Vorbericht
Ein Dreipunktestück auf großer Bühne aufführen! RWE will den Sieg im Borussia-Park!
Nach dem hochemotionalen Sieg gegen Alemannia Aachen ist Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen in die Siegesspur zurückgekehrt. Auf dem Rasen und den Rängen brachen nach Felix Herzenbruchs 2:1 alle Dämme. Während auf den Tribünen im Siegesjubel verlorengegangene Brillen und Autoschlüssel nach kurzer Recherche an die eigentlichen Besitzer zurückgegeben werden konnten, feierten auch die Essener Spieler und Verantwortlichen den ganz späten Erfolg ausgelassen. Beim Auftritt bei Borussia Mönchengladbach II möchten unsere Rot-Weissen sich diesen Sieg nun mit einem weiteren Dreier vergolden. Der Spielort versprüht dabei ein großes Flair. Denn die Partie wird am Freitagabend im Gladbacher Borussia-Park ausgetragen werden, wo es ansonsten nur Bundesliga- oder auch schon mal Champions League zu bestaunen gibt. Hier kommt unsere Vorausschau auf das Spiel.
Die Personallage und die taktischen Optionen
Die Essener Personaldecke wird immer dünner. Der große Wermutstropfen am vergangenen Samstag war die schwere Verletzung des rot-weissen Flügelflitzers Oguzhan Kefkir. Nach einer rustikalen Attacke seines Aachener Gegenspielers riss sich Ötzi das Innenband. Dem Schiedsrichter war diese Aktion nicht einmal einen Freistoßpfiff wert. Einwurf für Aachen, lautete seine Entscheidung. Nach Daniel Heber und Kevin Holzweiler erlitt nun bereits der dritte Spieler nach einem harten Foul eine langwierige Unfallverletzung. Mindestens 2 Monate wird Kefkir nun ausfallen. Im Niederrheinpokalspiel in Neuwerk hatte Erolind Krasniqi noch Glück, dass er nach einem harten Tritt von hinten nicht auch noch länger auf der Verletztenliste Einzug fand.
So langsam muss man darüber reden, wie die Schiedsrichter die Spieler auf dem Platz besser schützen können und nicht im Schwerpunkt auf ihre eigene Autorität achten. Als RWE-Kapitän Dennis Grote den Spielleiter Jörn Schäfer angesichts der Aachener Gangart zur Rede stellen wollte, wurde ihm der gelbe Karton präsentiert. Da fragt man sich nach den Verhältnismäßigkeiten. Jawattdenn.de stellte schon in diversen Spielnachlesen dieser Saison fest, dass die Schiedsrichter sehr großzügig unterwegs sind. Das ist offenbar eine Weisung des Verbandes, der zunächst einmal die positive Absicht haben dürfte, dass mehr Spielfluss herrscht und Partien nicht zerpfiffen werden. Wenn aber nicht alle Spieler mit diesen Freiheiten adäquat umgehen können und die Gesundheit ihrer Gegenspieler weit in den Hintergrund stellen, hat die Liga ein Problem. Und vor allem die Mannschaften, die Fußball spielen wollen, weil ihre Spieler deutlich häufiger und energischer auf die Socken kriegen. Zumindest in den letzten Jahren hatte RWE nicht ein derartiges Verletzungspech und in manchen Fällen gegnerische Verletzungsattacken zu beklagen. Bitter zudem, dass David Sauerland nach seinem Kreuzbandriss noch immer nicht wirklich auf der Höhe ist und muskuläre Probleme hat.
Jedenfalls hat Rot-Weiss Essen sieben Ligapartien vor Beginn der Winterpause nur noch 16 gesunde Feldspieler zur Verfügung, darunter Nachwuchsmann Nils Florian Kaiser, der bislang noch keine Sekunde in der Liga auf dem Platz gestanden hat. Das Transferfenster öffnet sich erst zum Jahreswechsel noch einmal für vier Wochen, bis dato könnte RWE höchstens derzeit vertragslose Akteure unter Vertrag nehmen. Aus dieser Sparte holte man bereits Felix Bastians und Niklas Tarnat. Noch immer gibt es diverse auch namhafte Kicker ohne aktuellen Verein. Längst nicht jeder wird für RWE finanzierbar sein und längst nicht jeder würde sportlich überhaupt Sinn machen. Man darf sicher sein, dass Jörn Nowak den Markt sondiert und nur zuschlagen wird, wenn die beiden genannten Komponenten Finanzierbarkeit und Sinnhaftigkeit zutreffen. Augenblicklich erscheint es fast so, als stelle sich Essens Mannschaft von alleine auf.
Daniel Davari im Tor machte zuletzt nicht immer den sichersten Eindruck, aber Diva wird sicherlich auch beim kommenden Gastspiel in Mönchengladbach zwischen den Essener Pfosten beginnen. Rios Alonso und Printenknacker Felix Herzenbruch werden die Innenverteidigung bilden, Felix Bastians und Sandro Plechaty die Außen bekleiden. Davor ist der rot-weisse Quarterback Dennis Grote das Herzstück der Mannschaft und wird diese erneut in seiner Rolle als Spielführer aufs Feld führen. Erst ab jetzt beginnen die Spekulationen, wem Christian Neidhart aus dem wie erwähnt schmaler gewordenen Kader der Einsatzfähigen das Vertrauen in der Startelf schenken wird. Um den Platz neben Dennis Grote bewerben sich Niklas Tarnat und Luca Dürholtz. Tarnat zeigte mittlerweile, warum Essens Verantwortliche ihn geholt haben. Er ist ballsicher und beherrscht die schnelle und präzise Spielverlagerung. Dürholtz ist die offensivere Variante. Zu Saisonbeginn noch unangefochten in Essens Elf, saß er gegen Aachen zum ersten Mal zunächst nur auf der Bank. Nach seiner Einwechslung konnte er einige Impulse setzen und kommt hoffentlich wieder in die Verfassung der ersten Wochen und Spiele.
Einiges spricht dafür, dass Isi Young, Erolind Krasniqi und Cedric Harenbrock davor eine offensive Dreierkette bilden. Besonders hier sind die Alternativen dünn gesät. Allenfalls Felix Heim könnte noch nach seinem couragierten Auftritt in der Schlussphase gegen die Alemannia von Beginn an zum Zuge kommen, wahrscheinlicher ist jedoch die Jokerrolle. Mit Kefkir und Holzweiler fehlen zwei Premiumspieler für die Außenbahnen. Solche Qualität kann Essen vorerst nicht mehr von der Bank aus reinwerfen. Ganz vorne drin wird die Entscheidung zwischen Zlatko Janjic und Simon Engelmann fallen. Janjic kommt langsam an in Essen, traf in den letzten beiden Partien jeweils und machte gegen Aachen auch sonst einen guten Eindruck. Dennoch nimmt Neidhart Engelmann in der Regel nur in belastungsreichen Wochen wie der vergangenen aus der Startelf um mit Janjic zu rotieren.
Wie wird RWE taktisch auftreten? Das Spiel gegen Aachen offenbarte einige Dinge. Das personell gebeutelte Essen musste erneut an seine Leistungsgrenze gehen, um einen ekelig verteidigenden Gegner final in die Knie zu zwingen. Das war umso schwerwiegender, als dass die Rot-Weissen zwei sehr schwere Spiele in Köln und Düsseldorf noch in den Beinen hatten. Der körperliche Substanzverlust war jedenfalls spürbar. Was weder den Fans noch Christian Neidhart gefallen hat, war, dass die fußballerisch dennoch weit überlegenen Rot-Weissen das Spiel zwischenzeitlich selber aus der Hand gegeben und den Gegner zum Ausgleichstor eingeladen hatten. Ansonsten wäre der enorme Kraftakt der zweiten Hälfte gar nicht nötig gewesen. Seine Qualitäten spielte RWE beim frühen 1:0 Führungstreffer aus. Geduldig suchte man die Lücke gegen einen noch sehr tief stehenden Gegner und hebelte dann mittels einer Tempoverschärfung und gelungenen Seitenwechsels die gegnerischen Ketten aus. Als die Alemannia deutlicher ins Pressing ging, tat sich Essen schwer im Spielaufbau und die Passgenauigkeit geriet ins Wanken.
Die mäßigen Ergebnisse der letzten Wochen hatten in den Köpfen der Spieler somit Spuren hinterlassen und RWE wählte zu komplizierte Mittel. Anstatt das gegnerische Pressing einfach auch mal mit einem langen Ball nach vorne zu überspielen, ließen sich die Gastgeber auf gefährlich zu nennende Passstafetten ein. Das machte Aachen stark und nahm Essen die Sicherheit. Auch Christian Neidhart mahnte treffend an, dass seine Mannschaft zu selten simplere aber effektivere Mittel wählte. Immer dann, wenn man zielstrebiger und schneller nach vorn spielte, brannte es hingegen sofort lichterloh bei den Alemannen. Aktuell ist es so, dass RWE auf hohes Pressen des Gegners suboptimal reagiert und die eigentlich gewünschten schnellen Umschaltmomente nicht kreiert.
Das klappte schon einmal besser, denn eigentlich kommt es dem gewünschten RWE-Spiel entgegen, wenn der Gegner nicht nur stur verteidigt. Immerhin hatten die Rot-Weissen die Partie in der zweiten Hälfte komplett im Griff. Je mehr die Kräfte des Gegners schwanden desto klarer wurde die Essener Dominanz, die schließlich mit dem Happyend belohnt wurde. Das honorierten auch die Anhänger. Obwohl längst nicht alles rot-weisses Gold war, was glänzte, stellten die Fans ihren Unmut zurück und die Unterstützung in den Vordergrund. Das Stimmungsbild wäre aber ohne den frenetisch bejubelten Lucky Punch ein anderes gewesen. Anstatt mit Krisenstimmung reist der Tabellenführer nun mit Rückenwind zur nächsten Aufgabe. Und das hat sich unsere Mannschaft schlichtweg auch erarbeitet und verdient. RWE muss in der aktuellen Phase aber weniger verkopft und einfacher agieren. Im Borussia-Park erwartet die Rot-Weissen taktisch gesehen wahrscheinlich ein wieder etwas anderes Spiel. Der Gegner ist aber auch eine Art Wundertüte.
Der Gegner: Borussia Mönchengladbach II (10. Platz/ 14 Spiele/ 6 Siege/ 2 Remis/ 6 Niederlagen/ 20:16 Tore)
Die Fohlenelf ist tabellarisch eine Allegorie der Durchschnittlichkeit. Sie hat sich sehr mittig in der Tabelle angesiedelt und nach oben fehlen beinahe ebenso viele Punkte, wie man als Polster auf die Abstiegsränge hat. Nach einer zwischenzeitlichen Siegesserie von vier Partien gab es im Anschluss daran wiederum drei Niederlagen. Da die Borussen mit einem Durchschnittsalter von 20,69 Jahren den jüngsten Kader der Regionalliga West haben, ist die mangelnde Konstanz kein Wunder. Im Sommer trennte man sich gleich von 15 meist älteren Akteuren und verpflichtete ausnahmslos junge Spieler. Die Aussagen des Gladbacher Nachwuchsdirektors Roland Virkus, dass diese Mannschaft wirklich nur dazu da sei, junge Talente auszubilden, klingen daher glaubhaft.
Dennoch ist die Qualität des Kaders im Grunde größer, als die Platzierung vermuten lässt. Vor allem für den Angriff haben die Gladbacher sehr gutes Regionalliganiveau geholt. Von Fortuna Düsseldorfs Reserve kam Steffen Meuer. Für diese hatte er im Vorjahr 14 Treffer erzielt. Nun hat Meuer deren 6 auf seinem Konto. Der pfeilschnelle Linksaußen Phil Beckhoff kam vom SC Wiedenbrück zur Borussia. Seine 15 Tore aus der Vorsaison machten Beckhoff genauso wie Meuer auch für andere Teams in der Regionalliga interessant, die sich letztlich allesamt eine Abfuhr einhandelten. Es scheint so, als seien diese jungen Offensivspieler nur noch für die Reserveteams der Profiklubs realisierbar, wenn sie denn nicht sofort höherklassig wechseln.
Vom Papier her wartet auf RWE, das in der Altersskala mit durchschnittlich 27,87 Jahren am genau entgegengesetzten Ende rangiert, eine lösbare Aufgabe. Aber sie muss hochkonzentriert angegangen werden. Im Vorjahr erinnerte der Essener Auftritt im Rheydter Grenzlandstadion eher an ein Handball- als an ein Fußballspiel. Der noch immer verantwortliche Trainer Heiko Vogel hatte seiner Mannschaft eine extreme Defensiveinstellung verordnet. RWE konnte seine daraus resultierende Überlegenheit aber erst gegen Ende des Spiels in Tore ummünzen und siegte 2:0 durch Treffer von Plechaty und Young. Dass Vogel diese gescheiterte Taktik nicht noch einmal ausprobieren wird, ist daher wahrscheinlich. Da man RWE momentan wie erwähnt mit hohem Pressing durchaus ärgern kann, wird er seine schnellen Angreifer wohl auf die erste Essener Kette ausrichten. Das Tempo der Reserveteams von Köln und Düsseldorf war streckenweise Gift für RWE. Die Fohlen werden daher nun eher Fehler erzwingen wollen, als sich hinten einzuigeln. Der Spielort Borussia Park wird sein Übriges dazu tun, dass die Gastgeber mehr Mut zeigen werden. Unsere Rot-Weissen müssen daher nun im Gegensatz zu den letzten Auswärtspartien von der ersten Sekunde an wach sein und sollten bei gegnerischem Pressing nicht jeden Ball zu lange in der eigenen sensiblen Zone kreiseln lassen.
Fraglich ist natürlich, ob es nicht noch eine böse Überraschung für die Essener Gäste geben wird und sie sich womöglich mit Hochkarätern aus dem Gladbacher Bundesligateam messen dürfen. Gladbachs Erste spielt zeitgleich in Mainz. Derzeit befinden sich jedoch prominente Rekonvaleszenten im Borussenkader, z.B. Weltmeister Christoph Kramer, der an einer Oberschenkelverletzung laborierte. Möchte man dem bereits zitierten Roland Virkus beim Wort nehmen, ist ein Einsatz von Profispielern im U23-Team nicht im Sinn der Sache. Jedoch weiß man nie. Zu viel hat man bei RWE in der Vergangenheit in dieser Hinsicht erlebt, wenn es gegen Zweitvertretungen gegangen ist.
Fazit und Blick über den Tellerrand: Die Lage in der Liga
Besinnt sich RWE auf seine Stärken und wählt im Borussia-Park situationsbedingt auch mal einfachere Mittel, stehen die Chancen gut, dass die Essener ein Dreipunktestück auf großer Bühne aufführen können. Ein Sieg zum Auftakt des 15. Spieltages am Freitagabend bedeutet zwingend die Verteidigung der Tabellenführung. Auch zwei harte Konkurrenten sind nahezu zeitgleich im Einsatz. Wie das Essener Spiel wird auch die Partie des Wuppertaler SV bei der Zweitvertretung des 1. FC Köln um 19 Uhr angepfiffen. Auf die Auf- und Einstellung des FZÄH darf man gespannt sein. Nach dem torlosen Remis gegen Wiedenbrück hat der WSV vier Zähler Rückstand auf RWE.
Im Westfalenderby empfängt Preußen Münster (aktuell 3 Zähler Rückstand auf Essen) den SV Lippstadt. Beide Vereine haben das Heimrecht aus organisatorischen Gründen getauscht. Kürzlich siegten die Preußen mit 5:2 klar und deutlich gegen den SVS im Westfalenpokal. Möchte die Truppe von Felix Bechtold etwas aus Münster mitnehmen, das fände auch RWE ganz sympathisch, müssen die Mannen aus dem Kreis Soest allerdings deutlich konzentrierter verteidigen als in den zurückliegenden Partien. Die Gastgeber sind formstark, die Gäste defensiv sehr anfällig, somit ist die Favoritenrolle klar verteilt.
Das ist auch bei der samstäglichen Partie von Rot-Weiß Oberhausen gegen den VFB Homberg so. In diesem Revierderby zählen für RWO nur drei Punkte. In buchstäblich letzter Sekunde kamen die Oberhausener bei Düsseldorf II zu einem spektakulär zu nennenden Treffer durch den aufgerückten Keeper Justin Heekeren, der damit immerhin einen Punkt sicherte. RWO liegt 5 Zähler hinter RWE.
Der aktuell härteste Verfolger Fortuna Köln spielt am Samstag beim bisherigen Favoritenspielverderber SC Wiedenbrück. Die Ostwestfalen punkteten in Essen und Wuppertal und schlugen Oberhausen am zweiten Spieltag mit 1:0. Genau diese Mannschaften hoffen somit darauf, dass dem SCW auch gegen die Fortuna, die sich nach drei Siegen in Folge bis auf zwei Zähler an die Tabellenspitze herangearbeitet hat, das Kunststück gelingen wird, dem Favoriten ein Bein zu stellen.
Das Spitzenquintett ist somit gefordert und so eng war die Tabellenspitze schon länger nicht mehr. Ein weiterer Grund, unseren Rot-Weissen bei aller berechtigten Kritik an einigen spielerischen Durchhängern auch weiterhin voll den Rücken zu stärken. Die Moral und die Einstellung stimmen jedenfalls zu 1907%. Mit unserer Unterstützung wird unsere Mannschaft trotz aller Verletzungsrückschläge dort bleiben, wo sie hingehört. An der Tabellenspitze.
NUR DER RWE!
Sven Meyering
Spielbericht
Dreipunktestück mit zwei Akten aufgeführt! RWE bleibt nach zwei grundverschiedenen Halbzeiten Tabellenführer!
Am Ende der fast fünfminütigen Nachspielzeit war Durchatmen angesagt. RWE holte sich im Gladbacher Borussia-Park drei ganz wichtige Zähler und verteidigt damit ein weiteres Mal seine Tabellenführung. Nach einem weitestgehend souveränen ersten Abschnitt, an dessen Ende RWE 2:1 in Führung gelegen hatte, brachten die Essener in der zweiten Hälfte das Resultat zumindest über die Runden. Der jüngst für die U21 des Kosovo nominierte Erolind Krasniqi war der Held des Abends.
Das Personal
Bereits bei Bekanntwerden der Mannschaftsaufstellung zuckte der RWE-Anhang zusammen. Erneut gab es keine guten Neuigkeiten, denn der etatmäßige Rechtsverteidiger Sandro Plechaty fand sich nicht auf dem Spielberichtsbogen in der ersten Elf, sondern nur auf der Ersatzbank. Essens Nummer 21 klagte über Oberschenkelbeschwerden. Dafür stand Yannick Langesberg erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder auf dem Platz. So musste die Essener Deckung umformiert werden. Da auch David Sauerland nach wie vor nicht zur Verfügung steht, war somit klar, dass die Rechtsverteidigerposition nicht von einem Spieler bekleidet werden würde, der dort eigentlich Zuhause ist. Dort ordnete sich dann Yannick Langesberg ein. Die einzige zumindest kleine Überraschung war zudem die erneute Nominierung von Zlatko Janjic für die Startelf, sodass Simon Engelmann zunächst einmal draußen blieb. Im Mittelfeld kehrte Luca Dürholtz zurück, wo natürlich Dennis Grote gesetzt war. Davor gab es die erwartete offensive Dreierkette mit Young, Krasniqi und Harenbrock.
Im Laufe der Partie kam Felix Heim nach 58 Minuten für Isi Young in die Partie. Da Luca Dürholtz, der sich insbesondere in der ersten Hälfte in guter Verfassung präsentierte, wegen eines taktischen Fouls die gelbe Karte gesehen hatte, kam Niklas Tarnat in die Partie. Wahrscheinlich auch eine Sicherheitsmaßnahme. Die nächsten Wechsel verblüfften etwas. Nach 74 Spielminuten kam Sandro Plechaty doch noch in die Partie, den Rasen verließ Doppelpacker Erolind Krasniqi. Damit stellte RWE in einer sensiblen Phase auf die eigentlich nicht so geliebte Dreierkette um, die aber den Gladbacher Schlussattacken standhalten sollte. Der letzte Tausch lautete Simon Engelmann gegen Cedric Harenbrock. So agierte Essen am Ende mit einer Doppelspitze, wohl auch um wieder mehr Pressing auf Gladbachs Spieleröffnungen hinzubekommen.
Bei den gastgebenden Gladbachern bewahrheiteten sich die Gerüchte um namhafte Profiverstärkungen übrigens nicht. Nur Torhüter Jonas Kersken, vierter Mann des Gladbacher Bundesligakaders und in der U19 für RWE aktiv, kam von „oben“ herunter.
Die Pluspunkte
RWE spielte zunächst so, wie es sich die RWE-Fans wünschen. Beide Essener Treffer im ersten Abschnitt waren das Resultat eines energischen und willensstarken Auftretens. Das Pressing funktionierte in allen Zonen erfreulich gut. Vor dem 1:0 durch Krasniqi erzwangen die Essener durch konsequentes Pressing einen Einwurf tief in der gegnerischen Hälfte, Grote sah danach Janjic, der abgezockt mit der Brust auf den neuen U21-Nationalspieler des Kosovo ablegte. Ero behielt ebenso abgezockt die Nerven, ließ Kersken zu Boden gehen und schob die Kugel locker in die lange Ecke. Vor dem 2:0 zwang RWE die Gastgeber erneut zu Fehlern, dann marschierte der von drei Gegenspielern nicht zu stoppende Isi Young die Box entlang und sah Krasniqi rechts im 16er, der einen kurzen Haken schlug und erneut ins lange Eck vollendete. Eine beruhigende 2:0 Führung nach noch nicht einmal einer halben Stunde. Auch im Anschluss daran bleib RWE giftig und konzentriert oder ließ den Ball sicher laufen. Die erste Hälfte war bis auf die letzten Minuten, dazu später mehr, der überzeugendste RWE-Auftritt seit Längerem. Nach der zweiten Hälfte freute sich der Essener Anhang zumindest über den Sieg, der eminent wichtig ist. Dafür zeigten sich auch Essens Abwehrrecken Rios Alonso und Felix Herzenbruch verantwortlich, die tadellos agierten.
Die Knackpunkte
Der Anschlusstreffer der Fohlen kam aus dem Nichts. Während die Uhr Richtung Halbzeit tickte, ließ sich der bis dahin solide agierende Yannick Langesberg auf dem Flügel von seinem Gegenspieler düpieren und riss ihn dann in der Box zu Boden. RWE hatte dabei auch noch eine klare Überzahl, sodass Langesberg, nachdem er überlaufen worden war, einfach hätte wegbleiben sollen. So wurde ein mausetoter und bereits ein wenig verzweifelt dreinschauender Gegner wiederbelebt. Der kam dann auch deutlich mutiger aus der Kabine, auch wenn es für den neutralen Beobachter über weite Strecken wohl so ausgesehen hat, dass das Spiel vor sich hinplätscherte. Jedoch wackelte die RWE-Führung durchaus in mindestens zwei Situationen bedenklich. Einmal kamen die Gladbacher auf der linken Seite durch und der brandgefährliche Rückpass wurde von Rios Alonso gefühlt mit dem letzten Millimeter der großen Zehe abgeblockt. Zwei Zeigerumdrehungen vor dem regulären Ende stockte ganz Fußball-Essen der Atem. Einen Distanzschuss der Borussen sah RWE-Keeper Daniel Davari erst sehr spät und im letzten Augenblick bekam Diva noch die Hände an den Ball, der dann links zur Seite wegsprang. So gut und zielstrebig RWE die erste Halbzeit gestaltete, so mäßig und zum Schluss zittrig war der zweite Abschnitt. Auch die Konter saßen leider nicht. Dennis Grote brachte es im Interview kurz nach Spielende auf den Punkt, es war ein am Ende dreckiger Sieg.
Der Aufreger
Obwohl es keine harte Partie gewesen ist, wurde es insgesamt ein kleines Kartenfestival mit 8 gelben Karten. Schiedsrichter Florian Exner verteilte diese paritätisch. Auf Essener Seite sahen Grote, Krasniqi, Dürholtz und Bastians Gelb. Und man muss offen zugeben, dass der Referee in eigentlich allen Fällen korrekt lag. Ärgerlich war besonders die Verwarnung für Erolind Krasniqi. Der bis dato überragende 17er der Rot-Weissen sah diese wegen Meckerns, als er den Ball wütend auf den Rasen knallte und vergeblich ein Foul monierte. Auch Felix Bastians brachte sich selber in Bedrängnis, als er die Kugel unnötig verlor und im Nachsetzen foulte. In beiden Fällen wäre etwas mehr Cleverness wünschenswert gewesen.
Fazit
Der Sieg war wichtig, keine Frage. RWE muss aber dringend seine Tendenz abstellen, den Gegner durch vermeidbare Fehler stark zu machen. So kostete die Partie erneut unnötig viel Substanz. Die Konkurrenz machte den Essenern an diesem Freitagabend keine Freude. Der WSV überzeugte mit einem 3:0 Erfolg beim 1. FC Köln, Preußen Münster bezwang Lippstadt mit 3:1. Immerhin konnten beide Kontrahenten nicht von einem RWE-Patzer profitieren. Nun gilt es am kommenden Wochenende Tante Lotte ohne Punkte im Sparstrumpf aus dem Stadion Essen nach Hause zu schicken. Bis dahin wie immer
NUR DER RWE!
Sven Meyering