0:2-Niederlage beim Tabellenletzten Osnabrück zum Koschinat-Einstand – RWE bleibt in der Abstiegszone
Auch nach dem vieldiskutierten Trainerwechsel steht RWE mal wieder mit leeren Händen da und nimmt aus einem eigentlich ordentlichen Auswärtsauftritt in Osnabrück weder Tore noch Punkte mit.
Das Personal
Uwe Koschinat war bei seinem Debüt nicht zu beneiden: Das Lazarett um Celebi, Kaiser und Wintzheimer wurde kurzfristig noch um Kelsey Owusu sowie die Schlüsselspieler Torben Müsel und Ahmet Arslan ergänzt. Tobias Kraulich und José-Enrique Ríos Alonso saßen ihre Sperren ab, sodass sich die Mannschaft fast von selbst aufstellte. Vor Jakob Golz im Tor bildeten Michael Schultz und Mustafa Kourouma die Innenverteidigung, Eitschberger auf rechts und Brumme auf links komplettierten die Viererkette. Jimmy Kaparos und Tom Moustier bildeten die Doppelsechs und Thomas Eisfeld übernahm den offensiven Part in der Mittelfeldzentrale. Über die offensiven Außenbahnen sollten Safi und Boyamba für Gefahr sorgen und in der Sturmspitze stand 72 Minuten lang Leonardo Vonic, ehe er für Moussa Doumbouya Platz machte, der zu seinem ersten Saisoneinsatz kam. Zeitgleich wurde Thomas Eisfeld durch Robbie D’Haese ersetzt. Nach 84 Minuten kamen dann noch Berisha und Voufack für Kaparos und Eitschberger.
Die Pluspunkte
Zwei personifizierte Pluspunkte waren Ramien Safi und Julian Eitschberger, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz vorlebten, wie Abstiegskampf funktioniert. In Halbzeit 1 sah es auch spielerisch bisweilen gut aus, was RWE fabrizierte – mit der gewohnten Einschränkung: Zwischen den beiden Strafräumen. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison, dass es der rot-weissen Mannschaft gelingt, die Flügelspieler in aussichtsreiche Positionen in Strafraumnähe zu bringen und auch einige Eckbälle sowie Freistöße in gefährlicher Position zu erarbeiten. Leider knüpft daran direkt die nächste Kategorie „Knackpunkte“ an.
Die Knackpunkte
Auch gegen die schlechteste Defensive der Liga – Osnabrück hatte in 17 Spielen zuvor 35 Gegentore kassiert – kam RWE nicht zu einem eigenen Torerfolg und wartet seit mittlerweile über fünf Stunden auf ein Tor in Liga 3. Ein Dutzend aussichtsreicher Standardsituationen führten ebenso wenig zu nennenswerter Torgefahr wie zahlreiche Hereingaben aus guter Position. Die Strafraumbesetzung ist mangelhaft und keiner der nominellen Stürmer strahlt Torgefahr aus.
Im eigenen Strafraum macht sich RWE hingegen selbst das Leben schwer und kassierte nach einer Viertelstunde aus einer simplen Einwurf-Variante den Gegentreffer, als am Ende der Fehlerkette Mustafa Kourouma gegen Torschütze Gnaase wegrutschte. Der junge Innenverteidiger musste in der Nachspielzeit auch noch mit der Ampelkarte den Platz verlassen: In Halbzeit 1 wurde er durch ein schlampiges Zuspiel von Jimmy Kaparos zu einer Grätsche gezwungen, die ihm gelb bescherte und in der Nachspielzeit des zweiten Durchgangs wertete Schiedsrichter Christian Ballweg ein harmloses Ballentreißen an der gegnerischen Torauslinie als gelbwürdiges Vergehen und schickte den Innenverteidiger duschen. Zu allem Überfluss verursachte der letzte verbliebene rot-weisse Innenverteidiger Michael Schultz in der Nachspielzeit noch den Elfmeter zum 0:2.
Die rot-weisse Personalnot wurde in der Schlussviertelstunde deutlich: Trotz vier frischer neuer Kräfte auf dem Platz entwickelte RWE keinen zwingenden Druck mehr und beendete das Spiel mit einer Mannschaft, die zur Hälfte aus Feldspielern bestand, die, vorsichtig formuliert, ihre Drittligatauglichkeit noch nicht unter Beweis stellen konnten. Ohne Winterverstärkungen ist es völlig egal, ob Dabrowski, Koschinat oder die Reinkarnation von Ernst Happel an der Seitenlinie dirigieren: Die Qualität auf dem Platz reichte nicht, um ein biederes Tabellenschlusslicht vor ernste Schwierigkeiten zu stellen und wird nicht ausreichen, um den Sturz in die Regionalliga abzuwenden!
Der Aufreger
Stichwort Winterneuzugänge: Diese kosten bekanntlich Geld und davon hat RWE – das als Lizenzauflage einen Überschuss erwirtschaften muss – nicht allzu viel. Ein signifikanter fünfstelliger Betrag wird dabei als Strafe entrichtet werden müssen, da die Gastspiele in den Stadien der Republik mittlerweile zur Spielwiese erlebnisorientierter Jugendlicher mutiert sind. Dass es davon auch genug auf Osnabrücker Seite gibt, die Jahr für Jahr auf der Suche nach handfesten Auseinandersetzungen im Stadion und davor unterwegs sind, darf dabei keine Entschuldigung sein. Zwei Wochen nach dem Raketenbeschuss in Saarbrücken war es nun das Durchbrechen des Tors am Gästeblock, das sicherlich mit einer entsprechenden Rechnung belegt wird.
Fazit und Blick über den Tellerrand: Die Lage in der Dritten Liga
RWE darf sich bei der Dortmunder Zweitvertretung bedanken, die in Stuttgart einen klaren 3:0-Erfolg einfuhr, wodurch der VfB-Nachwuchs weiterhin nur drei Punkte entfernt den ersten Platz über dem Strich einnimmt und nächste Woche zum Sechs-Punkte-Spiel nach Essen reist. Auch Mannheim (1:2-Niederlage in Dresden) und Hannover II (1:2 gegen Viktoria Köln) konnten ihren Vorsprung zum Glück nicht ausbauen. Die SpVgg Unterhaching, die in Unterzahl in Bielefeld kurz vor Schluss mit 3:2 in Führung gegangen war, kassierte in der Nachspielzeit doch noch den Ausgleich und bleibt zwei Punkte hinter RWE auf dem vorletzten Tabellenplatz – punktgleich mit Marco Antwerpens Osnabrückern, die bei einer Niederlage wohl schon mit den Planungen für die Regionalliga hätten beginnen können und nun doch wieder neue Hoffnung schöpfen.
Im Osten geht derweil die Sonne auf: Die am Freitag errungene Dresdner Tabellenführung währte nur kurz, da Energie Cottbus seine beeindruckende Saison durch ein 3:1 über Hansa Rostock fortsetzen und den Platz an der Sonne zurückerobern konnte. Da Saarbrücken, das Relegationsplatz 3 innehat, gegen Aachen nicht über ein 1:1 hinauskam, werden die beiden Ostclubs auch auf direkten Aufstiegsplätzen überwintern.
Im breiten Mittelfeld der Liga kam es am Samstag zu mehreren Auswärtssiegen mit wahrem Torregen: Der SC Verl besiegte früh dezimierte 60er im Abendspiel mit 4:0, vorher hatte Ingolstadt in Wiesbaden bereits mit 5:2 triumphiert und Aue mit dem 6:4 beim SV Sandhausen einen neuen (geteilten) Rekord für das torreichste Spiel der Drittligageschichte aufgestellt.
Ein Blick auf die Tabelle offenbart nun bereits eine kleine Abbruchkante hinter Alemannia Aachen auf Platz 14 (24 Punkte): Über dem Strich stehen Mannheim (20) und Stuttgart (19), direkt darunter Hannover (18) und RWE (16). Das direkte Duell mit der Zweitvertretung des VfB an der Hafenstraße am kommenden Samstag (14:00 Uhr) ist daher nicht nur das letzte Spiel des Kalenderjahres, sondern wahrscheinlich auch das Wichtigste und drei Punkte sind Pflicht!
NUR DER RWE!