so stabilen Defensivspiel. Der junge Kourouma war leider ein ständiger Unsicherheitsfaktor, allerdings ist seine große Stärke nicht die rechte Außenbahn, sondern die Innenverteidigung. Sein Stellungsfehler ermöglichte Kleinsorge das lockere 1:0, aber hier hätte schon der Pass von Ballmert verhindert werden müssen. Sein Nebenmann Rios Alonso erlaubte sich in der Essener Druckphase einen kapitalen Bock und leitete das 2:0 der Emsländer ein. Aber es wäre falsch, nur den beiden Spielern die Niederlage anzukreiden. In sämtlichen Mannschaftsteilen war die Leistung nicht ausreichend für einen Drittligisten. 

Der Aufreger 

Der Auftritt der Mannschaft ist extrem besorgniserregend. Es fehlt derzeit nicht nur ein Konzept, um selbst Mannschaften in der Abstiegszone zu schlagen, sondern auch die Körpersprache, um den Kampf um den Klassenerhalt anzunehmen, ist der Mannschaft nicht zu entnehmen. Jede Aktion, die daneben geht, wird mit hängenden Schultern konnotiert. Dies ist ein absolutes No-Go in einer solchen Phase, Meppen, Oldenburg, Halle und selbst Zwickau zeigen gerade, wie es anders geht. Eine zündende Idee, um wieder in die Spur zu kommen, fehlt den derzeit sportlich Verantwortlichen komplett. Liegt es daran, dass jeder sich zu sicher war, mit den geschenkten Punkte aus Zwickau wird es schon irgendwie reichen? Oder an dem Zeitpunkt der Veröffentlichung von fünf Trennungen am Ende der Saison von Spielern, die zum Teil noch Stammspieler sind und jetzt auch noch die Kohlen aus dem Feuer holen sollen? Egal wie die Antwort ausfallen sollte, der Verein braucht sie bald, um nicht in völlige Lethargie zu verfallen. 

Die Lage in der Liga

Ein Dank geht an die Elversberger, die nach einem 0:2 Rückstand unseren Konkurrenten aus Bayreuth noch fünf Stück einschenken konnten. Während die SVE nächste Woche den Aufstieg perfekt machen kann, taumelt der bayrische Klub der Regionalliga entgegen. Die anderen Ergebnisse im unteren Tabellenbereich sind weniger erfreulich. Die Zwickauer besiegten Waldhof und zeigen ein Lebenszeichen, während Halle durch ein 1:0 gegen Ingolstadt näher an uns herangerückt ist. Zudem schaffte der MSV durch ein 3:0 gegen Aue am Freitagabend den Klassenerhalt. Die Glückwünsche ersparen wir uns an dieser Stelle. Im Aufstiegskampf gab es auch etwas Bewegung. Dresden überholt durch ein 3:1 im direkten Duell Wiesbaden und steht jetzt auf einen direkten Aufstiegsplatz.

Es sollte absolut nicht mehr nötig sein, auf die Ergebnisse der anderen Mannschaften im Tabellenkeller zu schauen. Mit dem erarbeiteten Abstand an Punkten muss unser Team jetzt selbst über die Ziellinie gehen. Danach ist eine Analyse fällig und es muss geschaut werden, welche Veränderungen innerhalb und außerhalb der Mannschaft stattfinden sollen. Bis dahin muss Vollgas gegeben werden, sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen. Aufgeben ist keine Option! 

In diesem Sinne, NUR DER RWE 

Pascal Druschke