Vorbericht
Fehlstart verhindern! RWE zu Gast bei der Zweitvertretung von Hannover 96
Die Enttäuschung nach dem verpatzten Auftakt im Westschlager ist sehr groß an der Hafenstraße. Allerdings muss die Mannschaft sich schnell die Wunden lecken, damit nicht schon zu Beginn der Saison sich eine Krisenstimmung breit macht. In der Partie gegen den Aufsteiger aus Hannover gibt es eine Chance zu Rehabilitation, wobei auch die 96er vor eigenem Publikum erste Punkte in Liga 3 sammeln möchten.
Ein Vorteil des rot-weissen Lagers könnte die Erfahrung von Trainer Dabrowksi sein, der die Zweitvertretung der Niedersachsen selbst über drei Jahre lang betreute. RWE profitierte in der Vergangenheit vom 96-Nachwuchs, denn aus den RWE-Kadern seit dem Aufstieg durchliefen Lawrence Ennali, Ekin Cebeli, Moussa Doumbouya und Tom Moustier zuvor die Nachwuchsschmiede aus Niedersachsen. Ob dies ein wirklicher Vorteil sein, kann natürlich niemand genau vorhersagen, allerdings dürfte der Gegner den Verantwortlichen von der Hafenstraße nicht ganz so unbekannt sein wie anderen Beobachtern der Dritten Liga.
Das Personal
Trotz der Auftaktpleite gibt es für Dabrowski und dem restlichen Trainerteam kaum Gründe, von der einstudierten Taktik aus der Vorbereitung abzuweichen. Mit Tom Moustier und Moussa Doumbouya, der allerdings keine Rolle mehr in den Überlegungen der Verantwortlichen spielt, fehlen gleich zwei „96-Experten“, außerdem ist mit D`Haese ein weiterer Spieler immer noch nicht einsatzbereit. In der Innenverteidigung wird weiter auf die Dreierkette mit Rios Alonso, Schultz und Kraulich vertraut. Im Zentrum hoffen Kaparos und Müsel auf mehr Freiheiten als ihnen die Aachener gewährt haben. Da Dabrowskis Taktik vorsieht, mehr Alarm auf den Flügeln zu machen, muss hier ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Auf der linken Seite hatte Lucas Brumme in der letzten Saison seine Fähigkeiten als Teil der Viererkette unter Beweis gestellt, mittlerweile aber soll er auf den offensiven Flügeln mit seiner Flankenstärke für Unruhe sorgen.
Auf dieser Position ist er auch eigentlich beheimatet, seine Stärken kamen allerdings dort bislang nicht zur Geltung. Aber ob er mit Ekin Celebi möglicherweise den offensiven gegen den etwas defensiveren Part auf der linken Seite tauscht, ist eher unwahrscheinlich. Auf der Gegenseite wird es sogar noch ein wenig komplizierter. Eigentlich sollte Rami Safi den offensiven Flügel besetzen. Mit der Verpflichtung von Ahmet Arslan musste Safi eine Position nach hinten rücken. Jeder ist sich wahrscheinlich einig, dass die Verpflichtung von Arslan wichtig für den Kader war. Allerdings ist seine Rolle im aktuellen System von Dabrowski bislang als schwierig zu bewerten, weil er hinter der Sturmspitze eigentlich seinen Platz hätte, aber systembedingt auf den Flügeln ausweichen muss. Inwieweit er dort sich in den nächsten Spielen zurechtfinden wird, ist die aktuell spannendste Frage in der Aufstellung.
Als Ersatzleute für die Flügel würden Voufack, Kaiser und Berisha bereitstehen, allerdings sind dies auch eher offensiv ausgerichtete Spieler. In der Sturmspitze dürfte Vonic, der gegen Aachen zum zwischenzeitlichen Ausgleich traf, die Nase noch vor Wintzheimer haben. Der Neuzugang aus Nürnberg hatte gleich zweimal den erneuten Ausgleich auf dem Fuß, allerdings wird er noch seine Zeit brauchen, um die Abläufe mit seinen Mitspielern einzutrainieren. Die Hoffnung bleibt, dass eine mitspielende U23-Mannschaft etwas mehr Probleme mit der neuen Taktik als eine spielzerstörende und gut eingestellte Aachener Truppe haben wird.
Der Gegner: Hannover 96 II (Tabellenplatz 13 – 0 Siege – 0 Unentschieden – 1 Sieg – 1:2 Tore – Differenz: -1)
Denkbar knapp schaffte der Nachwuchs der 96 den Sprung in die Dritte Liga. In der letzten noch verbliebenden Relegation zum Aufstieg konnte sich die Zweitvertretung gegen die Würzburger Kickers dramatisch im Elfmeterschießen durchsetzen, nachdem es keine Entscheidung über zweimal 90 Minuten plus Verlängerung gab. Dabei waren die Vorzeichen für die 96er eher schlecht. Die Würzburger Kickers standen aufgrund der fehlenden Konkurrenz in der Regionalliga Bayern schon lange fest, während die Hannoveraner mit Phönix Lübeck und den SV Meppen zwei hartnäckige Herausforderer hinter sich lassen mussten.
Während aber Phönix Lübeck dem harten Marathon von Nachholspielen Tribut zollen musste, haderte der SV Meppen bis zum Spielzeitende mit einem schwachen Saisonstart, der durch den mittlerweile schon legendär gewordenen Abgang des damaligen Trainers Ernst Middendorp sogar eine humoristische Note enthielt. Insgesamt kann der Aufstieg der Nachwuchstruppe schon als Sensation angesehen werden, der im Rückspiel von 25.000 Zuschauer ausgiebig gefeiert wurde, natürlich in erster Linie von der sogenannten Fachpresse, vor allem, weil es sich um die erste Nachwuchsmannschaft eines Zweitligisten in der Dritten Liga handelt. Dabei ist dieser „Erfolg“ wieder einmal ein düsteres Zeichen für den deutschen Fußball, wenn es mittlerweile sogar Zweitvertretungen von Vereinen den Aufstieg in den Profibereich schaffen, die selbst unklare finanzielle Verhältnisse in der Vergangenheit aufzuweisen und durch die Ära Kind auch noch ein schweres Erbe in ihren Strukturen haben.
Das ganze Hadern nützt allerdings nichts, RWE wird dieses Spiel trotzdem bestreiten müssen. Trainiert wird die Mannschaft von Daniel Stendel, den viele noch als Spieler der Profimannschaft in der zweiten und ersten Bundesliga in Erinnerung haben. Stendel musste unter anderem Tom Moustier als Baustein der Aufstiegsmannschaft nach Essen ziehen lassen. Der größte Verlust des Teams ist aber der Aufstieg von Lars Gindorf in den Profikader, der in 22 Spielen satte 21 Treffer für die Regionalligamannschaft erzielen konnte. Ersetzen soll ihn Tom Sanne, der als talentierte Stürmer aus der Nachwuchsabteilung des HSV ausgeliehen wurde und in 32 Spielen starke 24 Treffer markierte. Wie in einer U23-Mannschaft üblich wechseln von bzw. nach diesen Vereinen häufig Talente aus anderen Profiteams. Ein Transfer könnte allerdings den Essener auch noch bekannt vorkommen. Felix Göttlicher kam als Innenverteidiger als Sandhausen und half mit einer guten Leistung mit, die Abwehr des SVS im Rückspiel stabil zu halten und die Hoffnungen auf die rot-weissen Aufstiegsambitionen deutlich zu minimieren.
Die Hannoveraner lieferten zum Auftakt gegen Aue eine solide Leistung ab, waren aber durch zwei kapitale Abwehrfehler gegen die abgezockte Mannschaft aus dem Erzgebirge am Ende verdient unterlegen. RWE wird auf eine offensiv ausgerichtete Mannschaft treffen, die vor eigenem Publikum, welches durch die geringe Anzahl der Gästeplätze in Münster möglicherweise von Zuschauer der ersten Mannschaft zahlreich unterstützt und wie gegen Aue durch Spieler aus dem Profikader verstärkt wird, alles geben, um in der Dritten Liga anzukommen. Die Truppe aus dem Ruhrgebiet hat hoffentlich die Woche genutzt, um an der Laufbereitschaft und an der Umsetzung der Taktik zu arbeiten, nur so können die hungrigen Nachwuchskicker aus Niedersachsen geschlagen werden.
Der Blick über den Tellerrand und Fazit
Im Freitagspiel geht es direkt ans Eingemachte, wenn im Sachsenderby Dynamo Dresden und Energie Cottbus aufeinandertreffen. Während die Dynamo die Aufstiegsambitionen unterstreichen möchte, will Energie nach der unglücklichen Niederlage gegen Bielefeld auch die ersten Punkte als Aufsteiger sammeln. Am Samstagmittag kommt es zum Duell der Absteiger zwischen Wehen Wiesbaden und Hansa Rostock, beide Teams wollen ihre Enttäuschung vom ersten Spieltag wieder wett machen. Ein weiteres Westduell wartet auf Alemannia Aachen mit dem SC Verl, vor dem eigenen Publikum wollen die Kaiserstädter den Start gegen einen sehr unangenehmen Gegner vergolden.
Im bayrischen Duell treten der „Tabellenletzte“ aus Unterhaching und die erfolgreich gestarteten Ingolstädter gegeneinander an. Waldhof Mannheim möchte sich gerne von der unglücklichen Niederlage in der Audistadt erholen und hat die Viktoria aus Köln zu Gast. Außerdem spielt der Absteiger aus Osnabrück zu Hause gegen Erzgebirge Aue. Der Abschluss an diesem Tag findet auf der Alm in Bielefeld statt. Die Arminia, welche den schmutzigen Sorgerechtsstreit um Wunderstürmer Kania aus Nürnberg gegen Dresden und Rostock für sich entscheiden konnte, muss den „Tabellenführer“ aus Dortmund bezwingen. Nach dem Spiel von RWE am Sonntag wartet auf 1860 München eine schwere Aufgabe beim Stuttgarter Nachwuchs, der am letzten Spieltag einen Punkt aus Rostock entführen konnte. Beendet wird die zweite Runde durch einen echten „Kracher“ zwischen den hochambitionierten Mannschaften aus Saarbrücken und Sandhausen.
Die Wunde der Niederlage gegen Aachen sitzt tief, allerdings muss diese schnell heilen. In einer hochkomplexen Liga helfen nur Punkte, um nicht tiefgreifende Sorgen zu entwickeln. Die Unterstützung in der Heinz-von-Heiden-Arena, die sonst den Profis vorbehalten ist, wird aus Essen wieder da sein, 1800 Karten wurden bislang verkauft. Damit sollte es doch möglich sein, den schwachen Auftakt vergessen zu machen und wieder positiv auf die kommenden Aufgaben zu schauen!
In diesem Sinne:
NUR DER RWE!
Pascal Druschke
Spielbericht
„Das ist unser RWE!“ – Die Bergeborbecker schlagen den Hannoveraner Nachwuchs
Der Fehlstart konnte abgewendet werden: Mit 1:3 gewannen die Rot-Weissen in der niedersächsischen Landeshauptstadt und können den nächsten Aufgaben etwas gelassener entgegensehen. Allerdings war das Ergebnis angesichts des Spielverlauf nicht so deutlich, wie es den Anschein hat. Auf Trainer Dabrowski und sein Team wartet noch einiges an Arbeit.
Jetzt heißt es aber zunächst, die Erkenntnisse aus dem Spiel gegen Hannover zur Vorbereitung auf das Pokalspiel und das kommenden Ligaspiel gegen Aufstiegsaspirant Bielefeld zu nutzen, um die immer noch zu hohe Fehlerquote zu minimieren. Insgesamt zeigte die Mannschaft bei Auftritt in der Ferne im Angriff ihr hohes Potential, welches Mut für die kommenden Wochen geben sollte.
Das Personal
Entgegen den vielen Spekulationen im Vorfeld hielt Dabrowski an seiner Startelf aus dem Spiel gegen Aachen fest, allerdings nicht ohne eine taktische Veränderung aus dem Hut zu zaubern. Rios Alonso schob sich aus dem Dreierverbund mit Kraulich und Schultz nach rechts raus, um auf der anderen Seite mit Celebi, der etwas defensiver agierte, eine Viererkette zu bilden. Nach der Partie wurde von einigen Beteiligten sogar von einer „Rückkehr zur alten Spielweise“ gesprochen, doch das wird der Flexibilität des Systems von Dabrowski nicht hundertprozentig gerecht. Denn weiterhin bildeten nur Kaparos und Müsel das Zentrum, während Brumme, Safi und Arslan eine offensiv ausgerichtete Kette hinter Stürmer Vonic stellten.
Erst nach 67 Minuten brach Dabrowski diese Formation auf und brachte mit Wintzheimer einen weiteren Stürmer sowie mit Eisfeld für Kaparos einen offensiveren Spieler, was leider auch den Spielfluss etwas hemmte. In den letzten 15 Minuten ersetzte Dabrowski die beiden Flügelspieler Safi und Brumme durch Berisha und Voufack, auch Nils Kaiser durfte für Ekin Celebi kurz vor Ende der Partie noch einmal auf das Feld.
Die Pluspunkte
Wenn es RWE einmal schaffte, sich aus der Umklammerung des Pressingsspiels zu lösen und die Mittellinie zu überqueren, brannte es gleich im Strafraum der Hannoveraner lichterloh. Nach der schwierigen Anfangsviertelstunde wurde Brumme durch den pfeilschnellen Safi bedient, sein Schuss strich aber aus wenigen Metern über das Tor. Nur sechs Minuten später war Arslan leider im Abseits, als eine Hereingabe von Brumme knapp Vonic verpasste und den in der verbotenen Zone stehenden Neuzugang aus Magdeburg fand. Diese Chancen waren die Vorboten, wozu die neuformierte Offensive in der Lage ist. Nun griff auch noch die kleine taktische Veränderung von Dabrowski, als in der 27. Minuten Rios Alonso mit einem tollen Pass Rami Safi auf die Reise schickte und dieser am Strafraum den hinterlaufenden Kaparos auf rechts freispielte. Seine Flanke erreichte Brumme, der sich clever von seinem Gegenspieler löste und den Ball zum Jubel der mitgereisten rot-weißen Anhängerschaft über die Linie setzte.
Bis zum Gegentor elf Minuten später hatte RWE eigentlich alles im Griff und hätte durch Arslan kurz vor dem Nackenschlag sogar die Führung ausbauen können, doch sein unbedrängter Schuss aus etwa 20 Metern verpasste das Tor deutlich. Nach einer guten Chance der Hannoveraner kurz vor dem Pausentee und dem Pfostenschuss der Gastgeber direkt nach Wiederbeginn nahm der RWE-Express noch einmal Fahrt auf. Eine Flanke von Brumme wird in der 47. Minute von Safi direkt auf Arslan weitergeleitet, sein Schuss wird von Hannovers Torhüter Stahl aber nicht richtig festgehalten. Den Abpraller kann Brumme nutzen und schießt damit nach dem Derbysieg gegen dem MSV im letzten April einen weiteren Doppelpack für RWE. Danach nahm Essen wieder das Heft in die Hand. Nur sieben Minuten später kann Arslan mit einem grandiosen Pass Vonic in Szene setzen, der Göttlicher wie eine Fahnenstange stehen lässt und aus zwölf Metern frei den dritten Treffer erzielte. Diese Offensivaktionen machen Lust auf mehr und resultieren aus den Erkenntnissen der Auftaktniederlage.
Rami Safi konnte durch die Unterstützung von Rios Alonso seine Stärken ausspielen und seine überragende Geschwindigkeit nutzen. Er zahlte es mit Laufbereitschaft nach hinten zurück. Auch Brumme setzte den Kritikern, seine Fähigkeiten wären vorne verschenkt, eine nahezu tadellose Offensivleistung sowohl als Vorbereiter und Vollstrecker in einer Person entgegen. Hinzu gesellen sich noch Arslan, der mehr Freiheiten in der Mitte erhielt und mit gleich zwei Assists unterstrich, was für eine wichtige Rolle er in dieser Mannschaft spielen kann, sowie Vonic, der sich auch endlich mal in einer 1:1-Situation toll durchsetzen konnte. Wenn die Mannschaft es schafft, diese Qualitäten dauerhaft an der Hafenstraße zu zeigen, kann diese Saison ähnlich erfolgreich werden wie die Vergangene.
Die Minuspunkte
Wer glaubte, die Mannschaft könne die Leistung vom Aachenspiel nicht mehr unterbieten, musste sich in der ersten Viertelstunde kräftig die Augen reiben. Die Hannoveraner setzten die Bergeborbecker durch vier Angreifer unter Druck, wobei zwei Spieler direkt auf die Innenverteidiger pressten und zwei weitere Angreifer direkt dahinter auf Fehler lauerten. Wurde der Ball auf die Außenverteidiger Celebi oder Rios Alonso gepasst, rückte sogar ein fünfter Spieler direkt auf den jeweiligen angespielten Flügelspieler nach. Zwar zeigten die Verteidiger keine Nerven und verloren trotz des hohen Pressings nicht den Ball, allerdings klaffte wieder einmal ein großes Loch im Halbfeld. Die fehlenden Anspielstationen hatten die Folge, dass der Ball kurz vor dem Erreichen der Mittellinie von den Hannoveranern erobert wurde und noch an der Strafraumgrenze ein schneller Abschluss erfolgte.
Gleich drei dicke Chancen erhielten die 96er in der Anfangsphase, die entweder durch den starken Golz oder die fehlenden Zielgenauigkeit nicht den Weg in das Gästetor fanden. Erstaunlich hierbei war allerdings die Passivität, welche die rot-weissen Spieler an den Tag legen. Gerade bei einer verstärkten Defensive und einem offensiv ausgerichteten System ist es erforderlich, die Gegenspieler früh zu stoppen bzw. in Bedrängnis zu bringen. Die fehlende Bereitschaft, einen Zweikampf anzunehmen, war auch das große Manko im Spiel gegen Aachen. Deutlich war dies beim Gegentreffer in der 37. Minute zu sehen. Leider traf es mal wieder Kaparos, der mit seinem Fehlpass die Situation einleitete, wobei die Frage erlaubt sein darf, warum keiner aus der Offensivreihe sich von seinem Gegenspieler löst, um anspielbar zu sein. Nachdem Chakroun durch einen kurzen Pass auf das Tor zulaufen kann, hätten mit Kraulich und Rios Alonso gleich zwei Spieler ihn noch stoppen können, doch dieser lässt die beiden wie zwei Schuljungen stehen und kann aus kurzer Distanz vollenden. Dies geht zu einfach, das Spiel gegen den Ball ist bei der Mannschaft von der Hafenstraße viel zu körperlos. Unerklärlich bleibt auch, warum diese Passivität im Laufe des Spiels immer mal wieder zurückkehrt.
Gerade nach den ersten Auswechselungen und der dadurch erforderlichen Systemumstellung kam RWE kaum aus der eigenen Hälfte hinaus und erlaubten den Hannoveranern wieder Abschlüsse, die zu drei weiteren guten Chancen zum Anschlusstreffer führten. Immerhin zeigte sich Kraulich verbessert und sorgte mit seinen Tacklings dafür, dass nicht noch mehr Schüsse auf das Essener Tor kamen. Aber 26 Torabschlüsse für den Gegner sind einfach zu viele, hier hat RWE einfach enorm viel Spielglück und einen gut aufgelegten Torhüter gehabt, was Schlimmeres verhindert hat.
Der Aufreger des Tages
Auf dem Spielfeld gab es in einem fairen Spiel wenig zu meckern, was auch an der guten Leitung von Schiedsrichter Yannick Rupert lag. Mit zwei frühen gelben Karten für jeweils beide Mannschaften, die durchaus berechtigt waren, verschaffte sich der junge Mann an der Pfeife Respekt, nur ein weiteres Mal musste er noch eine Verwarnung für Arslan aussprechen. Zudem zeigte er Augenmaß und unterbrach das Spiel nur dann, wenn es wirklich nötig war. Ein dickes Lob für das Debüt in der Dritten Liga! Auf den Rängen gab es eine tolle Choreo der aktiven Fanszene aus Essen, die vom Zünden von Pyrotechnik untermalt wurde. An dieser Stelle soll nicht wieder über die Sinnhaftigkeit von Bengalo-Fackeln diskutiert werden, hierzu gibt es unterschiedliche Sichtweisen aus der Fanszene. Aber es wäre schön, wenn es eine Einigung über das Unterlassen des Abfeuerns von Raketen jeglicher Art geben könnte.
Der größte Aufreger bleibt aber die bloße Existenz der gegnerischen Mannschaft. Trainer Daniel Stendel hatte vor dem Spiel die große Hoffnung gehabt, dass aufgrund des kleinen Gästeblocks in Münster genug Anhänger der Profi-Mannschaft den Weg in die Heinz-von-Heiden-Arena finden würden. Die offizielle Zuschauerzahl lag bei 4400 Besuchern, was bei mindestens 2000, wenn nicht sogar 2500 mitgereisten Essenern auf Seiten der Hannoveraner ca. 1500 bis 2000 Fans bedeuten würde und damit wäre dies eine Enttäuschung für den Wunsch des Heimtrainers. Aus Sicht der Gästekurve konnte sogar der Eindruck gewonnen werden, dass sich nur ein paar hundert 96-Fans an den Maschsee verirrt haben, was allerdings auch an der Weitläufigkeit des Stadions gelegen haben mag. Auf Plakaten der Essener Fans gab es eine Solidaritätsbekundung für die Hannoveraner Mitglieder, um sich endgültig vom Schreckgespenst der „50+1-Regel“ Martin Kind zu lösen. Genauso wichtig für die Zukunft des deutschen Profifußballs wäre aber eine Antwort der Anhänger aus der Ersten und Zweiten Liga, dass Zweitvertretungen nichts in den oberen Ligen verloren haben, egal ob sie aus Hannover, Stuttgart, Dortmund oder sonst wo herkommen. Das einfache Fernbleiben der aktiven Szene reicht für den dringenden Appell in dieser Thematik nicht aus.
Die Lage in der Liga und Fazit
Im sächsischen Derby zwischen Dynamo Dresden und Energie Cottbus konnten sich die Landeshauptstädter nach einen 0:2-Rückstand noch mit 4:2 durchsetzen, was die Tabellenführung für Dynamo und einen Ruhepuls von 200 bei Pele Wollitz zur Folge hatte. Am frühen Samstagmittag gab es die ersten dickeren Überraschungen in der Frühphase der Saison. Unterhaching konnte im bayrischen Derby die favorisierten Ingolstädter mit 2:1 besiegen und damit die erste Niederlage von Cheftrainerin Wittmann besiegeln.
Auch der 1:2-Erfolg von Viktoria Köln inklusive Fallrückziehertor von Tyger-Lex Lobinger in Mannheim sorgte für Aufsehen, damit startet Waldhof mit zwei Niederlagen trotz vermeintlich verbesserten Kaders. Der ungefährdete 0:2-Sieg der Auer in Osnabrück haben mit Sicherheit auch nicht viele erwartet. Das Duell der Absteiger zwischen Wehen und Rostock konnte der „beste Zweitverein Deutschlands“ mit 1:0 für sich entscheiden, Hansa legt damit auch einen enttäuschenden Start in die Spielzeit hin. Aachens Heimpremiere ging zwar nicht in die Hose, die Schwarz-Gelben mussten sich aber in 78 Minuten plus Nachspielzeiten ein Unentschieden mit einem Spieler weniger gegen Verl erarbeiten, weil Schiedsrichter Felix Bickel im Gegensatz zu seinem Kollegen Assad Nouhoum die Aktionen gegen den Mann durch die Aachener konsequent pfiff. Aufgrund der Gnade der Verler kam die Alemannia mit einem blauen Auge davon.
Im Spiel am Samstagnachmittag hatte Arminia Bielefeld das nötige Spielglück und gewann spät gegen den Dortmunder Nachwuchs mit 1:0. Nach dem Spiel zwischen der Zweitvertretung von Hannover 96 und RWE traf noch der Nachwuchs des VFB Stuttgarts auf 1860 München. Mit dem 3:1-Sieg des Aufsteigers wurden einmal mehr die Sorgen der Giesinger aufs Neue entflammt. Zum Abschluss des Spieltages schlug der SV Sandhausen im Duell zweier Aufstiegsfavoriten den 1. FC Saarbrücken im Ludwigspark mit 0:1.
Die Ergebnisse am zweiten Spieltag zeigen einmal mehr, dass es in dieser Liga wieder eng zugeht und Überraschungen jederzeit möglich sind. Wenn Dabrowski es schafft, seine Spielidee in der Mannschaft zu festigen, sollte auch für die Truppe von der Hafenstraße wieder einiges möglich sein. Zum Glück wird nach dem nächsten Wochenende wieder richtiger Fußball gespielt, dann wartet mit der Arminia aus Bielefeld schon der erste große Härtetest auf heimischem Boden. Bis dahin gilt es, dass Spiel gegen die Filiale aus Fuschl am See zu nutzen, um sich weiter hinsichtlich der Umsetzung taktischer Vorgaben zu verbessern.
In diesem Sinne: NUR DER RWE!
Pascal Druschke