Vorbericht
Mit den Fans im Rücken dafür sorgen, dass Wies baden geht!
Mit vier Punkten aus den ersten vier Spielen spürt RWE vor dem Duell mit dem noch ungeschlagenen Absteiger SV Wehen Wiesbaden bereits einen gewissen Druck, die Teams aus der unteren Tabellenregion auf Distanz zu halten – am Samstag soll der erste Heimdreier der Saison eingefahren werden.
Das Personal
Noch vor wenigen Wochen stand zu befürchten, dass angesichts mangelnder Offensivalternativen plötzlich Marcel Platzek und Kevin Grund aus der Kreisliga reaktiviert werden müssten und nun hat Christoph Dabrowski offensiv wie defensiv die Qual der Wahl. Durch die Verpflichtung von Julian Eitschberger scheint das Experiment mit Jose-Enrique Rios Alonso auf der Position des Rechtsverteidigers ad acta gelegt worden zu sein. Auf seiner Stammposition in der Innenverteidigung hat sich RWE mit Tobias Kraulich und Michael Schultz allerdings starke Konkurrenz zugelegt, sodass einiges darauf hindeutet, dass einer der drei sich auf der Bank wiederfinden könnte und die anderen beiden zwischen Eitschberger und Brumme die Viererkette vor Jakob Golz im Tor bilden.
In der Mittelfeldzentrale deutet seit dem Bochum-Test einiges auf einen Startelfeinsatz von Thomas Eisfeld hin, der Jimmy Kaparos verdrängen könnte und somit neben Torben Müsel die Schaltzentrale bilden würde. Davor ist Ahmet Arslan als offensiver Part gesetzt, das gilt auch für Leonardo Vonic im Sturmzentrum. Die beiden Plätze auf den offensiven Außenbahnen sind durch die jüngsten Verpflichtungen von Kelsey Meisel und Joseph Boyamba nun allerdings hart umkämpft und beide dürften mit Ramien Safi in der engeren Auswahl für die Besetzung eben dieser Positionen stehen.
Der Gegner: SV Wehen Wiesbaden (Platz 4/8 Punkte/2 Siege/2 Unentschieden/0 Niederlagen/7:5 Tore/Differenz +2)
Bei der rot-weissen Rückkehr auf die nationale Fußballbühne vor zwei Jahren gab es die ersten Begegnungen mit dem SVWW, der beide Spiele der Drittligasaison 2022/2023 mit 3:1 für sich entscheiden konnte und sich als Nummer zu groß erwies. Am Ende der Saison konnte RWE bekanntlich knapp dem Abstieg entrinnen, wohingegen die Wiesbadener die Liga für ein Jahr nach oben verließen – doch auch der dritte Ausflug in Liga 2 währte nicht lang und so kommt es bereits ein Jahr später zu einem Wiedersehen mit einem der Urgesteine der dritten Liga.
Da der Club trotz überschaubaren Zuschauerzuspruchs weiterhin die finanzkräftige Unternehmerfamilie Hankammer im Rücken hat (auf dem Posten des Vereinspräsidenten folgte 2010 Sohn Markus auf den inzwischen verstorbenen Vater Heinz Hankammer), ist der Club auch in dieser Saison im Rennen um die Aufstiegsplätze zu erwarten.
Die gute Nachricht vorab: Topstürmer Ivan Prtajin, der gegen RWE im Rückspiel der vorletzten Saison noch einen Doppelpack schnürte, wird am Samstag nicht mehr für den SVWW auflaufen, sondern spielt mittlerweile für Union Berlin in der Bundesliga. Mit einer Million Ablöse wurden dadurch allerdings auch Mittel frei, die vielen Abgänge nach dem Abstieg adäquat zu kompensieren. Interessanterweise verstärkte der Club sich jedoch kaum mit Spielern aus der dritten Liga: Lediglich Fabian Greilinger von 1860 München und Tarik Gözüsirin, einer der Lichtblicke bei Absteiger Lübeck, wurden aus der neuen Heimatliga verpflichtet. Aus der 2. Bundesliga holten die Wiesbadener Orestis Kiomourtzoglou (Greuther Fürth) und Innenverteidiger Florian Hübner vom 1. FC Nürnberg. Ein weiterer neuer Innenverteidiger kam mit Felix Luckeneder aus der österreichischen Bundesliga vom LASK, Mittelstürmer Fatih Kaya war in der Vorsaison noch in Belgien am Ball.
Auch auf der Trainerbank gab es Bewegung, allerdings schon im Schlussspurt der Vorsaison als Aufstiegstrainer Markus Kauczinski nach anhaltenden Misserfolgen seinen Hut nehmen musste. Nachfolger Nils Döring konnte den Abstieg zwar nicht mehr abwenden, hatte aber optimale Voraussetzungen, frühzeitig die Planungen für die neue Saison mitzugestalten. Der Saisonstart kann sich sehen lassen: Zwei 2:2-Punkteteilungen bei der Stuttgarter Zweitvertretung und in Verl sowie zwei knappe Heimsiege (1:0 gegen Rostock und 2:1 gegen Cottbus) bedeuten acht Punkte aus vier Spielen.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga
Die Dritte Liga erweist sich zum Start der Spielzeit 2024/2025 erneut als schwer vorhersehbar, denn während Aufsteiger Hannover 96 II nach vier Spieltagen durchaus in der Abstiegszone zu erwarten war, finden sich dort mit 1860 München und Waldhof Mannheim zwei Traditionsclubs mit hohen Ambitionen wieder, die nach einer Krisenspielzeit eigentlich wieder nach oben schielten. Der finanzkräftige Absteiger Hansa Rostock belegt mit zwei Punkten aus vier Spielen gar den vorletzten Platz. Hinter dem überraschenden aber nicht völlig unerwarteten Tabellenführer Erzgebirge Aue reiht sich die Viktoria aus Köln ein, die nach vielen namhaften Abgängen als einer der heißesten Abstiegskandidaten gehandelt wurde.
RWE tut gut daran, frühzeitig in sichere Gefilde zu schwimmen, um gar keine negative Eigendynamik entstehen zu lassen, wie sie zum Beispiel die Münchener Löwen bereits früh in der Saison erlebten. Mit drei Punkten gegen den starken Zweitligaabsteiger aus Wiesbaden wäre die rot-weisse Lage daher um einiges entspannter!
In diesem Sinne: NUR DER RWE!
Dominik Gsell
Spielbericht
Durch die dritte Niederlage im fünften Saisonspiel ist der Fehlstart perfekt: Mit vier Punkten aus fünf Spielen könnte RWE am Sonntag sogar noch auf den ersten Abstiegsplatz rutschen und legte einen Auftritt hin, der Grund zur Sorge bereitet.
Das Personal
Tobias Kraulich musste auf der Bank Platz nehmen, Rios Alonso rückte in die Innenverteidigung neben Kapitän Schultz, Julian Eitschberger übernahm die Position des Rechtsverteidigers und Lucas Brumme komplettierte die Viererkette, hinter der natürlich Jakob Golz das Tor hütete. In der Mittelfeldzentrale wich Jimmy Kaparos dem Startelfdebütanten Thomas Eisfeld, neben diesem lief wie gewohnt Torben Müsel auf. Auf den offensiven Außenbahnen durften mit Boyamba und Meisel gleich beide Neuzugänge von Beginn an ran, hinter der einzigen Spitze Leo Vonic begann wie gewohnt Ahmet Arslan. Schon zur Halbzeitpause war Meisels Heimdebüt dann wieder vorbei und Ramien Safi durfte sich auf dem linken Flügel eine Halbzeit lang beweisen, auch Jimmy Kaparos bekam nach 45 Minuten seine Chance und ersetzte Müsel. Nach 67 Minuten folgten erneut positionsgetreue Wechsel in der Offensive als Boyamba für D’Haese den Platz verließ und Wintzheimer im Sturmzentrum Vonic ersetzte. Eine Viertelstunde vor Schluss zog Dabrowski den letzten Wechsel und brachte Kaiser für Eisfeld.
Die Pluspunkte
RWE legte gut los und zeigte sich fest entschlossen, die Spielkontrolle zu übernehmen, was bis zum Sechzehnmeterraum der Gäste auch ganz ansehnlich aussah. Meisel und Boyamba deuteten ihre Stärken im Eins-gegen-Eins an und könnten sich noch als Verstärkungen erweisen.
Die Knackpunkte
Natürlich sind als spezifische Knackpunkte die ersten beiden Gegentore zu nennen, denn in einer Phase optischer Überlegenheit konnten die Gäste nach Ballverlust von Thomas Eisfeld wie aus dem berühmten Nichts mit zwei Pässen die rot-weisse Defensive entblößen und durch Fatih Kaya in Führung gehen. Einen Pausentee und zwei personelle Wechsel später dauerte es knapp 60 Sekunden, ehe der gerade eingewechselte Jimmy Kaparos den Ball nahe der eigenen Eckfahne verlor und erneut Fatih Kaya mit seinem zweiten Treffer dem rot-weissen Aufbäumen früh den Stecker zog. Auch beim dritten Treffer durch Tarik Gozusirin kam RWE immer einen Schritt zu spät und offenbarte dabei zum wiederholten Male in dieser Saison eine fehlende Zweikampfintensität, mit der in Liga 3 keine Punkte zu holen sind.
Das geduldige Ballbesitzspiel hielt auch in der Vorsaison Räume für den Gegner und gefährliche Ballverluste im Spielaufbau parat, dieses Risiko ist von Christoph Dabrowski gewollt und birgt durch das Anlocken der gegnerischen Offensive und Überspielen der ersten Pressinglinie Möglichkeiten, Räume im Angriff zu bekommen. Bereits in der letzten Saison machte es sich in einigen Spielen bemerkbar, wenn Sapina als Abräumer auf der Sechs und/oder der in der Endverteidigung überragende Götze fehlten, um die entstehenden Brände zu löschen. Bislang wurden diese Lücken nicht adäquat gestopft: Die in der Vorbereitung auf Dreierkette getrimmte Abwehr wurde nun doch wieder zur Viererkette und wirkt alles andere als sattelfest. Die Fehlerquote von Sapina-Ersatz Kaparos ist einfach noch zu hoch, doch ohne ihn fehlt der Typ Abräumer – wie in Halbzeit 1 – komplett.
Der fehlenden defensiven Eingespieltheit zum Trotz darf man allerdings erwarten, dass die Zweikampfführung wieder auf Vorjahresniveau erfolgt. Bereits beim Saisonauftakt gegen Aachen hatte man den Eindruck, dass der Gegner nach zehn Jahren Profifußballabstinenz sein Spiel des Lebens ausgerufen hatte, während RWE noch gedanklich in der Sommervorbereitung steckte. Die Anfangsminuten gegen Hannover verliefen ebenfalls vogelwild und nach einer stabilisierten Leistung gegen Bielefeld war das Duell in Unterhaching bereits eine Blaupause für die Niederlage gegen Wiesbaden, da aus optischer Feldüberlegenheit nichts Zählbares erzwungen werden konnte und RWE von einem Gegner geschlagen wurde, der in beiden Strafräumen mit erheblich mehr Konsequenz zu Werke ging.
Fazit und Blick über den Tellerrand
Es steht außer Frage, dass der rot-weisse Kader spielerisch eine Menge hergibt – doch dass es nicht um Schönheitspreise geht, zeigten die Gäste aus Wiesbaden schmerzlich auf. RWE muss schnellstmöglich den Schalter umlegen und die kämpferischen Grundtugenden des Fußballs auf den Platz bringen, denn blutleere Auftritte wie in der zweiten Halbzeit werden an der Hafenstraße nicht gerne gesehen.
Im Keller nahmen sich Hansa Rostock und Waldhof Mannheim beim 1:1 gegenseitig die Punkte weg und blieben somit hinter RWE, der kommende Gegner Ingolstadt kassierte beim 2:3 in Stuttgart ebenfalls seine dritte Saisonniederlage und bleibt hinter den hohen Erwartungen noch zurück. Auch Osnabrück kassierte nach Führung daheim gegen die Hannoveraner Zweitvertretung noch den Ausgleich und tritt auf der Stelle. 1860 München musste gegen Aufstiegsfavorit Dresden mit 2:3 gar die vierte Saisonniederlage einstecken und kommt aus dem Krisenmodus gar nicht mehr raus. RWE-Bezwinger Unterhaching konnte in Saarbrücken einen Punkt entführen und verharrt dadurch im Mittelfeld der Tabelle. Wie immer ist in der dritten Liga der Weg nach oben wie nach unten schnell zu überbrücken und es bleibt zu hoffen, dass sich RWE nächste Woche in Ingolstadt tabellarisch wieder in die andere Richtung bewegt.
Nur der RWE!
Dominik Gsell