Spielbericht
Klarer 4:1 Heimerfolg gegen Bonn! Wie sich die Bilder gleichen. Ähnlich wie am vorangegangenen Spieltag in Lippstadt trafen die Rot-Weissen auf einen sich insgesamt gut präsentierenden Gegner, der wohl wirklich alles, was er hatte, in die Waagschale warf, aber am Ende chancenlos war. Und wieder einmal war es ein Freitagabend, an dem sich RWE ganz besonders gerne auf den Gegner und die Punkte stürzt. Viertes Freitagsspiel, vierter Dreier, hinzu kommt noch das ebenfalls an einem Freitag ausgetragene und gewonnene Pokalmatch gegen den KFC Uerdingen. Gut, man muss dazu sagen, dass auch die anderen vier Partien, die nicht am Freitag ausgetragen worden waren, mit Ausnahme der Punkteteilung in Rödinghausen siegreich bestritten wurden. Aber freitags unter Flutlicht schmecken RWE und vor allem seinen Anhängern die Siege halt noch besser. Am Tag von bundesweiten Klimademonstrationen demonstrierte auch RWE einmal mehr Geschlossenheit und Stärke.
Zunächst möchte sich Jawattdenn.de herzlich bei Rot-Weiss Essen bedanken, dass wir anlässlich unseres 15. Geburtstages den heiligen Rasen über den Spielerausgang betreten und eine Ehrung im Angesicht der mal wieder sehr gut gefüllten Tribünen entgegen nehmen durften. Schön, dass dem Verein unsere Arbeit nicht verborgen bleibt. Wir sind gewillt, die Schlussworte von Marcus Uhlig „Auf die nächsten 15 Jahre!“ zu erfüllen. Mindestens.
Zum Spiel:
Trainer Titz schickte dieselbe Startelf auf den Rasen wie in Lippstadt. Also wieder mit Dorow auf der „falschen Neun“ und ohne „gelernten“ Mittelstürmer. Bonn präsentierte sich exakt so, wie vom Coach auf der Pressekonferenz zuvor erwartet. Sie liefen die Essener konsequent und bissig während des gewohnt risikofreudig wirkenden Aufbauspiels an deren 16er an, zogen sich aber kompakt zurück, sobald RWE diese Zone überspielt hatte. RWE brauchte 3 Minuten, um sich darauf einzustellen, dann gab es nach schöner Kombi über links die erste Chance für Amara Condé, dessen Kopfball aber zu wenig Wucht hatte und in den Armen des Bonner Schlussmanns landen sollte. Der nur 1,73 Meter große Mittelfeldwirbelwind hat halt andere Qualitäten als den Luftkampf, das sollten die Gäste später am Abend deutlich zu spüren bekommen. In den folgenden 8 Minuten gab es zwei weitere gute RWE-Gelegenheiten, die aber ohne Folgen blieben. Danach kamen die Gäste jedoch besser ins Spiel und offenbarten zudem noch einige taktische Kniffe, mit denen sie die Augenhöhe mit RWE herstellen wollten. Der ruppigen Spielweise der Bonner waren viele Freistöße im Mittelfeld geschuldet, nach wirklich jedem Pfiff verhinderten jedoch ein bis zwei Gästeakteure die schnelle Ausführung des Freistoßes, indem sie sich vor den Ball stellten. Dieser Flegelfußball wurde von Schiedsrichter Schuh lange geduldet, bis er endlich mal einen gelben Karton wegen Spielverzögerung gegen einen Bonner Akteuer zückte.
Nach einer halben Stunde begann die Zeit der größeren Aufreger. RWE zeigte zunächst, dass man nicht nur sein grundsätzliches Spiel, sondern auch die Standards deutlich verbessert hat. Bei einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld sorgten zunächst etliche über den Ball laufende Essener für Verwirrung, dann brachte Grund den Ball zum langen Pfosten, wo ausgerechnet der wie Condé auch nicht groß gewachsene Heber der Turm in der Schlacht war und den Ball per Kopf Richtung kurzen Pfosten brachte, wo mit Alex Hahn wiederum der größte RWE-Akteur das Leder genussvoll in die Maschen drosch. Das wirkte einstudiert! Die Freude währte aber nur kurz. Unbeeindruckt setzte Bonn zum Gegenangriff an und bei einem flachen Ball in die Mitte wertete Schiri Schuh Hebers Einsteigen gegen Marcel Kaiser als Foulspiel im Sechzehner und entschied auf Strafstoß. Eine strittige Szene, denn nicht unwahrscheinlich war Heber einfach einen Schritt schneller am Ball und der Bonner Angreifer nahm die Einladung zum Sturz an.
Jetzt war es an RWE, mit einigen Mätzchen den Schützen Dario Schuhmacher aus dem Konzept zu bringen. So lief Keeper Lenz zunächst einmal Richtung Haupttribüne und verharrte dort, als sei es ein Elferschießen bei dem gerade sein Torwart-Kollege an der Reihe sei. Auf dem Weg zurück ins Tor gab es noch ein Starring wie beim Boxen zwischen Torhüter und Schütze. Schuhmacher war es egal, er verwandelte sicher. Eine durchaus kalte Dusche und bis zum Pausenpfiff fand Essen nicht wirklich ins Spiel zurück und beklagte sogar einige gefährliche Ballverluste im Zentrum, für die sich ausgerechnet der sonst so souveräne Dennis Grote verantwortlich zeigte. Bonn konnte daraus jedoch kein weiteres Kapital schlagen und auch Essens Halbzeit-Schlussoffensive blieb ohne größere Chancen, wobei Condé jedoch auch einmal aussichtsreich postiert den Ball leider nicht voll traf. Jedoch waren sich die RWE-Fans beim Pausen-Stauder sicher, dass die Gäste ihrem hohen Tempo Tribut zahlen müssen. Man kennt das Spielchen jetzt. Essen lässt den Ball laufen, der Gegner seine Spieler.
Und so kam es, RWE zelebrierte wiederum „seine“ zweite Hälfte und der Gegner war über weite Strecken nur noch Staffage bei einem rot-weissen Fußballfest. Titz schwang zunächst einmal wieder den Taktik- und Wechselzauberstab. Dennis Grote stand erstmals in dieser Saison nicht mehr auf dem Platz als es weiterging und Hedon Selishta ging nun als „echte“ Nummer Neun in das Sturmzentrum, während Dorow etwas zurückgezogen mit Amara Condé den Gegner zur Verzweiflung treiben sollte. Doch zu Beginn standen erneut zwei Akteure im Rampenlicht, die schon zuvor für Aufsehen gesorgt hatten. Schiedsrichter Schuh versetzte die Hafenstraße in Zorneswallung, als er bei einer Aktion des Bonner Keepers Benz gegen Dorow nicht auf den Elfmeterpunkt zeigte. Fotos von Jawattdenn zeigen die entsprechende Szene, der Kontakt war jedenfalls eindeutig. Daniel Heber hingehen sorgte für Jubelstürme, als er nach knapp 50. Minuten eine Ecke von Grund per Kopf zum 2:1 veredelte. Auch Bonns Chefcoach Thorsten Nehrbauer bezeichnete die Sprungkraft der Essener Nummer 14 auf der Pressekonferenz als außergewöhnlich. Nicht nur seine Sprungkraft, denn Hebers Leistungen sind seit Wochen außergewöhnlich gut und sein Tor der verdiente Lohn.
Um ein Haar wäre es RWE jedoch gegangen wie in Lippstadt und die Führung wäre schnell wieder weg gewesen. Fast im Gegenzug nagelte Adis Omerbasic das Leder aus gut 25 Metern an den Querbalken des rot-weissen Tores. Lenz flog toll, wäre aber wohl chancenlos gewesen. Die Szene war jedoch bezeichnend. Während Bonn nur durch solche Einzelaktionen für Furore sorgte, spielte RWE Fußball und den Gegner zunehmend an die Wand. Schiedsrichter Schuh war dann wieder einmal Hauptdarsteller. Nach einem langen öffnenden Ball auf die rechte Seite rauschte Oguzhan Kefkir aussichtsreich in den Bonner Strafraum und dort in den herauseilenden Benz. Da es den Anschein hatte, „Ötzi“ habe zuvor den Ball noch am Keeper vorbeilegen können, rechneten nun die 10.900 RWE-Fans unter den insgesamt 11.009 Zuschauern mit einem Strafstoß für ihre Farben, stattdessen verblüffte Schuh mit einer Gelben Karte für Kefkir wegen angeblichem Foulspiels am Bonner Schlussmann. Allerdings, auch diese Szene haben unsere formidablen Fotografen punktgenau eingefangen und das Bild gibt dem Unparteiischen Recht. Der RWE-Angreifer traf in der Tat erst den Ball, als dieser sich in den Händen des Bonner Schlussmannes befand. So entschied der Referee alle strittigen Elfermomente zugunsten der Gäste, zumindest einmal war das völlig korrekt. Das Schöne im Frühherbst 2019 ist, dass RWE eine solche Diskussion nicht mehr im Geringsten beeindrucken kann.
Die Gäste waren nun in bewährter Titz-Manier müde gespielt, Dorow und Condé vollführten in der Mittelfeldzentrale ein Katz und Maus-Spiel mit den Beethovenstädtern. Vor allem Amara Condé war gar nicht mehr zu bändigen, spielte seine Gegner auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel aus und war bei seinen dynamischen Vorstößen selbst von drei Leuten, von denen sich zwei an sein Trikot gehängt hatten wo der dritte keinen Platz mehr fand, nicht mehr aufzuhalten. Mehrfach untermalten verzückte „Aahhs“ und „Ooohhs“ von den Tribünen die Aktionen von Essens Nummer 8. Titz erkannte natürlich den Erschöpfungsgrad der Bonner und setzte zu einem weiteren Messerstich an. Nach einer Stunde ging Kevin Grund vom Feld und Florian Bichler ersetzte ihn eins zu eins auf der Linksverteidigerposition. Mit „Bichis“ Power kamen die Gegenspieler nicht klar und Essen wirbelte weiter. Bislang gab es natürlich noch kein Jokertor, aber selbstverständlich änderte sich dies. Nach 76 Minuten setzte Joshua Endres Hedon Selishta wunderbar in Szene und dieser vollendete in Klassemanier mit einem Lupfer über den herauseilenden Benz zum 3:1. Selishtas dritter Saisontreffer bei insgesamt nur wenigen Einsatzminuten. Der Mann kann knipsen. Und ebenso kann das Ayodele Adetula. Nach 85 Minuten für Dorow ins Spiel gekommen machte es Ayo diesmal wesentlich besser als in Lippstadt, als er zwei Minuten für ein Tor gebraucht hatte. Von Kefkir wunderbar freigespielt vollendete er zum 4:1 noch bevor der Minutenzeiger auch nur annähernd eine ganze Zeigerumdrehung hinter sich gebracht hatte. Spaß beiseite, es ist der pure Wahnsinn wie des Trainers Joker treffen, die für 11 der insgesamt 20 Saisontreffer verantwortlich sind. Zudem haben auch die anderen Umstellungen stets einen positiven Einfluss auf das Spiel. Der Rest war Party in Rot und Weiss, auch wenn die freudigen Fangesänge „Einer geht noch, einer geht noch rein“ das Einzige waren, was aus Essener Sicht nicht erfüllt werden konnte. Es war allen egal. Wahnsinn, wie sich RWE in dieser Spielzeit präsentiert. Im Schnitt holten die einzig wahren Roten bislang unglaubliche 2,75 Punkte und erzielten 2,5 Tore pro Spiel.
Wie intakt das Verhältnis in der Mannschaft und im gesamten Vereinsumfeld offenkundig ist, zeigte die After-Match-Party. Zunächst fungiert die kleine Tochter von Kapitän Kehl-Gomez als bejubelte Einpeitscherin vor der West. Das Team lässt es sich danach nicht nehmen, das gesamte Stadion nach Schlusspfiff zu würdigen. Existierte für frühere RWE-Mannschaften scheinbar nur der der Pflicht geschuldete Gang zur West, so werden nun alle Tribünenteile des Stadion Essens einbezogen. Es beginnt mit gleich zwei Stationen vor der Rahn-Tribüne, wo zunächst die Blöcke R1 – R3 eine gemeinsame Feierwelle mit der Truppe erzeugen, danach passiert Selbiges vor den Blöcken R4 und R5. Der gänzlich ausgelassenen Party vor der neuen West inklusive des laut geforderten Trainers Titz folgt dann ein Gang zur Haupt, der ebenfalls mehrere Stationen umfasst, bis alle Zuschauerbereiche sich wahrgenommen fühlen dürfen. Hedon Selishta, Ayodele Adetula, Daniel Heber und Alex Hahn vollführten zudem noch einen gemeinsamen Jubelkreisel, der zeigt dass die RWE-Mannschaft alles einfach zu genießen scheint. Bitte erhaltet euch und uns dieses großartige Gefühl noch lange!
NUR DER RWE!
Sven Meyering