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2020/2021 - Regionalliga West

Rot-Weiss Essen – Borussia Dortmund II (1:1)

Die Entscheidung wurde verschoben. RWE und der BVB trennten sich nach kräftezehrendem Kampf mit einem 1:1-Unentschieden. Der Spielbericht und die ersten Fotos sind online, weitere folgen in Kürze.

Vorbericht

Konzentration hoch halten! Matchglück erzwingen!

Nachdem die Neidhart-Elf lange Zeit unbesiegbar schien, gingen zuletzt gleich 3 der vergangenen 4 Pflichtspiele verloren. Das Pokalspiel gegen Kiel hat dabei sicherlich seine eigenen Gesetze, doch die beiden Pleiten in der Liga in Düsseldorf und jüngst bei Preußen Münster waren bitter, da schlichtweg unnötig. RWE machte einige vermeidbare Fehler, nutzte seine Torchancen nicht und hatte in entscheidenden Situationen kein Matchglück. Dieses muss man aber vielleicht auch einfach nur erzwingen. Denn obwohl es auch einige fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen gegen die Rot-Weissen gab, fehlte es ebenso erkennbar an Konzentration. Sowohl beim mangelhaften Abschluss vor dem gegnerischen Tor als auch bei der Verteidigung des eigenen Gehäuses. Überhaupt ist die Rückrunde bislang nicht der Freund der einzig wahren Roten. Nur 7 Zähler aus 5 Partien sind weit unter den Ansprüchen eines Titelanwärters.

Da RWE trotz allem nicht ganz schlecht gespielt hat, hofft die Fangemeinde darauf, dass der lange Zeit erfolgsverwöhnte Christian Neidhart in dieser Essener Ergebniskrise die richtigen Antworten findet. Und die werden nötig sein, um das vor Talent und spielerischer Klasse nur so strotzende Jungensemble von Borussia Dortmund 2 in die Schranken zu weisen. Dort sind Spieler am Start, die wohl nirgendwo sonst Regionalliga spielen würden und bei vielen Profiklubs bereits jetzt große Begehrlichkeiten wecken. Im Grunde verzögert das Engagement beim BVB 2 in solchen Fällen nur den Einstieg ins Profigeschäft. Im Dortmunder Bundesligakader finden sich in dieser Altersklasse eine ganze Reihe der erlesensten europäischen Toptalente. Für den Sprung in diesen Kader reicht es wohl für die meisten Regiospieler nicht. Wohl aber könnten einige wahrscheinlich schon jetzt bei Dritt- und Zweitligisten unter Vertrag stehen. Für „normale“ Regionalligisten sind solche Spieler in aller Regel jedoch nicht transferierbar. Über gewisse Dinge und zweite Mannschaften haben wir uns bereits beschwert. In der Schwarz-Gelben Fangemeinde beurteilt man das Problem anders bzw. es existiert in der Wahrnehmung nicht. Die „Amateure“ verbreiten in der ansonsten vollkommen durchkommerzialisierten BVB-Welt ein paar „Good Vibrations“. Sie sind der Kontrast zu einer zig millionenschweren Profitruppe, die wenig Fannähe zu- und erkennen lässt.

Wenn diese Mannschaft mal wieder enttäuscht hat, werden in den Kommentarspalten schnell Forderungen laut, besser die Amas kicken zu lassen, die reißen sich wenigstens den Allerwertesten für den Verein auf. Für die Probleme, die zweite Mannschaften strukturell verursachen, ist man jedoch beim Schwerpunkt der Dortmunder Fans nicht empfänglich. Zu weit weg erscheinen die Sorgen der kleineren Vereine, die im Vergleich zu den Bundesligasupertankern ein Fischerboot sind, das ums Überleben im Geschäft kämpft.

Rein sportlich gesehen kann man vor der „Zweiten“ der Dortmunder und ihrem Coach Enrico Maaßen nur ebenso den Hut ziehen wie grundsätzlich noch immer vor der Performance des eigenen rot-weissen Teams. Insbesondere in Sachen Torgefährlichkeit ist der BVB 2 das Maß aller Dinge, zumindest auf die Teamleistung bezogen. Unglaubliche 67 Tore markierte der Tabellenführer, 17 mehr als RWE. Und die Abschlussstärke ist ein Markenzeichen, die sich quer durch den gesamten Kader zieht. Steffen Tigges ist ein Torjäger, von dem man aller Voraussicht nach auch höherklassig noch hören wird. Bislang vollstreckte er 16 Mal und jagt in dieser Hinsicht den rot-weissen Simon Engelmann. Nicht umsonst hat er bereits einen Profivertrag beim BVB unterzeichnet.

Nachdem sich die Verletzungssorgen des Dortmunder Bundesligakaders gelegt haben, wird Tigges jedoch wohl wieder ganz und gar zur Regionalligaelf der Dortmunder zählen. Ansgar Knauff könnte noch U19 Bundesliga spielen, das Tempo des linken Flügelflitzers, gepaart mit Technik und Torinstinkt,  ist aber wahrhaft beeindruckend. Taylan Duman hat in 19 Einsätzen auch mal eben 11 Tore erzielt und wird in der nächsten Saison Profiluft beim 1. FC Nürnberg schnuppern. Ein weiterer Beleg dafür, wie hochkarätig die Mannschaft besetzt ist. Richmond Tachie hat auch schon 8 Mal getroffen, Alaa Bakhir zwar erst dreifach, doch auch er beeindruckt mit toller Technik. An diesen Zahlen wird deutlich, wo die Dortmunder offenbar einen Vorteil gegenüber RWE haben, das hinter Engelmann nicht so viele treffsichere Akteure vorzuweisen hat. Und Trainer Enrico Maaßen muss auch das gewisse Etwas haben. Er ist trotz des Aufstiegs des SC Verl noch immer der amtierende Meistertrainer der Regionalliga West, da sein damaliger Arbeitgeber Rödinghausen ja bekanntlich auf den Aufstieg verzichtete.

Nicht nur spielerisch, sondern auch taktisch hat Maaßen den Dortmunder Kader gegenüber seinem Vorgänger Mike Tullberg enorm weiterentwickelt. Zwischenzeitlich hat man sich angesichts der sehr wackeligen Vorstellungen der BVB-Bundesligatruppe intern womöglich bereits gefragt, ob man nicht eher Maaßen als Edin Terzic zum Cheftrainer hätte befördern sollen. Oder ihn anstatt von Neucoach Marco Rose, der mit seinem Nocharbeitgeber Borussia Mönchengladbach seit dem Bekanntwerden seines Wechsels nach Dortmund eine Negativserie hinlegt, zum Trainer der kommenden Saison zu befördern. Maaßen lässt den BVB wie schon zuvor Rödinghausen teilweise überfallartig agieren, teilweise aber auch abwartend, so im Hinspiel gegen RWE, um Räume für pfeilschnelle Gegenstöße zu kreieren. Im defensiven Umschaltspiel allerdings ist durchaus eine Verwundbarkeit beim BVB festzustellen, der sich auch häufiger Führungen stibitzen lässt.

Zunächst lange unbehelligt vor weiterer Konkurrenz ziehen die beiden Ausnahmemannschaften der Regionalliga West bereits seit Monaten einsam ihre Kreise an der Tabellenspitze. Nur Preußen Münster klopft nach dem jüngsten Sieg über RWE noch ganz, ganz zart an der Tabellenführung an. Diese hatte RWE dem BVB Anfang November entrissen und bis Ende Januar ohne Unterbrechung innegehabt. Dann zogen die Schwarz-Gelben wieder vorbei und führen nun mit vier Punkten Vorsprung allerdings bei einem mehr ausgetragenen Spiel. Daher erklären Teile des Essener Anhangs die Partie zum Pflichtsieg. Doch sollte man dem Match keineswegs meisterschaftsentscheidende Bedeutung zumessen. Dafür ist es zu früh in der Saison, die gerade einmal in ihr letztes Drittel gehen wird. Satte 14 Mal wird der BVB 2, gar noch sattere 15 Mal wird Rot-Weiss Essen inklusive der Begegnung gegeneinander in dieser Spielzeit noch um Punkte kämpfen. Ein Remis wäre für beide Teams der Spatz in der Hand, ein Sieg jeweils die Taube auf dem Dach. Es ist aber nicht anzunehmen, dass unbedingt volles Risiko gegangen werden wird.

Überhaupt sollte man der Tabelle und dem Satz, dass diese nicht lüge, nicht immer ganz vertrauen. Als RWE zum Hinspiel nach Dortmund anreiste, hatten die Essener nur einen Zähler auf dem Konto, denn sie hatten bis dato nur ein einziges Mal gespielt. Dortmund hingegen hatte schon deren 9 und seine Spiele gegen Aachen, Köln 2 und Lotte im Vorfeld gewonnen. Im Hinspiel in der Roten Erde zeigten sich die Essener dennoch lange als das reifere Team, konnten jedoch nicht in Führung gehen. Dafür schaffte dieses dann der Gastgeber in Form eines perfekt geschossenen direkten Freistoßes von Taylan Duman. Essen lieferte die Antwort erst in der Nachspielzeit, eine Direktabnahme von Felix Backszat fand den Weg zum 1:1 ins Dortmunder Tor. Das rettete RWE vor einem 11 Punkte Rückstand auf den BVB.

Vor seinem Rückrundenauftakt in Wiedenbrück wiederum hätte Rot-Weiss den Dortmundern um 9 Punkte enteilen können, nachdem es mit 6 Punkten Vorsprung kurzüberwintert hatte. Nach dem unnötigen Remis an der Ems waren es dann immerhin 7 Zähler. Da Dortmund alle seine vier nachfolgenden Partien mit Pauken und Trompeten siegreich gestaltete, RWE nur noch gegen Bonn ran durfte und danach erstmal spielfrei war, gestaltete sich dann die Tabelle doch wieder ganz anders. Aber die Saisonhistorie zeigt, der Tabellenaugenblick kann stets trügerisch sein. Fakt ist jedoch, gestaltet RWE das Match am Mittwoch siegreich, haben die Roten alles in der eigenen Hand.

Fernab dieser Rechenspiele wäre ein Sieg Balsam auf die rot-weisse Seele. Wochen- und monatelang zeigten die Jungs von der Hafenstraße klasse Leistungen und erfreuten ihre Anhängerschaft wie lange nicht mehr. Aktuell ist die Stimmung jedoch getrübt. Insbesondere die Pleite in Münster war extrem ärgerlich. Und das nicht nur, weil der Referee RWE in der Schlussphase gleich zwei klare Elfmeter verwehrte. Zunächst spielten die Preußen ungestraft Handball im eigenen 16er, dann wurde Young klar von hinten von den Beinen geholt, ebenso in der Box. Die Pfeife blieb stumm. Essen und die Schiedsrichter, das ist momentan eine unglückliche Liaison. Bereits in Düsseldorf bekam RWE ein reguläres Tor weggepfiffen und wurde vor dem 0:2 ein Foul an Dennis Grote übersehen. Von der VAR-Persiflage gegen Kiel im DFB-Pokal ganz zu schweigen.

So ärgerlich das ist, RWE kann sich nur selbst helfen. Bei den jüngsten Pleiten fehlte auch an der ein oder anderen Stelle die Konzentration. Die Gegner haben sich mittlerweile besser auf Simon Engelmann eingestellt. Dennoch bieten sich Einschussmöglichkeiten genug. Wie diese liegen gelassen werden, stimmt bedenklich. So vergab Felix Backszat in Münster die Megachance zur Führung. Nachdem Harenbrock nur den Pfosten getroffen hatte, konnte sich Backa im Nachschuss im Grunde die Ecke aussuchen, nach einem schwachen Abschluss kullerte der Ball jedoch am langen Pfosten vorbei ins Aus. Es blieben weitere Hochkaräter liegen. Wie schon in Düsseldorf. Hochgradig effizient jedoch der jeweilige Gegner. Schoss die Fortuna dreimal zwischen die Essener Pfosten und traf dabei auch dreimal, so hatte auch Preußen Münster am Samstag ein klares Chancenminus gegenüber den Gästen, erzielte jedoch das einzige Tor. Unmittelbar im Vorfeld wirkte Daniel Heber ungewohnt unentschlossen in der Zweikampfführung und hatte womöglich seine 5. Gelbe Karte und eine Sperre im Hinterkopf. Man wünscht sich generell wieder mehr Entschlossenheit und Zielstrebigkeit von RWE vorne wie hinten. Dann kann man sich das Matchglück auch wieder erarbeiten.

Zum Glück spielen die Rot-Weissen nun Zuhause und an der heimischen Hafenstraße haben die Essener die letzten elf Spiele in Serie gewonnen und bauten das Stadion Essen trotz fehlender Fanunterstützung vor Ort zur Festung aus. Zuletzt stotterte zudem auch der BVB-Motor. Das 1:1 beim Tabellenletzten Ahlen genügte auch den Ansprüchen der Dortmunder nicht und lässt den Essener Ausrutscher in Münster nicht ganz so schwerwiegend werden. Gelingt RWE die Führung, dann wird es für jeden Gegner schwer, gegen dann meistens abgeklärt spielende Essener zurück zu kommen. Auch für den BVB 2. RWE hat diese Qualität und diese vielfach in dieser Spielzeit bewiesen. Der Glaube an die Mannschaft ist da. Es gilt mithilfe der eigenen Stärken vor Ort und den zigtausend Herzen aus der Ferne, die für die Essener Elf schlagen werden, alle rot-weissen Hebel wieder in Bewegung zu setzen.

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Spielbericht

Showdown verschoben

Die Extremberichterstattung, die jedes laue Lüftchen zum Jahrhundertsturm aufbläst, ist nun schon einige Zeit in den Lokalredaktionen angekommen und so wurde das Duell zwischen Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund im Vorfeld zum Schicksalsspiel erklärt. Von einem Showdown war zu lesen und die Experten spekulierten, welches Ergebnis zu welcher Vorentscheidung führen würde. Am Ende spielten die beiden Kontrahenten allerdings nicht mit und trennten sich mit 1:1 Unentschieden, sodass am Ende bei 14 ausstehenden Spielen aber auch wirklich gar nichts entschieden und der Aufstiegskampf weiterhin offen ist.

Christian Neidhart griff dieses Mal in die Trickkiste und überraschte wohl die meisten Anhänger von RWE mit vier Umstellungen. Gegen die beste Offensive der Liga wollte Neidhart offenbar gestandene Kräfte in der Rückwärtsbewegung einsetzen und so wurden Dennis Grote und Felix Backszat im Zentrum von Amara Condé unterstützt, der erstmals nach überstandener Covid-Quarantäne wieder in der Startelf stand. Für ihn musste Cedric Harenbrock weichen.

Kevin Grund bekam aufgrund seiner vielen Einsätze eine Verschnaufpause und Felix Herzenbruch übernahm auf der linken Abwehrseite. Die beiden Außen der letzten Wochen, Steven Lewerenz und Oguzhan Kefkir, fanden sich wiederum auf der Bank wieder und für sie begannen Isaiah Young und Joshua Endres. Diese Veränderung sprach dafür, dass Neidhart sich für viel Tempo über die Außen entschieden hatte.

Bei den Dortmundern befürchteten die Fans schon böse Überraschungen in Form von Profiunterstützung, allerdings blieb ein Duell gegen bundesligaerfahrene Stammspieler der ersten Mannschaft aus. Auch der talentierte Taylan Duman, der angeschlagen war, durfte erst in der Zweiten Halbzeit auf den Platz.

In der ersten Halbzeit drückten die Borussen ordentlich aufs Tempo und wollten von Beginn an zeigen, dass sie die Herren an der Hafenstraße sind. Dabei konnte einmal mehr Daniel Heber auf der Linie klären, als viele Fans bereits dachten, dass der BVB schon in den Anfangsminuten in Führung gegangen sei.

Es waren aber die Essener Fans, die in ihren Wohnzimmern als erste jubeln durften. In der 15. Spielminute setzte sich Amara Condé auf der rechten Seite durch und passte auf Felix Backszat, der an der 16-Meter-Linie stand. Dieser spielte den tödlichen Pass durch die Verteidiger auf Simon Engelmann und dieser erzielte seinen 21. Saisontreffer. Endlich mal wieder erzielten die Rot-Weissen ein frühes Tor und ließen den Gegner diesem Treffer hinterherlaufen.

Beide Teams spielten mit offenem Visier und es gab viele gute Tormöglichkeiten. Man muss sagen, dass das Spiel Werbung für die Regionalliga West gewesen ist und beide Teams eine richtig aussagekräftige Visitenkarte für die Dritte Liga abgegeben haben. Die beste Möglichkeit nach dem ersten Tor hatte dann Lennard Maloney (43.), der den Pfosten traf, allerdings wohl auch im Abseits stand. Ehrlicherweise musste man zur Halbzeit festhalten, dass beide Mannschaften gut nach vorne spielten und es einen voll verdienten Sieger nicht gegeben hat.

In der zweiten Halbzeit ging es ähnlich weiter. Beide Mannschaften gingen ein hohes Tempo und spielten weiterhin mutig nach vorne. Dabei gelangen Borussia Dortmund in der zweiten Hälfte die klareren Möglichkeiten. Eine zu weite Flanke köpfte Marco Kehl-Gomez nicht zur Ecke, sondern in Richtung Seitenlinie, wo nur Alaa Bakir stand (75.). Dieser nahm Maß und zirkelte den Ball gefühlvoll in den Essener Strafraum über Freund und Feind hinweg auf den völlig freien Richmond Tachie. Dieser vollführte einen perfekten Flugkopfball und ließ Daniel Davari keine Chance, den Ausgleichstreffer zu verhindern. Tachie war über die gesamte Spielzeit der auffälligste Offensivspieler der Borussia und hatte sich den Treffer verdient.

RWE ging mit diesem Nackenschlag merklich die Puste aus. Der BVB zog sich weiter zurück, da sie mit dem Unentschieden RWE auf Distanz halten konnten. Die Rot-Weissen kämpften weiter, allerdings wurde klar, dass für einen Schlussspurt keine Kraft mehr bereitstand, und am Ende trennten sich die beiden Clubs wie im Hinspiel 1:1. Am Ende muss man zugestehen, dass dieses Ergebnis die Kräfteverhältnisse über 90 Minuten auch gut widerspiegelt.

Dass der vermeintliche Showdown kein klares Ergebnis brachte, wurde bereits gesagt. Allerdings besteht nun seit Wochen erstmals die Situation, dass RWE nicht mehr aus eigener Kraft die Tabellenführung zurückergattern kann, da selbst bei erfolgreichem Nachholspiel in Ahlen der Rückstand weiterhin bei einem Punkt liegt. Außerdem wird Rot-Weiss mindestens einen Punkt mehr erzielen müssen als der BVB, da das enorm starke Torverhältnis der Borussia kaum noch aufgeholt werden kann.

Es ist allerdings noch zu früh, um zu resignieren oder gar aufzugeben. Es sind noch 14 Spiele zu absolvieren und damit fast noch eine gesamte Halbserie, wenn es wie in normalen Zeiten eine 18er Liga wäre. Dass sich im Fußball noch viel verschieben kann, sollte jedem Zuschauer klar sein, der schon länger Fußballligen verfolgt. Der Druck auf Rot-Weiss Essen nimmt jedoch zu. RWE sollte ergebnistechnisch schnell wieder in die Spur finden, denn eines hat das Duell gezeigt: Der BVB II ist verdammt gut und wird nicht mehr viele Federn lassen.

Das Spiel hat aber noch etwas anderes gezeigt: Auch RWE ist richtig gut und sollte in der Lage sein, eine weitere Serie in dieser Saison zu starten. Hierbei wurde allerdings deutlich, wie sehr der Ausfall von Sandro Plechaty auf der rechten Abwehrseite schmerzt. Die gleichermaßen hohe Qualität offensiv wie defensiv können die Essener momentan nicht kompensieren, auch wenn Marco Kehl-Gomez speziell defensiv einen gewohnt starken Job macht. Hier können wir nur hoffen, dass entweder David Sauerland oder Sandro Plechaty selbst schnell wieder in Wettkampfform kommen.

Ansonsten wird es wichtig sein, dass die Mannschaft die Ruhe und den Glauben in die eigene Stärke behält. Desgleichen gilt für uns Zuschauer. RWE war in den letzten zehn Jahren nie so nah an dem Sehnsuchtsziel Rückkehr in den Profifußball dran und da sollte ein Unentschieden gegen den BVB nicht dazu führen, dass wir alle dieses Ziel jetzt schon abschreiben. Der Showdown wurde nicht verloren, sondern er wurde verschoben. Wie das gestrige Spiel gezeigt hat, wird sich derjenige durchsetzen, der den längsten Atem behält. Der BVB mag gestern mit „Spitzenreiter“-Chören das Essener Team verhöhnt haben, das Rennen ist aber noch lange nicht vorbei. Gegen Borussia Mönchengladbach begrüßt Rot-Weiss wieder eine Mannschaft an der Hafenstraße und da sollte das Momentum wieder auf Essener Seite gezwungen werden.

Hendrik Stürznickel

Fotos by M.E.