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RWE nach dem Heber- und Holzweiler-Schock: Jetzt erst recht!

Das Spiel gegen den SC Wiedenbrück zog bittere Folgen für Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen nach sich. Dass es nur zu einem torlosen 0:0 gereicht hatte und RWE eine 90 minütige komplette Überlegenheit nicht in einen Sieg ummünzen konnte, ist im Fußballsport von Zeit zu Zeit so. Das macht diese Sportart auch so attraktiv, denn obwohl die Leistungspotenziale der jeweiligen Mannschaften sich häufig klar unterscheiden, kann ein Underdog mittels konzentrierten Verteidigens dem Favoriten eben auch einmal ein Bein stellen. Hier gilt das berühmte Mund abputzen und weitermachen.

Daniel Heber brach sich bei einer Rettungstat im eigenen Strafraum das Wadenbein

Das Spiel hinterließ allerdings auch Langzeitfolgen. Daniel Heber, wohl nicht nur in den Augen der RWE-Fans der beste Innenverteidiger der gesamten Liga, erlitt in einem rustikal geführten Zweikampf einen Wadenbeinbruch. Das Spiel machte den ohnehin bereits als Ikone angesehenen Heber zugleich zur Legende. Denn sagenhafte 10 Minuten spielte er noch weiter, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Ältere Fußball-Fans fühlten sich vielleicht an den ehemaligen Kölner Nationalspieler Wolfgang Weber erinnert. Im Europapokal der Landesmeister spielte Weber 1965 gegen den englischen Vertreter FC Liverpool die gesamte zweite Halbzeit mit ebenfalls gebrochenem Wadenbein weiter.

Damals konnte noch nicht gewechselt werden. Vor diesem Schicksal wurde Daniel Heber vom Schiedsrichter bewahrt, der ihn wegen einer Notbremse vom Platz stellen sollte. Allerdings ist der medizinischen Abteilung von RWE durchaus mehr zuzutrauen als der damaligen des 1.FC Köln, die besagten Wolfgang Weber als Belastungstest in der Kabine von der Bank springen ließ, worauf das bis dato nur angebrochene Wadenbein ganz brach, und ihn dennoch zurück aufs Feld schickte, um dem Gegner die Schwächung nicht zu offenbaren. Daniel wäre zur zweiten Hälfte nicht wieder aufgelaufen.

An dieser Stelle unserer ehrfürchtig „Maschine“ genannten Nummer 14 alles erdenklich Gute für den Heilungsprozess. Daniel Heber ist ein 1907% Rot-Weisser, der sich zum Ende der letzten Saison bis 2025 an unseren Verein gebunden hat. Und das, obwohl es diverse höherklassige Angebote gegeben hatte. Der Abwehrchef fehlt daher nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Die nächste Hiobsbotschaft folgte heute.

Bei einem brutalen Foul seines Wiedenbrücker Gegenspielers zog sich Kevin Holzweiler wie befürchtet einen Kreuzbandriss zu. Auch Holz zeigte heldenhaftes Durchhalten und schleppte sich eine Viertelstunde bis zum Abpfiff übers Feld und erinnerte so an den legendären Penny Islacker. Auch alles erdenklich Gute für Kevin Holzweiler! Essen verlor gleich zwei Schlüsselspieler auf einen Schlag. Während Daniel Heber für die Rückrunde noch eine Essener Option darstellen dürfte, ist für Kevin Holzweiler die Saison komplett gelaufen. Ganz bitter. Dennoch darf nun kein Trübsal geblasen werden oder gar Panik unter den RWE-Fans ausbrechen.

Hiobsbotschaft Kreuzbandriss – Auch Kevin Holzweiler erwischte es schwer

Mit Felix Herzenbruch steht ein starker Stellvertreter für Daniel Heber bereit. Mentalitätsspieler Herze bewies bereits mehrfach eindrucksvoll, dass er einen fehlerfreien Part in der Essener Abwehrzentrale spielen kann. Natürlich erfordert das auch ein taktisches Umdenken. Ohne Daniel Heber, der einen enteilten Gegenspieler meist immer wieder stellen kann, kann sich Essens Abwehr nicht so konsequent nach vorne schieben wie gewohnt. In Spielen wie gegen den SC Wiedenbrück fällt das allerdings gar nicht auf. Mannschaften wie der SCW verzichten fast gänzlich auf das Umschaltspiel, um ihrer extrem defensiven Grundordnung keinen Knacks  zu verpassen.

Gegen spielstärkere und offensivfreudigere Truppen wie Köln II und Düsseldorf II sieht das anders aus. Diese Mannschaften sind bekanntlich Essens nächste Gegner. Aber auch hier darf man darauf vertrauen, dass Christian Neidhart eine Antwort finden wird. Das Verletzungspech ist zwar aktuell bitter zu nennen. Denn nicht nur Daniel Heber und Kevin Holzweiler fallen sehr lange aus, sondern auch Erolind Krasniqi, der im Niederrheinpokal Opfer einer überhart zu nennenden Attacken seines Gegenspielers geworden ist, steht aktuell auf der Kippe. Nun muss der einsatzfähige RWE-Kader enger zusammenrücken.

Dieser wurde zwar vor Saisonbeginn von 27 auf 24 Spieler verkleinert, jedoch legte Essens sportlicher Leiter Jörn Nowak Wert darauf, ihn in der Tiefe zu verstärken. Womöglich kommt jetzt die Zeit der hoch talentierten Youngster Sascha Voelcke und Felix Heim, die beide die Außenbahn beackern und in die Holzweiler Lücke stoßen könnten. Zudem hält Coach Neidhart auch die aufstrebenden U19-Talente aus der Essener Jugend fest im Blick.

Generell kann RWE für jeden Ausfall qualitativ hochwertig nachlegen. Nach Ende der offiziellen Transferperiode holten die Essener mit Felix Bastians und ganz frisch Niklas Tarnat zwei Spieler, die nicht nur Ergänzungen sind, sondern mehr darstellen. Insbesondere jetzt, wo Daniel Heber ausfällt, ist Bastians Gold wert. Der 33 Jährige ist ein Mentalitäts- und Führungsspieler, wie man ihn sich nur wünschen kann. In der Abwehr kann er im Grunde überall eingesetzt werden. Bislang erwies sich Bastians als Volltreffer. Niklas Tarnat füllt das vom Abgang Sören Eismanns hinterlassene Vakuum auf der 6er-Position. Er ist ein Spieler mit dem Potenzial, dem rot-weissen Leader Dennis Grote den Rücken freizuhalten.

Kurzum, RWE kann und wird den Heber- und Holzweiler-Schock überwinden. Der Anhang kann darauf zählen, dass Kompetenz in Essen am Werke ist. Auf dem Feld, an der Seitenlinie und hinter den Kulissen, wo unaufhörlich daran gearbeitet wird, den Verein weiter zu professionalisieren und zukunftsfähig zu machen.

Selbstverständlich ist der Aufstieg kein Selbstläufer. Im Gegenteil. Die Konkurrenz ist wachsam und den Essenern auf den Fersen. In dieser Situation müssen vor allem wir Fans die Ruhe bewahren und unserer Mannschaft Vertrauen und Unterstützung gewähren. Man wächst bekanntlich an seinen Aufgaben. Diese sind für RWE nun noch größer geworden. Mannschaft, Verein und Fans sind aufgerufen, diese gemeinsam zu lösen. Jetzt erst recht!

NUR DER RWE!

Sven Meyering