Vorbericht
RWE soll Ligasandwich Düsseldorf am Freitag munden!
Nach satten 5 Wochen Pause vom Ligabetrieb wird Rot-Weiss Essen am Freitagabend in Düsseldorf bei der Zweitvertretung der Fortuna hoffentlich endlich wieder ein Regionalligaspiel austragen können. Das Spiel befindet sich in einer terminlich ungewöhnlich zu nennenden Sandwich-Position zwischen den beiden großen DFB-Pokalauftritten gegen Leverkusen im Achtelfinale und dem kommenden Viertelfinale gegen Holstein Kiel. Kaum zu glauben aber wahr, seit dem Megatriumph gegen die Werkself vom Rhein vor dreieinhalb Wochen hat die Neidhart-Elf nicht mehr in einem Pflichtspiel auf dem Platz gestanden. Umso wichtiger ist es, Freitagabend am traditionsreichen Flingerbroich gut in die Regionalligaspur zurück zu kommen, was gar nicht so einfach sein wird.
Von einem Tag auf den anderen gar nicht so einfach ist auch die Personalsituation bei RWE. Waren die Roten, wohl nicht zuletzt auch wegen der exzellenten Arbeit des Essener Athletik-Trainers Sven Linnemann, der die Belastungen für die Spieler wohl dosiert und Muskelverletzungen zu einer Erscheinung von vorgestern degradiert hat, bislang von größeren Ausfällen verschont geblieben, erwischte es RWE nun gleich dreifach. Amara Condé und Oguzhan Kefkir sind positiv auf das Corona-Virus getestet worden und befinden sich natürlich in Quarantäne. Zumindest für das Düsseldorf-Spiel sind sie daher kein Thema. Weitere Spieler sind laut RWE nicht betroffen, mittlerweile konnte man ins Mannschaftstraining zurückkehren. Langfristiger trifft die Rot-Weissen jedoch die Verletzung von Rechtsverteidiger Sandro Plechaty, eine der absoluten Säulen und Dauerbrenner im RWE-Team. Plechaty hat sich einen Knorpelschaden im Knie zugezogen und fällt einige Wochen aus. Jawattdenn.de wünscht allen drei Jungs alles Gute!
Die Anforderungen an Essen sind nach den Pokalerfolgen in den Ligamodus zurückzukommen und die angesprochene Personalsituation zu kompensieren. Zum Glück findet Christian Neidhart zusammen mit dem sportlichen Leiter Jörn Nowak für solche kniffligen Aufgaben zumindest oft die passenden Rezepte. Da David Sauerland, letztes Jahr etatmäßiger Rechtsverteidiger, nach seiner schweren Kreuzbandverletzung erst jetzt wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren konnte, ist er noch keine Plechaty-Alternative. Wohl aber Jonas Behounek, der auch Rechts verteidigen kann. Genau deswegen hat Nowak den Kader vor Saisonbeginn so breit und gut aufgestellt. Und dass der Pokalerfolg mittlerweile gut drei Wochen her ist, ist sicherlich bei der Rückkehr in die Liga eine Unterstützung. Die Essener Akteure hatten Zeit, Kraft zu schöpfen und den Kopf frei für das Match gegen die Landeshauptstädter zu kriegen. Für RWE zählt einmal mehr nur ein Sieg.
Das Duell mit dem BVB II um den Aufstiegsrang spitzt sich zu. Unbarmherzig jagen sich beide Teams gegenseitig und warten auf einen Ausrutscher des jeweils anderen. Einen davon hatten die Dortmunder am vorvergangenen Sonntag auf Lager. Trotz schneller 2:0 Führung, für die Jung-Profi Tigges allein verantwortlich war, musste sich der Tabellenführer am Ende mit einem 2:2 begnügen, da Wiedenbrück Moral und Durchschlagskraft zeigte. Das war nicht unwichtig für die Essener Psyche, denn ansonsten hätten die Dortmunder um satte 5 Punkte einteilen können. Nun sind es nur deren 3 Zähler, wohlgemerkt hat RWE aber noch zwei Partien in der Hinterhand und kann sich im Laufe der nächsten Partien die Tabellenführung aus eigener Kraft zurückerobern. Nachdem das RWE-Heimspiel gegen Lippstadt einem positiven Corona-Test von Gästekeeper Balkenhoff zum Opfer gefallen war und auch die Dortmunder wegen der schlechten Platzverhältnisse auf einen Auftritt beim Bonner SC verzichten mussten, ist der Tabellenführer auch an diesem Wochenende spielfrei, und zwar ganz regulär, weil es der Terminplan so vorsieht. Die Essener könnten daher bei einem Erfolg am Rhein punktemäßig zum BVB aufschließen. Insbesondere vor dem Hammermonat März, der für RWE gleich 7 Pflichtspiele vorsieht und damit das komplette Kontrastprogramm zum Februar darstellt, dürfen die einzig wahren Roten nichts anbrennen lassen, um nicht unnötig selber Druck auf sich aufzubauen.
RWE-Gegner Düsseldorf zeigt sich seit Wochen ziemlich unbeständig. Bis zum 14.November des Jahres 2020 traten die Fortunen als absolute Spitzenmannschaft auf, holten 25 Punkte aus 12 Partien, von denen sie nur eine einzige verloren hatten. Und zwar das Hinspiel in Essen mit 0:2. Seitdem gab es in erneut 12 Partien nur noch 14 Punkte und in diesem Zeitraum gleich 6 weitere Niederlagen. Um den Aufstieg reden die Düsseldorfer trotz Tabellenplatz 5 somit nicht mehr mit, ganze 18 Punkte trennen die Mannschaft von Coach Nico Michaty vom derzeitigen Spitzenreiter Dortmund II, die Rot-Weissen aus Essen haben 15 Punkte mehr gesammelt als Düsseldorf und dabei noch zwei Partien weniger ausgetragen. Doch insbesondere zwei Ergebnisse aus den letzten Wochen der Fortuna lassen aufhorchen. Zum einen schlugen die Landeshauptstädter Mitte November den Namensvetter aus Köln mit 3:2. Das ist erwähnenswert, weil es tatsächlich die letzte Schlappe gewesen ist, die die Kölner Fortuna erleiden musste. Mittlerweile ist der neue Tabellendritte seit 12 Partien unbesiegt und wittert wohl trotz noch immer klaren Rückstandes ein wenig Morgenluft im Aufstiegskampf. Ein Essener Sieg am Freitag wäre daher auch das richtige Signal an die Kölner, die als einzige Mannschaft noch die Rücklichter der Dortmunder und Essener zu erkennen vermag. Zum anderen ärgerten die Düsseldorfer im Dezember auch den BVB II und eroberten mit Glück und Geschick einen Punkt. Gegen die Spitzenteams der Liga läuft es also für Düsseldorf, das sich schwer tut in der Spielgestaltung, aber stark im Umschaltspiel ist. Hier muss RWE also gewarnt sein.
Das Hinspiel war eine sehr emotionale Sache für alle Rot-Weissen. Das erste und bislang einzige Mal öffnete das Stadion Essen am Freitagabend, den 02.10.2020 seine Tore für die 5.000 Dauerkartenbesitzer, die unter Infektionsschutzbedingungen maximal ins Stadion dürfen. Seitdem ließen dieses die Inzidenzwerte kein weiteres Mal zu. Die Essener Spieler genossen die Atmosphäre schon bei der obligatorischen Platzbesichtigung vor Anpfiff. Für ein Kuriosum sorgte dabei Fortunas damaliger Linksaußen Marco Hagemann, der in diesem Kontext eine Lakritz-Tüte eines namhaften Süßwarenherstellers verputzte, was wohl besondere Coolheit signalisieren sollte und die RWE-Spieler zusätzlich motivierte. Am Ende siegte RWE in einem sehr guten Regionalligaspiel mit 2:0 durch Tore von Dennis Grote und Cedric Harenbrock, der sich nach seinen langen Verletzungspausen nach seiner Einwechslung sofort mit einem viel umjubelten Treffer selber belohnen sollte. Die Fortuna fiel ihrerseits durch äußerst kompaktes Verteidigen auf, das wenig Räume zu eröffnen schien, worauf RWE mit zahlreichen präzise geschlagenen Diagonalbällen Antworten lieferte. Die starke Abwehr um den guten Keeper Dennis Gorka hielt dennoch ihren Kasten lange sauber und die Fortuna unterlag erst eingangs der Zielgeraden, wenn auch verdient.
Wie auch immer Düsseldorf, das in dem erst 21-Jährigen Steffen Meuer mit 11 Treffern seinen erfolgreichsten Torschützen aufzuweisen hat, nun gegen Essen auftreten wird, die RWE-Devise kann nur lauten, die große Erfolgsserie weiter auszubauen. Das heißt, auch im 23. Ligaspiel in dieser Saison unbesiegt zu bleiben und darüber hinaus den ersten Auswärtssieg im Jahre 2021 zu feiern. Der erste Versuch in diesem Kalenderjahr endete ja bekanntlich nur mit einem 0:0 in Wiedenbrück. Überhaupt ist Rot-Weiss in dieser Saison in der Fremde nicht so gut unterwegs wie in den Heimspielen, in denen man 31 von 33 möglichen Zählern holte. In der Fremde gelangen den jeweiligen Gastgebern jedoch immerhin 5 Punkteteilungen, wenn auch dort niemand RWE besiegen konnte.
Ein Auswärtssieg wird weit oben auf der Wunschliste von Christian Neidhart stehen. Bei diesen Unterfangen könnte auch erstmals Neuzugang Steven Lewerenz mitwirken und für Wirbel und Torgefahr auf und von den Flügeln sorgen. Das kann Lewerenz potenziell links wie rechts. Nachdem Oguzhan Kefkir inklusive seiner wichtigen DFB-Pokaltreffer seine Torgefährlichkeit zurückgewonnen zu haben scheint, wäre dieses vor allem auf dem rechten Flügel von Nöten. Denn weder Isaiah Young (1 Treffer) noch Joshua Endres (0 Treffer) bringen die gegnerischen Torhüter ins Schwitzen, unabhängig von dem Wert, den sie durch ihre Laufleistungen und als Vorbereiter für das RWE-Team haben. Der massiv profierfahrene Lewerenz ist daher hoffentlich die gesuchte Verstärkung und auch systemisch gut integrierbare Variante zu Tormaschine Simon Engelmann.
Umgekehrt verließ nur Noel Futkeu die Hafenstraße und wechselt vorzeitig zur U23 des 1. FC Köln. Futkeu hatte es sich mit der Art und Weise seines Wechsels verscherzt mit Coach Neidhart, der dann eben auch mal anders kann, als seine allseits bekannte nette und humorvolle Seite zu zeigen. Die Signale sind klar, volle Konzentration auf das große Aufstiegsziel, das nur mit ebenso fokussierten Spielern erreicht werden kann. Auch bei Fortunas Zweiter ist ein Mann nicht mehr dabei. Haribo-Fan-Hagemann, der grundsätzlich gegen RWE immer sehr motiviert ist und groß aufspielen möchte, wird das im Dress der Düsseldorfer jedoch nicht mehr tun. Er ist mittlerweile dem Ruf des Geldes von Friedhelm Runge gefolgt und heuerte wieder beim Wuppertaler SV an.
Zwischen Leverkusen und Kiel, Spiele die auf großer nationaler Bühne Beachtung finden, muss Rot-Weiss Essen die weniger Publicity trächtige, aber schwere Aufgabe in Düsseldorf lösen und sich das Ligasandwich schmecken lassen. Bei dem Unterfangen, drei Punkte vom Flingerbroich zu entführen, können die RWE-Anhänger ihre Mannschaft per Livestream begleiten.
NUR DER RWE!
Sven Meyering