Vorbericht
Wochen der Jäger
Die klarste Aussage, die sich aus dem Spiel am Mittwoch ableiten ließ, war, dass Rot-Weiss Essen ab jetzt nicht mehr aus eigener Kraft die Tabellenspitze erreichen kann. Dies bedeutet, dass im sportlichen Wettkampf die Essener nun die Jäger und Borussia Dortmund II die Gejagten sind, denn beide Teams bekennen sich dazu, dass sie in dieser Saison das Ticket für die Dritte Liga lösen wollen. Am kommenden Samstag spielt nun die Zweitvertretung von Borussia Mönchengladbach an der Hafenstraße vor und damit beginnt der Endspurt um den Titel.
Die Borussia gehörte lange Zeit zu den besten Teams der Regionalliga West. In dieser Saison schwanken die Ergebnisse immer zwischen Spitzengruppe und Mittelfeld. Nach zuletzt nur einem Punkt aus vier Spielen findet sich Mönchengladbach auf einem achtbaren neunten Tabellenplatz wieder. Dass die Nachwuchsfohlen nicht unterschätzt werden dürfen, zeigt jedoch der Erfolg in Münster, bei dem die Gladbacher alle drei Punkte vom Berg Fidel entführten. Dass dies kein Selbstläufer ist, musste Rot-Weiss Essen erst kürzlich schmerzhaft erfahren. Zuletzt konnte Mönchengladbach ein 3:3 gegen die Sportfreunde Lotte erkämpfen und beendete damit eine Serie von drei verlorenen Spielen in Folge.
Aber auch unsere Kicker von der Hafenstraße haben ihren Nimbus nach den Niederlagen gegen Düsseldorf und Münster eingebüßt. In der englischen Woche konnte Rot-Weiss allerdings zeigen, dass sie mit Borussia Dortmund auf Augenhöhe stehen und werden alles daransetzen, die bislang makellose Heimbilanz weiterhin zu halten. Hierfür stehen bis auf Sandro Plechaty und David Sauerland wieder alle Teammitglieder zur Verfügung.
Dass Christian Neidhart Kevin Grund nach seiner Atempause gegen den BVB II wieder von Beginn an auflaufen lässt, verriet der Essener Trainer bereits im Anschluss an das Dortmund-Spiel. Höchstwahrscheinlich wird er allerdings auch einige der Änderungen der Startformation am Mittwoch wieder zurücknehmen. Mit Cedric Harenbrock fehlte das kreative Element im offensiven Mittelfeld und auf den Außen wird sich Neidhart zwischen der Schnelligkeit von Joshua Endres und Isaiah Young sowie der Torgefahr und Abgeklärtheit von Oguzhan Kefkir und Steven Lewerenz entscheiden müssen.
Nichtsdestotrotz steht Rot-Weiss in diesem Spiel in der Verantwortung, möglichst drei Punkte zu erzielen. Die Dortmunder werden zeitgleich ihr Heimspiel gegen den SV Lippstadt austragen und so sehr wir uns ein weiteres Stolpern gegen den Underdog wünschen, wird der BVB auch wieder einige Spiele gewinnen.
Im Hinspiel dominierte Rot-Weiss das Spiel wie kaum ein anderes in dieser Saison und hätte nach der Chancenfülle, die sich im Rheydter Stadion anbot, lange hoch in Führung sein müssen, bis Sandro Plechaty nach einer Einzelaktion das 1:0 erzielte. Kurz vor Schluss hätte die Borussia beinahe ausgeglichen, wenn Davari nicht zur Stelle gewesen wäre. So traf im Gegenangriff Isaiah Young zum ersten und bisher einzigen Mal für Rot-Weiss Essen.
Gladbachs Trainer Heiko Vogel ließ verkünden, dass für ihn das Spiel in Essen das leichteste darstelle, weil die Favoritenrolle klar verteilt sei. Außerdem sehe er es als Vorteil, dass Rot-Weiss nur eine kurze Regenrationszeit gehabt habe. Da hat er grundsätzlich recht, durch die Rotation unter der Woche wird die Belastung in Essen allerdings auch bewusst gesteuert, sodass die RWE-Fans sich durchaus auf eine fitte Truppe einstellen können.
Mannschaft und Trainer wissen, worauf es ankommen wird. RWE spielt einen mehr als ordentlichen Ball, das wird jeder der Mannschaft zugestehen. Die Abwehr muss weiter halten. Hier sind mit Daniel Heber, Alexander Hahn und Marco Kehl-Gomez gleich drei Spieler im Kader, die bei der nächsten gelben Karte pausieren müssen. Offensiv wird es darum geht, konsequenter die sich bietenden Torchancen zu versenken. Gegen Fortuna Köln kam ein klares Signal von der Mannschaft und sie wird unbedingt zeigen wollen, dass mit Rot-Weiss Essen noch zu rechnen ist.
Hendrik Stürznickel
Spielbericht
Dreimal KG, einmal Conde! Kapitän mit Köpfchen, Dauerbrenner mit Zauberfuß, Amara mit Schlusspunkt!
Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen hat Fahrt aufgenommen für das letzte Saisondrittel. Gegen Gladbachs Zweite siegten die Essener am Ende klar und deutlich und zeigten im Abschluss zuletzt kaum gekannte Qualitäten.
Die erste Hälfte ist kaum der Erwähnung wert. RWE und die Gäste lieferten sich ein zähes Ringen auf dem ramponierten Rasen, der am Montag zum Glück durch ein neues Geläuf ersetzt werden wird. Die Rot-Weissen waren um Spielkontrolle bemüht, hatten diese meistens auch, kreierten jedoch kaum gute Szenen in der Offensive. Die beste Gelegenheit hatten sogar die Gäste. Justin Steinkötter verzog kurz vor der Pause nach der einzig gelungenen Umschaltsituation der Gäste knapp.
Zum Pausenstauder fehlte nicht wenigen Beobachtern das letzte Feuer im Spiel der Essener, auch wenn Christian Neidhart das nach Schlusspfiff etwas anders beurteilte. Dieser hatte mit Kevin Grund für Felix Herzenbruch, Cedric Harenbrock für Backszat und Oguzhan Kefkir für Joshua Endres drei frische Kräfte gebracht. Wechsel, die sich bezahlt machen sollten. Denn in der dann überzeugenden zweiten Hälfte sorgte vor allem Kevin Grund für Freude. Binnen weniger Minuten zauberte der Dauerbrenner nach ca. einer Stunde gleich zwei Ecken in Folge genau auf den Kopf des Kapitäns Marco Kehl-Gomez, der beide Male einnickte. Mit 6 Treffern ist der Schweizer nun die Nummer 2 der Essener Torschützenliste.
Als Gladbach kurz darauf eine nennenswerte Chance zum Anschlusstreffer vergab, war das im Spiel die Vorentscheidung. Daniel Davari parierte großartig in Leverkusen-Manier. Der nächste Aufreger war eine Gelbe Karte für Daniel Heber. Diese war höchst zweifelhaft. Die daraus resultierende Gelbsperre muss Heber nun am Mittwoch beim Tabellenletzten in Ahlen absitzen, was zu verschmerzen erscheint. RWE hatte das Spiel nun völlig im Griff und spielte auch weiter auf Tore. Das nächste davon gelang nach 78 Minuten. Kevin Grund war gefoult worden und schlenzte den fälligen Freistoß höchstpersönlich mit seinem linken Zauberfüßchen vom rechten Strafraum- ins linke obere Toreck. Ein traumhafter Treffer. Nachdem KG zuvor zweimal für KG vorbereitet hatte, traf KG nun auch persönlich.
Zwischenzeitlich hatte der Linienrichter mit einigen höchst zweifelhaften Abseitsentscheidungen das 3:0 noch verhindert, jetzt war es gefallen. Nach den ganzen KGs kam nun auch noch Amara Condé zum Zuge. Zunächst verhinderte nach einem gefährlichen Kopfball die Latte Gladbachs Ehrentreffer, dann traf Essens Mittelfeldjuwel mit links von der Strafraumgrenze. Essens höchster Sieg seit dem 6:1 gegen Wuppertal Ende November. Gut fürs Selbstvertrauen, gut für das Torverhältnis. Und vier Treffer, die nicht Engelmann erzielte. Somit ist RWE eben doch nicht so einfach auszurechnen.
In der Tabelle hat sich nichts getan. Hauptkonkurrent Borussia Dortmund 2 tat sich gegen den SV Lippstadt schwer, siegte aber 2:0. Dennoch schienen die Schwarz-Gelben sich beim „Spitzenreiter“-Kreisel nach dem Schlusspfiff am Mittwoch an der Hafenstraße etwas verausgabt zu haben, denn obwohl der Tabellenführer mehr als eine halbe Stunde in Überzahl spielen durfte, hielt der SVL die Partie lange offen. Preußen Münster machte dagegen mit einem 1:1 in Wiedenbrück einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt. Glückwunsch an den Berg Fidel!
Bereits am Mittwoch geht der Zweikampf zwischen RWE und dem BVB 2 weiter. Die Borussen gastieren zum Nachholspiel beim Bonner SC und unser RWE gibt seine Visitenkarte in Ahlen ab.
Bis dahin!
NUR DER RWE!
Sven Meyering