Vorbericht
Das größte Ostergeschenk
Es ist eins der brisantesten Duelle der Regionalliga West, wenn die Namensvettern aus Essen und Oberhausen aufeinander treffen. Dieses Mal musste das Spiel vom lukrativen Wochenendplatz auf einen Dienstag weichen, da die Corona-Pandemie den Essenern beim ursprünglichen Termin einen Strich durch die Rechnung machte. Nun, einige englische Wochen später macht nicht nur die Rivalität den Reiz des Spiels aus, sondern auch noch die Chancen auf den Platz an der Sonne.
Wie immer wird das Spiel von beinahe stündlich erscheinenden Einschätzungen beider Lager begleitet. Gleichzeitig bemühte man sich im Vorfeld um verbale Abrüstung, als beide Vereine gemeinsam ein Zeichen für den Frieden ankündigten. Oberhausen und Essen werden in den Farben der Ukraine auflaufen, was sicher ein gutes Zeichen der beiden rivalisierenden Clubs ist.
Trotz aller Beteuerungen soll und wird es auf dem Platz allerdings keine Geschenke geben, denn beide Vereine brauchen die Punkte, RWE will die Tabelle an der Spitze geraderücken und in Oberhausen macht man sich ebenfalls noch Resthoffnungen, noch einmal in den Aufstiegskampf einzugreifen.
Die rot-weisse Personallage und taktische Optionen
Auch wenn die Personallage nicht besorgniserregend ist, fallen Christian Neidhart ein weiteres Mal einige Optionen weg. Neben den Langzeitverletzten fällt auch Sascha Voelcke aus, ohne dass wir genau wissen, wann er wieder zur Mannschaft stoßen kann. Darüber hinaus verletzte sich Felix Bastians in Wiedenbrück am Hüftbeuger und wird auch in diesem Spiel pausieren müssen, sodass gleich zwei Spezialisten für die linke Seite nicht einsetzbar sind. Glücklich ist dabei der, der einen Herzenbruch für alle Fälle hat. Herze ist in absoluter Topform und ersetzte Bastians am vergangenen Freitag gegen Köln mit all den Tugenden, die ihn auszeichnen.
Die Abwehrreihe scheint gesetzt. Allerdings kann Christian Neidhart zur Belastungssteuerung auf Alternativen setzen, die sich bereits positiv ins Licht gerückt haben. David Sauerland unterstrich in seinen letzten Einsätzen, dass er durchaus eine Alternative sein kann, wenn Dauerläufer Sandro Plechaty durchschnaufen muss. Genauso verlässlich kämpfte sich Yannick Langesberg ins Spiel gegen den 1. FC Köln II. Christian Neidhart setzte gegen die starken Gegner in der Liga durchaus auch auf eine Dreier- bzw. Fünferkette. Auch diese Variante scheint in Oberhausen möglich.
Da an Niklas Tarnat gar kein Weg vorbeiführt, sind auch offensiv Wechsel möglich. Marius Kleinsorge traf in der Nachspielzeit erneut und meldete damit an, dass auch mit ihm auf der Außenbahn zu rechnen ist. Darüber hinaus hat RWE viel Qualität in der Mittelfeldzentrale, in der Cedric Harenbrock, Luca Dürholtz und Thomas Eisfeld um die Plätze streiten. Darüber hinaus drängt auch Erolind Krasniqi wieder ins Team, da er seine Gelbsperre abgesessen hat. Isaiah Young, der immer wieder seine Klasse aufblitzen lässt, ist genauso gesetzt wie Simon Engelmann, dessen Regler pünktlich zum Saisonendspurt wieder angesprungen ist.
Jeder Zuschauer weiß bereits jetzt, dass das Spiel wahrscheinlich kein Selbstläufer wird. Das Abarbeiten an Rot-Weiss Essen sitzt so tief in der Oberhausener Vereins-DNA, dass auch die Spieler an der Ehre gepackt sind, wenn es gegen den Konkurrenten aus der Nachbarstadt geht. Wir können also erwarten, dass Oberhausen bis an die Haarspitzen motiviert ist und bis zur letzten Minute kämpfen wird.
Hier muss vor allen Dingen die Defensive die gewohnte Stabilität zurückgewinnen. Auch wenn der Erfolg gegen Köln mit 2:0 auf dem Papier sehr klar aussieht, führten einige Abstimmungsprobleme zu sehr gefährlichen Einschussmöglichkeiten für die Nachwuchskräfte des FC. Hier sollte man im Oberhausener Wohnzimmer nicht zu freigiebig sein.
Offensiv muss Essen sein Heil in der Geschwindigkeit suchen. RWO verfügt über sehr talentierte Abwehrkräfte, die eine Offensive vor große Probleme stellen. Zügiges Umschalten und ein schneller Spielaufbau führen die Verteidigung aber immer wieder in Verlegenheit, sodass Rot-Weiss die Geschwindigkeit in den meisten Mannschaftsteilen nutzen muss. Die Kraft sollte nach den zahlreichen englischen hoffentlich reichen, vielleicht versetzt die Derbystimmung die Spieler in die Lage, ein paar Prozentpunkte mehr herauszukitzeln.
Der Gegner: Rot-Weiß Oberhausen (4. Platz / 31 Spiele / 62 Punkte / 18 Siege / 8 Unentschieden / 5 Niederlagen / 58:28 Tore)
RWO macht sich gern kleiner als es ist. Der ewige Underdog ist aber kein Leichtgewicht in der Liga, im Gegenteil wundert es den Kenner der Regionalliga kaum, dass Oberhausen punktetechnisch ein wenig abreißen lassen musste, aber dennoch eine mehr als erfolgreiche Saison spielt. Schon in der Jawattdenn.de-Saisonprognose waren wir überzeugt, dass RWO in den Aufstiegskampf eingreifen kann. Auch wenn RWE vielleicht mehr Mittel zur Verfügung hat, wird auch in Oberhausen nicht mit Glasperlen gezahlt, was allerdings nicht laut gesagt werden darf, wenn man sich nicht den Unmut des ewigen Vereinspräsidenten Hajo Sommers zuziehen möchte.
RWO stellt eine gute Verteidigung, die sie mit dem profierfahrenen Rückkehrer Nico Klaß verstärkt haben. Aber auch die Offensive funktioniert sehr gut. Sven Kreyer hat das Toreschießen nicht verlernt und steht mit 13 Treffern auf Platz 3 der Torschützenliste. Neben Vincent Boesen, von dem man wusste, dass es ein starker Spieler ist, überzeugt besonders Anton Heinz. RWO lotste Heinz vom SV Lippstadt an die Lindnerstraße und er zahlte dieses Vertrauen mit mittlerweile 11 Toren zurück. Die Essener Verteidigung sollte hier besonders gewarnt sein, denn Heinz ist Freistoßspezialist. Man kann also davon ausgehen, dass RWO versuchen wird, in Strafraumnähe Freistöße zu ziehen.
RWO versucht die Spannung hochzuhalten und porträtierte das mögliche Osterwunder in Oberhausen, da RWO sich noch Chancen ausrechnete in den Aufstiegskampf einzugreifen. Man muss neidlos anerkennen, dass das nicht ganz aussichtslos ist, denn Oberhausen spielt noch gegen die bisherigen Favoriten Essen und Münster und könnte sich bei zwei Erfolgen in den Spielen durchaus wieder Chancen ausrechnen.
Oberhausen rennt einem Rückstand hinterher, den es rund um die Winterpause hinnehmen musste. Da verloren sie nämlich gegen Wiedenbrück und beim Kölner Nachwuchs. Danach folgte eine beeindruckende Serie von sechs Siegen und drei Unentschieden, wobei letztere gegen Fortuna Köln, den Wuppertaler SV und in Ahlen zustande kamen.
Am Ende kann man sagen, dass es ein Spiel zweier starker Mannschaften vor einer großen Kulisse wird. Für den neutralen Fan ist dies eine wunderbare Konstellation, für die Anhänger von RWE bedeutet dieses Spiel wieder einmal Nervosität pur.
Über den Tellerrand geschaut – die Lage der Liga
RWE ist rein theoretisch frei von äußeren Einflüssen, denn aus der oberen Tabellenhälfte holt keiner der Clubs Spiele nach, lediglich Uerdingen und Lotte spielen einen Tag später gegeneinander. Allerdings wird man besonders in Münster dieses Spiel sehr genau verfolgen. Bei einem Essener Sieg ist die Tabellenführung nämlich bei gerader Tabelle wieder im Ruhrgebiet. Bei einer Niederlage und durch das Torverhältnis sogar bei einem Unentschieden würden die Preußen weiter die Tabelle anführen.
Ein Grund mehr für RWE motiviert in dieses Spitzenspiel zu gehen. Im Vorfeld der Ostertage kann die Mannschaft massenhaft Ostergeschenke verteilen. Bei den Anhängern ist die Beschäftigung mit Rot-Weiss Essen so verhasst, dass man ihnen doch gerne das Geschenk machen möchte, dass sie sich in der kommenden Spielzeit gar nicht mit den Essenern auseinandersetzen müssen.
Ernsthaft gesprochen, ist die Sehnsucht nach dem großen Ziel Profifußball so groß, dass die Anhänger jeden Punkt ersehnen und da wären drei Punkte in Oberhausen nicht nur Big Points, sondern auch ein klares Statement an die Konkurrenz. Also lasst uns gemeinsam alles geben und den nächsten Schritt gehen.
Hendrik Stürznickel
Spielbericht
Regen, Rage, Derbyfieber! Und am Ende schiedlich, friedlich 1:1….
Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen kehrt mit einem Remis vom Straßenbahnderby in Oberhausen zurück. Nach Toren von Fassnacht für RWO, der nach 39 Spielminuten mit der Führung für den Gastgeber den Spielverlauf völlig auf den Kopf gestellt hatte, und Simon Engelmann, der mit seinem 20. Saisontreffer reagierte (54.), war das Endresultat von 1:1 bereits in Stahl gegossen. Gemessen an der Dominanz und den klaren Torchancen, die unsere Rot-Weissen über die meiste Zeit der Partie hatten bzw. herausspielten, ist dieser Punkt das Allermindeste, das RWE mitnehmen musste. Essen ist nun punkt-und spielgleich mit Preußen Münster, das das um ein Tor bessere Torverhältnis besitzt. Trotz der eher verlorenen Punkte muss Rot-Weiss nicht gänzlich unzufrieden sein mit der Partie am Kanal.
Das Personal
Da Felix Bastians seine muskulären Probleme noch immer nicht überwunden hatte, fehlte er den Essenern auch im Dauerregen des Stadions Niederrhein. So begann RWE mit der zuletzt gewohnten Viererkette um Felix Herzenbruch und Sandro Plechaty auf den Außen sowie Daniel Heber und Rios Alonso im Zentrum. Im Tor stand erneut Jakob Golz, was nicht überraschte. Eine Überraschung war eher das gänzliche Fehlen der demissionierten Nummer 1 Daniel Davari im Kader. Diva hatte sich am Morgen der Partie krank gemeldet. Was in diesen Zeiten eigentlich normal ist, hinterließ vor dem Hintergrund der aktuellen sportlichen Entwicklung zwischen den Essener Pfosten aber natürlich Fragezeichen. Für Davari saß erstmals in dieser Spielzeit Raphael Koczor spielbereit auf der Bank.
Auch ansonsten begann Essen so wie gegen die Zweitvertretung der Kölner, mit der Ausnahme, dass Marius Kleinsorge für Oguzhan Kefkir auf dem rechten Flügel startete. So bildeten der mittlerweile völlig etablierte Niklas Tarnat und Thomas Eisfeld gemeinsam mit Luca Dürholtz die Zentrale, Isi Young kam eher über links, war aber wie gewohnt variabel und Simon Engelmann bekleidete das Sturmzentrum.
In dieser Besetzung hatte Essen sehr lange Zeit die Spielkontrolle, aber nicht die ersehnte Führung in der Hand. Neidhart frischte sein Personal erst ab der zweiten Hälfte der zweiten Spielhälfte auf. Nach 66 Zeigerumdrehungen kam Kekfkir für Kleinsorge. Ötzi brachte danach die ein oder andere Flanke, die die Gastgeber nur mühevoll verteidigen konnten. Nach 75 Minuten kam Harenbrock für Eisfeld und nach weiteren vier Minuten stellte Neidhart das Essener Spiel noch offensiver ein, als er Dürholtz gegen Zlatko Janjic tauschte, um mehr Präsenz in der Box zu erlangen. Das wäre beinahe gelungen, dazu später mehr. Kurz vor dem Ende verließ der ausgepumpte Isi Young das Feld, Erolind Krasniqi konnte in den verbleibenden gut 5 Minuten inklusive Nachspielzeit nicht mehr viel bewegen.
Die Pluspunkte
Insgesamt zeigte RWE einen guten und streckenweise sogar sehr guten Auswärtsauftritt und trat auf des Gegners Platz auf wie in einem Heimspiel. Der Respekt, den RWO trotz seiner gewohnt vollmundigen Ankündigungen im Vorfeld der Partie vor der Neidhart-Truppe hatte, war spürbar. Obwohl Oberhausen zum Siegen verdammt war, um eine letzte kleine Chance im Aufstiegsrennen zu bewahren, überließ die Terranova Elf vor gut 9.000 Zuschauern, die natürlich Rekordkulisse am Kanal waren, den Essenern fast völlig das Spiel und zog sich weit zurück, um die Räume vor dem eigenen Sechzehnmeterraum zu verengen. Trotzdem kam RWE zu Chancen. Und was für welchen.
Nachdem in den Anfangsminuten bei zwei knappen Situationen zweimal die Abseitsfahne des Schiedsrichterassistenten einen Essener Torerfolg verhinderten, kam Rot-Weiss zu vier großen Gelegenheiten, die die Führung eigentlich hätten bringen müssen. Nach gut einer halben Stunde, RWE hatte bereits zwei sehr gute Gelegenheiten ausgelassen, hatte der Torschrei die Essener Fankehlen eigentlich fast schon verlassen, aber nach einer präzisen Flanke von Isi Young köpfte Thomas Eisfeld vollkommen freistehend aus gut 6 Metern das Leder links am Oberhausener Kasten vorbei. Auch wenn Eisi kein Kopfballungeheuer ist, erschien das fast schwieriger, als den Ball zu versenken. Kurz darauf traf Simon Engelmann aus kurzer Distanz den Außenpfosten.
Positiv war, wie RWE das 0:1 wegsteckte. Marius Kleinsorge hätte die Oberhausener Führung aus dem Nichts noch vor dem Seitenwechsel egalisieren können, scheiterte aber rechts in der Box an Justin Hekeeren, der zuvor auch schon eine Topchance von Plechaty mit dem Kopf abgeblockt hatte. Auch nach dem Seitenwechsel zeigte RWE keine Ermüdungserscheinungen und rannte weiter an. Der frühe Ausgleichstreffer durch Simon Engelmann nährte die Hoffnung auf mehr. Felix Herzenbruch war zuvor auf dem linken Flügel durchgebrochen, seine Hereingabe versenkte Essens Nummer 11 aus der Drehung in den Giebel. Diese Torvollendung erschien weitaus anspruchsvoller als viele rot-weisse Abschlüsse, die nicht den Weg ins Gehäuse fanden. Bis zum Abpfiff spielte Essen weiter auf das Siegtor, was verwehrt blieb.
Umgekehrt ließ RWE sehr wenig zu und verteidigte Oberhausens Umschaltversuche mit einer Ausnahme früh und konsequent. Nach einem Zuckerpass des Ex-Esseners Jan-Lucas Dorow strebte Sven Kreyer, ein weiterer Ex-Essener, relativ frei dem Gästetor entgegen, konnte aber von Daniel Heber noch am gänzlich freien Abschluss etwas gehindert werden, sodass Jakob Golz abwehren konnte. Essens neuer Stammkeeper war ansonsten beim 0:1 chancenlos, auch wenn er noch eine Reaktion zeigte, und wurde im Gegensatz zu seinem Gegenüber kaum weiter beschäftigt. Insbesondere der erkennbare RWO-Plan, den schnellen Oubeyapwa in die sich gegen hoch stehende Essener bietenden Räume zu schicken, ging wenig bis gar nicht auf. So hat Oberhausen nun sage und schreibe das Dutzend voll, denn 12 Ligaspiele in Serie konnte die Terranova-Elf RWE nun schon nicht mehr besiegen, auch wenn sich das verbal am Kanal meistens ganz anders anhört.
Die Knackpunkte
Wäre die Partie ein Boxkampf gewesen, hätten die Kampfrichter die wesentlich aktiveren Essener ohne Zweifel zum Sieger nach Punkten erklärt. Im Fußballsport zählen aber nun einmal die Torerfolge und die waren am Ende des Abends wie dann logischerweise auch die Punkte paritätisch verteilt. RWE verteidigte die Situation, die zum Rückstand führte, nicht gut. Torschütze Fassnacht zeigte ein starkes Zusammenspiel mit Arthur Heinz, ein Beleg dafür, dass auch RWO besser Fußball spielen kann, als es das über weite Strecken der Partie zeigte. Als Fassnacht mit dem Ball vor der Essener Box erst laufen und dann zielgenau abschließen konnte, hätte man sich einen energischeren Zugriff der umstehenden Rot-Weissen gewünscht.
Der Treffer hatte zudem eine gewisse Symbolkraft. Während der defensive Kettenspieler Fassnacht konsequent den Abschluss suchte und fand, es war Oberhausens erster Torschuss, brachen sich unsere Rot-Weissen vor des Gegners Hütte gefühlt mal wieder den Finger in der Nase ab. Neben den bereits erwähnten Einschussgelegenheiten steht dafür eine Szene gut 5 Minuten vor dem regulären Spielende. Nach der Hereinnahme von Zlatko Janjic wirkte RWO in der eigenen Box gegen nun zwei Essener Stoßstürmer etwas unsortiert und gestattete ZJ 13 relativ viel Raum. Daniel Heber visierte Janjic mit einem Ball aus dem Halbfeld an, dieser stand zwar mit dem Rücken zum Tor, hätte die Kugel aber dennoch einfach in diese Richtung verlängern sollen. Janjic entschied sich jedoch für eine Kopfballablage auf Sturmpartner Engelmann, die zu unpräzise geriet und so wurde auch dieser Großbrand im Dauerregen in Oberhausens Strafraum von den Essenern letztlich selbst gelöscht.
Gleich drei Spieler der Gastgeber wurden im Laufe der Partie Gelb verwarnt, relativ früh Tanju Öztürk, der Isi Young taktisch von den Beinen geholt hatte. Gerade gegen diesen zwar abgeklärten, aber auch etwas hüftsteif wirkenden Spieler hätte RWE in der Folgezeit mehr gefährliche Eins zu Eins-Situationen heraufbeschwören können, um ihm die Gelegenheit zu geben, früher die aufwärmende Dusche zu genießen. Was zu drei Punkten, die verdient gewesen wären, fehlte, war somit letztlich die Konsequenz. Zudem besaß Essen im zweiten Durchgang mit zunehmender Spieldauer nicht die wirklich klaren Torgelegenheiten. Dass man nicht totales Risiko ging, war andererseits aufgrund der Erfahrungen aus Hälfte eins noch nachvollziehbar. Anders als in Ahlen sollte zumindest gepunktet werden.
Die Geste
Erfreulicherweise bot das kampfbetonte Derby und auch die Leistung des Unparteiischen Lars Bramkamp, der viel laufen ließ und den Spielfluss nicht unnötig unterband, wenig Grund, sich wirklich über etwas anderes aufzuregen als den Essener Chancenwucher. Eine schöne Geste beider Vereine war das Auflaufen in den ukrainischen Nationalfarben. Während Oberhausen sich in Blau auf dem Feld bewegte, tat Essen das in Gelb, ganz nebenbei sind das auch die Essener Stadtfarben. So verzichteten beide Teams auf ihre Vereinsfarben, um ein Zeichen der Solidarität mit den vom Krieg gebeutelten Menschen zu senden.
Fazit und Blick über den Tellerrand
Im Dauerregen versetzte RWE seine Anhänger mangels einer konsequenten Chancenverwertung doch etwas in Rage und so stand es am Ende trotz Derbyfiebers schiedlich friedlich 1:1 Unentschieden. Die Leistung unseres Teams war in Ordnung, das Ergebnis stimmte aufgrund der deutlich gewordenen Kräfteverhältnisse auf dem Feld jedoch nicht zufrieden. So sind Essen und Preußen Münster wie eingangs erwähnt nun punktgleich und der zwischenzeitlich schöne Vorsprung, den RWE trotz des Urteils am Grünen Tisch auf die Münsteraner hatte, ist aufgebraucht. Auch Fortuna Köln ist mit 5 Punkten Rückstand auf die Spitze noch im faktischen Rennen. In diesem befindet sich Essens Gastgeber vom Dienstag nur noch theoretisch. Ob die Gesänge der RWO-Kurve nach dem Schlusspfiff „Ihr steigt sowieso nicht auf“ und „Niemals Dritte Liga“ somit der eigenen Mannschaft und ihrem vorsichtigen und mutlosem Heimauftritt gegolten haben? Denn RWE hat noch immer gute Karten im Aufstiegsrennen und reist bereits am Sonntag zum nächsten traditionsreichen Westderby in die alte Kaiserstadt zu Alemannia Aachen.
NUR DER RWE!
Sven Meyering