Vorbericht
RWE will kein netter Neffe sein und Tante Lotte langmachen!
Beim kommenden Heimspiel gegen die Sportfreunde Lotte darf Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen nichts anbrennen lassen. Die Devise lautet, drei weitere Punkte für die Verteidigung der Tabellenführung einzufahren. Da darf RWE kein netter Neffe sein und muss Tante Lotte langmachen. Essen wird dabei erneut zu personellen Umstellungen gezwungen werden, was die klare Favoritenrolle der Neidhart-Jungs nicht schmälern wird. Hier kommt unser Vorbericht.
Das Personal und die taktischen Optionen
Neben einer langen Verletztenliste hat RWE gegen die Sportfreunde einen weiteren Spieler nicht zur Verfügung, allerdings aus für ihn erfreulichen Gründen. Erolind Krasniqis starke Leistungen in den vergangenen Wochen sind auch dem Fußballverband seiner Heimat, dem Kosovo, aufgefallen. Ero wurde für die dortige U21 nominiert und kann somit gegen Lotte nicht mitwirken. In der augenblicklichen Personalsituation ist für RWE somit auch ein Wermutstropfen dabei, zumal Krasniqi aktuell in einer bestechenden Form ist und mit seinem Doppelpack der Vater des Sieges bei der Mönchengladbacher U23 war. Kurios in diesem Zusammenhang ist, dass die Essener das Spiel hätten verlegen können, wäre Ero für eine deutsche U-Mannschaft nominiert worden. So machen es zum Beispiel die Zweitvertretungen des 1. FC Köln und der Düsseldorfer Fortuna an diesem Wochenende, die Akteure für den deutschen Fußballbund abstellen. Bei Berufungen durch ausländische Verbände gibt es diese Regelung nicht.
Unabhängig davon, dass die Essener das Spiel sicherlich unbedingt austragen wollen, befinden wir uns somit wieder einmal im Kuriositätenkabinett des Verbandes. Somit ist für Christian Neidhart und sein Trainerteam die größte Frage, wer den Jungnationalspieler in Essens erster Elf ersetzen soll, die sich ansonsten auf vielen Positionen quasi von alleine aufstellen wird. Man darf zunächst einmal davon ausgehen, dass Neidhart den hoffentlich von seinen Oberschenkelproblemen genesenen Sandro Plechaty wieder von Beginn an anstelle von Yannick Langesberg auf die Rechtsverteidigerposition beordern und der Abwehrverbund aber ansonsten unverändert bleiben wird. Für Erolind Krasniqi gibt es im Grunde drei oder sogar vier Alternativen, letztere ist geknüpft an eine Doppelspitze.
Spielen wir das einmal durch. So könnte Niklas Tarnat zusammen mit Dennis Grote die Mittelfeldzentrale bilden und Luca Dürholtz, in Mönchengladbach zumindest in Hälfte eins ausgesprochen spielfreudig, etwas weiter vorne agieren und seine Rolle damit offensiver interpretieren. Beginnen dürfte der ehemalige Elversberger aber auf jeden Fall. Für Tarnat könnte ansonsten noch ein Youngster hereingeworfen werden, entweder Felix Heim oder Sascha Voelcke, für die bislang in der Liga nur Jokerrollen vorgesehen waren. Im Sturm ist es spannend zu sehen, ob Zlatko Janjic zum dritten Mal in Folge in der Startelf stehen wird. Janjic kommt langsam in Fahrt und hat sein zu Saisonbeginn etwas lässig wirkendes Spiel ein- und umgestellt. Er ist stets anspielbereit, schwer von der Kugel zu trennen und legt die Bälle gut auf seine Mitspieler ab, so gesehen vor dem 1:0 in Mönchengladbach, als Zlatko Erolind Krasniqi den Ball mit der Brust auf den einschussbereiten Schlappen legte.
Beim Torjubel wusch der Oldie dem Youngster übrigens kräftig den Kopf. Dabei ging es um die Szene zuvor, als Ero den richtigen Zeitpunkt zu einem Seitenwechsel verpasste, der RWE ein massives Überzahlspiel vor des Gegners Tor ermöglicht hätte. Janjic scheint jedenfalls on fire zu sein, eine klare Ansage an die Zweifler, die eine gewisse Sattheit bei Essens Nummer 13 erkannt zu haben glaubten. Vielleicht startet aber doch Simon Engelmann wieder. Oder beide Essener Angreifer gleichzeitig, was bedeuten würde, dass sich einer der Beiden situativ auf die 10 zurückfallen lassen ließe. Das praktizierte RWE in Lippstadt so und wirbelte die Gästeabwehr streckenweise ordentlich durcheinander. Dass die Frage nach dem Krasniqi-Ersatz gegen das wahrscheinlich sehr defensiv eingestellte Lotte zu Spielbeginn mit Simon Engelmann als zweite Spitze beantwortet werden wird, ist somit eine denkbare Option.
Der Gegner Sportfreunde Lotte (17. Platz/ 15 Spiele/ 4 Siege/ 0 Remis/ 11 Niederlagen/ 13:27 Tore)
Noch kein einziges Unentschieden hat Essens kommender Gegner Lotte auf dem Konto. Den immerhin vier Siegen stehen satte 11 Niederlagen gegenüber, darunter auch das 0:2 beim KFC Uerdingen. Die Tante hat daher die zweifelhafte Ehre, aktuell die einzige Mannschaft der Liga zu sein, die gegen den Tabellenletzten den Kürzeren gezogen hat. Die Bilanz beider Klubs gegeneinander ist sehr ausgeglichen. In insgesamt 17 Partien stehen 6 Erfolge für RWE und ebenso viele Unentschieden zu Buche, Lotte gewann 5 Spiele. Diese Bilanz gestaltete Rot-Weiss erst in den letzten Spielzeiten für sich positiv, nachdem Lotte anfangs eine Art Angstgegner der Essener gewesen ist und sich zwischenzeitlich hoch in die Dritte Liga verabschiedet hatte. Nach dem Abstieg und der Rückkehr in die Regionalliga haben sich die Vorzeichen jedoch gewandelt. In drei Partien, eine weitere fiel dem Saisonabbruch 2019/20 zum Opfer, gab es nur rot-weisse Siege, vor allem die beiden Heimspiele wurden mit 4:1 und 5:2 deutlich gewonnen. Ein solches Resultat strebt RWE auch am Samstag an.
Trotz der schwierigen Tabellensituation werden die Sportfreunde natürlich etwas dagegen haben und alles reinhauen im Stadion Essen. Die Generalprobe dafür ist aber misslungen. Nachdem Lotte am letzten Wochenende das zuvor formstarke Ahlen mit 4:1 weghaute und sich etwas Luft im Abstiegskampf verschafft hatte, ging ein Nachholspiel gegen den SC Wiedenbrück am Mittwochabend mit 0:2 verloren. Überhaupt gab es in den vergangenen 8 Partien siebenmal eine Schlappe. Formstark kommen die Gäste somit nicht an die Hafenstraße 97 A.
Nach wie vor steht Essens einstiger Kapitän und Fanliebling Timo Brauer in den Diensten der Blau-Weißen. Er trägt am Lotter Kreuz ebenfalls die Kapitänsbinde. Mit 1251 Einsatzminuten in dieser Spielzeit führt Brauer auch die Liste der Dauerbrenner an. Zudem steuerte er zwei Treffer zum Mannschaftserfolg bei. Der bullige Stürmer Exaucé Andzouana und Linksaußen Cedric Euschen waren jeweils dreimal erfolgreich, womit Lottes Spieler, die für erhöhte Torgefahr gesorgt haben, bereits genannt sind.
Zieht man das erwähnte und hervorstechende 4:1 gegen Ahlen ab, trafen die Autobahnkreuzstädter in den verbleibenden 14 Partien lediglich neunmal ins Schwarze. Bei dieser offensichtlichen mangelnden offensiven Durchschlagskraft ist daher nicht mit einem offenen Schlagabtausch zu rechnen, sondern eher damit, dass Trainer Andy Steinmann mit Lotte aus einem sehr kompakten Defensivverbund heraus RWE versuchen wird zu entnerven. Mit der in der ersten Spielhälfte in Mönchengladbach gezeigten Leistung sollten die Essener jedoch in der Lage sein, dieses Unterfangen zum Scheitern zu verurteilen.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Liga
RWE will den dritten Sieg in Serie und wird trotz des kleiner gewordenen Spieltagkaders immer noch genug Qualität in die Waagschale werfen können, um dieses Ziel zu realisieren. Am vergangenen Spieltag gab sich Niemand aus dem Spitzenquintett eine Blöße, alle Teams siegten, sodass Essen die Tabelle weiterhin mit 2 Punkten Vorsprung vor Fortuna Köln anführt, darauf folgen die Teams von Preußen Münster, dem Wuppertaler SV und Rot-Weiß Oberhausen, deren Rückstand absteigend mit jedem Tabellenplatz einen Zähler größer ist.
Der aktuell härteste Essener Konkurrent Fortuna Köln hat an diesem Wochenende eine Zwangspause. Dafür ist die bereits genannte Regelung verantwortlich, dass der 1. FC Köln II das Stadtderby verlegen darf, denn er stellt Spieler für eine deutsche U-Nationalmannschaft ab. Die Partie wird nun erst am 08. Dezember nachgeholt. Den Fortunen dürfte das nicht unbedingt zusagen, denn jetzt müssen sie tatenlos zusehen, wie die Konkurrenz punkten und sie unter Druck setzen könnte.
Das Spiel Preußen Münster gegen RWO ist ein Match nach dem Geschmack der Essener. Einer der beiden Konkurrenten wird Federn lassen müssen, womöglich tun dieses beide, sollte das Spiel Unentschieden enden. Nach den Eindrücken der letzten Wochen gehen die Adlerträger sicherlich leicht favorisiert in die Partie, andererseits fühlt Oberhausen sich häufig ganz wohl, wenn es nicht die Favoritenbürde trägt. Interessant wird die Partie des Wuppertaler SV gegen Alemannia Aachen. Seit der Amtsübernahme von Fuat Kilic sind die Alemannen etwas im Aufwind. Da die Kaiserstädter vor der Winterpause auch noch gegen Fortuna Köln und Preußen Münster antreten werden, wäre eine Stabilisierung dieses Trends beginnend in Wuppertal aus rot-weisser Sicht wünschenswert.
Die Konstellation scheint günstig zu sein. Bei einem Erfolg gegen die Sportfreunde Lotte stehen die rot-weissen Aktien gut, dass auch der Punktevorsprung vor einigen Kontrahenten wachsen kann. Daher kann es nur eine Devise geben. Bei aller Sympathie für unseren Ex-Kapitän Timo Brauer muss Tante Lottes Punktesparstrumpf am kommenden Samstag an der einzig wahren Hafenstraße leer bleiben. Dafür sorgen wir Fans auf den Rängen und die Mannschaft auf dem Rasen, die einmal mehr unsere Unterstützung spüren sollte. RWE-Chefcoach Christian Neidhart machte es in seiner lange nach Spielschluss in Mönchengladbach gehaltenen Rede an die noch immer im Block verbliebenen Fans deutlich. Der beschrittene Weg muss ein gemeinsamer Weg bleiben! In diesem Sinne wie immer
NUR DER RWE!
Sven Meyering
Spielbericht
Tante, Team und Teufel! 3:1 gegen Lotte!
RWE hat seine Tabellenführung in der Regionalliga West zum zehnten Mal verteidigt. Gegen die Sportfreunde Lotte hieß es am Ende hochverdient 3:1. Es gab viel Licht, aber auch Schatten.
Das Personal
Christian Neidhart schickte wie im Vorbericht antizipiert eine Doppelspitze aufs Feld. Der wegen einer U21-Berufung für den Kosovo abstinente Erolind Krasniqi wurde durch Simon Engelmann ersetzt. Ebenfalls wie erwartet begann Sandro Plechaty anstelle von Yannick Langesberg. Die anderen Positionen waren identisch zur Startelf in Mönchengladbach.
Nach gut einer Stunde, das Spiel war im Grunde entschieden, kamen Sascha Voelcke und Niklas Tarnat für Zlatko Janjic und Luca Dürholtz. Nach 78 Spielminuten ersetzte Felix Heim den überragenden Isi Young, der zuvor nach Voelckes Hereinnahme von der Linken auf die rechte Seite gewechselt war. Der Wechselreigen wurde nach 82 Minuten durch die Herreinnahme von Yannick Langesberg beendet. Er ersetzte Sandro Plechaty. Die Wechsel hatten unter dem Strich wenig Einfluss auf den Spielausgang.
Die Pluspunkte
RWE war fußballerisch in allen Belangen überlegen. Gut eine halbe Stunde lang hielten die Gäste dem Essener Ansturm ergebnistechnisch stand. Dann traf Goalgetter Simon Engelmann doppelt. Der Führungstreffer zum 1:0 gehörte zum Großteil Isi Young. Der US-Boy spielte seinen Gegenspieler auf dem linken Flügel schwindelig und legte Engelmann passgenau auf. Dessen Abschluss trudelte ins lange Eck. Mit Isi Young hat Essens sportlicher Leiter Jörn Nowak vor gut einem Jahr einen absoluten Unterschiedsspieler an die Hafenstraße 97 A geholt. Das dürfte mittlerweile selbst der penetranteste Kritiker begriffen haben.
Kurz darauf fiel bereits die Vorentscheidung. RWE eroberte das Leder bei einer Vorwärtsbewegung der Gäste und präsentierte einen Konter aus dem Lehrbuch. Dürholtz führte das Leder und seine Mitspieler strömten auf dem Feld aus. Der folgende Dürholtz-Pass mit dem Außenriss genau in den Lauf von Cedric Harenbrock war zum Zungeschnalzen. Cedi wiederum setzte Simon Engelmann in Szene, der keine Mühe hatte zu seinem neunten Saisontreffer zu vollenden. Ein Spielzug der Extraklasse.
Die 15 Minuten vor und nach der Pause waren eine fußballerische Machtdemonstration der Essener. Lotte hatte Glück, nur mit 0:2 in die Halbzeit zu gehen, unmittelbar danach besorgte Isi Young die Vorentscheidung und traf zum 3:0. Die Essener Nummer 30 belohnte sich damit für einen bärenstarken Auftritt. Lottes Abwehrspieler konnten Isi eigentlich zu keiner Phase aufhalten. Endlich einmal war der Drops früh gelutscht. Positiv auch, dass Rot-Weiss den erneuten Elfer-Schock nach 15 Minuten einfach aus den Trikots schüttelte und weitermachte.
Die Knackpunkte
Das Essener Elfer-Dilemma geht weiter. Als der Ex-Essener Timo Brauer Isi Young beim Spielstand von 0:0 regelwidrig zu Fall brachte, entschied Schiedsrichter Luca Marx korrekt auf Strafstoß. RWE nutzte zum dritten Mal im fünften Versuch vom Punkt die Megachance nicht. Diesmal vergab Zlatko Janjic. Erklären kann man das langsam nicht mehr. Als nach einer Stunde alle im Stadion Essen dachten, dass es nur noch um die Höhe des RWE-Sieges ginge, wechselte Essen Walter Schlendrian ein. Nach 68 Minuten kam das zuvor mausetote Lotte zum 1:3 durch Cedric Euschen. RWE verteidigte diese Situation schlampig. Nicht auszudenken, die Tante hätte gut 10 Minuten später eine Großchance zum 2:3 aus ihrer Sicht genutzt. Das war unnötig. Fand auch Coach Christian Neidhart, der seine Mannschaft ermahnte, zukünftig 90 Minuten auf dem Gaspedal zu bleiben.
Der Aufreger
Den erneuten Fehlschuss aus 11 Metern haben wir bereits erwähnt. Was soll man dazu noch sagen? Die Schwäche vom Punkt ist derzeit der Teufel in der Essener Mannschaft.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Liga
RWE holte sich den dritten Sieg in Serie und bleibt damit das Maß aller Dinge in der Regionalliga West. Gegen die Tante aus Lotte überzeugte RWE einmal mehr als Team. Der Erfolg war hochverdient und ebenso notwendig, denn die Konkurrenz bleibt in der Spur. Preußen Münster bleibt in Topform und verpasste Rot-Weiß Oberhausen den nächsten Dämpfer. Die Adlerträger besiegten die Kanalstädter mit 3:1, womit sich RWO zumindest vorerst aus der Spitzengruppe verabschiedet. Satte 8 Punkte trennen Oberhausen nun von Platz 1 und Torjäger Sven Kreyer trifft außer Werbebanden nichts mehr. Vielleicht arbeitet HaJo Sommers ab jetzt wie gewohnt auf den Saisonabbruch hin.
Münster hingegen ist neuer Tabellenzweiter und hat 3 Zähler Rückstand. Fortuna Köln musste aussetzen, da das Stadtderby gegen die U23 des FZÄH auf den 8. Dezember verlegt worden ist. Ein echtes Ausrufezeichen setzte der Wuppertaler SV mit dem 5:0 Kantersieg gegen Alemannia Aachen. Hier darf man von Formstärke sprechen.
Bislang haben wir in dieser Rubrik noch nie von den Zwiebelfeststädtern aus dem Wiehengebirge gesprochen. Der SV Rödinghausen startete mit vier Niederlagen in die Saison. Dann übernahm Carsten Rump. Seitdem holte der SVR aus 12 Spielen 27 Punkte und nur einen Zähler weniger als RWE im selben Zeitraum. Der nächste Essener Heimspielgegner wird somit zu einem echten Prüfstein. Zuvor gastiert unser RWE aber am Freitagabend bei Wegberg-Beeck und kann somit im Kampf um den Platz der Plätze vorlegen.
Bis dahin wie immer
NUR DER RWE!
Sven Meyering