Vorbericht
Nach dem insgesamt überzeugenden Auswärtssieg in Lippstadt, den eine kleine Zahl ortsansässiger RWE-Anhänger bestaunen durfte, hofft Rot-Weiss am Freitagabend unter Flutlicht auf den Nächsten Dreier, und zwar vor vielen Zuschauern. Unsere Roten haben alle 5000 Tickets, die wegen der notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen auf dieser Zahl begrenzt sind, als Dauerkarten absetzen können. Ein toller Wert und ein erneuter Vertrauensbeweis der rot-weissen Fangemeinde für ihren Verein. Im Grunde ist alles bereitet für einen schönen Fußballabend. Damit alle Dauerkartenkäufer ihre Tickets rechtzeitig zum Anstoß an der Hafenstraße 97 A in Empfang nehmen konnten, half auch das RWE-Team beim Eintüten der Karten in die Briefumschläge. Dennoch schaut Fußball-Essen gebannt auf die Corona-Inzidenzwerte in seiner Stadt. Nur wenn diese den Grenzwert von 35 nicht unzulässig übersteigen, wird die rot-weisse Fangemeinde von ihrer nahezu siebenmonatigen Stadionabstinenz erlöst werden dürfen. Ohne Auflagen spielte RWE zuletzt am 08. März in Bonn und siegte 3:1, an der Hafenstraße war es gar der 28.02, als die Essener sich letztmalig vor vollen Rängen präsentieren durften. Gegner war der SV Lippstadt, der wie Bonn 3:1 besiegt worden war.
Mit der Zweitvertretung der Düsseldorfer Fortuna präsentiert sich ein derzeit formstarkes Team als Gegner. In der Vorwoche fegte die Fortuna die Sportfreunde aus Lotte mit einem krachendem 6:0 vom Platz. Mit insgesamt 14 Treffern aus 5 Partien stellen die Gäste den bislang erfolgreichsten Angriff der Liga. Hinten sieht es nicht weniger gut aus. Lediglich einen Gegentreffer fing sich die Fortuna, nur Alemannia Aachen hat ebenso wenig Gegentore kassiert, aber auch satte 3 Spiele weniger ausgetragen. Diese nackten Zahlen und Bestwerte zeigen, es schaut keine Laufkundschaft vorbei, wenn am Freitagabend endlich wieder richtig Leben in die Bude in Bergeborbeck kommen wird. Mit 11 Punkten aus 5 Spielen steht Düsseldorfs U23 auf Platz 3 in Lauerstellung hinter der Zweitvertretung des BVB und Fortuna Köln und ist zudem noch ungeschlagen.
Zweimal spielte das Team Remis, gegen Straelen und Kölns U23. Kommt die Fortuna hingegen ins Rollen, kriegt der Gegner richtige Probleme, denn neben dem Kantersieg gegen Lotte schlugen die Rheinländer auch den VFB Homberg mit 4:0 und siegten in Wuppertal mit 3:0. Das Neunzehnjährige Nachwuchstalent Timo Bornemann führt die Torjägerliste der Regionalliga West mit 4 Treffern an, der extrem wendige und dribbelstarke Linksaußen Kevin Hagemann ist sein erfahrenes Pendant, 29 Jahre alt und auch schon dreimal in dieser Spielzeit erfolgreich. Hier muss die Essener Defensive auf der Hut sein. Die Fortuna hat zudem ihre Defensive sehr gut im Griff. Bemerkenswert dabei, Keeper Dennis Gorka ist erst 18 Jahre und spielte in 5 Ligapartien viermal zu Null und das hintereinander. Im zentralen Mittelfeld hingegen hat die Fortuna Erfahrung pur. Während Rot-Weiss-Essen mit Noel Futkeu (17) den derzeitig jüngsten Spieler der Regionalliga West im Kader hat, der zudem der jüngste Feldspieler ist, der bislang jemals in dieser Liga aufgelaufen ist, wartet Fortuna Düsseldorf mit dem 38-jährigen Oliver Fink auf, der 341 Erst-und Zweitligaspiele in seiner Vita aufzuweisen hat und somit zu den prominentesten Kickern der Liga zählt. In dieser Spielzeit ist Fink auch der älteste Spieler dort. RWE dürfte daher darauf hoffen, dass die Gäste nicht nur auf Torsicherung bedacht sein werden, sondern ihrerseits mutig nach vorne agieren, denn dann bekommen die Essener auch umgekehrt die Räume für ihr eigenes Spiel. Den Rot-Weissen geht es grundsätzlich besser, wenn sie nicht nur Abwehrbollwerke überwinden müssen.
Die Zielrichtung gegen die kleine Fortuna ist klar, nach zuletzt aufsteigender Tendenz und zwei Ligaerfolgen am Stück wollen die Roten am Freitag erst einmal den Hattrick schaffen und sich dann mit 11 Punkten in der Spitzengruppe festsetzen. Die bisherige Saisonbilanz wird in Fankreisen kontrovers diskutiert. Unter Christian Neidhart ist RWE weiterhin ungeschlagen, zwei Remis und zwei Siege stehen in der Meisterschaft zu Buche, zudem gelang der nicht nur prestigeträchtige, sondern auch finanziell enorm wichtige Erfolg gegen Arminia Bielefeld im DFB-Pokal. Nicht so schlecht, möchte man meinen, doch insbesondere nach dem hauchdünnen 3:2 Heimspielsieg gegen RW Ahlen kochten die Negativemotionen hoch. Rot-Weiss stand sich lange Zeit selber im Weg. Haarsträubende Abwehrfehler ermöglichten den Gästen die zweimalige Führung. Erst nachdem ein Ahlener wegen einer Notbremse des Feldes verwiesen worden war, wendete sich direkt nach Wiederanpfiff das Blatt. Danach war RWE in Überzahl dominant, drehte durch einen Standard und einen fulminanten Distanzschuss von Amara Condé die Partie, um aber in den Schlussminuten sogar noch einmal unter Druck zu geraten. Im Anschluss waren sich fast alle einig, das war nicht das Gelbe vom Ei und das gehörte zu den netten Formulierungen. Hinterfragt wurde fast alles, der konditionelle Zustand der Mannschaft, das System, die Aufstellung. Der dagegen locker anmutende Sieg in Lippstadt glättete die Wogen zunächst, doch die Essener Hafenstraße hat immer das Zeug, sich von ruhiger See in Tsunamis zu verwandeln.
Die Saison ist noch jung. Aber RWE hinterließ bei seiner Anhängerschaft so manches Fragezeichen, eines davon wie es sein kann, dass die Roten sich in der Schlussphase des Spiels gegen den Aufsteiger Wiedenbrück stark in die eigene Hälfte drängen ließen und keine konstruktive Entlastung zustande brachten. Da man andererseits dem Bundesligisten Bielefeld Paroli bieten konnte, ist es eher unwahrscheinlich, dass die Essener Mannschaft ein grundsätzliches Konditionsproblem hat, zudem die Fitness-und Athletik-Trainerabteilung dieselbe ist wie in der Vorsaison. Zudem rätselte die Anhängerschaft über die genaue Essener Spielphilosophie. Trieben die Rot-Weissen in der letzten Saison mit extrem zu nennendem Kleinklein am eigenen 16er manchmal gar sich selbst die Schweißperlen auf die Stirn, überwanden aber andererseits durchaus konstruktiv früh attackierende Gegner im ersten Drittel, spielt RWE-Keeper Daniel Davari nun auch in diversen Situationen lange Bälle, in denen der Gegner nicht zustellt und kein Pressing betreibt. Eine Taktik, die effizient sein kann, wenn in des Gegners Hälfte die Kopfbälle geholt werden, bzw. die Räume schnell überbrückt werden sollen. Mittlerweile scheint etwas klarer geworden zu sein, dass dieses nicht auf Zufallsprinzip und Planlosigkeit beruht, sondern es durchaus eine Abstimmung zwischen Torhüter Davari und seinen Mitspielern auf dem Feld gibt, wann ruhig von hinten aufgebaut wird und wann der Ball raumgreifender gerät. Die langen Diagonal-Bälle wiederum, die Abwehr-As Alex Hahn zu spielen vermag, führten sowohl gegen Bielefeld als auch in Lippstadt zu eigenen Treffern.
Auch dass Rot-Weiss sich phasenweise einfach mal zurückfallen und den Gegner machen lässt ist kein erzwungener Rückzug, sondern ein taktisches Mittel Christian Neidharts, überwiegend defensiv eingestellte Gegner in die Risikobereitschaft zu locken. Besonders deutlich wurde dies am zweiten Spieltag in Dortmund, als selbst der BVB, der die Gegner zuvor vom Platz geschossen hatte, gegen RWE eine ausgesprochene Sicherheitstaktik an den Tag legte. In vorderer Front stellte die Dortmunder Dreierkette den Essenern lediglich die Passräume zu, ohne sich mit dem dahinter lauernden Vierermittelfeld weiter nach vorne zu schieben. Als Rot-Weiss sich seinerseits nach hinten fallen ließ, bekam der BVB jedoch Schwierigkeiten und aus einem gelungenen Umschaltspiel heraus bekam RWE zwei sehr gute Gelegenheiten, die leider nicht verwertet wurden. Spielt ein Kontrahent einmal nicht nur den Spielverderber, sondern will mitmachen, können die Roten auch gnadenlos auftreten, so gesehen am letzten Spieltag beim SVL. Eine Baustelle stellt weiterhin gegnerische Effizienz vor dem Essener Tor dar. In Dortmund konnten die Gastgeber sich 70 Minuten lang keine Torchance erarbeiten, dann erzwang sich Mittelstürmer Christian Tigges im Zweikampf mit Alex Hahn einen Freistoß in bester Position, der dann auch bestens verwertet wurde. Statt dem anvisierten Dreier rette Rot-Weiss erst in der Nachspielzeit den Punkt. Essens Matchplan hätte auch in Lippstadt kippen können, wenn die Gastgeber nach 10 Minuten den Elfmeter ins Tor und nicht an den Pfosten befördert hätten. In der schwierigen Regionalliga West können stets individuelle Fehler und auch kurze Phasen der Unkonzentriertheit schlimme Folgen haben. Hoffnungsfroh stimmt, dass RWE auch das Toreschießen wiederentdeckt hat und sogar die Mehrzahl der 8 Saisontreffer in der Liga nicht auf das Konto von Simon Engelmann gehen, sodass der Gegner nicht nur bei ihm auf der Hut sein muss.
Zur Personalpolitik darf festgestellt werden, dass Christian Neidhart die Dinge hier nicht grundsätzlich anders angeht als sein Vorgänger und gerne rotiert. Gesetzt sind Keeper Davari, die Innenverteidiger Hahn und Heber, Sandro Plechaty auf der rechten Defensivbahn, Marco Kehl-Gomez im Zentrum und fast selbstredend Simon Engelmann im Sturm, auf Kevin Grund, Joshua Endres und Oguzhan Kefkir setzt der Coach zudem in den meisten Fällen. Auf 2-3 Positionen geht Neidhart es flexibler an. Dem Gegner und der Regeneration geschuldet, der Spielplan ist straff. Als Zwischenbilanz kann gezogen werden, dass man langsam einen besseren Einblick in das Denken und Handeln Christian Neidharts gewinnt. Weitere Erfolge sollen den Glauben in Mannschaft und Trainer festigen. Idealerweise sofort am Freitag gegen die Fortuna. Am Donnerstag wird sich entscheiden, ob die Ränge sich füllen dürfen, denn NRW-Gesundheitsminister Laumann erklärte, dass bei Fußballspielen spätestens am Tag vorher entschieden werden solle, ob Zuschauer zugelassen seien oder nicht. Hoffen wir in sportlicher und gesundheitlicher Hinsicht auf das Beste!
NUR DER RWE!
Sven Meyering
Spielbericht
Es können wohl nur eingefleischte Fußballfans nachvollziehen, was dieser Moment bedeutete, als wir Zuschauer erstmals – größtenteils zumindest – wieder ins Stadion Essen ziehen konnten. Es war zwar nicht normal, denn jeder Fan passierte mehrere Checkpoints, es mussten Masken getragen werden und das Catering war sehr eingeschränkt. Und trotzdem war es ein Glücksgefühl, als es wieder durch den Durchgang ging und das Stadion von innen sichtbar wurde. 90 Minuten nur der RWE! Gänsehaut erzeugte dann auch vor dem Spiel, als das erste Mal „Von der Ruhr bis an die Elbe“ richtig brachial über den Platz schwappte. Das hat gefehlt.
Aber der RWE-Fan wird skeptisch, wenn die Vorfreude so groß ist. Das war dieses Mal zum Glück völlig unnötig. Christian Neidhart vertraute ganz nach dem Grundsatz „Never change a winning team“ der Mannschaft, die gegen Lippstadt den überzeugenden 3:0 Erfolg eingefahren haben. Nach Adiole und Anpfiff ging es los mit dem ersten Spiel, dass über 300 Zuschauer verfolgen durften. RWE ging bedacht zur Sache. Eine erste Chance von Marco Kehl-Gomez nach einem Einwurf ging knapp über das Tor (3.) und RWE bemühte sich zunächst hinten sicher zu stehen.
Die Düsseldorfer, die im vergangenen Spiel satte sechs Tore gegen die Sportfreunde Lotte erzielt haben, konnten sich nahezu keine Möglichkeiten gegen die Essener Abwehr herausspielen. Insgesamt hat man von außen das Gefühl, dass die Abwehr sich in dieser Spielzeit noch mal deutlich stabilisiert zeigt. Die Ausnahme war hier das Heimspiel gegen Ahlen, ansonsten wirkt es so, als sei es extrem schwierig gegen RWE Torchancen herauszuspielen. Düsseldorf konnte den auffälligen Timo Bornemann in der ersten Halbzeit freispielen, dieser scheiterte am extrem lässig reagierenden Daniel Davari (12.).
Es dauerte sehr lang bis die klar feldüberlegenen Essener die erste richtig dicke Chance herausspielten. In der 35. Minute zirkelte Kevin Grund eine Ecke direkt auf den Kopf von Dennis Grote, dieser guckte platzierte den Ball nahezu perfekt auf das Tor und dann hörte die Zuschauer die Latte, die Grote an seinem ersten Saisontreffer hinderte. Dieser Treffer wäre gerade wegen der starken Leistung des Routiniers mehr als verdient gewesen. Grote war Gehirn und Herz des Essener Spiels. Fast jeder Spielaufbau ging über ihn, er leitete starke Angriffe ein und holte sich die Bälle teilweise am eigenen Strafraum. Wenn man diesen starken Auftritt gesehen hat, fragte man sich, wie Grote fast über die gesamte letzte Saison ausgebootet werden konnte.
Von Grote ging auch die nächste Chance aus. Er setzte Sandro Plechaty mit einem perfekten Anspiel in Szene. Plechaty zog an Freund und Feind vorbei in den Strafraum und stand nur fünf Meter frei vor Torwart Dennis Gorka. Dann dachte er eine Milisekunde zu lang nach. Man spürte förmlich, dass er überlegte, ob er mit dem schwachen linke Fuß schießen oder noch ein Abspiel versuchen sollte und zog dann nicht genau genug ab. Gorka riss unheimlich stark den Arm hoch und verhinderte die Führung der Essener. Kurz danch ging es in die Halbzeit.
Insgesamt war es ein starker Auftritt der Rot-Weissen. Es sieht allerdings weniger spektakulär aus, als in den guten Spielen der vergangenen Saison, da in dieser Saison eine deutlich defensivere Ausrichtung vorherrscht. Nichtsdestotrotz lief sich die rot-weisse Offensive gegen Ende der ersten Hälfte warm. In der zweiten Hälfte kam noch ein wenig mehr Druck, sodass das Spiel deutlich mehr Feuer bekam.
Gleichzeitig wurde es für Schiedsrichter Marc Jäger immer schwieriger, eine klare Linie aufrecht zu erhalten. Er präsentierte sich schon als „Law-and-Order“-Spielleiter, als er Christian Neidhart nach 20 Minuten verwarnte, da dieser einen Freistoßpfiff gegen seine Mannschaft lautstark anzweifelte. Die zweite Hälfte geriet dann zum Kartenfestival, obwohl es kaum brutale Szenen gab. Beim ersten Mal wurde es in der 58. Minute unübersichtlich. Jäger pfiff bei einem Angriff von RWE das Spiel ab, weil Torwart Gorka verletzt am Boden lag. Das ist selbstverständlich grundsätzlich auch richtig, allerdings hat er den am Boden liegenden Gorka völlig missachtet, als der Düsseldorfer Konter lief. Dennis Grote ärgerte sich ebenfalls und trat in die Bande. Nachdem Schiri Jäger sich um Gorka gekümmert hat, holte sich sein Assistent den Schiedsrichter heran und sorgte dafür, dass Grote gelb sah. Sicherlich kann man die Karte geben, die Frage ist, ob man so eine Situation nicht mit einer Ermahnung abtun kann.
Danach entglitt der Spielfluss völlig. Düsseldorf präsentierte sich extrem unsportlich. Immer wieder gingen die Spieler bei kleinsten Berührungen zu Boden, als wären sie gerade angeschossen worden. Das Problem dabei war, dass der Schiedsrichter dieses Verhalten fütterte, da er nun sehr kleinlich alles abpfiff, was nach einem Zweikampf aussah. Tim Oberdorf schmiss sich immer wieder an der Seitenlinie auf die Erde. Nach der gelben Karte gegen Joshua Endres ließ er sich minutenlang behandeln, um dann nach Wunderheilung den fälligen Freistoß auszuführen. Auch Marco Hagemann scheint eine tiefe Abneigung gegen die Hafenstraße zu verspüren. Fast schon lächerlich belagerte er den Schiedsrichter und man fragte sich, ob das stetige Gemecker wirklich weniger unsportlich war, als Grotes Tritt gegen die Bande.
Aber am Ende ist dies alles egal, denn RWE ließ sich nicht beirren und zog das Tempo erbarmungslos an. Lediglich ein Freistoß von Cedric Euschen, der wie ein Strahl auf Davaris Kasten kam (68.), sorgte für Düsseldorfer Torgefahr. Danach jubelten die 5.000 Zuschauer. Kevin Grund trat erneut zur Ecke an und platzierte sie etwas zu nah vor dem Tor. Gorka faustete den Ball hoch, aber nicht weit heraus, sodass dieser sich auf Höhe des Elfmeterpunkts senkte. Dennis Grote stieg aber dann in den zweiten Stock hinauf und überragte den gegnerischen Verteidiger beinahe um ein Drittel Körperlänge und köpfte den Ball als Bogenlampe aufs Tor. Der Torwart stand zu weit draußen, um noch daranzukommen und die Latte durchkreuzte dieses Mal nicht den Jubel. Die Hafenstraße explodierte und Dennis Grote belohnte sich für eine astreine Leistung.
Den starken Applaus der Anhänger bekam er dann, denn er wurde ausgewechselt, da er durch seine gelbe Karte gefährdet war, einen Platzverweis zu sehen. Vor den schwierigen Spielen der nächsten Wochen braucht RWE aber seinen Lenker. Und so kam Cedric Harenbrock zu seinem ersten Pflichtspieleinsatz in dieser Regionalligasaison. Da er erstmals im Kader stand, gingen manche Anhänger davon aus, dass er bei Neidhart nicht wohl gelitten sei. Doch der Mittelfeldspieler, der so viel Verletzungspech hatte, sollte an diesem Freitagabend die Wiedergutmachung für all die Arbeit erhalten, die er einsetzen musste, um sich nach zwei Kreuzbandrissen wieder an die Mannschaft zu kämpfen.
Schon vor der 80. Minute verlängerte Engelmann einen hohen Ball per Kopf in Richtung Strafraum, doch da stand Torwart Gorka bereit. Beim Abschlag von Davari stieg Engelmann erneut im Mittelfeld höher als die Verteidiger und brachte den Ball noch gefühlvoller nach vorne. Der Torwart musste drin bleiben und Harenbrock konnte allein auf das Tor zulaufen. Die 1:1 Situationen sind gerade in der Regionalliga für viele Stürmer ein Problem. Nicht so für Harenbrock der Maß nahm und den Ball am Torwart vorbei in die Maschen gedroschen hat. 2:0 und ein Tor, das die Pechserie von Harenbrock im Jubelmeer der Fans und der RWE-Spielertraube enden ließ.
Schiri Marc Jäger verwarnte anschließend Jonas Hildebrandt für Ballwegschlagen und Oguzhan Kefkir, weil dieser nach zweimaliger Aufforderung sich an der Seitenlinie der Spielerbänke herausgehen wollte. Aber es brannte nichts mehr an. RWE belohnte sich nach einem starken Auftritt mit einem souveränen 2:0 Erfolg. Dann feierten die Fans mit ihrem Team.
Insgesamt muss man den RWE-Anhängern attestieren, dass sie sehr sorgsam mit den neu gewonnenen Freiheiten umgegangen sind. Es hielten sich alle an die Abstandsgebote, blieben auch beim Torjubel auf ihren Plätzen und im Gegensatz zum öffentlichen Nahverkehr oder Supermärkten, hatten alle Zuschauer auch die Maske vernünftig auf. Der Ablauf sollte als Erfolg gewertet werden.
Die kommenden Wochen haben es in sich, denn RWE wird gegen alle Aufstiegsfavoriten spielen. Am kommenden Dienstag werden sie das Nachholspiel in Bonn bestreiten. Hier ist es unabdingbar wieder zu punkten, um die Ausgangslage weiter zu verbessern. Dann wartet nämlich das Auswärtsspiel bei Fortuna Köln. Die Südstädter zeigten sich bisher bärenstark und RWE sollte den Punkteabstand dort zumindest gleich halten.
Das Spiel am Freitagabend macht jedenfalls Lust auf mehr. Die Mannschaft präsentiert sich extrem gefestigt und dann sollte was drin sein in den nächsten Wochen. Also hoffen wir auf weitere Höhepunkte, am liebsten wieder live im Stadion Essen.
Hendrik Stürznickel