Vorbericht
Nicht nachlassen gegen Homberg
Schon in der vergangenen Saison bescherte der Spielplan den Essenern die Begegnung gegen den VfB Homberg zum Saisonende und kein RWE-Anhänger denkt gerne an den Dezemberabend zurück, als der VfB mit einem 0:2 die drei Punkte von der Hafenstraße entführte. Fast eineinhalb Jahre später kommt es zum erneuten Aufeinandertreffen an der Hafenstraße und RWE geht mit dem Willen dort hinein, die eigene Serie auszubauen und den Druck auf Borussia Dortmund II hochzuhalten.
Die Coronapandemie wirbelt Entscheidungen durcheinander und diese Entscheidungen wirkten sich nun positiv auf den VfB Homberg aus. Wähnte sich der Duisburger Stadtteilverein im harten Abstiegskampf, kam nun die endgültige Entscheidung, dass es lediglich einen sportlichen Absteiger aus der Regionalliga West geben wird. Homberg hat satte acht Punkte Vorsprung vor den letztplatzierten Rot-Weißen aus Ahlen, sodass bei sechs ausstehenden Spielen der Klassenerhalt nur noch theoretisch in Gefahr ist. Das verdankt Homberg immer wieder erzwungenen Achtungserfolgen, die es gegen die direkte Konkurrenz einfuhr. Letzte Woche schlugen die Duisburger beispielsweise die Sportfreunde Lotte, die gerade in der Rückrunde deutlich stärker auftreten als in der Hinserie.
Auch für RWE entschied sich nun die Fortsetzung des Niederrheinpokals. Hier spielen die Proficlubs der dritten und vierten Liga den DFB-Pokal-Teilnehmer aus. Es werden Viertel- und Halbfinale gelost. Dies benachteiligt sicherlich die Amateure, allerdings besteht hier ein Spielverbot. Das heißt, selbst wenn der Verband versuchen würde, das komplette Turnier in den letzten Wochen abzuwickeln, ist bislang überhaupt nicht absehbar, wann die Amateure wieder auf den Trainingsplatz dürfen. Das ist gerade vor dem Hintergrund, dass viele Vereine finanzielle Probleme beklagen, alles andere als schön, aber eine alternative Idee ist bislang nicht in Sicht.
Der torgefährlichste Spieler ist Hombergs ältester Spieler Danny Rankl, der im Herbst seiner Karriere zeigt, dass er ein starker Stürmer in der Regionalliga ist. Er traf gleich neunmal, aber auch das Mittelfeld ist torhungrig. Nichtsdestotrotz konnte RWE mit weißer Weste nach dem Hinspiel aus Homberg zurückfahren. Gleich vier Mal trafen Simon Engelmann, Marcel Platzek und Sandro Plechaty und das technisch hervorragend. Ein solch eindeutiges Spiel wünschen sich die RWE-Anhänger auch am Samstag.
Nach dem alten Adenauer-Slogan „Keine Experimente!“ will Trainer Christian Neidhart in die Partie gehen und unterstreicht damit seinen Anspruch, die Siegesserie weiter auszubauen und nicht nachzulassen. Dennoch hat Neidhart in manchen Mannschaftsteilen die Qual der Wahl. Kevin Grund und Alexander Hahn, die auch in dieser Saison durchweg gute Leistungen gebracht haben, melden sich zurück. Jedoch haben auch Felix Herzenbruch in der Innenverteidigung und Jan Neuwirt auf der linken Seite voll überzeugt, sodass der Trainer nun gut überlegen muss, wem er den Vorzug gibt.
Anders ist die Situation in der Mittelfeldzentrale, wo es bislang ein Überangebot an hoch veranlagten Fußballern gab. Hier muss Marco Kehl-Gomez seit geraumer Zeit in der rechten Verteidigung aushelfen. Gegen Straelen hat Amara Condé seine fünfte gelbe Karte gesehen und fehlt folgerichtig. Da Felix Backszat ebenfalls wegen muskulärer Probleme ausfällt, wird Cedric Harenbrock auf jeden Fall vom Flügel wieder in die Zentrale zurückkehren. Ansonsten könnte Maxim Pronichev, der in Straelen eine eher durchwachsene Leistung zeigte, wieder als zweite Spitze auflaufen oder in einem defensiveren Modell Jan Neuwirt in die Zentrale rücken, sodass Kevin Grund wieder die linke Seite beackert. Am Ende wird eine schlagkräftige Mannschaft auf dem Platz stehen.
Wie Christian Neidhart verriet, sorgte die alljährliche Kaderprognose von WAZ und Reviersport in der Kabine für Diskussionen. Das sollte unsere Jungs allerdings nicht stören, denn die alljährliche Spekulation ist für die Fans durchaus spannend und bei noch ausstehenden sieben Spielen kann sich jeder vermeintliche Streichkandidat noch für einen Vertrag empfehlen. Ein Umbruch, bei dem wieder einmal ein Großteil der Mannschaft ersetzt wird, ist indes kaum vorstellbar. Der Verein ist allerdings nicht die einzige Partei, auch die jungen Fußballer müssen für sich entscheiden, ob sie glauben, ihre Ziele mit Rot-Weiss Essen erreichen zu können.
Das alles ist Zukunftsmusik, denn die Saison läuft nicht nur noch, sondern noch ist nichts verloren. Ein Aufstieg ist zwar nicht mehr aus eigener Kraft möglich, aber Rot-Weiss Essen darf sich nicht dem Vorwurf aussetzen lassen, dass eine mögliche Chance nicht mehr genutzt wurde. Dazu müssen Punkte her und die fantastische Bilanz an der Hafenstraße sollte dafür fortgeschrieben werden. Wenn voller Einsatz kommt, dann kann das Hoffen weitergehen.
Hendrik Stürznickel