Kategorien
2020/2021 - Regionalliga West

Rot-Weiss Essen – SV Bergisch-Gladbach (4:0)

Ein Hattrick von Simon Engelmann und ein weiteres Tor durch Cedric Harenbrock sorgten heute für ein deutliches Endergebnis an der heimischen Hafenstraße gegen den SV Bergisch-Gladbach.

Vorbericht

Volle Konzentration auf Bergisch Gladbach!

„Wir schauen nur auf uns.“ – Marcus Uhlig hat diese Phrase bemüht, um den Fokus weg von Störgeräuschen und hin auf die eigenen Rückrunden-Hausaufgaben zu lenken. Schauen wir also nicht auf die unverschämte Darbietung des sogenannten „Unparteiischen“ aus dem Rödinghausen-Spiel. Schauen wir nicht auf eine Bundesliga-Zweitvertretung an der Tabellenspitze, die zu Corona-Zeiten innerhalb von nicht einmal zwanzig Stunden ihren Top-Stürmer von der Champions League Bank in Manchester in die Regionalliga-Startelf nach Münster einfliegen lassen kann. Diese ärgerlichen Absurditäten aus dem Regionalliga-Gruselkabinett sind nicht neu und würden uns sicherlich weniger stören, hätte es in der aktuellen Rückrunde mehr als vier Siege aus den bisherigen elf Spielen gegeben. Daher sollte es bis Samstagnachmittag im rot-weissen Universum auch nur ein einziges Thema geben – das kommende Spiel!

Der Gegner ist mittlerweile an der Hafenstraße kein Unbekannter mehr: Nachdem in Folge vieler Fusionen und Namensänderungen seit 2008 der SV Bergisch Gladbach 09 im Vereinsregister eingetragen ist, kam es zu bislang sechs direkten Duellen zwischen beiden Vereinen, in denen RWE fünfmal den Platz als Sieger verlassen konnte. Lediglich beim ersten Duell in Liga 4 im September 2012 konnte der spätere Regionalliga-Absteiger mit 2:1 seinen bislang einzigen Erfolg feiern – RWE revanchierte sich im Rückspiel mit einem klaren 4:1. Die ersten beiden Duelle entfielen noch auf die fünftklassige NRW-Liga Saison 2010/2011 und gingen mit 3:1 (heim) und 4:1 (auswärts) klar an RWE. Den Großteil seiner jüngeren Geschichte verbrachte Bergisch-Gladbach auch in der fünften Liga und konnte bis zum erneuten Aufstieg 2019 nur die Saison 2012/2013 als Regionalliga-Ausflug verbuchen.

Beim einzigen Aufeinandertreffen der Vorsaison zog sich Bergisch-Gladbach mit 1:2 achtbar aus der Affäre, das Rückspiel fiel dann bereits dem Corona geschuldeten Saisonabbruch zum Opfer. Im Hinspiel dieser Saison schauten RWE-Fans dann in die Röhre, denn eine Live-Übertragung gab es nicht, sodass der 2:0-Erfolg durch Tore von Engelmann (per Elfmeter) und Dorow (per Nachschuss nach Hahns verschossenem Elfmeter) per Radio und Liveticker in die Wohnzimmer der rot-weissen Anhängerschaft verkündet wurde.

Bereits in der vergangenen Saison stand Bergisch Gladbach zum Zeitpunkt des Abbruchs auf dem vorletzten Tabellenplatz – und das auch nur, weil Wattenscheid 09 aufgrund des Rückzugs der Mannschaft automatisch dahinter landete. Damit der ausgesetzte Abstieg nicht in diesem Jahr doch noch Realität wird, benötigt der Tabellenneunzehnte allerdings schleunigst eine kleine Serie, schließlich hat Bergisch Gladbach mit 33 Partien die meisten Spiele aller Abstiegskandidaten absolviert.

Von einem reinen Highlight- oder Bonus-Spiel an der Hafenstraße kann daher nicht die Rede sein, auch das Team von Trainer Helge Hohl benötigt dringend drei Punkte, um den Anschluss ans rettende Ufer nicht endgültig zu verlieren. Der mit gerade einmal 29 Jahren jüngste Trainer der Regionalliga vertraut dabei insbesondere auf die Tore von Serhat Koruk, der sich derzeit überraschend den zweiten Platz der Torjäger-Liste der Regionalliga West mit Steffen Tigges von Borussia Dortmund II teilt. Nach einigen Einsätzen in Liga 3 für Fortuna Köln und einer wenig erfolgreichen Türkei-Odyssee ist der Stürmer mit 18 von insgesamt 28 Treffern aktuell die Lebensversicherung in seiner ersten und wahrscheinlich vorerst letzten Saison in Bergisch Gladbach.

Verstärkt wurde die Mannschaft im Winter mit Kelvin Lunga, der inzwischen auf über 100 Spiele in der Regionalliga West kommt und zuvor für den Bonner SC, Köln II, Rödinghausen und – bis Anfang diesen Jahres – Fortuna Köln am Ball war. Fast die komplette Stammelf besteht allerdings aus Spielern, die – wie auch Trainer Helge Hohl – bereits vor zwei Jahren den Aufstieg aus der Mittelrheinliga feierten. Dieses gut eingespielte Kollektiv wird am Samstag in Essen seine wohl letzte Chance nutzen wollen, doch noch ein weiteres Jahr in der Regionalliga West spielen zu können.

Bergisch Gladbach stellt sowohl die zweitschlechteste Defensive (56 Gegentore) als auch die zweitschlechteste Offensive (28 Treffer) der Liga und belegt mit nur 8 Punkten aus 13 Spielen den vorletzten Platz der Rückrundentabelle (Zum Vergleich: RWE ist in dieser Kategorie aktuell auf Platz 9). Am vergangenen Mittwoch ging das „6-Punkte-Spiel“ gegen die Sportfreunde Lotte zuhause mit 0:2 verloren und von den letzten sieben Auswärtsspielen verlor Bergisch Gladbach sechsmal (nur gegen die blauen Nachbarn gelang zwischenzeitlich ein 2:0-Auswärtserfolg). RWE muss als klarer Favorit seine ausgezeichnete Heimserie (13 Spiele, 2 Unentschieden, keine Niederlage) ausbauen, sollte insbesondere mit Blick auf die Niederlage vor zwei Wochen in Ahlen allerdings auch gewarnt sein, den Gegner aus dem Tabellenkeller nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Fotos by M.R.

Fotos by M.E.