Die Saison der Dritten Liga ist wild. Obwohl unser RWE mit 16 Zählern aus den letzten 6 Partien quasi die Mannschaft der Stunde ist, trennen die Koschinat-Elf nur 3 Zähler vom Beginn der Abstiegsränge. Dort wird Platz 17 ausgerechnet vom kommenden Gegner Waldhof Mannheim belegt. In der Rückrunde ist nur ein Verein noch erfolgreicher als Rot-Weiss Essen. Der VfL Osnabrück, ebenfalls noch immer „Kellerkind“, holte sogar 17 Zähler im Kalenderjahr 2025.
Auch andere Teams weiter unten in der Tabelle punkten aktuell gut. Grund genug, dass einige besorgte Zeitgenossen bereits 50 Zähler ausrufen, die nötig seien, um den Klassenerhalt zu sichern. Das andere Extrem liegt bei nur 42 Punkten, was aber eine sehr optimistische Einschätzung darstellt. Einige statistische Betrachtungen zeigen, die „Wahrheit“ liegt wohl wie immer in der goldenen Mitte.
Statistikdaten seit der Spielzeit 2018/19
Um aufschlussreiche statistische Daten zu gewinnen, darf man im Grunde erst die 6 Drittligaspielzeiten seit 2018/19 betrachten. Der Grund, erst seit diesem Zeitpunkt gibt es die stattliche Anzahl von vier Absteigern, was die benötigten Punktzahlen für den Klassenerhalt natürlich erhöhte. Denn zuvor gab es meistens drei und einige Spielzeiten sogar nur zwei Absteiger.
Zunächst einmal darf festgestellt werden, dass die 30 Zähler, die Waldhof Mannheim aktuell auf dem ersten Abstiegsrang zu verzeichnen hat, nach dem 26. Spieltag eine hohe Punktzahl sind. Übertroffen wurde diese nur in der Saison 2019/20 vom Chemnitzer FC mit 31 Punkten. In den vier Spielzeiten dazwischen hatte eine Mannschaft nie mehr als 24 Punkte und einmal sogar nur 23 Punkte zu verzeichnen.
2018/19 hatte Eintracht Braunschweig zu diesem Zeitpunkt 27 Zähler auf dem Konto. Ergo, Waldhof Mannheims 30 Zähler sind der zweitbeste Punktwert im zu betrachtenden Zeitraum, der im Schwerpunkt 6 und einmal sogar 7 Zähler besser ist als in den vier unmittelbar vorausgegangenen Spielzeiten. Sogar der derzeitige 18. VfB Stuttgart 2 hat 4 – 5 Zähler mehr geholt als zuvor besser platzierte Teams zwischen 2020 und 2024. Von daher trügt der Eindruck nicht, dass eine relativ hohe Punktzahl inmitten der Vierziger notwendig sein wird. Womöglich wird für Platz 16 sogar der Punktbestwert in den Jahren seit 2018 nötig werden.
Der bisher höchste Wert stammt aus der Saison 2018/19, als Energie Cottbus 45 Zähler, damit wäre in jedem anderen Jahr die Liga gehalten worden, nicht zum Klassenverbleib reichten. Wohl aber den auf den Plätzen 16 und 15 platzierten Braunschweigern und der SG Sonnenhof-Großaspach. Beide retteten sich vor Energie durch das Torverhältnis, die Braunschweiger Eintracht um ein einziges Tor. Übrigens bescherte der Fußballgott dabei noch ein direktes Duell zwischen Braunschweig und Cottbus am 38. und letzten Spieltag, das 1:1 reichte der Eintracht und Sonnenhof-Großaspach zog durch ein 2:0 bei Fortuna Köln im letzten Moment an den beiden anderen Kontrahenten vorbei.
In der Saison 2020/21 reichten dem SC Verl 40 Zähler für Platz 16, der niedrigste Wert. In allen anderen Jahren pendelte man sich zwischen 40 und 44 Punkten ein. Aufgrund der schon genannten diesjährigen Punktestände spricht einiges dafür, dass es wieder mindestens 45 Zähler sein könnten, die nötig werden, um die Klasse zu sichern. Befürchtungen, es müssten sogar deutlich mehr werden, darf man aber einen wichtigen Aspekt entgegenhalten. Die Rolle der Querduelle der Mannschaften vom Beginn der Abstiegszone (aktuell Platz 11, BVB 2) bis hin zum Tabellenende.
Die Rolle der Querduelle
RWE hat mit seinem Sieg in Dortmund den BVB 2 tief mit in den Abstiegssumpf gezogen. Als Elfter sind die Dortmunder punktgleich mit den Rot-Weissen und ebenfalls nur 3 Punkte weit am rettenden Ufer. Somit spielt exakt die halbe Liga um den Klassenerhalt. Der Tabellenzehnte Erzgebirge Aue dürfte mit 37 Punkten einen Gutteil der Planungssicherheit für die kommende Spielzeit erreicht haben.
Der Umstand, dass sich 10 Mannschaften um die 6 Plätze bewerben, die den Klassenerhalt sichern, führt zu sehr vielen Querduellen. Allein der VfB Stuttgart 2 wird 8 solcher Matches austragen, 5 weitere Teams mindestens 6. RWE liegt mit 5 solcher Partien relativ weit unten. Was Essen nicht beunruhigen muss, holte man doch jüngst Siege gegen die hoch eingeschätzten Teams aus Bielefeld, Wiesbaden und Ingolstadt, die allesamt mit dem Abstieg nichts zu tun haben, während Unterhaching als einziges Team der letzten Wochen gegen RWE punkten konnte.
Darüber hinaus werden durch die vielen Direktduelle von Abstiegskandidaten zwangsläufig nicht alle Teams fleißig punkten können. Und die aktuell bereits abgeschlagen erscheinenden Teams aus Hannover und Unterhaching könnten immer mal wieder einen Underdog-Sieg landen und anderen noch gehörig auf die Füße treten. Hier die Übersicht der Restprogramme:
VfB Stuttgart 2 (8): Hannover 2, Osnabrück, Sandhausen, Unterhaching, Mannheim, Aachen, Dortmund 2, RWE
1860 München (7): BVB 2, Unterhaching, Osnabrück, Sandhausen, Mannheim, Aachen, RWE
Waldhof Mannheim (7): RWE, Sandhausen, BVB2, Unterhaching, 1860, Hannover 2, VfB 2
Alemannia Aachen (6): Unterhaching, Hannover 2, Sandhausen, 1860, Osnabrück, VfB 2
Sandhausen (6): Unterhaching, Mannheim, VfB 2, 1860, Aachen, RWE
Unterhaching (6): Sandhausen, 1860, Aachen, Mannheim, VfB 2, Hannover 2
Hannover 2 (5): VfB 2, Aachen, Mannheim, BVB 2, Unterhaching
RWE (5): Waldhof, Sandhausen, 1860, Osnabrück, VfB 2
BVB 2 (4): 1860, Mannheim, Hannover 2, VfB 2
Osnabrück (4): VfB 2, 1860, Aachen, RWE
Die These lautet hier, die Dynamik im Tabellenkeller wird zwar erhalten bleiben, aber dennoch werden viele Teams so viele Federn lassen müssen, dass ein mittlerer Punktwert in der Vierziger-Zone zumindest für Platz 16 reichen wird.
Essens starke Serie macht sich kaum bemerkbar? Stimmt nicht!
Last but not least ist es gar nicht so, dass die starke Essener Serie sich tabellarisch gar nicht deutlich ausgewirkt hätte. Denn das ist durchaus der Fall. Nach der bitteren Auftaktschlappe bei Alemannia Aachen (0:2) schien der siegreiche Gastgeber bereits vieler Sorgen ledig und hatte das scheinbar in Trümmern liegende RWE um satte 11 Zähler distanziert.
Essen war mit nur 17 Punkten 19. und Vorletzter. Der Abstand zum rettenden Ufer betrug 4 Punkte. In dieser Hinsicht hat sich nun einiges getan. Denn der Vorsprung von 3 Punkten auf Platz 17 und Platz 12 bedeuten, dass RWE seitdem generell 7 Zähler und ebenso viele Tabellenplätze gut gemacht hat. Alemannia Aachen gelangen in derselben Zeit nur noch 3 Punkte. Kaum zu glauben aber wahr, die Alemannia liegt nun 2 Punkte hinter RWE und ist gerade noch auf Platz 16. Die Punkte-und Aufholjagd machte sich also sehr wohl bezahlt und hat große Auswirkungen.
Selbst wenn die Rot-Weissen ab nun nur noch ganz „normal“ punkten, sollten die dann zu erwartenden Zähler die Klasse sichern können. Aber grau ist alle Theorie und ebenso jedes Rechenspiel. Auch im 6-Punkte-Spiel gegen Waldhof Mannheim gibt es zwar nur 3 Punkte zu erringen, sollte das gelingen, ist aber dennoch ein gefühlt größerer Schritt auf das rettende Ufer zu verzeichnen.
In diesem Sinne
NUR DER RWE!
Sven Meyering