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2021/2022 – Regionalliga West

Rot-Weiss Essen – Alemannia Aachen (2:1)

Lange hat es vor 11.200 Zuschauern an der Hafenstraße so ausgesehen, als ob es trotz hochkarätiger Chancen wieder nur für ein Remis reichen würde. Aber in der Nachspielzeit versetzte Felix Herzenbruch mit seinem 2:1-Siegtreffer die Hafenstraße doch noch in Ekstase. So wichtig und so schön. Fotos, Spielbericht und Stimmungsvideo sind online.

Vorbericht

Gegen Alemannia Aachen kann es nur eine Devise geben: GEMEINSAM zu 3 Punkten!

Bei Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen brodelt es. Das dramatische 3:3 bei der Reserve von Fortuna Düsseldorf wird in Fankreisen heiß diskutiert. RWE rettete nach einem 0:3 Rückstand einen Zähler und baute seine Tabellenführung somit auch um diesen aus. Doch die Umstände im Verbund mit den Resultaten der letzten Wochen führen aktuell dazu, dass den Essenern und ihrem Chefcoach Christian Neidhart schärferer Wind um die Nase weht. Da kommt der Westschlager gegen Alemannia Aachen vielleicht gerade zur rechten Zeit, um mit einem Dreier gegen den alten Rivalen diverse Dinge gerade zu rücken und den Schulterschluss mit den Anhängern zu tätigen.

Das Personal und die taktischen Optionen

Die Langzeitverletzten sind bekannt, noch immer hat zudem David Sauerland muskuläre Probleme. Trotz der vogelwilden Anfangsphase in Düsseldorf, als RWE nach 18 Minuten mit 0:3 zurücklag und diese drei Treffer in insgesamt nur 11 Minuten schlucken musste, dürfte Essens Abwehr unverändert bleiben. Schlussmann Daniel Davari wirkte beim 0:1, als er einen Kullerball ins lange Ecke trudeln ließ, maximal unglücklich. Zuvor in Köln zeigte Diva aber mehrfach seine Klasse. Auch Rios Alonso musste am Rhein durch ein Stahlbad gehen. Der junge Innenverteidiger kannte bislang fast nur die Sonnenseite bei RWE, am Mittwoch hatte er aber einen gebrauchten Tag und leistete sich zum Teil haarsträubende Fehler im Aufbauspiel. Sein Partner Felix Herzenbruch sorgte ebenfalls für wenig Stabilität und auch im Zusammenspiel der beiden waren viele Räume für den Gegner offen.

Felix Herzenbruch ist auch gegen Aachen gesetzt.

Das wurde auch dadurch begünstigt, dass Essen auch auf den Außenverteidigerpositionen, bekleidet von Sandro Plechaty und Felix Bastians, sehr hochstand, aber in der Anfangsphase keinen Zugriff auf die wirbelnden Fortunen bekam. Die im Vorbericht gewünschte Kompaktheit und das schnelle defensive Umschalten fand leider nicht statt. Rot-Weiss Essen muss ohne Daniel Heber eben anders spielen als mit Daniel Heber. Nach dieser Generalkritik am RWE-Defensivverbund ist somit auch klar, was gegen die Alemannia anders werden muss. RWE muss Zugriff auf den Gegner bekommen und darf nicht so naiv verteidigen wie in den beiden vergangenen Spielen. Dass das geht, hat die Truppe zuvor schon mehrfach bewiesen.

Im Mittelfeld bahnen sich womöglich Wechsel an. Erolind Krasniqi kam in Düsseldorf nach knapp einer Stunde für Luca Dürholtz ins Spiel und sprühte nur so vor Spielfreude. Ohne Essens jungen 17er hätte es die Wende zu zumindest einem Zähler wahrscheinlich nicht gegeben. Erst spielte Erol einen blitzsauberen Pass in die Tiefe, den Oguzhan Kefkir zur Vorlage auf Janjic zum 2:3 nutzte, dann schoss er die Kugel in Tor des Monats-Manier zum Ausgleich in die Maschen. Einen besseren Krasniqi hat RWE bislang noch nicht gesehen. Gibt es zur Belohnung einen Startelfeinsatz?

Erolind Krasniqi zeigte eine Klasseleistung in Düsseldorf.

Eine weitere gewinnbringende Einwechslung war Sascha Voelcke. Dieser kam auf der linken Außenbahn gleich mehrfach an seinem Gegenspieler vorbei, leider wurde seine Maßflanke kurz vor Schluss von Abnehmer Zlatko Janjic am langen Eck vorbeigeköpft. Ansonsten hätte RWE die völlige Wende schaffen können. Zudem hat Neidhart noch die Wahl zwischen Oguzhan Kefkir, Cedric Harenbrock und Niklas Tarnat, wobei jeder dieser Spieler eine etwas andere Zone auf dem Feld bekleidet. Anders als Kontrahent Alemannia Aachen befinden sich die Essener auch in einer englischen Woche und haben bis zum Westschlager die deutlich kürzere Regenerationszeit. Da ist ein stärkeres Rotieren nicht unwahrscheinlich. Zumal einige verdiente Kräfte wie Luca Dürholtz oder auch Isi Young offenbar einen hoffentlich nur kleinen Durchhänger haben. Aus diesem kämpft sich Simon Engelmann so langsam heraus, sein Treffer leitete die Aufholjagd ein. Alternative Zlatko Janjic traf ebenfalls, vergab aber wie schon angesprochen die Premiumchance zum Siegtreffer.

Alemannia Aachen ist gemessen an seinen bisherigen Auftritten offensiv nicht sehr durchschlagskräftig, aber defensiv stabiler. Nimmt man das verheerende 1:4 gegen RW Ahlen aus der Rechnung, kassierten die Alemannen in 12 Partien 16 Gegentore. RWE kann sich daher wahrscheinlich auf ein ganz anderes Spiel einstellen als zuletzt gegen die laufstarken und schnell umschaltenden Reservemannschaften, die zudem hoch ins Pressing gingen. Die Alemannia wird wohl eher den Wiedenbrück-Stil pflegen, sich massiv einigeln und auf einen Lucky Punch hoffen. RWE muss seine spielerische Überlegenheit ausspielen, den zu erwartenden Kampf annehmen und kühl bleiben. Welche Rolle die Entlassung des bisherigen Cheftrainers Patrick Helmes bei der Elf vom Tivoli spielen wird, bleibt abzuwarten.

Dennis Grote traf beim letzten Spiel gegen Aachen.

Der Gegner Alemannia Aachen (15. Platz/ 2 Siege/ 4 Remis/ 7 Niederlagen/ 12:20 Tore)

Nach einem großen personellen Umbruch und der Verpflichtung des im Seniorenbereich ohne Erfahrungen als Cheftrainer ausgestattetem Patrick Helmes war im Grunde bereits klar, dass der Traditionsklub keine Netze Richtung Aufstiegsplatz auswerfen können werde. Die bisherige Saisonbilanz überrascht dann aber doch, und zwar negativ. Unterlag die Elf vom Tivoli am ersten Spieltag nach couragierter Partie erst in der Nachspielzeit bei Mitfavorit Preußen Münster knapp mit 1:2, folgten danach diverse Pleiten und der Sturz auf die Abstiegsränge, die nach dem 3:2 über Wegberg Beek verlassen werden konnte. Am letzten Wochenende folgte dann aber der bisherige Tiefpunkt. Rot-Weiss Ahlen verpasste den gastgebenden Alemannen eine deftige Abreibung und siegte mit 4:1 auf dem einst so gefürchteten Tivoli.

Da war es vorbei für Patrick Helmes, der von Sportchef Martin Bader, kein Unbekannter und Unerfahrener in der Szene, von seinen Aufgaben entbunden wurde. Am Samstag in Essen werden die Kaiserstädter jedoch nicht vom bisherigen Co-Trainer Uwe Grauer interimsmäßig trainiert. Für Außenstehende ganz plötzlich steht auf einmal Fuat Kilic am Samstag an der Linie. Kilic trainierte die Alemannia bereits von 2016 bis 2020. Nun kehrt er zurück. Da wollen wir hoffen, dass diese Personalie nicht den vom Aachener Sportvorstand gewünschten Motivationskick erzielen kann. Soll heißen, der neue Besen darf gerne erst nach dem Gastspiel bei RWE gut kehren.

Mit dem Kampf zurück in die Erfolgsspur.

Dort werden die Aachener auf einen stabilen Defensivverbund setzen wollen. Nominell sind in der Aachener Abwehr Spieler wie Tjorben Uphoff, der vom WSV kam, dem langjährigen Kapitän Peter Hackenberg sowie Franko Uzelac nicht das Schlechteste was in der Regionalliga West auf dem Platz steht. Mittelfeldmotor Mergim Fejzullahu hat Spielmacherqualitäten und ist Spezialist für ruhende Bälle, vorne traf Mittelstürmer Jannik Mause bislang 5 Mal in dieser Spielzeit. Der Ex-Essener Hamdi Dahmani trat in dieser Spielzeit bislang noch nicht als Torschütze in Erscheinung. Die Alemannia verkauft sich in dieser Saison unter Wert. Das darf allerdings gerne beim Gastspiel auch weiterhin so bleiben. Dort wird der Außenseiter von einem ausverkauften Auswärtsblock unterstützt werden, was sicherlich bemerkenswert ist. Auf ihre Anhänger darf die Alemannia somit zählen.

Fazit und Blick über den Tellerrand: Die Lage in der Liga (und bei RWE)

Für RWE könnte ein richtungsweisendes Spiel anstehen. Sieht man von der kommenden Auswärtsaufgabe bei Mönchengladbach II einmal ab, so haben die Essener nun bis zum Ende der Hinrunde Kontrahenten vor der Brust, die nicht die Spielstärke und das Tempo aufbieten, dass für RWE ohne Daniel Heber Gift darstellt. Mit einem Sieg gegen Aachen bleiben die Roten erst einmal definitiv oben, egal wie die Konkurrenz abschneidet. Diese macht am Freitagabend den Auftakt bei der Partie Preußen Münster gegen Gelsenkirchen II. Mit einem Sieg könnten die Adlerträger zumindest über Nacht eine Punktgleichheit mit RWE herstellen. Um auch vorbeizuziehen müsste jedoch ein Kantersieg mit 6 Toren Differenz her.

Preußen Münster will an RWE vorbeikommen.

Einen solchen Sieg wird das aktuell sehr formstarke Fortuna Köln in seinem Heimspiel gegen den KFC Uerdingen anstreben wollen. Zwar haben die Krefelder mit zuletzt knappen Niederlagen ihre Fußballerehre nach der historischen Schlappe gegen unsere Mannschaft wieder etwas hergestellt. Dennoch dürfte es im Südstadion nur um die Höhe des Kölner Erfolges gehen. Sehr gespannt blicken wir auf die Auftritte des SC Wiedenbrück in Wuppertal und das Heimspiel von Düsseldorf II gegen Oberhausen. Werden sich die Wiedenbrücker auch im Tal derartig bissig und leidenschaftlich zeigen wie an Essens legendärer Hafenstraße? Und läuft bei Fortuna Düsseldorf Lex-Tyger Lobinger wieder auf oder wird er nach seiner Galavorstellung gegen RWE mit einem Kaderplatz in der ersten Mannschaft belohnt, die fast zeitgleich in Rostock auflaufen wird? Es wäre jedenfalls wünschenswert, wenn man den Eindruck bekommen könnte, dass nicht nur Spiele gegen RWE mit vollem Einsatz und personellem Aufwand geführt werden würden. Was sich in dieser Hinsicht die Zweitvertretung des 1. FC Köln herausnahm, war bereits wieder absolut grenzwertig. Gegen RWE spielten die Geißböcke volle Kapelle mit massiver Profiunterstützung, beim Nachholspiel gegen Rödinghausen unter der Woche bot man deutlich weniger Qualität auf und gönnte auch noch seinem etatmäßigen Abwehrchef eine Verschnaufpause. Was das noch mit fairem Sport zu tun hat, sei dahingestellt.

RWE muss diesen Widrigkeiten trotzen. Aktuell bauen sich diese ein Stück weit leider auch wieder im eigenen Lager auf. Nach drei sieglosen Spielen in Serie gibt es Gegenwind und in den sozialen Medien mehrt sich die Kritik an Coach Christian Neidhart. Kritik ist legitim, insofern sie sachlich und konstruktiv ist. Einige Leute schießen aber bereits wieder weit über das Ziel hinaus und sehen schon die Tage von Christian Neidhart an der Hafenstraße als gezählt   an. Geht es eigentlich noch, möchte man diese Leute fragen? Fakt ist, dass RWE seit 53 Regionalliga West Partien von Neidhart geführt wird, in diesen satte 118 Punkte holte (Schnitt 2,23), 122 Tore erzielte (Schnitt 2,3) und nur 41 Gegentore kassierte (Schnitt 0,77). Lediglich 5 dieser Spiele gingen verloren, 35 Partien hingegen gewann RWE unter Christian Neidhart. Zudem erreichte RWE unter ihm im Vorjahr sensationell das Viertelfinale des DFB-Pokals, der größte Erfolg des Vereins seit weit über 20 Jahren. Wer die Statistiken nach einem Trainer durchsuchen möchte, der zuletzt erfolgreicher in Essen gearbeitet hat als Christian Neidhart, der wird weit, sehr weit zurückblättern müssen. Man darf Dinge hinterfragen. Wer aber wegen einer bislang kleinen Durststrecke den Trainer in Frage stellt, setzt selbstzerstörerische Kräfte in Gang, die die Konkurrenz frohlocken lässt, und dem eigenen Team schaden. Halten wir dagegen!  Es ist einfach, Mannschaft und Trainer nach einem halben Dutzend Siegen in Serie zu feiern. Es ist weniger einfach adäquat mit schlechteren Resultaten umzugehen. Eines ist jedoch sicher, gerade in solchen Situationen braucht uns die Mannschaft. Somit kann es gegen Alemannia Aachen nur eine Devise geben, GEMEINSAM zu 3 Punkten!

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Spielbericht

Ekstase in der Nachspielzeit: Herzenbruch erlöst RWE!

11.250 Zuschauer sahen das Traditionsduell der Regionalliga West zwischen Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen an der Hafenstraße und eine veränderte Startelf des Spitzenreiters. Drei der vier Einwechselspieler der Aufholjagd in Düsseldorf sollten gegen die Alemannia ihre Chance von Anfang an erhalten: Die Torschützen Zlatko Janjic und Erolind Krasniqi ersetzten Simon Engelmann und Oguzhan Kefkir und in der Mittelfeldzentrale erlebte Luca Dürholtz erstmals den Anpfiff eines Ligaspiels von der Bank – für ihn kam Neuzugang Niklas Tarnat zu seinem zweiten Einsatz von Beginn an.

Zlatko Janjic traf in Düsseldorf und gegen Aachen.

Auf Aachener Seite begann der ehemalige Rot-Weisse Hamdi Dahmani im Sturm und verpasste bereits nach zwei Minuten mit einem Kopfball nur knapp sein erstes Saisontor. Kurz vor der Pause konnte er seine gute Leistung allerdings – erneut per Kopf – mit dem Ausgleich krönen, da ihn Rios Alonso aus den Augen verloren hatte und Felix Bastians dem Aachener Flankengeber zuvor zu viel Platz gelassen hatte. Die einladenden Begleitumstände spiegelten dabei das Spielgeschehen wider, denn wie sich die harmlosen Aachener mit einem 1:1 in die Pause retteten, konnten sie sich wohl selbst nicht erklären.

Eigentlich hatte RWE einen Einstand nach Maß erlebt: Zlatko Janjic konnte bereits nach sechs Minuten eine Harenbrock-Flanke per Kopf im Winkel zur rot-weissen Führung versenken, nachdem er schon eine Minute zuvor nach einer Ecke nur einen Schritt zu spät gekommen war. Nach einer Viertelstunde hatte er nach einem tollen Zuspiel – wieder von Cedric Harenbrock – sogar die Gelegenheit, auf 2:0 zu erhöhen, doch seinen zu zentralen Abschluss parierte Joshua Mroß im Aachener Kasten.

Cedric Harenbrock durfte dieses Mal gemeinsam mit Erolind Krasniqi starten.

Der Schlussmann der Gäste ließ sich selbst bei eigenem Rückstand viel Zeit, denn Fuat Kilic hatte seinen Mannen den sehr laufintensiven Plan mitgegeben, das rot-weisse Aufbauspiel durch hohes Pressing zu stören. Die Stürmer Dahmani und Mause liefen die Essener Abwehr früh an und das Aachener Mittelfeld rückte hoch nach, um die sich anbietenden Sechser Grote und Tarnat bereits bei der Ballannahme zu stören und zu Rückpässen zu zwingen. Da Aachen im eigenen Ballbesitz nichts zustande brachte, entwickelte sich eine bisweilen unansehnliche Partie mit vielen Ballverlusten auf beiden Seiten. Erst nach einer halben Stunde hatte Cedric Harenbrock, der rot-weisse Aktivposten der ersten Halbzeit, mal wieder zwei (ungefährliche) Abschlüsse.

Fünf Minuten vor der Pause spielte RWE nach einer Balleroberung durch Zlatko Janjic die entstandene Überzahlsituation schlecht aus, sodass letztendlich ein Abschluss Niklas Tarnats geblockt werden konnte. Als sich die Essener Hintermannschaft angesichts des dahinplätschernden Spiels gedanklich bereits in der Kabine befand, folgte dann mit dem ersten Aachener Ball auf Davaris Kasten der Ausgleich und die provozierenden Gesten Jannik Mauses weckten die bis dahin friedlich schlummernde Westtribüne auf. Mit dem folgenden Austausch von Nettigkeiten und Wurfgegenständen zwischen Aachener Spielern und den Fans auf Rahn- und Westtribüne verschwanden die Spieler dann zum Pausentee in der Kabine.

In Hälfte 2 kamen Dürholtz, Kefkir und Engelmann.

Ohne personelle Veränderungen zeigte sich RWE nach der Pause wesentlich konzentrierter, die zahlreichen Fehlpässe und Unkonzentriertheiten aus dem ersten Durchgang waren kaum mehr zu sehen und der Ball lief sicherer durch die eigenen Reihen, wenngleich in den ersten fünfzehn Minuten nach der Pause Janjics flach getretener Freistoß neben das Tor die einzige Torchance blieb.

Nach einer Stunde Spielzeit nahm Christian Neidhart dann einen Dreifachwechsel vor, indem er die auf die Bank rotierten Engelmann, Kefkir und Dürholtz für Krasniqi, Harenbrock und Tarnat brachte. Nur sieben Minuten später musste Oguzhan Kefkir den Platz dann allerdings verletzungsbedingt bereits wieder verlassen. Wir wünschen an dieser Stelle „Gute Besserung!“ und hoffen, dass es unsere Nummer 38 nicht allzu schlimm erwischt hat. Für ihn kam Felix Heim in die Partie, der nach 71 Minuten dann die nächste, nennenswerte Chance hatte, als er von der Strafraumgrenze über das Tor schoss.

Die Verzweiflung löste sich am Schluss im Jubel auf.

Der durchaus legitime Aachener Plan, das Spiel zu verschleppen, ging lange Zeit auf, doch ab der 80. Minute fehlten den Kaiserstädtern die Kräfte und RWE leitete endlich eine Schlussoffensive ein. Zunächst vertändelte Felix Heim eine Abschlussgelegenheit, dann reklamierte Janjic nach einem leichten Rempler einen Strafstoß, ehe wieder Heim nur einen harmlosen Roller Richtung Kasten zustande brachte. Simon Engelmann scheiterte drei Minuten später an Mroß, der den Ball jedoch nach vorne abklatschen ließ und Heims Nachschuss konnte von einem Aachener Verteidiger geblockt werden. Nach 87 Minuten klärten die Aachener einen Janjic-Kopfball kurz vor der Linie, eine Minute später hatte Engelmann nach einem tollen Solo und Zuspiel von Young die dickste Gelegenheit, zielte aber mittig auf Joshua Mroß. Sandro Plechaty tat es ihm eine Minute später aus ähnlicher Position gleich und zum Zeitpunkt Zlatko Janjics harmloser Kopfballrückgabe in die Arme des Keepers waren die 90 Minuten bereits abgelaufen und Schiedsrichter Jörn Schäfer signalisierte drei Minuten Nachspielzeit.

Als ein Schuss Engelmanns nach der Hälfte der Nachspielzeit über das Tor flog und die Aachener nach dem folgenden Abstoß an der Essener Eckfahne in Ballbesitz waren, fürchteten viele bereits das vierte Unentschieden in Folge, doch eine letzte Flanke von Felix Heim klärte ein Aachener Verteidiger zur Ecke, mit deren Ausführung die offizielle Nachspielzeit bereits beendet war. Rios Alonso zwang Mroß dazu, seinen Kopfball zur erneuten Ecke über die Latte zu lenken, auch die folgende Ecke konnte die Alemannia nur ins Toraus klären und so hatte Luca Dürholtz noch einen allerletzten Anlauf. Der Ball wurde am Fünfmeterraum von einem Aachener unfreiwillig verlängert und Felix Herzenbruch bugsierte das Leder aus kurzer Distanz mit dem Kopf in die Maschen. Die Hafenstraße stand Kopf, Herzenbruch rannte gefolgt von seinen Mitspielern, Betreuern und Auswechselspielern über den halben Platz und auf der Westtribüne stürzte eine Jubellawine unter den unzähligen Bierduschen die Stufen hinunter. Das Spiel wurde gar nicht mehr angepfiffen und der Siegtorschütze genoss die Feierlichkeiten mit einem Stauder auf dem Zaun der West, während das gesamte Team sich für den Sieg in buchstäblich letzter Sekunde gebührend feiern ließ.

Ein Moment für alle Jahresrückblicke!

Es war sicherlich kein gutes Spiel, RWE spielte seine Gelegenheiten schlecht aus und leistete sich einige Unkonzentriertheiten im Spielaufbau. Der Ansatz, das hohe Pressing der Aachener fast immer geduldig mit Flachpässen überspielen zu wollen, führte in der Phase vor der Pause zu einigen Ballverlusten. Letztendlich war der Sieg aber hochverdient, da auch in einem schwächeren Spiel noch genug Torchancen vorhanden waren, das Spiel deutlich früher zu entscheiden, während die Gäste nur einen einzigen Ball auf Davaris Kasten brachten, der dann auch noch drin war. Der Aufstieg wird am Ende vor allem über Arbeitssiege entschieden und der heutige Siegtreffer mitsamt der eskalierenden Hafenstraße wird der Mannschaft viel Energie für die weitere Saison geben!

Dominik Gsell

Fotos by M.R.

Fotos by M.E.

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Stimmungsvideo
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