Vorbericht
Den sportlichen Erfolg gegen Gelsenkirchens Nachwuchs bestätigen
Wieder gibt es ein Flutlichtspiel an der Essener Hafenstraße und wieder steht ein Duell auf dem Plan, dem die Rivalität eines Derbys vorauseilt. Auch wenn sich Rot-Weiss Essen „nur“ mit der Zweitvertretung des ungeliebten blauen Nachbarn herumärgern muss, wollen die RWE-Fans dieses Spiel ungern verlieren, zumal die Siegesserie zu Saisonbeginn RWE nach der sensationellen Aufholjagd bei Preußen Münster an die Tabellenspitze gespült hat. Auch wenn es auf dem Papier leichter aussieht als am Dienstag, ist der Gelsenkirchener Nachwuchs nicht zu unterschätzen.
Personallage
Der rot-weisse Kader ist zum Dienstag unverändert. Während Nils Kaiser (ca. noch zwei Wochen) und Michel Niemeyer (unbekannt) länger ausfallen, steigt David Sauerland nächste Woche wieder ins Mannschaftstraining ein. Nicht dass es einen Grund gäbe, Sandro Plechaty auszuwechseln, allerdings ist es beruhigend zu wissen, dass der spielstarke Außenverteidiger bald ebenfalls einsatzbereit ist.
Die zwei so unterschiedlichen Leistungen in Münster lassen einige Spekulationen darüber zu, wie Christian Neidhart seine Mannschaft spielen lassen wird. Besonders das kreative Element nach vorne wurde nach der Herausnahme von Cedric Harenbrock vermisst. Die RWE-Fans können also davon ausgehen, dass entweder Harenbrock selbst oder der ebenfalls fulminant aufspielende Erolind Krasniqi von Beginn an die Bälle verteilen werden. Auf dieser Position hatte RWE viele Jahre Probleme, da über das offensive Mittelfeld wenig Torchancen kreiert oder zu wenig Tore erzielt wurden. Mit dem wieder genesenen Harenbrock, der im Vorjahr satte neun Tore selbst erzielte und acht weitere vorbereitete, galt diese Position als gesetzt. Dass Cedric Harenbrock nun um seinen Stammplatz kämpfen muss, liegt allein an den starken Auftritten von Erolind Krasniqi, der gegen Homberg sein erstes Tor erzielen konnte.
Im Sturm hat Rot-Weiss Essen ebenfalls ein Luxusproblem, denn beim letzten Mal vermissten die RWE-Fans Simon Engelmann, der nach 45 Startelfeinsätzen am Stück die erste Hälfte auf der Bank verbrachte. Sein Konkurrent Zlatko Janjic zeigte durchaus, dass auch er ein starker Stürmer ist, allerdings lässt das spielentscheidende 3:2, das Engelmann erzielte, daran glauben, dass Essens Engel die Gelsenkirchener heimsuchen wird.
Der Gegner Schalke 04 II (11. Platz/3 Siege/1 Unentschieden/3 Niederlagen/10:9 Tore)
Der Gelsenkirchener Nachwuchs spielt bislang eine mehr als ordentliche Saison und sammelte in sieben Spielen 10 Punkte. Da im Gegensatz zu anderen Reviervereinen die Zweite Mannschaft vornehmlich der Ausbildung dient, wird man bei den Blauen zufrieden sein. Allerdings haben auch die Nachbarstädter die unsportliche Angewohnheit, Spieler aus dem Kader der ersten Mannschaft einzusetzen. Ein so extremer Einsatz von Verstärkungen aus dem Oberhaus wie im Hinspiel der letzten Saison, in dem gleich vier Bundesligaprofis eingesetzt worden sind, ist mehr als unwahrscheinlich, da die erste Mannschaft nahezu zeitgleich gegen den Karlsruher SC spielt. Allerdings boten die Gelsenkirchener im letzten Ligaspiel gegen RW Ahlen Kerim Calhanoglu und den in Essen bestens bekannten Timo Becker auf.
Mit 10 Treffern zählt die Sturmreihe der Blauen zum Mittelfeld in der Regionalliga. Auffällig ist, dass diese Treffer sich auf gleich acht Spieler verteilen, sodass die Mannschaft schwer auszurechnen ist. Die neun Gegentreffer sind ebenfalls im Mittelmaß der Liga. Dass man gegen die Mannschaft Tore schießen kann, bewies Rot-Weiß Ahlen, das in der Fremde immerhin dreimal traf. Dass sich der Gelsenkirchener Nachwuchs wehren kann, zeigt der Endstand von 5:3 allerdings auch.
Fazit
RWE sollte die Qualität haben, von Beginn an zu zeigen, dass die Festung Hafenstraße halten wird. Allerdings wird ein 5:0 Erfolg, wie die Essener ihn beim letzten Heimspiel feiern konnten, unrealistisch sein. Nach dem Strauchler gegen Straelen zeigt sich die Mannschaft verbessert. Dieses Gefühl stützen die Zahlen. Wäre man durchaus auch mit Unentschieden in Münster, Wuppertal oder gegen Fortuna Köln im Vorfeld zufrieden gewesen, konnte RWE gegen alle drei Konkurrenten um den Aufstieg gewinnen. Auch wenn das eine frühe Zwischenetappe ist, zeigt sich, dass der diesjährige Kader das Zeug hat, bis zum Schluss um das große Ziel mitzuspielen.
Zwei Elemente sind im RWE-Spiel entscheidend: das Prunkstück der vergangenen Saison war die Abwehr, an der sich so mancher Gegner schier die Zähne ausgebissen hat. In dieser Spielzeit deutet sich ebenfalls an, dass es gegen Rot-Weiss Essen immer schwieriger wird, Tore zu erzielen. Neben dem Ausnahmekönner Daniel Heber zeigt der völlig unbekümmerte José-Enrique Rios Alonso Woche für Woche, dass er den Abgang von Alexander Hahn mindestens gleichwertig ersetzen kann. Über die rechte Abwehrseite braucht ebenfalls kein Wort verloren zu werden, denn Sandro Plechaty und David Sauerland bringen konsequent überdurchschnittliche Leistungen. Auf der linken Seite zeigte Felix Herzenbruch, dass er die linke Seite im Griff hat, und Felix Bastians deutete bislang mehrfach an, dass er ohne lange Aufwärmphase RWE weiterhelfen wird.
In der Offensive tat sich RWE gegen tiefstehende Gegner in der Vorsaison manchmal schwer. Hier ist enorme Geschwindigkeit dazu geholt worden und gegen Homberg erweckte die Offensive den Eindruck, als könne sie auch solche Mannschaften aggressiver bespielen. Egal, wie die Gelsenkirchener auftreten, RWE sollte in Normalform Lösungen finden können. So glauben wir RWE-Fans an das Team, dass es auch diese drei Punkte an der Hafenstraße hält.
Hendrik Stürznickel
Spielbericht
3 G! Grotes Granate schlägt Gelsenkirchen!
Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen bleibt in der Erfolgsspur. Mit einem hart umkämpften 1:0 Erfolg über die Zweite des Nachbarn aus Gelsenkirchen beendete RWE die englische Woche mit der maximal möglichen Punktausbeute von 9 Zählern und schraubte seine Siegesserie auf jetzt 5 Partien hoch. Damit bleibt Essen weiterhin Tabellenführer der Regionalliga West. Unsere Analyse.
Personal
Gegenüber der Startelf von Münster schickte Christian Neidhart eine auf zwei Positionen veränderte Mannschaft aufs Feld. Simon Engelmann kehrte anstelle von Zlatko Janjic ins Sturmzentrum zurück und Cedric Harenbrock durfte für Oguzhan Kefkir beginnen. Im Laufe des Spiels nutzte Neidhart alle 4 Wechseloptionen. Nach knapp einer Stunde ersetzte Erolind Krasniqi Harenbrock. Nach 70 Minuten gab es einen Doppelwechsel. Kefkir und Janjic kamen für Holzweiler und Engelmann. Weil eine Viertelstunde vor Schluss der Muskel bei Felix Bastians „zumachte“, kam Felix Herzenbruch ins Spiel. Eigentlich war geplant, dass Sascha Voelcke den völlig ausgepumpten Isi Young ersetzen sollte.
Pluspunkte
Erstmal natürlich die 3 Punkte. Ansonsten hatten die Neidhart-Schützlinge ein hartes Stück Arbeit gegen eine mutig agierende Gästetruppe abzuliefern, die zunächst den Ton angab. Da in der ersten gut halben Stunde für Essen wenig aus dem Spiel heraus gelang, musste Kapitän Dennis Grote eine Granate Richtung des Gelsenkirchen Tors schicken, die unhaltbar für Keeper Fraisl im rechten unteren Eck einschlug. Hin und wieder muss es auch mal individuelle Klasse richten. Dem Tor vorangegangen war eine gelungene Umschaltsituation über Harenbrock, Young und Dürholtz, die die Gäste genau vor die Füße von Grote klären konnten. Der Treffer war ein Brustlöser. Bis zur Pause hätte RWE den zweiten Treffer markieren können. Fraisl rettete einen Engelmann-Schuss in absoluter Klassemanier. Den Ball hätten wohl nicht viele andere Keeper in dieser Liga gehalten. Ohnehin war der Österreicher Fraisl für einen Torhüter extrem auffällig. Mehrfach rettete er weit aus seinem Tor und gar der Box herausgelaufen für seine Abwehrspieler. Dann verzettelte er sich beinahe in einem Dribbling gegen Engelmann. Nur beinahe. In der zweiten Hälfte hatte RWE die Spielkontrolle und weitere Chancen. Insgesamt darf festgestellt werden, dass die Essener den generell spielstark zu nennenden Gästen keine einzige wirkliche Torchance gönnten. Das reicht dann eben auch an mäßigeren Tagen zum Sieg.
Knackpunkte
Gäste-Trainer Torsten Fröhling war vor dem Spiel mit extremen Understatement aufgewartet, als er sinngemäß angab, an der Hafenstraße nicht zweistellig verlieren zu wollen. Seine Mannschaft legte dann ein anderes Zeugnis ab. Zu Beginn wurde RWE zurückgedrängt und brauchte Grotes Traumtor, um richtig ins Spiel zu kommen. In der zweiten Halbzeit ließen die Essener dann einmal mehr sehr gute Gelegenheiten liegen. Der Deckel hätte früher draufgemacht werden können. So musste erneut bis zum Schlusspfiff gezittert werden. Unnötig.
Der Aufreger
Nach knapp einer Stunde wurde RWE ein wohl reguläres Tor von Kevin Holzweiler aberkannt, Schiedsrichterassistentin Nadine Westerhoff wähnte Holz nach schöner Engelmann-Vorlage wahrscheinlich fälschlicherweise im Abseits. Ärgerlich. Noch ärgerlicher war kurz vor dem Schlusspfiff der Platzverweis für Erolind Krasniqi. Dieser ging zugegebenermaßen ordentlich zur Sache gegen seinen Gegenspieler und hielt den sprichwörtlichen Socken drauf. Allerdings kam er wohl einfach einen Schritt zu spät und traf seinen Kontrahenten unabsichtlich. Gelb hätte es hier garantiert getan. Hätte Timo Gansloweit, der Referee aus Münster, die Regelauslegung von Felix Weller an den Tag gelegt, die Preußen hätten wohl dreimal Rot sehen müssen. Aber gut, es war ein anderes Spiel und ein anderer Schiedsrichter. Es bleibt abzuwarten, wie lange Krasniqi gesperrt werden wird.
Fazit
Ein weiterer wichtiger Sieg nach Anlaufschwierigkeiten. Mit der zweiten Hälfte verdienten sich die Essener den Erfolg aber ohne Wenn und Aber. Das wurde von sagenhaften 10.000 Zuschauern honoriert, die Hafenstraße war unter Corona-Bedingungen ausverkauft. RWE und sein Anhang zeigten, was Fußball in Essen ausmacht. Leidenschaft und friedfertige Begeisterung. Wichtig nach der dunklen Dritten Halbzeit von Münster. Auch die Konkurrenz gab sich fast keine Blöße, Fortuna Köln spielte 0:0 gegen Düsseldorfs Reserve, aber Münster, der WSV und Oberhausen siegten. Tabellenführer bleibt trotzdem unser RWE. Diese Position wollen die Rot-Weissen am kommenden Wochenende in Lippstadt festigen. Bis dahin wie immer:
NUR DER RWE!
Sven Meyering