Vorbericht
Mission „Wiedergutmachung“ ist angesagt – RWE ist zu Gast im Westfalenstadion
Eine Woche des Vergessens liegt hinter den RWE-Fans und den Verantwortlichen des Vereins. Nach zwei Packungen in Unterhaching und Verl schockte eine Personalentscheidung am vergangenen Dienstag das rot-weisse Umfeld. Mit Felix Bastians erlebte der dritte Kapitän in Folge das Ende seiner Amtszeit durch eine Suspendierung. Den zwei harten Treffern mitten ins Gesicht folgte also noch ein kräftiger Schlag in die Magengrube.
Das Statement des Vereins war so deutlich wie selten zuvor. Bastians wäre seiner Vorbildrolle „zunehmend nicht mehr nachgekommen“ und die Entscheidung zur Suspendierung sei „nicht nur notwendig, sondern alternativlos“. Dennoch kam es wie selbstverständlich zu Legendenbildungen unter den Anhängern rund um diese Entscheidung, zum Beispiel, dass Bastians als meinungsstarker Spieler seiner Kritik an den sportlichen Verantwortlichen zum Opfer gefallen sei. Vielmehr deutet aber alles daraufhin, dass Bastians sein eloquentes Verhalten, welches er vor allem in der Öffentlichkeit gerne gezeigt hat, gegenüber seinen Mitspielern und dem Trainerteam nicht an den Tag gelegt hat.
An dieser Stelle geht trotzdem ein großer Dank an Felix Bastians für seinen Anteil beim Aufstieg 2022 und den starken Leistungen in der letzten Saison. Es ist sehr bedauerlich, dass beide Seiten so auseinandergehen, allerdings müssen gerade in einer schwierigen Situation alle nötigen Maßnahmen getroffen werden, um die Ziele des Vereins erreichen zu können.
Das Personal
Mag Felix Bastians menschlich für diese Mannschaft ein geringerer Verlust sein, sportlich ist seine Suspendierung durchaus ein Risiko, da er gleich für zwei Positionen (Innenverteidigung/linke Außenbahn) eine Alternative für die Startelf war. Weiter fällt Felix Götze mit seiner Verletzung am Bauchmuskel aus, zudem könnte der erfahrene Andreas Wiegel aufgrund von muskulären Problemen im Oberschenkelbereich fehlen. Spannend wird es also in erster Linie in der Innenverteidigung, wo sich Rios Alonso an einen neuen Partner gewöhnen muss. Manu erlebte nach seiner Einwechselung einen rabenschwarzen Tag und empfahl sich nicht gerade für einen Einsatz von Beginn. Kourouma zeigte sich gegen Viktoria Köln nicht fehlerfrei, stabilisierte sich aber im Laufe des Spiels und half der Hintermannschaft, ohne Gegentor zu bleiben. Fällt Wiegel aus, wird Voufack wie gegen Unterhaching eine Alternative sein, möglicherweise aber auch Sandro Plechaty. Brumme wird auf der linken Seite gesetzt sein.
Für den neuen Kapitän Vinko Sapina kommt nach seiner Rückkehr in die Startelf eine entscheidende Rolle zu. Seine Absicherung nach hinten wird noch mehr gefragt sein als in den vergangenen Spielen, es ist sehr wahrscheinlich, dass sein Einschalten in die Offensive in einem geringeren Maße als sonst ausfallen wird. In der Zentrale sind trotz der durchwachsenen Leistungen von Harenbrock und Müsel keine Veränderungen zu erwarten. Dasselbe gilt für die offensiven Außenbahnen, die voraussichtlich mit Young (rechts) und Obuz (links) besetzt werden.
Großes Kopfzerbrechen wird Dabrowski neben der Neuorientierung in der Innenverteidigung das Sturmzentrum machen. Sowohl Berlinski in Unterhaching als auch Doumbouya gegen Verl überzeugten in der Startelf nicht, die Chance für den oft geforderten Vonic war noch nie größer. Gerade gegen eine agile U23-Mannschaft könnte der junge Ex-Nürnberger neue Akzente setzen. Denkbar wäre allerdings auch, einen Spieler auf der Außenbahn, beispielsweise Young, gegen Vonic zu tauschen, so dass er einen der beiden erfahrenen Stürmer unterstützen kann.
Der Gegner: Borussia Dortmund 2 (Platz6/16 Punkte/4 Siege/4 Unentschieden/2Niederlage/ 11:11 Tore / Differenz +/- 0)
Zurzeit gilt das Motto „Verkehrte Welt“ bei den U23-Mannschaften in Liga 3. Sicherte sich in der letzten Spielzeit Freiburg 2 nach einer starken Saison den zweiten Tabellenplatz, musste die Zweitvertretung aus Dortmund sehr lange um den Klassenerhalt zittern. Derzeit stehen aber die Freiburger im Tabellenkeller, während die jungen Borussen bislang einen guten Start hingelegt haben. Nur zwei Niederlagen mussten die Dortmunder hinnehmen, und dies gegen die hochgehandelten Mannschaften aus Dresden und Saarbrücken (jeweils 0:2).
Auch beim BVB 2 fand wie in Freiburg ein erhöhter Personalaustausch statt. So kehrte zum Beispiel das Sturmtalent Justin Njinmah nach Bremen zurück, der noch im letzten Winter von Verl abgeworbene Akono wechselte zu seinem ehemaligen Klub nach Lübeck und Verteidiger Can Özkan wurde von Arminia Bielefeld abgeworben. Erstaunlicherweise wechseln aber auch Spieler zu einer U23-Mannschaft, obwohl sie zuvor mit reichlich Talent in der Liga bereits für Aufsehen gesorgt haben. Namentlich zu nennen wäre da der schnelle Stürmer Julian Hettwer, der in einem schwierigen Duisburger Umfeld bereits überzeugen konnte und derzeit die interne Scorerwertung der Schwarz-Gelben anführt. Auch Paul-Phillipp Besong kehrte nach Profistationen in Nürnberg und Aue ins Ruhrgebiet zurück. Angetrieben wird die Mannschaft im Mittelfeld von den „Routiniers“ Franz Pfanne und Michael Eberwein, im Tor steht der eigentlich zum Profikader gehörende Marcel Lotka. Auch die in den Profikader gewechselten Antonios Papadopoulos (5 Einsätze) bzw. Ole Pohlmann (9 Einsätze) zählen noch regelmäßig zum Aufgebot der U23.
Die jungen Dortmunder haben vor allem in der Offensive beeindruckend früh ein gutes Zusammenspiel ihrer Stürmer entwickelt, die durch ein schnelles Umschaltspiel in Szene gesetzt werden. Sowohl in Bielefeld als auch im Spiel gegen Duisburg werden die Abwehrreihen nahezu überrannt, doch gerade gegen den MSV wurde auch Chancenwucher betrieben. Viele Spielern sind topausgebildet und wissen genau, wo sie den Schnittstellenpass hinsetzen müssen und wirken bei Fehlern des Gegners sehr abgezockt. Hier kommt es auf die Essener Zentrale an, keine einfachen Ballverluste im Spielaufbau zu generieren, ansonsten wird es schwer werden, der jungen Offensive hinterherzukommen. Auch wenn die Abwehr des BVB eine gute Rolle spielt, fällt schon auf, dass die Zuordnungen ähnlich wie bei den jungen Freiburgern nicht immer hundertprozentig stimmen. In Bielefeld fallen beide Tore nach einem Standard, die Dortmunder Spieler stehen dabei aufgereiht mit neun Mann am Fünfmeterraum. Das erste Tor fällt etwas glücklich nach einem Distanzschuss, beim zweiten Treffer kann der Torschütze sich aber gegen gleich fünf benachbarten Abwehrspieler durchsetzen. Gerade diese Anfälligkeit muss RWE nutzen, da aus dem Spiel heraus zurzeit wenig passiert. Wenn RWE aber gefährliche Situationen durch den ruhenden Ball erzeugt, kann dies ein Mittel zum Erfolg werden.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga
Nach dem Auftakt zwischen dem BVB 2 und RWE am Freitagabend trifft der SC Verl am Samstag auf Tabellennachbar Ingolstadt. Beide Teams könnten mit einem Sieg in die obere Tabellenhälfte vordringen. Dasselbe gilt für den SV Sandhausen, der in Unterhaching die bittere Niederlage gegen den SSV Ulm vergessen machen möchte. Die Hachinger sind mit der Niederlage beim Schlusslicht aus Duisburg in der Realität angekommen, möchten aber selbst die Chance auf den Sprung nach oben wagen. Der Tabellendritte aus Regensburg hat den Aufsteiger aus Lübeck zu Gast, der einen Sieg benötigt, um aus dem Tabellenkeller zu kommen. Zudem möchten Viktoria Köln und Erzgebirge Aue mit einem Erfolg den Relegationsplatz bei einem Ausrutscher des Jahn gerne erobern.
Am Abend kommt es dann zu einem Kellerduell zwischen Bielefeld und Mannheim, was so niemand vor der Saison erwarten konnte. Vor allem für die Arminia wird dieses Spiel wichtig sein, um den Anschluss an das untere Mittelfeld wieder herzustellen.
Am Sonntag kommt es zunächst zum Spitzenspiel der beiden Erstplatzierten aus Ulm und Dresden. Der SSV kann bei einem Sieg die Tabellenführung übernehmen, Dynamo sich weiter vom Rest der Verfolger absetzen. Den vorläufigen Abschluss machen die formstarken Münsteraner gegen 1860 München, die bislang auch nicht richtig in Tritt kommen. Zwei weitere Spiele (Freiburg 2 gegen Halle am Samstag und Saarbrücken gegen den MSV am Sonntag) wurden aufgrund von Länderspieleinsätzen einiger Spieler abgesagt und müssen verlegt werden.
Die Gefühlswelt eines RWE-Fans könnte gerade nicht schlimmer auf die Probe gestellt werden. Der Sieg gegen Dynamo Dresden liegt noch nicht einmal zwei Wochen zurück und durch die Ereignisse seit dem Spiel gegen Unterhaching liegt die Stimmung dennoch am Boden. Trotzdem reisen über 7000 Zuschauer nach Dortmund, um die Mannschaft zu unterstützen. Dieses Signal sollte auf das Team übergehen, welches jetzt enger zusammenrücken muss, um schnell wieder in die Spur zu finden. Die Suspendierungen von Grote und Davari hatten damals auch einen positiven Effekt auf die Mannschaft. Allerdings war RWE damals Favorit in einer Amateurliga, heute geht es um das sportliche Überleben in einer gnadenlosen Profiklasse. Sollte dies nicht gelingen, stehen dem Verein möglicherweise harte Zeiten bevor. Immerhin haben die Verantwortlichen einen klaren Kurs in der Sache Bastians vorgegeben und einmal mehr aufgezeigt, dass niemand über die Interessen des Vereins steht.
In diesem Sinne: NUR DER RWE!
Pascal Druschke
Spielbericht
Brocken purzeln vom rot-weissen Herzen, Essen feiert Fußball-Party im schwarz-gelben Tempel
Was für eine Erleichterung, aber auch was für eine starke Leistung der Essener Rot-Weissen beim 2:1-Sieg über den BVB 2 vor beeindruckender Kulisse von gut 17.000 Zuschauern im Westfalenstadion. Eine knappe Woche nach dem Beben gegen den SC Verl und wenige Tage nach der Suspendierung von Felix Bastians trotzte Rot-Weiss Essen allen Widrigkeiten und siegte nach Toren von Musti Kourouma (30.) sowie Torben Müsel (58.) für RWE bei einem Gegentor durch Michel per zweifelhaftem Elfer (58.) mit 2:1. Dabei überzeugte Essen auf allen Ebenen, neben großer mannschaftlicher Geschlossenheit und leidenschaftlichem Einsatz erfreuten sich die wohl über 10.000 RWE-Anhänger auch an der fußballerischen Performance der Dabrowski-Elf.
Das Personal
Als ob die Woche nicht schon unruhig genug gewesen wäre, platzten dann auch noch die Nachrichten über den erneuten Ausfall Felix Götzes und zudem Andy Wiegels in die Vorbereitung des Matches. So war Christoph Dabrowski gezwungen, seiner Elf ein anderes Gesicht zu geben. Mustafa Kourouma rückte neben Rios Alonso in die Innenverteidigung, Keeper Jakob Golz sah zudem noch Lucas Brumme als Linksverteidiger sowie Wiegel-Vertreter Eric Voufack vor sich in einer Viererkette spielen.
Im Mittelfeld kehrte Vinko Sapina auf der 6 zurück und führte RWE erstmals als Kapitän aufs Feld. Torben Müsel fungierte als verkappter Sechser, während Cedric Harenbrock die 10 gab. Als Flügelzange fungierten Isi Young und Marvin Obuz, wobei zum ersten Mal, wenn beide zusammen aufliefen, Isi auf Links und Obuz über Rechts kommen sollte. Im Sturmzentrum feierte Leonardo Vonic sein Startelfdebut und durfte somit endlich zentral spielen. In dieser Formation und Besetzung agierte RWE 75 Minuten lang und machte es gut.
Dann erst zog Dabrowski vier seiner Wechseloptionen, was angesichts des starken Auftritts seiner Mannschaft nicht verwunderte. Zunächst ersetzte Ron Berlinski in der Sturmspitze den sehr agilen Leonardo Vonic. Nach 81 Zeigerumdrehungen kamen Nils Kaiser für Cedric Harenbrock und Sascha Voelcke für Isi Young. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit wich Marvin Obuz noch Sandro Plechaty (89.). BVB-Coach Zimmermann brachte in der 81. Minute mit Jermain Nischalke einen Akteur, der namentlich ebenfalls gut zu Essen passen würde.
Die Pluspunkte
Es war ein Auftritt, der die RWE-Fans glücklich machte, und zwar nicht nur wegen der eminent wichtigen 3 Punkte, mit denen man nach dem Verl-Debakel sowie dem Ausfall von Schlüsselspielern nicht unbedingt rechnen durfte. Doch Essen zeigte eine starke Performance. Hinten stand man sicher und ebenso wurden die Bälle ruhig und überlegt herausgespielt, RWE zog immer wieder die spielerische Karte. Das begann bei dem erstaunlich gut harmonierenden IV-Duo Alonso/Kourouma und setzte sich dann über Vinko Sapina fort, dessen Ballbehandlung und Spielübersicht eine Augenweide waren.
Aber auch alle anderen RWE-Akteure zeigten, dass Essen fußballerisch deutlich weiterentwickelt ist. Auffällig, RWE verlor im Aufbau nahezu keinen Ball, die diesmal präzisen Bälle in die zweite Zone wurden von Müsel, Harenbrock, Obuz oder Vonic häufig kurz prallen gelassen und von gut postierten Mitspielern auf- und mitgenommen. Es ging häufig zügig und zielstrebig in Richtung des Tores der Gastgeber.
Auch über die Flügel überzeugte RWE. Dabei war die linke Seite mit Lucas Brumme und einem wiedererstarkten Isi Young überragend. Während Isi endlich wieder seinen Gegenspieler mehrfach vernaschte, machte Brumme hinten dicht und marschierte nach vorne wie eine kaum zu bremsende Dampframme. So fiel auch Essens Siegtreffer zum 2:1. RWE ließ sich durch den Dortmunder Ausgleichstreffer nicht verunsichern. Zunächst wurde wieder ruhig hinten rausgespielt, dann übernahm Brumme die Kugel, spielte kurz auf Young und bekam das Leder sofort zurück, eine Finte, die den Raum für den nun folgenden unwiderstehlichen Antritt Brummes öffnete. Wie ein heißes Messer durch die Butter zog die rot-weisse 14 die linke Bahn entlang und umkurvte die unentschlossen wirkenden Schwarz-Gelben wie Slalomstangen. Bis fast an die Box und genau auf die Grundlinie zog Brumme, dann flankte er in den Rücken der Abwehr und fand den energisch einrückenden Torben Müsel, der das Leder sträflich frei genüsslich einköpfte und sich mit seinem zweiten Saisontreffer an die Spitze der Essener Torschützen setzte.
Christoph Dabrowski betonte in seiner Spielanalyse wie wichtig diese energischen und entschlossenen Läufe in die Box seien, die endlich einmal gut besetzt war. Entschlossenheit ist auch das Stichwort beim 1:0 für RWE. Einen guten Eckstoß Eric Voufacks rammte Musti Kourouma förmlich unter die Querlatte des BVB-Tores, von dort stand der Rücken von Keeper Lotka Pate, um das Leder abschließend ins Netz zu befördern. Von daher wird die Statistik eher ein Eigentor von Lotka nennen, jedoch waren die Vehemenz und Energie, mit der Musti diesen Ball und das Tor wollte, erste Sahne. Erste Sahne wie der gesamte RWE-Auftritt, bei dem kein Spieler abfiel, die Mannschaft eine Mega-Reaktion auf das Gegentor zeigte und am Ende entschlossen und mit Leidenschaft die knappe Führung verteidigt wurde.
Die Knackpunkte
Es gab wenig auszusetzen am konzentrierten und leidenschaftlichen RWE-Spiel. Den Sack hätte die Dabrowski-Truppe jedoch eher zu machen müssen, ein Kopfball von Vinko Sapina nach präzisem Brumme-Freistoß hätte nach 84 Minuten das 3:1 bedeuten müssen, doch der Ball strich knapp am Pfosten vorbei. Kurz vor seiner Auswechselung hätte auch Leo Vonic von Harenbrock freigespielt die Vorentscheidung schon erzwingen müssen, scheiterte aber an Lotka. Auch wenn Vonic in Hälfte eins schon ein Tor hätte markieren können, war sein Auftritt dennoch ein Gewinn für das RWE-Spiel, in das sich Vonic gut integriert zeigte.
Eric Voufack vertrat Andreas Wiegel formidabel und sicherte sich auch einen Scorerpunkt durch den Eckstoß zum 1:0. Dennoch hätte sich der Youngster wohl sehr geärgert, hätte sein Einsteigen gegen Bueno einen weiteren BVB-Strafstoß zur Folge gehabt, hier muss Voufack noch etwas abgezockter werden, zeigt aber insgesamt eine positive Entwicklung. Wenn es ansonsten Knackpunkte gab, so darf man höchstens ansprechen, dass RWE in den Schlussminuten, als der BVB alles nach vorne warf, kaum zweite Bälle gewinnen und für Entlastung sorgen konnte, in der Box aber dann alles kompakt verteidigte.
Die Aufreger
Schon vor dem Anpfiff erfreuten sich die zahlreichen per PKW angereisten RWE-Anhänger der spottgünstigen Parkplätze am Stadion, die für gerade einmal 9 € zu haben waren. Für diesen Schnäppchenpreis verzichtet der Parkplatz-Dienst dann aber auch darauf, die aus mehreren Richtungen einfahrenden Fahrzeuge zu lenken und den Verkehrsstrom zu organisieren, sodass sowohl vor als auch nach dem Spiel gehöriges Chaos bei der An- und Abfahrt entstand.
Auf dem Spielfeld waren es dann die Elferentscheidungen von Schiedsfrau Riem Hussein, welche die Gemüter erregten. Als Mustafa Kourouma nach 57 Zeigerumdrehungen nach einem Laufduell in der Essener Box einen Zweikampf mit Hettwer führte und aus diesem mit dem Ball am Fuß hervorging, war der RWE-Tross schier fassungslos, als Hussein plötzlich den Weg zur Box antrat um für den BVB auf den Punkt zu zeigen. Hettwer hatte sich zunächst selber angeschossen, dann traf Kourouma wohl etwas das Bein und etwas mehr den Ball. Es war vorsichtig gesprochen ein Strafstoß, den man nicht geben muss.
Einige Minuten später, RWE hatte bereits durch Müsel zurückgeschlagen und führte wieder, dribbelte Bueno vom linken Flügel in den 16er und zog vorbei an Eric Voufack zur Grundlinie. Essens Rechtsverteidiger ahndete das mit einer Fußangel und als Bueno stürzte entschied sich Hussein gegen einen weiteren Elferpfiff. Dieser wäre allerdings deutlich vertretbarer gewesen als der zuvor gegebene Elfmeter. Im Fußball nennt man das kurz und schmerzlos ausgleichende Gerechtigkeit.
Das selbsternannte Fachblatt KICKER wurde in seiner tendenziös zu nennenden Berichterstattung allerdings nicht müde, auf dem nicht gegeben zweiten Strafstoß herumzuhacken und sogar eine Headline vom Essener Derbysieg durch eine klare Fehlentscheidung zu basteln. Dass der Ausgleich zum 1:1 nicht korrekt war, darf man als Fachblatt dann natürlich unterschlagen. Da denkt sich der Fußball-Fan so seinen Teil.
Fazit und über den Tellerrand geschaut – Die Lage in der Dritten Liga
Nach diesem Auftaktsieg am 11. Spieltag ist RWE auf Platz 8 geklettert. Zwar wird die Dabrowski-Elf bis zum Sonntag auch wieder Plätze verlieren, legte aber erst einige Punkte zwischen sich und die Gefahrenzone.
Wie gut dieser Sieg tat, war allen Essener Akteuren nach Schlusspfiff anzumerken, die Jubelszenen auf dem Rasen waren ausgelassen und auch RWE-Boss Marcus Uhlig herzte gefühlt jeden. Ganze Gesteinsbrocken purzelten von der zuletzt arg gebeutelten Essener Seele. Und das Ganze vor sagenhaft zu nennenden 17.000 Zuschauern im Westfalenstadion. Diese sahen eine starke und temporeiche Drittligapartie. Auch viele BVB-Fans gönnten sich am spielfreien Wochenende der „Ersten“ den Auftritt der „Zweiten“. Das Gros der Kulisse stellten jedoch die Essener Gäste. Offiziell hatte RWE etwa 8.000 Karten an seine Anhänger verkauft, es waren jedoch bestimmt über 10.000 Rot-Weisse, die auch Blöcke außerhalb des reinen Gästebereichs geflutet hatten. Das ging aufgrund des immer noch soliden Verhältnisses zur BVB-Fanszene problemlos.
Zwar ist die einstige enge Verbundenheit nach Dortmund nicht mehr ganz so groß wie früher und eher einer Neutralität gewichen, aber man hat immer noch einen gemeinsamen Lieblingsfeind, den beide Fanlager vor Anpfiff besangen. Der Auftritt auch der RWE-Fans war der Wahnsinn. Trotz der herben Pleite gegen Verl, die wütende Pfiffe nach sich gezogen hatte, stand die rot-weisse Wand vollkommen hinter ihrer Mannschaft und bejubelte und behupte den Mannschaftsbus schon bei Ankunft am Stadion. Die Stimmung und Unterstützung, die auch via Magenta in die deutschen Wohnzimmer getragen wurde, war eine Werbung für den Kultklub Rot-Weiss Essen. Der empfängt am nächsten Spieltag den 1. FC Saarbrücken an der heimischen Hafenstraße und will dann weiter in der Erfolgsspur bleiben.
NUR DER RWE!
Sven Meyering