Vorbericht
Endlich über Unterhaching triumphieren
Kaum eine Mannschaft hat es in der letzten Saison geschafft, sämtliche Punkte gegen Rot-Weiss Essen zu holen. Die SpVgg. Unterhaching hat Heim wie Auswärts sehr deutlich gewonnen und der letzte Erfolg der Essener datiert aus dem Jahr 1989. Grund genug diese Serie endlich zu durchbrechen und aus dem Münchner Vorort Zählbares ins Ruhrgebiet mitzubringen.
Das Personal
Durch die letzten Neuzugänge hat Christoph Dabrowski mittlerweile die Qual der Wahl. Hier ist selbst die Frage offen, ob Christoph Dabrowski weiterhin die von der Mannschaft favorisierte Viererkette auflaufen lässt oder ob er auf die Dreierkette setzt. Beim Spiel gegen Bielefeld haben sich gleich zwei Innenverteidiger für ihren Startelfeinsatz empfohlen. Tobias Kraulich, der schon in Hannover seine Klasse andeutete, machte ein richtig starkes Spiel, aber auch José Enrique Rios Alonso zeigte sich zweikampfstark.
Durch die Verletzung von Lucas Brumme spielte auch Neuzugang Julian Eitschberger von Anfang an und zeigte eine enorme Dynamik, sodass davon ausgegangen werden kann, dass er in der Startelf bleibt. Glücklicherweise kann Lucas Brumme in Unterhaching wieder spielen, dafür erwischte es Ekin Celebi nicht so glücklich. Er fällt vorerst mit einer Muskelverletzung aus.
Offensiv sollte Leonardo Vonic aufgrund der Verletzungen von Moussa Doumbouya und Manuel Wintzheimer gesetzt sein. Außerdem werden sicher auch Ahmet Arslan und Ramien Safi spielen. Ob der jüngste Neuzugang Kelsey Meisel sofort auflaufen darf, muss abgewartet werden. Allerdings zeigten sich die sportliche Leitung sowie der Trainer in ihren Statements davon überzeugt, dass Kelsey Meisel der Mannschaft auch kurzfristig schon mit seinem Tempo und seiner Torgefahr weiterhelfen kann.
Der Gegner: SpVgg. Unterhaching (17. Platz / 3 Punkte / 1 Sieg / 2 Niederlagen / 4:8 Tore / Differenz -4 Tore)
In der an Überraschungen nicht armen Dritten Liga gebührt die außergewöhnliche Saison der SpVgg. Unterhaching ein besonderer Platz im Rückblick. Nach Gewinn in der Aufstiegsrelegation wusste man in Unterhaching noch nicht, ob man sich die Dritte Liga überhaupt leisten kann. Haching ging in die Saison, leistete sich aber kaum externe Neuzugänge und stand damit bei den meisten Experten an erster Stelle, wenn es um die Frage nach den sicheren Absteigern ging. Doch die Blau-Roten machten einen Strich durch die Rechnung der Fußballkenner und sorgte für eine starke Spielzeit und liefen auf Rang 9 ein.
Die wichtigste Meldung für die Essener ist erstmal, dass Mathias Fetsch nicht mehr das Trikot der Spielvereinigung trägt, sondern sich dem SC Freiburg II in der Regionalliga angeschlossen hat. Darüber hinaus wurden die Hachinger regelrecht gefleddert. Leistungsträger wie René Vollath, Raphael Schifferl und Patrick Hobsch wechselten zu 1860 München, die linke Seite, bestehend aus Benedikt Bauer (Karlsruher SC) und Aaron Keller (SSV Ulm), ging gar in die 2. Bundesliga. Der FC Bayern verpflichtete Maurice Krattenmacher und Gibson Nana Adu, wobei letzterer zurück nach Unterhaching ausgeliehen wurde.
Kaum ein Experte traut sich trotz dieses Aderlasses Unterhaching wieder als Absteiger zu benennen, da durch die traditionell gute Jugendarbeit davon auszugehen ist, dass die Hachinger wieder einmal eine entwicklungsfähige Mannschaft stellen. Das einzige Heimspiel gewann die bayrische Mannschaft gegen den FC Ingolstadt und setzte damit ein Ausrufezeichen.
Unterhachings Trainer Marc Unterberger räumte auch öffentlich ein, dass Unterhaching am liebsten dem Gegner den Ball überlässt und aus der kompakten Defensive Nadelstiche vorne setzt. Gerade diese Taktik liegt Rot-Weiss Essen eher weniger, sodass hier die Kreativabteilung gefragt ist. Auch wenn die Verteidigung der Unterhachinger oftmals gut steht, kann sie durch intelligentes Passspiel oder durch Einzelaktionen über die Flügel geknackt werden. Auch deswegen ist die Rückkehr von Lucas Brumme immens wichtig. Auch die Fähigkeiten von Kelsey Meisel könnten hier von Bedeutung sein.
Toptorschütze der Hachinger ist Neuzugang Luc Ihorst von Eintracht Braunschweig, der bei der Niederlage in Osnabrück einen Doppelpack schnürte. Auch bei Freistößen ist die Spielvereinigung gefährlich. Einer der bisherigen Torschützen muss allerdings im Spiel gegen Rot-Weiss Essen aussetzen, denn Routinier Manuel Stiefler sah in Osnabrück die Ampelkarte, weswegen er nun gesperrt ist.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage der Dritten Liga
Ein weiterer niedrig gehandelter Verein sorgte an diesem Spieltag für eine dicke Überraschung, denn Viktoria Köln schickte Hansa Rostock mit einem humorlosen 0:3 nach Hause. Am Samstag setzten sich dagegen die Favoriten durch. Aue, Dresden und Saarbrücken gewannen ihre Spiele, Bielefeld und Sandhausen trennten sich Unentschieden. Doch neben RWE treten weitere Teams am Sonntag an:
SV Wehen Wiesbaden – Energie Cottbus
Der SVWW ist einer der Favoriten dieser Liga und hat immerhin bereits fünf Zähler gesammelt. Da kommt der Aufsteiger aus der Regionalliga Nordost scheinbar zum richtigen Zeitpunkt. Allerdings konnten die Cottbusser das Aufsteigerduell gegen Aachen in der letzten Woche für sich entscheiden und hat dementsprechend Selbstvertrauen vor dem Auftritt im Wiesbadener Wellblechpalast gesammelt.
Hannover 96 II – SC Verl
Der Zweitvertretung von Hannover 96 wurde eine schwierige Saison vorhergesagt, doch feierte das Nachwuchsteam einen Achtungserfolg in Sandhausen. Beim zweiten Heimspiel der Hannoveraner empfangen sie den SC Verl, das Stehaufmännchen der Liga. Immer wieder müssen die Verler den Abgang wichtiger Leistungsträger kompensieren und bislang hat Verl drei Unentschieden gesammelt. Ob nun das vierte Remis in Serie folgt, wird sich im Abendspiel zeigen.
Ein RWE-Trumpf wurde durch die Ansetzung genommen, denn der Sonntagnachmittag im über 600 Kilometer entfernten Unterhaching ist nur für wenige Arbeitnehmer eine Option. Es ist ein Schlag ins Gesicht der Allesfahrer, die jeden Weg in Kauf nehmen wollen, es aber an diesem Sonntag nicht können, sodass es leider nur wenige hundert Schlachtenbummler sein werden, die RWE begleiten können.
Nichtsdestotrotz soll der Saisonstart vergoldet werden. Auch wenn die aktuelle Form der Unterhachinger kaum vorherzusagen ist, hat RWE durchaus Chancen, sich den Dreier endlich gegen diesen Gegner zu holen. Christoph Dabrowski kann eine starke Erste Elf aufs Feld schicken, die Unterhaching von Beginn an die Freude am Spiel nehmen sollte. Wenn die Mannschaft konzentriert arbeitet, dann wird es etwas, mit dem ersten Dreier gegen Unterhaching seit 35 Jahren.
In diesem Sinne: Nur der RWE!
Hendrik Stürznickel
Spielbericht
Unnötige Niederlage in Unterhaching
Das Frustlevel aller Fußballfans, die es mit Rot-Weiss Essen halten, war nach der 0:2-Niederlage sehr hoch. So klar, wie es das Ergebnis wirkt, war das Spiel nämlich nicht. Fast alle Statistiken wie Ballbesitz, Torschüsse oder Zweikampfwerte fielen zugunsten der Essener aus. Allerdings war die einzig entscheidende Statistik, die erzielten Tore, auf Seiten der Unterhachinger. Dass die lange Feldüberlegenheit nicht zu Toren und Punkten führte, lässt einige Fragen offen.
Das Personal
Auch in diesem Spiel blieb Christoph Dabrowski bei der Viererkette. Lucas Brumme rotierte erwartungsgemäß für den Verletzten Ekin Celebi auf die Linksverteidiger-Position. José Enrique Rios Alonso spielte einmal mehr als Rechtsverteidiger. Ansonsten spielte das Team, das gegen Bielefeld den Punkt erkämpft hat.
Thomas Eisfeld bekam 30 Minuten, Eric Voufack und Robbie D’Haese konnten sich 20 Minuten zeigen, doch alle drei konnten sich weder negativ noch positiv ins Bild setzen. Einzig Kelsey Owusu stach heraus und soll in den Pluspunkten noch genauer ins Bild gesetzt werden.
Die Pluspunkte
Trotz allem Ärger über die verlorenen Punkte muss man konstatieren, dass Rot-Weiss in der ersten Halbzeit ein mehr als ordentliches Spiel zeigte. Tobias Kraulich, der in der zweiten Hälfte teilweise haarsträubende Fehlpässe spielte, zeigte sich zunächst extrem stark in der Verteidigung. Torben Müsel war gefühlt überall auf dem Feld zu finden und Lucas Brumme war ein belebender Faktor. Warum dieses Gebilde nach dem Gegentor zu Beginn der zweiten Hälfte völlig kippte, ist unerklärlich.
Bei der Verpflichtung von Kelsey Owusu unter der Woche wurde durchaus unter den Fans diskutiert, ob dieser Neuzugang Rot-Weiss Essen wirklich weiterhelfen würde. Nach seinem ersten Auftritt muss man sehr deutlich sagen, dass dieser Spieler eine wirklich überragende Qualität für die Liga mitbringt. Wenn Owusu diese Form beibehält kann man der sportlichen Leitung gratulieren. Immer wieder setzte sich Kelsey Owusu auf der linken Seite durch und spielte kluge Pässe in die Sturmspitze, ohne leider einen Abnehmer zu finden.
Die Knackpunkte
Das erste Gegentor darf einfach nicht fallen. Zunächst entschied sich Rios Alonso für einen katastrophalen Fehlpass, den Nils Ortel nutzte und seinen Treffer im Zusammenspiel mit Luc Ihorst selbst einleitete. Hier kombinierten die beiden Offensivspieler der Unterhachinger nach Lust und Laune im Essener Strafraum, ohne von den Verteidigern unter Druck gesetzt zu werden.
Der zweite Treffer, ein Kopfball von Julian Kügel nach einem Freistoß von Sebastian Maier, kann schon eher passieren, allerdings fiel RWE nach dem 0:2 völlig auseinander und setzte Unterhaching nicht mehr unter Druck, obwohl immerhin noch 16 Minuten nach dem Treffer gespielt wurden.
Die Verteidigung allein sollte allerdings nicht im Fokus stehen, denn RWE blieb im zweiten Spiel in Folge ohne eigenes Tor und das hat seine Gründe. Die beste Chance auf einen Treffer hatte Lucas Brumme, dessen Fernschuss leider von der Latte abprallte. Ansonsten wurden beste Einschussmöglichkeiten reihenweise vergeben.
Insbesondere Leonardo Vonic hatte einen rabenschwarzen Tag und vertändelte beste Torchancen. Immer wieder legte Kelsey Owusu ihm den Ball in den Fuß und Vonic kam zu spät oder verzog den Abschluss. Aber auch Thomas Eisfeld wurde gut freigespielt und konnte nicht gefährlich abschließen. Der Pass war nicht perfekt, sodass der Abschluss technisch schwierig war, allerdings haben wir schon oft gesehen, zu was Thomas Eisfeld imstande ist, allerdings sollte es in Unterhaching nicht so sein.
Insgesamt ist Rot-Weiss Essen mehr offensive Durchschlagskraft zu wünschen. Kurz vor Transferschluss präsentierte der Verein Joseph Boyamba, einen Spieler, der bereits gezeigt hat, dass er in dieser Liga wertvoll sein kann. Ob er die Torflaute beenden kann, wird sich hoffentlich schon beim kommenden Heimspiel gegen Wiesbaden zeigen.
Der Aufreger
Schiedsrichter Timon Schulz leitete das faire Spiel souverän. Kurz vor seiner Auswechslung foulte Markus Schwabl gelbwürdig. Da er schon gelb-verwarnt war, wäre eine Ampelkarte möglich gewesen. Angesichts des ansonsten sportlichen Verlaufs muss man anerkennen, dass die letzte Verwarnung durchaus das Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters zeigte.
Fazit
Ein Dreier wäre möglich gewesen in der sengenden Sonne Bayerns, doch fehlte die Überzeugung und der Wille, dass RWE die drei Punkte mitnehmen wollte. Das ist auf mehreren Ebenen ärgerlich. Die Ausgangslage hat sich verschlechtert, denn in den beiden Wochen nach der Länderspielpause folgen schwierige Aufgeben gegen Wiesbaden und in Ingolstadt. Hier muss eine deutliche Leistungssteigerung her, wenn Rot-Weiss nicht schon von Beginn an im Abstiegskampf stecken möchte.
Schon vor dem RWE-Spiel setzte sich Wiesbaden standesgemäß gegen Energie Cottbus durch, was mit der obligatorischen Schiedsrichterschelte von Coach Pele Wollitz quittiert wurde. Der SC Verl kann sich über einen gelungenen Saisonstart freuen, da die Schwarz-Weißen in Hannover gewinnen konnten und nun mit sechs Punkten in der ersten Tabellenhälfte sind.
Die Länderspielpause kommt zur rechten Zeit. Nun bleibt Zeit Abläufe in der Abwehr und in Offensivaktionen einzustudieren, die neuen Spieler zu integrieren und sich auf die kommenden Aufgaben als Team einzuschwören. Alle RWE-Fans hoffen in zwei Wochen auf den ersten Heimdreier der Saison.
Nur der RWE!
Hendrik Stürznickel