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2020/2021 - Regionalliga West

Rot-Weiss Essen – 1. FC Köln II (3:1)

Die Essener ließen heute nicht viel anbrennen, versäumten aber etwas für die Tordifferenz zu tun. Na ja, wenn man aber 3 Tore schießt, soll man aber nicht so viel meckern. Oguzhan Kefkir, Marco Gehl-Gomez und Dennis Grote trafen für Rot-Weiss. Mittwoch kommt der SV Straelen zum Nachholspiel an die Hafenstraße.

Vorbericht

Stauder statt Domkölsch! Gegen Kölle wieder klare Linie zeigen! Dieses Motto möchte Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen bei der samstäglichen Begegnung gegen die jungen Geißböcke berücksichtigen. Fast ungewöhnlich lange pausiert die Mannschaft von Christian Neidhart nach ihrem letzten Spiel auf dem Aachener Tivoli und der nun anstehenden Begegnung gegen die U23 des 1.FC Köln, und zwar eine knappe Woche.

Was in 99 von 100 Spielzeiten normal ist, ist in der gerade laufenden Saison die Ausnahme. Seit und inklusive des Saisonstarts am 01.09 gegen den SC Wiedenbrück absolvierte RWE in 90 Tagen 18 Pflichtspiele und trat im Schnitt alle 5 Tage an, während englischer Wochen reduziert sich dieser Regenerationszeitraum noch einmal, um dem enorm engen Spielplan gerecht werden zu können. Dieser Umstand war auch RWE in Aachen unter dem Strich anzumerken. In der Schlussphase ließ man sich den Sieg rauben und musste sich mit einem Remis begnügen. Beim letztlichen 1:1 waren die Rot-Weissen dabei vielleicht auch etwas müde im Kopf.

Zwei Serien hielten auf dem Tivoli. Die einzig wahren Roten sind auch nach der 16. Saisonpartie als einziges Team in der Liga noch ungeschlagen. Zudem gelingt der Truppe nach wie vor in jeder Partie zumindest ein Treffer und es stand noch nie eine offensive Null. Dennoch war auch RWE das gefühlte Nonstop-Programm anzumerken, so einem Dauerbrenner in der Innenverteidigung. Auch zum absoluten Regionalliga-Topspieler gereifte Persönlichkeiten wie Daniel Heber machen eben mal Fehler. Mund abputzen und weitermachen, Daniel. Die Essener versäumten so leider, die zuvor unter der Woche erlangte 5-Punkte-Führung vor dem BVB II zu verteidigen. Durch den zeitgleichen Erfolg der Maaßen-Elf schmolz diese auf 3 Punkte zurück. Auch die Dortmunder brillierten nicht in Bergisch-Gladbach, setzten sich aber auf der Zielgerade noch mit 3:0 durch. So könnten die Schwarz-Gelben, zwei Erfolge in den Nachholspielen vorausgesetzt, den 3-Punkte-Rückstand in einen ebenso großen Vorsprung verwandeln.

Die anderen Teams können offenbar nur noch die Rolle von Alemannia Aachen einnehmen, das heißt, das Spitzenduo in den direkten Duellen ärgern, aber auf die Saison gesehen, selber nicht mehr ganz oben hineinstoßen. Das mag verfrüht klingen, doch weder Preußen Münster (0:0 gegen Wegberg-Beeck) noch Fortuna Köln (0:0 in Mönchengladbach) oder Fortuna Düsseldorf II (0:1) in Oberhausen konnten das geringste Kapital aus den Essener Punktverlusten schlagen und bleiben deutlich auf Distanz. So zeichnet sich nun in der Tat ein Zweikampf zwischen RWE und dem BVB II um den Aufstieg ab, da die Verfolger wenig Konstanz in ihren Leistungen aufweisen, etwas das sowohl RWE als auch dem BVB trotz Mammutprogramms bislang eben noch gelingt. Ein Beleg dafür war auch das unter der Woche ausgetragene Nachholspiel von Düsseldorf II gegen die Aachener Alemannia. Die Gäste aus dem Grenzland konnten am Rhein nahezu gar nicht an ihre zumindest kämpferisch starke Partie gegen RWE anknüpfen und verloren sang- und klanglos mit 0:2. Düsseldorf hingegen bleibt dem Spitzenduo zumindest noch auf den Fersen.

RWE trifft jedoch nun mit dem 1. FC Köln II auf eine Mannschaft, deren Trend positiv ist. Aktuell ist der FZÄH Vierter. Danach sah es zu Saisonbeginn zunächst nicht aus. In den ersten 5 Partien spielten die Kölner viermal Remis und erlitten eine Niederlage. Dann jedoch gelang mit dem 1:0 über Preußen Münster der Dosenöffner für die Saison. Auf diesen Dreier folgten in 11 Partien satte 23 Punkte für die Geißböcke. Trotz der zwischenzeitlichen Rückschläge wie dem 0:3 in Gelsenkirchen sowie einer 1:3 Schlappe in Homberg stellen sich die Domstädter somit als eine der härteren Nüsse für RWE dar. Für die U23 haben die Kölner als Führungskräfte ein Quartett an Bord, das unter die „Kategorie Erfahren“ fällt.

Abwehrchef Marius Laux (34), sein defensiver Mitstreiter Lukas Nottbeck (32), mit Abstrichen Mittelfeldmann Vincent Geimer (28) und vor allem Stürmer Lucas Musculus (29) waren in ihrer Laufbahn Garanten für Qualität in der Regionalliga West. Abwehrspieler Nottbeck ist mit vier Treffern zugleich der aktuelle Torschützenkönig der Mannschaft, ansonsten verteilen sich die Treffer recht weit gestreut über den Kader. Dieser besteht neben den genannten erfahrenen Säulen natürlich aus einer Ansammlung hungriger Nachwuchsleute, die allesamt hoffen, am Besten in Köln selber auch einmal für höhere Aufgaben berufen zu werden. In der letzten Saison siegte RWE in beiden Partien gegen den FZÄH II, die Spiele waren aber eng und wurden jeweils erst kurz vor Schluss von den richtigen Rot-Weissen für sich entschieden. Mit einem Sieg, auch mit einem knappen wären die Essener am Samstag sicherlich zufrieden oder besser gesagt, ein Dreier ist die klare Zielsetzung. Es gilt, das Jahresabschlusstempo aufzunehmen.

In der Regionalliga hat die Revierkultperle in 14 Tagen noch vier Spiele auszutragen und biegt somit erneut in die englischen Wochen ein. Ist Kölle abgereist, kommt Straelen unter der Woche zum Nachholspiel, dann geht’s zu den Sportfreunden Lotte. Mit der Heimpartie gegen Wegberg-Beeck soll RWE planmäßig das Regionalligajahr 2020 beschließen, bevor die Essener am 23.12 mit dem Zweitrundenpokalspiel gegen die Erste Mannschaft von Fortuna Düsseldorf noch ein sogenanntes Bonusspiel vor der Nase haben, das sicherlich auch mit Ambitionen angegangen werden wird. Der BVB II hat in derselben Zeit sogar 5 Ligaspiele auszutragen.

Alle Rot-Weissen hoffen somit auf einen goldenen Dezember in ansonsten trüben Coronazeiten. Nach dem unnötigen Remis in Aachen war die Mannschaft auch selbst unzufrieden und freute sich weniger über den Ausbau der Unbesiegt-Serie als sie sich vielmehr über die verlorenen Punkte ärgerte. Das sind gute Zeichen, denn der Ehrgeiz und die Mentalität werden eine nicht unwesentliche Rolle im Kampf um die Aufstiegsmeriten spielen. Rot-Weiss Essen darf aufgrund der vielen Partien in kurzer Zeit nicht in einen Spielfeldkoller verfallen, sondern muss gierig bleiben, wie Trainer Christian Neidhart stetig betont. Allerdings nicht auf Domkölsch. Das Siegerbier soll am Samstag Stauder heißen.

NUR DER RWE!
Sven Meyering

Spielbericht

Am Ende konnten Trainer und Mannschaft von Rot-Weiss Essen mehr als zufrieden sein. Gegen eine starke Bundesligareserve vom 1. FC Köln konnte RWE einen 3:1 Sieg herausspielen, der durchaus die Kräfteverhältnisse der Mannschaften widerspiegelte. Aber auch dieser Sieg reicht nicht aus, um den Druck, gewinnen zu müssen, ein wenig weiter östlich die A40 herunter zu verschieben, da auch die Dortmunder mit einem Kantersieg die eigenen Ambitionen unter Beweis stellten.

Christian Neidhart experimentierte trotz des Stolperers am Aachener Tivoli nicht, stellte jedoch seine Elf behutsam um. Dass Daniel Davari sofort nach seiner symptomfreien Corona-Erkrankung eingesetzt würde, verriet der Coach bereits unter der Woche. Außerdem erhielten Kevin Grund und Isaiah Young wieder den Vorzug vor Felix Herzenbruch und Joshua Endres. Die Kölner haben entgegen der irrigen Bezeichnung U21 so einiges an erfahrenen starken Spielern im Kader, boten allerdings nur zwei „alte Hasen“ auf. Lukas Nottbeck ist ein guter Bekannter und gehört durchaus zu den besseren Regionalligaspielern. Außerdem wurde dieser im Mittelfeld von dem bestens bekannten Christian Clemens aus dem Erstligakader der Kölner unterstützt. Mit der Erfahrung von 144 Erstligaspielen kam Clemens an die Hafenstraße. Dies zeigte eindeutig, dass die Kölner nicht gekommen waren, um willfährige Punktelieferanten zu sein.

RWE legte direkt los und nach einem gezielten Abstoß von Daniel Davari enteilte Isaiah Young Freund und Feind und stand alleine vor dem Kasten von Julian Krahl. Da der Winkel extrem spitz war, konnte er den Ball allerdings nicht platzieren. Es war aber ein erstes Ausrufezeichen. Die Kölner igelten sich allerdings nicht hinten ein. Es war auffällig, dass die Taktik war, den Essenern den Spaß am Spielen zu nehmen. Selbst bei Rückgaben wetzten die Kölner Spieler den Gegenspielern hinterher und pressten direkt am gegnerischen Sechzehner. RWE hatte Mühe sich aus dieser engen Umklammerung zu befreien.

So passierte in der ersten halben Stunde nicht viel Spektakuläres. Erst danach tasteten sich die Essener näher ans Kölner Tor. Die beste Möglichkeit hatte Kevin Grund, der von Oguzhan Kefkir sehr gut in Szene gesetzt wurde, der jedoch an Julian Krahl scheiterte (29.). Anschließend durfte in den Essener Wohnzimmern endlich gejubelt werden. In der 33. Minute legte Kevin Grund sich den Ball zum Freistoß zurecht. Die Kölner Abwehr konnte die Flanke jedoch klären, spielte den Ball aber direkt in die Füße von Simon Engelmann, dieser legte ab auf Oguzhan Kefkir, der eine gefühlvolle Flanke in den 5-Meter-Raum spielte, wo Marco Kehl-Gomez bereit stand und den Ball ins Tor grätschte. Es war bereits das vierte Tor des Kapitäns der Hafenstraße.

Dies war der nötige Brustlöser. Mit einem perfekt getimeten tödlichen Pass, überwand Cedric Harenbrock in der 38. Minute perfekt die Kölner Abwehr und spielte Simon Engelmann den Ball in den Fuß. Dieser stand nun seitlich allein vor Julian Krahl und ist normalerweise in diesen Situationen unerbittlich. Ein eleganter Schlenzer, den sicherlich nicht nur die Kommentatoren des Livestreams erst drin gesehen haben, verfehlte das Tor allerdings knapp. Der Hashtag #Engelmannregelt ist offenbar erst wieder am Mittwoch geschaltet.

Dennoch drängte Essen auf das zweite Tor und wurde noch vor der Halbzeit belohnt. Isaiah Young erkämpfte sich den Ball an der Mittellinie, spielte einen Doppelpass mit Marco Kehl-Gomez und schaltete dann den Turbo ein. An der Grundlinie passte er auf Oguzhan Kefkir, der den Ball in den Rücken bekam, ihn jedoch technisch sauber verwertete und zum 2:0 traf. RWE war auf der Siegerstraße.

Danach ging es zur Halbzeit. Nach der ersten halben Stunde steigerte RWE seine Leistung kontinuierlich und lag somit verdient vorne. Dabei konnte man sehen, dass der 1. FC Köln II über eine spielerisch hervorragende Mannschaft verfügt, nicht umsonst sind sie im oberen Tabellendrittel. Sie konnten allerdings nicht zwingend vor Daniel Davari auftauchen, sodass das Ergebnis in Ordnung geht.

Auch die zweite Halbzeit eröffnete Isaiah Young mit einer Riesenchance. Dennis Grote sah, dass Isaiah Young gut positioniert war und schlug aus der eigenen Hälfte einen Pass über vierzig Meter in die Füße des US-Amerikaners. Young tauchte allein vor Julian Krahl auf und auch dieses Mal blieb der Kölner Keeper Sieger in den 1:1 Duellen. Im Gegenzug zeigten auch die Kölner das erste Lebenszeichen. Marvin Obuz drängte von der linken Seite in die zentrale und bediente Tim Lemperle, dieser zog ab und verfehlte den Pfosten nur um wenige Zentimeter.

Köln leckte Blut und in allerhöchster Not klärte Daniel Davari in der 62. Minute noch vor Marvin Obuz. In der 70. Minute war es dann aber so weit. Tim Sechelmann versuchte Davari im Strafraum zu überlupfen, dieser bekam jedoch noch die Fingerspitzen an den Ball. Hinter ihm lauerte jedoch Florian Zorn, der den Abpraller aus kurzer Distanz ins Tor grätschte. Köln bekam den Anschluss und die RWE-Fans hatten das Gefühl, dass RWE gerade mächtig wackelte.

Die Kölner sorgten direkt im Anschluss dafür, dass RWE sich neu sammeln konnte. Bereits in der ersten Hälfte bekam Robert Voloder bereits die gelbe Karte, nachdem er den Antritt von Isaiah Young unterschätzt hatte und diesen in aussichtsreicher Position von den Beinen geholt hatte. Kurz nach dem Treffer kam es zu fast der exakt gleichen Situation. Young legte den Ball seitlich an Voloder vorbei und lief los. Dieser ließ das Bein stehen und vereitelte eine Flanke aus guter Position. Dem Schiedsrichter blieb gar nichts anderes übrig als Voloder vom Platz zu stellen. Der erst 19-jährige Innenverteidiger zahlte Lehrgeld gegen den geschickten Körpereinsatz von Isaiah Young.

Der darauf folgende Freistoß kam von der rechten Seite in Strafraumnähe. Kevin Grund flankte flach in den Strafraum hinein und Dennis Grote hielt den Schuh stehend so in die Flugbahn, dass der Ball in einer Bogenlampe ins Tor fiel. Wenn das eine einstudierte Variante war, war es schon gut, das Ballgefühl von Dennis Grote war aber so oder so einfach Sahne. Es wird langsam langweilig, Dennis Grote zu loben, aber auch am heutigen Samstag drückte er dem Spiel seinen Stempel auf. Er klärte brenzlige Situationen, verteilte die Bälle und belohnte sich schließlich mit seinem 4. Saisontor.

Dieser doppelte Nackenschlag mit Platzverweis und Treffer war dann zu viel für die Kölner und man sah, dass sie den Mut verloren. Es gab mehrere Einschussmöglichkeiten unter anderem von Sandro Plechaty (76.) und Joshua Endres (79.), aber das 4:1 wollte nicht mehr fallen. Die beste Möglichkeit hatte allerdings Marcel Platzek, der gekommen war, um Simon Engelmann ein paar Minuten Pause vor der englischen Woche zu gönnen. Dieser stieg nach einer Ecke (86.) am höchsten und platzierte den Ball ein wenig zu perfekt und setzte ihn an die Latte. Da hätte der sehr gute Keeper Julian Krahl einmal mehr keine Chance gehabt. Am Ende pfiff der Schiedsrichter das Spiel ab, das leistungsgerecht mit 3:1 endete.

In einer normalen 18-er Liga wäre nun die Halbserie abgeschlossen. RWE hat in 17 Spielen satte 41 Punkte geholt. Außerdem hat das Team nur neun Gegentreffer hinnehmen müssen bei 37 eigenen Toren. Ein Punkteschnitt von 2,41 ist meisterlich und doch ist die Ausgelassenheit alles andere als groß an der Hafenstraße. Das liegt natürlich daran, dass nur kurz Zeit bleibt, um den Sieg zu feiern, denn bereits am Mittwoch gastiert der SV Straelen im Stadion Essen. Der Fokus muss wieder einmal auf einen alles andere als chancenlosen Aufsteiger gerichtet werden, der den Ehrgeiz hat, als erste Mannschaft der Regionalliga RWE die erste Saisonniederlage beizubringen.

Außerdem trübte der wieder einmal souveräne Sieg der Zweitvertretung der Borussia aus Dortmund die Stimmung. Am Ende darf dies allerdings die Mannschaft, die Verantwortlichen und schon gar nicht die Fans von RWE verunsichern. Der BVB ist zugegebenermaßen stark, das ist Rot-Weiss aber auch. Es stehen noch 23 Spiele aus (für den BVB sogar 25) und es kann noch viel passieren. Am Ende wird niemand RWE Hilfe leisten und jeder einzelne, der sich den Aufstieg wünscht, muss sich ausschließlich auf RWE konzentrieren. Mit dem nötigen Respekt und einer selbstbewussten Jetzt-Erst-Recht-Haltung müssen wir alle, insbesondere die Mannschaft am Mittwoch in das Spiel gegen Straelen gehen, dann steigen die Chancen auf den achten Heimsieg in Serie.

Fotos by M.R.

Fotos by M.E.

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