Vorbericht
„Wir halten zusammen, RWE!“ – Dreier gegen Bielefeld soll Probleme hinter den Kulissen kitten
Ein weiterer Westschlager steht an an der Hafenstraße 97A. Mit Arminia Bielefeld, das exzellent aus den Startlöchern kam, kommt ein Gegner nach Essen, mit dem RWE bereits in der Bundesliga die Klingen kreuzte. Dass die Gäste in der Saison 1970/71 nicht nur mit erlaubten, sondern auch mit beschämend unlauteren Mitteln gegen unseren RWE kämpften und dabei einen gleichgesinnten Verein aus der direkten Essener Nachbarschaft als „Business“-Partner gewinnen konnten, soll hier nicht noch einmal aufgewärmt werden. Auch wenn wir es nicht vergessen haben, liebe Bielefelder! In der Gegenwart wartet ein stark besetzter Gegner auf unseren RWE. Wie man diesen trotzdem knacken und einen Sieg vor heimischer Kulisse feiern kann, analysiert unser Vorbericht.
Das Personal und die taktischen Optionen
Die Personalsituation hat sich bei RWE in dieser Woche verbessert. Zwar fallen D`Haese, Doumbouya und Moustier weiterhin aus, doch mit Julian Eitschberger haben die Essener sich am Mittwoch die Dienste eines gelernten Rechtsverteidigers gesichert. Der 20 Jahre alte Eitschberger ist von Hertha BSC ausgeliehen, wo er noch bis 2027 unter Vertrag steht. Die Dritte Liga ist für den deutschen U-Nationalspieler kein Neuland, er absolvierte im Vorjahr für den Halleschen FC, an den er ebenfalls verliehen worden war, als Stammkraft 31 Partien. Das sind durchaus vielversprechende Neuigkeiten. Eitschberger gibt Christoph Dabrowski weitere Optionen. Zumal RWE sein letztendliches System noch immer nicht gefunden zu haben scheint.
Eigentlich wollte man Dreierkette spielen, die wurde gegen und von Aachen taktisch ausmanövriert, weswegen man beim 3:1 Erfolg in Hannover wieder mit der Viererkette und Rios Alonso als rechtem Verteidiger agierte. Dass man im Pokal gegen einen Brausewasser-Konzern auf Dreierkette setzte und mit zusätzlich tief stehenden Außenverteidigern gegen den Ball als Fünferkette agierte, war der Übermächtigkeit des Gegners geschuldet. Eitschberger liefert Christoph Dabrowski weitere Argumente dafür, im Ligabetrieb wieder Viererkette zu spielen, denn die Position des Rechtsverteidigers schien nicht adäquat besetzt zu sein, Rios Alonso hat seine Stärken in der Innenverteidigung, Eric Voufack scheint auf dem Flügel offensiv besser besetzt zu sein und Andreas Wiegel spielt bekanntlich keine Rolle mehr.
Gerade auf den Außenbahnen wird RWE gegen den Gast aus Bielefeld aber zupacken müssen, denn die Arminia ist dort stark besetzt und macht Dampf. Dazu später mehr im Gegnerportrait. Das System und dessen personelle Besetzung sind jedenfalls noch nicht 1907% geklärt. Dabros Aussagen nach dem Erfolg in Hannover deuten jedoch auf eine Viererkette hin, weswegen es auch zu personellen Härteentscheidungen in der Startelf führen könnte. Besonders in der Abwehrreihe vor Jakob Golz.
Unumstritten sind andere Positionen in der Essener Elf. In der Mittelfeldzentrale ist Torben Müsel der neue Chef und Taktgeber. Beeindruckend ballsicher zeigte sich TM 26 auch im Pokal gegen die Brausewasser-Millionäre. Wer ihm Sicherheitsfußball und Spielverschleppung vorwirft, sollte sich den genialen Pass auf Ramien Safi zum zwischenzeitlichen Essener 1:0 zu Gemüte führen. Jimmy Kaparos ist als vorrangiger Sechser noch in einem Findungsprozess, braucht aber auch Spielzeit, um diesen erfolgreich zu gestalten. Die offensiveren Parts auf Außen und im Zentrum gehören Lucas Brumme, Ahmet Arslan und Ramien Safi. Während Brumme von den Fans zurecht bei Verlesung der Aufstellung mittlerweile zum Fußballgott erkoren wird, könnte Arslan im 4-2-3-1 klar die 10 einnehmen. Bereits drei Assists hat Ahmo zu Buche stehen. Flügelflitzer Safi hat sich schon ordentlich Respekt bei den RWE-Fans erworben.
Mit seinem atemberaubenden Tempo bei gleichzeitiger Ballsicherheit wird er noch viele Gegner das Fürchten lehren. Brumme und Safi kommt gegen Bielefeld die Rolle zu, die sich bietenden Räume hinter der hoch stehenden Arminen-Abwehr zu finden. Im Zentrum wartet Leo Vonic auf Bälle und Torchancen. Die Entwicklung von Essens Nummer 9 ist unübersehbar gut. Wen auch immer Christoph Dabrowski in die Startelf beruft oder von der Bank bringen wird, RWE wird einen guten Tag, volle Konzentration und Zweikampfstärke benötigen, um die Gäste wirksam zu bekämpfen.
Der Gegner: DSC Arminia Bielefeld (3. Platz/ 6 Punkte/2 Siege, 0 Remis, 0 Niederlagen/ 3:1 Tore/ Differenz + 2)
Arminia Bielefeld grüßt nach dem Saisonstart von weit oben in der Tabelle, ein Bild, was man aus den letzten Jahren nicht mehr kannte. Nach dem Doppelabstieg formten die Bielefelder im Sommer 2023 einen fast komplett neuen Kader und der Leineweber, neben der Sparrenburg Wahrzeichen der Stadt, musste sich an sehr viele neue Gesichter gewöhnen. Lediglich Vereinslegende Fabian Klos war geblieben, ein Fluch und Segen zugleich für die Arminia. Dazu später mehr.
Neu war auch Coach Mitch Kniat, der mit sehr großen Vorschusslorbeeren aus dem nahen Verl geholt worden war. Kniats Mangel an echter Profierfahrung war in der Vorsaison jedoch spürbar. Der teure Kader lieferte selten das, was man sich bei der Arminia von ihm versprochen hatte und am vorletzten Spieltag rettete der Pfosten in der Nachspielzeit die Kniat-Elf vor einer Niederlage gegen den Halleschen FC und dem noch immer möglichen Abstieg. Ein echtes System und klare Strukturen waren selten auf dem Feld zu erkennen. Nach dem aber in den Vorjahren scharenweise Trainer auf der Alm installiert und gefeuert worden waren, sehnte man sich auf Lohmanns Wiesen nach Kontinuität und beließ Kniat im Amt.
Der möchte nun im zweiten Jahr seiner Amtszeit dafür Danke sagen und „extrem erfolgreiche Zeiten mit Arminia“ erleben, wie er der Zeitung Neue Westfälische mitteilte. Kniat ist generell eher ein Typ des Overstatements, doch es gibt neben dem guten Saisonstart mit zwei späten Siegen in Cottbus und dem BVB 2 durchaus Anzeichen, dass diese Spielzeit besser verlaufen wird. Finanziell war man erneut nicht auf Sparkurs. Allein für den bislang nur aus Mönchengladbach ausgeliehenen Keeper Jonas‘ Kersken legte man stolze 300 K an Ablöse hin, um ihn nun fest zu verpflichten.
Der neue Innenverteidiger Joel Felix, zuletzt immerhin beim dänischen Pokalsieger Silkeborg IF tätig, war früher dänischer U-Nationalspieler und dürfte sich sein Engagement auf der Alm sehr ordentlich bezahlen lassen. Der Bielefelder Kader darf als erlesen bezeichnet werden. Die Arminia tritt in der Grundformation im 4-1-2-3 auf, wobei Neuzugang Stefano Russo als kompromisslose Sechs den Abwehrblock abschirmen soll. In Ballbesitz schieben die Außenverteidiger Christopher Lannert auf Rechts und vor allem Louis Oppie auf Links sehr weit vor und gehören zu den Motoren des Arminia-Spiels. Kein Wunder, dass beide zusammen an allen drei bisherigen Saisontoren beteiligt gewesen waren. Diesen Offensivdrang der Außenverteidiger gilt es für RWE zu verteidigen und umgekehrt nutzbar zu machen. Denn gegen den Ball bietet die Arminia dem Gegner dadurch durchaus Räume und die Abstände der Mannschaftsteile wirken nicht unbedingt kompakt.
Bielefelds zentrale Schaltstelle bildet dabei ein etwas ungleiches Pärchen. Der neue Kapitän Mael Corboz, den Kniat schon in der Winterpause aus Verl loseiste, ist der Taktgeber. Corboz ist sehr passsicher, tritt gerne auch mal auf den Ball und hält diesen in den eigenen Reihen. Die Tiefe sucht Corboz nur dann, wenn es aussichtsreich ist und damit verkörpert der US-Amerikaner das von Coach Kniat eigentlich gewünschte Spiel mit vielen Kontakten und Geduld. Neuzugang Lukas Kunze kommt aus Osnabrück und ist deutlich kantiger als sein Mittelfeldkollege Corboz. Was beide Spieler gemeinsam haben ist nicht das größte Tempo zu besitzen, sodass auf den nachgelagerten Sechser Russo viel Laufarbeit zukommt. Kann RWE nach Ballgewinnen schnell umschalten, bietet Bielefeld in Kombination mit den hoch stehenden Außenverteidigern interessante Räume an, die es anzusteuern gilt.
In vorderster Reihe ist die Arminia nach dem Abgang von Fabian Klos keineswegs schlechter und eher variabler einzuschätzen. Zwar hat Neuzugang André Becker, der von Viktoria Köln gekommen ist, mit stattlichen 1,97 Metern eine sehr ähnliche Statur an wie sein Vorgänger, jedoch ist das Arminia-Spiel nicht mehr so stark auf diese Position zugeschnitten wie einst. Eine Entwicklung in der Spielweise war schon in der letzten Saison erkennbar. Feuerten die Bielefelder beim Hinspiel an der Hafenstraße, das sie letztlich mit 1:2 verloren, gefühlt jeden Ball bereits aus dem Halbfeld in die Essener Box, glich das Ballbesitzspiel im Rückspiel (1:1) durchaus dem auch von Christoph Dabrowski bevorzugten ruhigen Aufbau und dem Warten auf die Lücke. Ein Fußball, der nicht unbedingt auf Fabian Klos zugeschnitten gewesen ist, doch der ist ja bekanntlich jetzt nicht mehr dabei.
Bei den bisherigen zwei Ligasiegen und auch im DFB-Pokal präsentierte die Arminia eine gereifte Performance. In Cottbus ging man gegen müde werdende Gastgeber konsequent auf den Sieg und wurde in der Nachspielzeit durch einen Standardtreffer belohnt. Allerdings hätte die gezeigte Risikobereitschaft auch nach hinten losgehen können, Cottbus verpasste bei Kontern den Lucky Punch. Gegen die spielstarke Reserve des BVB 2 hatte Bielefeld hingegen den längeren Atem. Beide Teams belauerten sich eher, als dass sie attackierten. Wieder war es kurz vor Schluss ein Kopfballtreffer, der Bielefeld den Sieg brachte. Im DFB-Pokal gegen Hannover überrollte die Arminia den klassenhöheren Favoriten hingegen förmlich, führte früh mit 2:0 und ließ im zweiten Durchgang nichts mehr anbrennen. Bemerkenswert.
So will die Arminia nun grundsätzlich spielen und zeigte das zum Auftakt dieser Saison. André Becker, Inbegriff des Wandspielers, wirkte dabei eher noch wie ein Fremdkörper und war selten im Spiel. Allerdings traf er im Pokal gegen Hannover. Beckers Vertreter ist Julian Kania, ein fast ebenso großer Brecher aus Nürnberg. Die Arminia gewann das Tauziehen um Kania gegen Dresden. Auf den offensiven Außen wirbeln Merveille Biankadi und auf dem anderen Flügel der japanische Flitzer Kaito Mizuta. Mizuta hatte zunächst nur eine Jokerrolle hinter Mika Schroers, dem man der Talentschmiede von Borussia Mönchengladbach abgewann. Mizuta zündete aber dann von der Bank kommend derart, dass er wohl in der Startelf stehen wird. Hier kommt Schwerstarbeit auf Essens defensives Flügelspiel zu.
Der Arminen-Kader verfügt einerseits über eine hohe Körperlichkeit und andererseits auch über individuelle Klasse. Das Team wurde zusammengestellt, um zumindest perspektivisch, gerne aber auch kurzfristig in die zweite Liga zurückzukehren. Wer etwas Anderes in dieser Personalpolitik erkennt, müsste blind sein. In Bielefeld steckt nicht nur gutes Geld im Kader, sondern auch eine gute Mischung und mittlerweile ein klares Spielsystem. Das Team wurde sinnvoll und qualitativ hochwertig verstärkt. Anders als RWE, dass gleich vier Leistungsträger der Vorsaison ziehen lassen musste, hatte Bielefeld keinen schwerwiegenden Abgang zu verzeichnen. Die Spielphilosophie ist offensiv und hat eine gewisse Risikobereitschaft, mittlerweile aber auch die notwendige Geduld. Dinge, die an RWE erinnern und ein Spiel auf Augenhöhe erwarten lassen. Fehlen wird den Bielefeldern allerdings Mittelfeldspieler Nassim Boujellab, der sich den Zeh gebrochen hat.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga
Neben dem Spiel Rot-Weiss Essen gegen Arminia Bielefeld bietet der dritte Spieltag der Dritten Liga von Freitag bis Sonntag folgende Partien:
Freitag 19 Uhr:
Erzgebirge Aue (2. Platz): Dynamo Dresden (1. Platz)
Auch wenn es erst der dritte Spieltag ist, mehr Spitzenspiel geht nicht und zugleich steht ein hochemotionales Sachsenderby im Erzgebirge an. Wird der rustikale Holzmichel den grazilen Elbflorenzern ein Bein stellen?
Samstag 14 Uhr:
VfL Osnabrück (20.): SpVgg Unterhaching (13.)
Das hatte sich Absteiger VFL Osnabrück anders vorgestellt. Das Team von Uwe Koschinat setzte den Negativtrend aus der Zweiten Liga nahtlos fort und ziert punktlos das Tabellenende. Da ist im Match gegen die wehrhaften Unterhachinger bereits mächtig Druck auf dem Kessel.
Hansa Rostock (15.): Borussia Dortmund II (8.)
Auch Hansa Rostock hat zum Saisonstart nicht überzeugt. Neben nur einem Punkt in der Liga gab es im DFB-Pokal eine 1:5 Abreibung gegen Hertha BSC. Ob Magath-Schüler Hollerbach danach die Medizinbälle rausgeholt hat? Der BVB II möchte für noch mehr Unruhe an der Ostsee sorgen.
1. FC Saarbrücken (12.): FC Ingolstadt (10.)
Ein Spiel zweier Aufstiegskandidaten, die zum Auftakt siegten und danach Dämpfer erlitten. Wessen Trend wird nach oben zeigen?
SV Sandhausen (4.): Hannover 96 II (18.)
Mit zynisch spaßbefreitem Ergebnisfußball errang der kurpfälzische Geheimtipp, von dem kaum ein Fan etwas weiß, aus Sandhausen zwei Auftakterfolge. Der Neuling von der Leine musste bislang Lehrgeld zahlen und ist der klare Außenseiter.
Energie Cottbus (17.): Alemannia Aachen
Das Duell der unterschiedlich gestarteten Aufsteiger, beim Temperament der beiden Chefcoaches Pele Wollitz und Heiner Backhaus muss man befürchten, dass die beiden Bänke in strittigen Situationen Spreegurken aufeinander werfen werden.
Sonntag, 13.30 Uhr
TSV 1860 München (19.): Viktoria Köln (10.)
Das Gebrüll der hochgewetteten Löwen ist bislang eher ein Krächzen in der Savanne, auch die Mannen aus Schäl Sick werden sich dort nicht zur leichten Beute machen wollen.
Sonntag 16.30 Uhr
SC Verl (14.): Waldhof Mannheim (16.)
Knorrig sture Ostwestfalen wollen fehlgestarteten Waldhöfern kräftig auf die Füße treten.
Sonntag 19.30 Uhr
VFB Stuttgart II (5.): Wehen Wiesbaden (6.)
Aufsteiger gegen Absteiger, zudem zwei fußballerisch versierte Truppen. Was attraktiv klingt dürfte aufgrund der Strahlkraft der Truppen jedoch dem Tatort zur Prime Time nicht viele Zuschauer kosten.
Bei RWE wurden in dieser Woche sportliche Dinge in den Hintergrund gekehrt. Jawattdenn.de berichtete schon vor Wochen, dass Sascha Peljhan und RWE entgegen der Aussagen von Aufsichtsratchef Dr. Andre Helf nicht in purer Harmonie auseinandergegangen waren. Nun wurden diese Dissonanzen von der WAZ noch einmal groß aufgearbeitet und es verwundert nicht, dass beim Gros der RWE-Fans der bekannt gewordene Umgang mit Sascha Peljhan für Zornesröte im Gesicht sorgte. Auf dem aktuellen Vorstand lastet Druck. Den könnte die Mannschaft mit einem Sieg über Bielefeld verringern, denn bekanntlich ist im Sport nichts so heilsam wie Erfolge. Dazu beitragen wollen und werden einmal mehr die RWE-Fans, die in den ausverkauften Heimbereichen wie eine geschlossene rot-weisse Wand hinter ihrer Mannschaft stehen.
Es gab einmal Zeiten, da wurde aus der Vorstandsetage gerne gemahnt, man solle bei Rot-Weiss zusammen und dem Erfolg nicht im Wege stehen. Gemeint waren damit stets die Anhänger, wenn diese zu kritisch wurden. Nun dürfen wir Fans dem Vorstand zurückmelden, dass wir dieses Prinzip vollkommen begriffen haben. Und wir wünschen uns, dass das auch im Inneren des Vereins gelebt und nicht nur behauptet wird.
In diesem Sinne und aus gegebenem Anlass ganz besonders
NUR DER RWE!
Sven Meyering
Spielbericht
Nicht Fisch, nicht Fleisch. RWE trennt sich von Bielefeld torlos 0:0
Leistungsgerechter ging es kaum. Das mit Spannung erwartete Westderby zwischen Rot-Weiss Essen und Arminia Bielefeld fiel nicht unter die Vergnügungssteuerpflicht. Beide Teams ließen defensiv nichts anbrennen und waren vorne unauffällig. Das torlose 0:0 war somit das folgerichtige Ergebnis. Beide Vereine fragten sich nachher, was sie von diesem Ergebnis halten sollten.
Das Personal
RWE musste zunächst eine bittere Pille schlucken, Lucas Brumme hatte im Abschlusstraining einen Pferdekuss erhalten und musste nach dem Aufwärmprogramm endgültig für die Partie passen. Für ihn rückte Neuzugang Julian Eitschberger in die Startelf, allerdings nicht positionsgetreu, sondern offensiv auf dem rechten Flügel. RWE lief mit einer Viererkette im 4-2-3–1 auf. Vor Jakob Golz im Tor verteidigten Michael Schultz und Tobias Kraulich Innen, Ekin Celebi auf links sowie Rios Alonso auf rechts. Ramien Safi musste wegen des Brumme-Ausfalls den Flügel wechseln, das Zentrum gehörte Torben Müsel und Jimmy Kaparos in den defensiven Rollen sowie Ahmet Arslan auf der Zehn. Leonardo Vonic begann als Stoßstürmer.
Der erste Wechsel nach 52 Minuten war ein erzwungener. Ekin Celebi lief schon seit längerer Zeit erkennbar nicht rund, nach einem Foul von Christopher Lannert spielte er nur noch kurz weiter und musste runter. Zusammen mit dem Brumme-Ausfall nährt das die Sorgenfalten, denn so fiel bereits der zweite etatmäßige linke Außenbahnspieler aus. Für Celebi kam Eric Voufack ins Spiel. Danach wechselte RWE erst wieder nach 80 Zeigerumdrehungen, und zwar doppelt. Manuel Wintzheimer ersetzte den ausgepumpten Ramien Safi, Thomas Eisfeld sollte anstelle von Jimmy Kaparos neue Akzente setzen. Kurz vor dem regulären Ende wich Leonardo Vonic noch Dion Berisha (87.).
Die Pluspunkte
Defensiv gegen den Ball zeigte RWE eine reife Performance und gönnte dem Gast kaum Torchancen. Die beste Bielefelder Gelegenheit gab es nach sage und schreibe 16 Sekunden, obwohl Essen Anstoß hatte. Nach einem unnötigen Ballverlust parierte Jakob Golz einen Schlenzer von Marius Wörl aufs lange Eck. Wer nun glaubte, es werde eine rasante Partie, sah sich getäuscht. Es war das nahezu einzige Mal, dass Golz einen Arbeitsnachweis abliefern musste, alles andere verteidigte seine Abwehr vor ihm weg. Einen Aufwärtstrend verzeichnete dabei Tobias Kraulich, dessen Spieleröffnung besser war und der auch mal dynamische Antritte mit dem Ball am Fuß hatte.
Auch Jimmy Kaparos zeigte einen fehlerfreien Auftritt und Torben Müsel überzeugte als Ballschlepper mit großer Ballsicherheit. Auch der beherzte Auftritt von Julian Eitschberger wusste zu gefallen. Eitschberger verfügt über sehr gutes Tempo und machte zusammen mit Rios Alonso Bielefelds starke linke Seite zu. Weder von Louis Oppie noch von Merveille Biankadi war offensiv irgendetwas zu sehen. In einem von taktischer Disziplin geprägtem Abnutzungskampf machte RWE in der Defensive keine Fehler.
Die Knackpunkte
Wenn unter den Pluspunkten nur das Defensivverhalten gelobt wird, erkennt man schnell, wo der Schuh drückt. Denn auch Bielefeld gönnte RWE offensiv nahezu nichts. Ebenso wie sein Gegenüber Jakob Golz hätte Arminen-Keeper Jonas Kersken auch zum Shopping in die Essener City gehen können, wurde doch sein Tor kaum bedroht. Nur einmal musste er bei einem Arslan-Abschluss abtauchen, doch war hier fälschlicherweise ohnehin auf Abseits entschieden worden. RWE verzeichnete allenfalls Halbchancen.
In Hälfte eins wurde ein gefährlicher Vonic-Abschluss im letzten Moment geblockt, im zweiten Abschnitt war ein gefährlicher Flachpass von Jimmy Kaparos der parallel zum Bielefelder Tor lief schon fast der offensive Höhepunkt. Ramien Safi, im Pokal noch entschlossen im Abschluss, verstolperte zudem toll freigespielt von Torben Müsel den Ball in der Box. Ansonsten flogen noch ein Freistoß von Ahmet Arslan und ein Abschluss von Eitschberger Richtung Arminen-Tor, doch kein Ball fand den Weg zwischen die Pfosten.
In den letzten 10 Minuten ging RWE bei den hochsommerlichen Temperaturen etwas die Luft aus und die Bielefelder erzwangen zumindest eine Reihe von Eckstößen. Morgenluft witterten sie wohl auch, weil RWE nach dem Ausscheiden von Ekin Celebi auf der linken Abwehrseite keinen etatmäßigen Spieler dort hatte und Christopher Lannert machte hier nun Druck.
Die Aufreger
Auch in dieser Kategorie gibt es wenig zu verzeichnen. Diskutabel war die frühe Gelbe Karte für Rios Alonso (6.), der nach Interpretation von Schiedsrichter Tobias Reichel gegen Biankadi ein taktisches Foul gezogen hatte. Allerdings war Enes leichte Rempler durchaus noch als Zweikampfführung auszulegen. Reichel ließ die klare Linie zudem vermissen, als Großer Ramien Safi rustikal abräumte und hierfür nicht nachvollziehbar kein Gelb sah. Ansonsten zeigten beide Teams ein intensives aber faires Spiel, mit dem Reichel keine Probleme hatte.
Fazit und Blick über den Tellerrand
Nicht Fisch, nicht Fleisch. Beide Teams wollten erkennbar nicht verlieren, beiden fehlten erkennbar das letzte Risiko. Aufgrund der Kaderqualität der Bielefelder und deren gutem Saisonstart kann RWE sich mit dem Punkt sicherlich arrangieren, zumal der Ausfall von Lucas Brumme für Essen keine Lappalie darstellte. Nicht nur weil LB 14 absoluter Leistungsträger ist, sondern auch weil Rot-Weiss kurzfristig umstellen musste, was die Abläufe auf dem Feld beeinflusste. Die Dabrowski-Elf schiebt sich auf Platz 8 und schielt noch etwas verschämt nach oben. Die Gäste rücken mit 7 Zählern auf Platz 2 vor.
Am Freitagabend gelang Erzgebirge Aue ein Ausrufezeichen im Sachsenderby. Nach dem verdienten 2:0 Erfolg gegen Dynamo Dresden grüßt der Holzmichel von der Tabellenspitze. Wie ausgeglichen die Dritte Liga ist, zeigten die restlichen Partien des Samstags. Der 1.FC Saarbrücken unterlag dem FC Ingolstadt mit 2:3 und Trainer Rüdiger Ziehl räumte danach einen Fehlstart des Ligafavoriten ein. Hannover 96 II entführte mit einem 1:0 einen unerwarteten Dreier aus Sandhausen.
Sieglos bleibt die Hansa-Kogge aus Rostock, der BVB 2 entführte in der Nachspielzeit mit dem Ausgleichstreffer zum 1:1 einen Punkt aus dem Ostseestadion. Der VfL Osnabrück rang die Spielvereinigung Unterhaching erst sehr spät mit 4:2 nieder und in der letzten Partie des Samstags zeigte sich Cottbus im Duell der Aufsteiger deutlich energiegeladener als die Alemannia aus Aachen und erzwang mit Vehemenz einen 2:1 Erfolg.
RWE spielt am Dienstag zunächst im Verbandspokal gegen Sterkrade bevor es am kommenden Wochenende den langen Trip nach Unterhaching auf sich nehmen muss. Dort wäre ein Dreier wichtig, um den Trend ins Positive zu lenken.
NUR DER RWE!
Sven Meyering