Vorbericht
In Anbetracht der Nostalgiewellen in eigentlich jedem Lebensbereich, wird in diesem (und folgenden) Vorberichten die frühere Praxis der „Kurzen Fuffzehn“ reaktiviert, die kommenden Spiele nach dem Motto „Reim dich oder ich fress dich!“ anzukündigen. So sind wir an so schöne Zeilen gekommen wie „Gegen VFB Wissen die Siegesfahne hissen“ oder „Gegen Edenkoben Tore proben“. So sollen diese fantastischen Wortspielereien in dieser Saison eine Neuauflage finden und ein erstes Zeugnis ist die aktuelle Überschrift.
Aber Schluss mit den Sentimentalitäten, denn gegen Köln II wird es in diesem Jahr deutlich anspruchsvoller sein, die drei Punkte mitzunehmen, als es das in den letzten Jahren gewesen ist. Die Kölner haben ihre zweite Mannschaft deutlich merkbarer in den Blick genommen und sie sehr viel ambitionierter aufgestellt. So bilden mit Marius Laux (30) und Lukas Nottbeck (33) zwei Routiniers die Innenverteidigung, die mehr als nur ein bisschen Qualität mitbringen. Hinzu kommt Lucas Musculus (28), der in den letzten Jahren immer wieder gezeigt hat, dass er weiß, wo das Tor in den Regionalligastadien steht.
Immer wieder führen die Fans der Traditionsvereine Diskussionen um die Zweiten Mannschaften aufgrund vieler Ungerechtigkeiten, die mit ihnen verbunden sind. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, ist die Bezeichnung als U21 ein schlechter Scherz, da anhand der fest zum Kader gehörenden Spieler deutlich wird, dass es, wenn man schon das U setzen will, eine U34 ist, aber das ist eine Frage von Bezeichnungen. Das größte Problem stellt hier die schon seit Jahrzehnten praktizierte Wettbewerbsverzerrung dar, auf die der DFB leider nicht reagiert. Der Einsatz von Profis gegen den einen Verein und das Weglassen derselben gegen einen anderen ist ein Problem, das beseitigt werden sollte.
Dazu zwei Dinge: zum ersten gibt es größere Missstände. Bevor der DFB überhaupt irgendeine Entscheidung im Amateurbereich trifft, muss er endlich den Aufstiegsschwachsinn der Regionalligen lösen und die schlechtestmögliche, die weiterhin praktiziert wird, streichen. Noch viel wichtiger ist das zweite. Es ist nun einmal so und RWE kann und muss damit klarkommen.
Nach den zwei Siegen zum Saisonbeginn ist die Euphorie weiterhin ungebrochen. Am Mittwoch bildeten sich bei einem Erstrundenspiel gegen einen Landesligisten (!) riesige Schlangen am Einlass zur Haupttribüne. Die Menschen wollen RWE sehen. Schön wäre es, wenn dies wieder für eine ähnlich stattliche Kulisse wie gegen den BVB führen würde. Die Essener wollen RWE weiter siegen sehen und Christian Titz muss etwas auf die Bremse treten, indem er betonte, dass zwei Auftaktsiege noch keine Aussagekraft für die restlichen 34 Spiele haben.
Nichtsdestotrotz kann der Trainer aus den Vollen schöpfen. Lediglich Hamdi Dahmani ist angeschlagen und damit ist sein Startelfeinsatz fraglich. Viel Grund zum Wechseln hat Titz nach den beiden Auftaktsiegen nicht. Jan-Lucas Dorow empfahl sich nicht nur seiner beiden Tore wegen nachdrücklich für die erste Elf. Titz selbst sprach davon, lediglich auf den Außenpositionen zu überlegen. Dabei geht es vor allen Dingen um den Platz, den Ayodele Adetula eingenommen hat. Hier drängen Joshua Endres und Florian Bichler in die erste Elf, sodass Titz hier die Qual der Wahl hat. Oguzhan Kefkir wird nach seinen Toren in Homberg und gegen Genc Osman Duisburg sicher gesetzt sein.
Ein starker Gegner, Tabellenzweiter gegen den Tabellendritten, bestes Fußballwetter und ein volles Stadion: Fußballherz, was willst du mehr! Wir erinnern uns: in der letzten Saison ging es im zweiten Heimspiel gegen den 1. FC Köln II. RWE gewann 2:0 und schickte die 8.100 Zuschauer in Aufstiegsträumereien. Das darf die Mannschaft gerne wiederholen, lediglich wir Zuschauer dürfen noch zahlreicher ins Stadion pilgern und dann heißt es auf dem Platz wie auf den Rängen: Feuer frei gegen Köln Zwei!