Vorbericht
RWE vor dem Jahresabschluss: Sieg in Straelen ließe uns über die Wintermeisterschaft strahlen!
Noch einmal im Kalenderjahr 2021 muss Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen 90 Minuten plus Nachspielzeit alles reinwerfen, um einen weiteren wichtigen Dreier zu erlangen. Dieser wäre verbunden mit der inoffiziellen Wintermeisterschaft, denn dann würde RWE aller Voraussicht nach als Tabellenerster überwintern und in die fünf Wochen andauernde Spielpause gehen. Dafür kann man sich zwar nichts kaufen, aber es würde die Good Vibrations unter dem Weihnachtsbaum sicherlich fördern. Um das zu ermöglichen, müssen die Rot-Weissen Revanche nehmen an ihrem kommenden Gastgeber. Denn der SV Straelen, zu dem die Essener am Samstag reisen werden, feierte am 2. Spieltag der Saison einen 4:1 Kantersieg im Stadion Essen und versetzte den Rot-Weissen einen ganz herben Dämpfer. So spielen wahrscheinlich auch Rachegelüste mit, denn RWE will diese Scharte unter allen Umständen ausmerzen. Hier kommt unser Vorbericht.
Die rot-weisse Personallage und die taktischen Optionen
Die Essener haben zuletzt gegen den Bonner SC den Ausfall von Dennis Grote kompensieren können. Niklas Tarnat machte seine Sache gut. Auch in Straelen wird Christian Neidhart auf seinen Kapitän und Leader nach noch nicht überstandener Magen-Darm-Infektion verzichten müssen. Generell hofft RWE natürlich, dass der Kader zum vorerst letzten Mal ziemlich ausgedünnt sein wird. Nach der Winterpause rechnet man mit der Rückkehr von Daniel Heber und hoffentlich auch Oguzhan Kefkir, auch Michel Niemeyer werden dann voraussichtlich endlich zu den einsatzfähigen Spielern zählen. David Sauerland kehrte bereits zur Bonn-Partie in den Spieltagskader zurück. Nur Kevin Holzweiler fällt definitiv noch viel länger aus. Übrigens haben die Essener seit dem Ausfall Daniel Hebers und Kevin Holzweilers, kurz danach gesellte sich Kefkir dazu, in 8 Partien 2,25 Punkte im Schnitt erzielt. Zuvor waren es sogar 2,36 Punkte. Somit hat unsere Truppe in der Zeit des Verletzungspechs zwar etwas weniger gepunktet als davor, aber immer noch sehr gut. Absetzen konnte RWE sich nicht, jedoch konnte auch keiner der Konkurrenten umgekehrt RWE in den letzten Wochen distanzieren. Somit bleibt das Geschehen an der Tabellenspitze sehr eng und intern ärgern sich die öffentlich selbst ernannten Underdogs womöglich durchaus ein bisschen, dass es keinen Essener Einbruch gegeben hat.
Den wollen wir natürlich auch unter keinen Umständen in Straelen erleben. Beim und nach dem Hinspiel gab es lange Gesichter, denn Rot-Weiss ging an der heimischen Hafenstraße mit 1:4 mächtig baden. Nach torloser erster Hälfte ließen sich die Essener mehrfach gnadenlos von den Gästen auskontern, die einen Sahnetag erwischt hatten. Es stimmte in der RWE-Feinabstimmung hinten und vorne nicht. Mit Ausnahme der Partie bei Düsseldorf II verteidigte RWE selten so vogelwild gegnerisches Umschaltspiel wie an diesem Abend. Als Folge davon rückte zum Beispiel bei der nächsten Partie in Wuppertal Rios Alonso, der das notwendige Tempo mitbringt, in die Essener Innenverteidigung. Der junge Spanier erscheint 17 Partien später als unverzichtbare Größe auf dem Feld und zählt zu den RWE-Senkrechtstartern. Straelen verteidigte zudem sehr konsequent und zog einer Essener Doppelspitze bestehend aus Simon Engelmann und Zlatko Janjic den Zahn. Von da an setzte Christian Neidhart längere Zeit nicht mehr darauf, seine beiden Stoßstürmer gemeinsam zu bringen. Seit einigen Wochen ist das aber wieder anders. RWE greift wahlweise auf einen verstärkten Mittelfeldblock und eine Stoßspitze, aber immer häufiger auch auf die Doppelspitze zurück.
Übrigens funktionierten Simon Engelmann und Zlatko Janjic gegen den Bonner SC gut miteinander. Essens Angreifer waren an allen 6 RWE-Toren beteiligt. Janjic bewarb sich mit seinem artistischen Tor zum 2:0 für die Auswahl zum Tor des Monats. Vor allem aber Engels Daten an diesem Abend waren herausragend. Drei eigene Treffer, hinzu kam ein Torklau der Schiedsrichterassistentin, waren das Eine. Mit 12 Toren setzte sich Engel daraufhin zunächst einmal wieder an die Spitze der Torjägerliste, dann allerdings konterte der Kölner FZÄH-Spieler Florian Dietz mit einem Doppelpack gegen Gelsenkirchen II und hat 13 Treffer auf der Habenseite. Dass Engelmann aber zudem Cedric Harenbrock und Sascha Voelcke jeweils ein Tor auflegte, zeigt die Wichtigkeit der Nummer 11 für das Rot-Weiss-Spiel. Überhaupt wirkt Engelmann sehr viel lauffreudiger als im Vorjahr und auch Janjic macht viele Meter nach hinten. Genau das wird auch notwendig sein, um Straelen nicht erneut die Räume zu geben, die RWE im Hinspiel zum Verhängnis geworden sind. Insgesamt dürfen wir aber davon ausgehen, dass sich Rot-Weiss seit diesem unerfreulichen Abend im August viel besser gefunden hat, während der SV Straelen fast schon auf dem Zenit war und seitdem Tribut zollt. Mehr davon jetzt im Gegnerportrait.
Der Gegner SV Straelen (12. Platz/ 20 Spiele/ 25 Punkte/ 7 Siege/ 4 Remis/ 9 Niederlagen/ 23:32 Tore)
Der SVS kam fulminant aus den Startlöchern und holte 9 Punkte aus den ersten drei Partien, dabei eben dieser vielfach schon thematisierte Sieg an der Hafenstraße 97 A. Danach lachte über Straelen die Sonne und über unseren Verein gefühlt erst einmal die ganze Welt. Straelens Angreifer Cagatay Kader alleine hatte Essen drei Dinger ins Nest gelegt. Da er auch am ersten Spieltag gegen Ahlen, am dritten in Bonn und am vierten gegen Wuppertal jeweils einmal ins Schwarze traf, wartete Kader mit 6 Toren auf und wurde fast über Nacht zum begehrten Sturmobjekt. Das schien dem Verein und seinem Vorsitzenden und Sponsor Herrmann Tecklenburg etwas zu Kopf gestiegen zu sein. Nachdem Tecklenburg schon öffentlich über die künftige Ablöse seines bis dato sechsfachen Torschützen philosophierte, gelang den Straelenern und ihrem Torjäger nicht mehr ganz so viel. In den folgenden 6 Partien blieb man sieglos und holte nur noch zwei weitere Punkte, Kaders Torkonto stand noch immer bei 6 Treffern.
Das kostete Trainer Benedict Weeks das Amt. Unter Interimstrainer Rudi Zedi, gebürtiger Essener und eigentlich Sportdirektor beim SVS, schaffte Straelen dann beim 1:0 Erfolg in Homberg die Trendwende und auch Kader stach einmal wieder. Dann folgte ein Kuriosum, denn mit der Verpflichtung eines Nachfolgers für Benedict Weeks ließen sich die Straelener 5 weitere Ligapartien Zeit. Noch bei der am Ende spektakulär mit 3:5 verloren gegangenen Partie am Aachener Tivoli Anfang November coachte Rudi Zedi die Mannschaft, dann übernahm Ex-Profi Thomas Gerstner, der immerhin auch schon Arminia Bielefeld in der zweiten Liga trainiert hatte, an der Römerstraße. Dort hatte Gerstner auf den letzten Metern seiner aktiven Karriere schon in der Saison 2002/03, der SVS war damals Verbandsligist, als Spielertrainer fungiert. Sein Einstand nach der Rückkehr gelang jedenfalls. Sowohl die Partie gegen Gladbach II als auch in Lotte beendete Straelen siegreich. Zuletzt gab es aber wieder Rückschläge, man unterlag jeweils auswärts mit 0:3 in Rödinghausen und zuletzt 0:2 bei RW Ahlen.
Insgesamt zehrt der SVS noch immer von seinen drei Auftaktsiegen, wohl der einzige Grund, warum der Klub sich tabellarisch erst einmal im scheinbar sicheren Mittelfeld eingenistet hat. Denn nach drei Spielen und 9 Punkten bei 10:4 Toren lautet die Ausbeute seitdem 16 Punkte aus 17 Spielen und 13:28 Tore. Für diese nicht desaströse aber mäßige Bilanz ist wahrscheinlich auch der Langzeitausfall des Kapitäns Kevin Wolze verantwortlich, der vor Saisonbeginn ein viel beachteter Transfer gewesen ist. Er riss sich ausgerechnet in Essen das Kreuzband, sodass die Partie auch für Straelen unter dem Strich schmerzhafte Nachwirkungen hatte. Auch die zunächst schlagkräftige Offensive ist ins Stocken geraten. Shootingstar Kader hat es insgesamt auf 8 Tore gebracht, dahinter folgt Kevin Lunga, der mit seinen Antritten RWE im Hinspiel Rätsel aufgegeben hatte, mit 3 Treffern.
Obwohl der Trainer ein anderer ist, wird der SVS versuchen, seine gegen RWE zuletzt erfolgreiche Taktik, hinten sicher stehen und nach vorne schmerzhafte Nadelstiche zu setzen, erneut aufrufen wollen. Die sommerlichen Temperaturen, das Flutlicht und die damals anwesenden Corona gedeckelten 7.500 Zuschauern spornten die Straelener in der Hinrunde mächtig an. Nun muss RWE unter herbstlich winterlichen Temperaturen auf einem suboptimalen Geläuf den Spieß umdrehen. Zudem gilt es nicht nur für die Niederlage in der Liga Revanche zu nehmen. Auch im Halbfinale des Niederrhein-Pokals stoppten die Straelener RWE in der Vorsaison, als es nach 120 Minuten 2:2 gestanden hatte und RWE, wen wundert es, im Elferschießen den Kürzeren gezogen hatte.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Liga
Unsere Rot-Weissen haben mit einem Sieg die Chance, an der Tabellenspitze zu überwintern. Da RWE im Vergleich zu den Konkurrenten aus Münster und Wuppertal ein Spiel weniger ausgetragen hat, ist die Ausgangslage somit als insgesamt zufriedenstellend zu charakterisieren.
Der aktuelle Zweite Preußen Münster, punktgleich mit unserer Mannschaft, hätte auch bei einem Essener Sieg die theoretische Chance, RWE bei einem eigenen sehr hohen Erfolg über Mönchengladbach II noch von der Spitze zu verdrängen. Das ist jedoch erst einmal nur blanke Theorie. Mit dem 6:1 über den Bonner SC haben die Rot-Weissen ihr Torverhältnis erst einmal wieder gestreichelt und liegen hier 5 Treffer besser als die Münsteraner. Diese haben jedoch nach wie vor einen sehr guten Lauf und gehen hochfavorisiert in die Partie gegen die Gladbacher. Die Gäste haben zumindest einen Horrortrend stoppen können. Bevor die Jungfohlen am letzten Spieltag den VFB Homberg mit 2:0 besiegen konnten, legten sie eine Niederlagenserie von sieben Partien ohne Punktgewinn hin. Alles andere als ein Sieg der Preußen gehörte daher in die Kategorie Überraschung.
Der Wuppertaler SV holte sich in einer aufsehenerregenden Schlussphase beim SV Rödinghausen zunächst die Tabellenführung von RWE und fiel dann binnen einer Sekunde auf Platz 3 zurück. Vor dem Spiel hatten wir vorausgesagt, dass dieses Match für den WSV nicht chillig werden würde und genau so kam es auch. In Überzahl, Rödinghausens Hoffmeier hatte bereits nach 54 Spielminuten Gelb-Rot gesehen, kamen die Wuppertaler zu einem späten Führungstreffer durch Roman Prokoph, was Platz 1 bedeutet hätte. Doch der SVR schlug zurück, zunächst mit einem Tor und dann nach dem Schlusspfiff auch noch handfest. Mit der letzten Aktion des Spiels köpfte der aufgerückte Keeper Alexander Seebald einen aus Wuppertaler Sicht ziemlich unnötigen Freistoß in die Maschen des Gästetores und es hieß 1:1. Das war nach dem Tor des Oberhauseners Justin Heekeren zum 2:2 in Düsseldorf bereits der zweite Treffer eines Torhüters in dieser Saison.
Die anschließende Jubelorgie der Zwiebelfestfreunde gipfelte in einem Handgemenge zwischen Teilen beider Mannschaften, wie man es oberhalb der Kreis- oder Bezirksklasse eigentlich nicht kennt. Rödinghausens Schuster sah noch nach dem Schlusspfiff die Rote Karte und die beiden Trainer Björn Mehnert und Carsten Rump liebkosten sich verbal, was später auch noch über die Presse fortgesetzt wurde. Nicht schön. Dennoch freute sich RWE über die Wuppertaler Punktverluste. Der WSV empfängt nun Rot Weiss Ahlen. Die Gäste sind in einer guten Verfassung und nach einem Saisonzwischenspurt im gesicherten Tabellenmittelfeld angekommen. Im Grunde können die Ahlener im Stadion Am Zoo befreit aufspielen. Der ehemalige RWE-Spieler Andreas Ivan ist mit 9 Saisontoren auf Platz 3 der Torjägerliste der Liga platziert und möchte bei einem weiteren seiner Ex-Klubs, eben dem WSV, womöglich groß aufspielen. Die Wuppertaler sind trotzdem favorisiert, aber hier darf man durchaus ein klein wenig auf einen Favoritenschreck von der Werse hoffen.
RWO hat von den Spielausfällen von Fortuna Köln profitiert und sich auf Platz 4 vorgeschoben. Grundsätzlich profitieren die Oberhausener dabei ebenfalls vom Spielplan, denn für die Terranova-Elf ist erst einmal kein Direktvergleich mit einer echten Spitzenmannschaft vorgesehen. Am letzten Wochenende erfüllte RWO eine Pflichtaufgabe mit 5:2 gegen das Schlusslicht aus Uerdingen. Nun aber kommt mit dem SC Wiedenbrück eine andere Kategorie ins Stadion Niederrhein. Der aktuelle Tabellensiebte hat zwar nichts mit dem Titelrennen zu tun, hat aber mit nur 14 Gegentreffern die drittbeste Bilanz der Abwehrreihen der Liga aufzuweisen. Im Hinspiel siegte der SCW mit 1:0 und wird sich auch auswärts in Oberhausen nicht kampflos geschlagen geben.
Für den Fünften Fortuna Köln fielen zuletzt gleich zwei Auswärtsauftritte hintereinander ins Wasser. Da die Fortunen das zwischenzeitliche Kölner Stadtderby gegen den FZÄH (1:1) nicht siegreich gestalten konnten, sind sie 5 Zähler gegenüber RWE zurückgefallen. Allerdings haben sie auch ein Spiel in der Hinterhand. Am Freitagabend kann die Mannschaft von Alexander Ende vorlegen. Dann kommt der SV Rödinghausen ins Südstadion. Dieser hat bekanntlich allein in den beiden Partien bei unseren Rot-Weissen und gegen den WSV vier Platzverweise kassieren müssen. Angelo Langer und Adrian Bravo Sanchez haben ihre zwei Spiele Sperre aus dem Essen-Match nun allerdings abgebrummt und können bei der Kölner Fortuna wieder ordentlich mitmischen, wobei das bei der bekannten Körperlichkeit beider Teams wohl durchaus zu Erschütterungen auf dem Felde führen könnte. Könnte sich der SVR am Ende zumindest einen Zähler in den Sombrero packen, wären wir nicht traurig.
Die Essener Konkurrenz hat somit einen bunten Strauß verschiedener Aufgaben vor sich. Gemessen an den bisherigen Punkteschnitten aller Konkurrenten, tatsächlich hat jede Mannschaft des Spitzenquintetts durchschnittlich mehr als 2 Zähler pro Partie errungen, darf RWE jedoch nicht auf Stolperer hoffen und muss seine Aufgabe in Straelen erfolgreich meistern. Zudem gilt es zu verhindern, dass einer Mannschaft innerhalb einer Spielzeit gleich zwei Siege gegen RWE gelingen. Das schaffte im Vorjahr keiner und auch jetzt hat tatsächlich nur der SV Straelen in der laufenden Saison dreifach gegen Essen gepunktet. Zwar steht das noch zur Hinrunde zählende Nachholspiel in Ahlen noch aus, aber wir sind optimistisch, dass sich Essens Bilanzen in dieser Hinsicht nicht verschlechtern werden. Wann genau die Partie in Ahlen nachgeholt werden wird, ist noch nicht klar. Es gibt einen angesetzten Nachholspieltag im Januar, der vor dem offiziellen Rückrundenstart liegt, weswegen die Winterpause für RWE verkürzt werden könnte. Erst einmal sollten wir alle gemeinsam mit Vollgas ins letzte Pflichtspiel 2021 gehen!
Bis dahin wie immer
NUR DER RWE!
Sven Meyering
Spielbericht
Strahlende Augen fast allüberall, RWE sichert sich in Straelen die Wintermeisterschaft!
Das Jahr 2021 hielt für Rot-Weiss sehr viele positive Momente bereit, denn die Mannschaft musste sich über das Jahr gesehen in der Liga nur fünf Mal geschlagen geben bei 40 gespielten Ligaspielen und da sind Siege wie gegen Leverkusen gar nicht enthalten. Vier Niederlagen erfolgten in der vergangenen Saison, sodass Rot-Weiss nun als Wintermeister mit einem Fabelschnitt von 2,35 Punkten pro Spiel als Wintermeister von der Tabellenspitze grüßt. Ein besonders unangenehmer Gegner war in diesem Jahr der SV Straelen, der noch zwischen Rot-Weiss Essen und der wohl verdienten Winterpause stand. Am Ende konnte RWE den vermeintlichen Angstgegner bezwingen und dazu folgt unsere Analyse.
Das Personal
Rot-Weiss startete mit derselben Aufstellung wie beim Erfolg gegen den Bonner SC. Das bedeutete, dass Simon Engelmann, an dem Christian Neidhart nach fünf Scorerpunkten im vergangenen Spiel nicht vorbeikam, und Zlatko Janjic gemeinsam spielten, Cedric Harenbrock auf der Außenseite spielte und Erolind Krasniqi abermals geschont wurde.
Der Hashtag #Engelmannregelt kursierte auch gegen Straelen durch die sozialen Medien, denn Engel erzielte das Tor des Tages mit dem Abpfiff der ersten Halbzeit. Er wurde rustikal von Felix Herzenbruch bedient, sodass einige Herze das entgangene Tor von letzter Woche gutschreiben wollten, allerdings hatte auch Schiedsrichter Florian Visse kein Herz für unseren Kämpfer in der Innenverteidigung und so konnte sich Herzenbruch „nur“ als Vorlagengeber feiern lassen. Ob Tor oder nicht, es weiß jeder, was wir an Felix haben, der zweifelsfrei mit Leidenschaft die Lücke in den letzten Wochen so weit wie möglich geschlossen hat, die der Ausfall von Daniel Heber gerissen hat.
Insgesamt war die Mannschaftsleistung in der ersten Halbzeit sehr engagiert und druckvoll, allerdings bemerkte man im zweiten Durchgang, wie stark diese lange Hinserie an der verletzungsgeplagten Mannschaft gezerrt hat. Auch wenn es eine gewisse Portion Glück brauchte, brachte Rot-Weiss den Dreier mit an die Hafenstraße.
Die Pluspunkte
Die einzige Niederlage der Saison 2021/22 erlitt Rot-Weiss gegen genau diese Straelener. Wer das Hinspiel im Stadion oder am Stream verfolgt hat, sah heute im Vergleich ein ganz anderes Spiel. RWE verteidigte sehr konsequent und ließ kaum etwas zu. Umgekehrt erspielten sich die Essener in Hälfte Eins einige gute Einschussmöglichkeiten, die allerdings nicht ganz so konsequent beendet wurden. Aber auch in der zweiten Halbzeit stand nur die Querlatte vor Isaiah Youngs fünftem Treffer.
Insgesamt kompensierte die Mannschaft die zahlreichen Ausfälle beachtlich. Niklas Tarnat zeigt eine enorme Übersicht, die für seine jungen 23 Jahre alles andere als selbstverständlich ist. Isaiah Young und Cedric Harenbrock haben die Außenbahnen beackert und gerade Harenbrock erspielte sich gute Möglichkeiten. In der Innenverteidigung war auf José-Enrique Rios Alonso und Felix Herzenbruch wie immer Verlass. Natürlich freuen wir uns alle darauf, dass Daniel Heber, Oguzhan Kefkir und hoffentlich auch Michel Niemeyer und David Sauerland wieder völlig fit zurückkehren, aber die Mannschaft zeigt, dass sie füreinander kämpfen kann, wenn es mal enger wird.
Ein Extralob soll an Yannick Langesberg gehen, der kurz vor Schluss für Cedric Harenbrock hereinkam, um das knappe Ergebnis über die Zeit zu retten. Wir erinnern uns, dass ebenjener Langesberg beim Hinspiel massiv in die Kritik geriet und durch die starken Leistungen von Rios Alonso seinen Stammplatz verlor. Er ist sicher aus Verl gekommen, um zu spielen, und wird nicht glücklich über das erste halbe Jahr an der Hafenstraße sein. Dass er sich trotzdem für das Team zerreißt, konnte man an giftigen Zweikämpfen sehen, mit denen er den Gegner vom Tor weghielt. Es ist schön zu wissen, dass mit Langesberg weiterhin eine Alternative da ist.
Die Knackpunkte
Bei allem Lob war die zweite Hälfte objektiv gesehen zu wenig für Rot-Weiss. Ganz bitter hätte die Elfmeterentscheidung in der 61. Minute werden können. Die Situation, die dem Elfer vorrangig war in der realen Geschwindigkeit schwierig zu bewerten. Von außen sah es – zugegebenermaßen mit Vereinsbrille – eher so aus, als wäre Davari zuerst am Ball gewesen, bevor er Gianluca Rizzo getroffen hat, umgekehrt war die Bewegung zum Mann da, sodass wahrscheinlich die meisten Schiedsrichter den Elfmeter gegeben hätten. Im Hinspiel traf Cagatay Kader Essen an der Hafenstraße mitten ins Herz, weil er durch seine drei Tore die Niederlage maßgeblich herbeiführte. Dieses Mal machte er es nur aus der Sicht der RWE-Fans richtig gut und traf das Essener Tor bei seinem Elfer nicht.
Dass Rot-Weiss immer wieder Viertelstunden oder Halbzeiten in den Spielen hat, in denen gefühlt nur wenig geht, stößt vielen wohl auch deshalb so auf, weil in anderen Phasen, heute in der ersten Hälfte, der Gegner in allen Belangen dominiert wird. Ob die Erklärung daran liegt, dass diese Art zu spielen sehr kraftraubend ist oder ob es der Kopf ist, werden wir Laien, und vielleicht auch viele Experten nie ganz verstehen.
Der Aufreger
Der Fokus des Berichts liegt auf dem Sportlichen und selten war ein Spiel von so wenig Aufregern begleitet wie dieses. Klar, kann man über Elfmeter diskutieren. Es gab auch dieses Mal ein paar wenige rüde Fouls, aber insgesamt war der Schiedsrichter angenehm unaufgeregt und beide Mannschaften arbeiteten meistens mit sehr fairen Mitteln gegeneinander. Für Christian Neidhart gab es dennoch eine gelbe Karte, da der Schiedsrichter die verbalen Einwürfe des Trainers im Nachgang des Elfmeters als ahndungswürdig sah, er überhörte und übersah, so ehrlich muss man sein, einige Gesten und Aussagen nach der Karte, die über den Livestream sehr gut zu hören und zu sehen waren, und für die andere Schiedsrichter dem Trainer einen Tribünenplatz zugewiesen hätten.
Über den Tellerrand geschaut: Die Lage der Liga
In den letzten Wochen wollten die RWE-Fans nichts von den anderen Plätzen hören, denn das Verfolgerfeld punktet so zuverlässig, dass die Aufstiegskonkurrenz wahrhaft zermürbend ist. Am Freitag verfinsterte sich die Laune schon ein wenig, denn dieses Mal konnte der SV Rödinghausen kein spätes Ausgleichstor gegen Fortuna Köln schießen. Sascha Marquet markierte das einzige Tor des Spiels und so gewann die Fortuna.
Auch der Wuppertaler SV brachte sich am Samstag sofort in die Erfolgsspur und führte nach einer guten Viertelstunde bereits 2:0 gegen RW Ahlen. Am Ende stand ein 4:2 Erfolg, der Wuppertal den zweiten Rang einbrachte. Dass in Wuppertal wieder gutes Geld von Gönner Friedhelm Runge fließt, war bereits bei der Kaderzusammenstellung zu sehen, wie es auch in der Jawattdenn.de-Saisonprognose vorausgesagt wurde. Dass Wuppertal aber so konstant punktet, damit haben wohl nur wenige Experten gerechnet. Auch wenn der Bonner Sportchef Daniel Zillken Wuppertal nicht bis zum Schluss im Kampf um den Aufstieg sieht, wäre es nicht verwunderlich, wenn Wuppertal weiter Gas gibt. Umso wichtiger ist es für Rot-Weiss besonders stark aus der Rückrunde zu starten, denn dann ist der WSV an der Hafenstraße zu Gast.
Nun aber zu den schöneren Ergebnissen: Rot-Weiss Oberhausen musste sich gegen den SC Wiedenbrück mit 1:2 geschlagen geben. Dass die Ostwestfalen sehr unangenehm zu spielen sind, haben wir Fans auch an der Hafenstraße beobachten müssen. Durch das Ergebnis hat Oberhausen nun schon sechs Punkte Rückstand bei einem Spiel mehr.
Das schönste Tor nach Simon Engelmanns Treffer erzielte aber Michel Lieder in der 85. Minute für die Zweitvertretung von Mönchengladbach, denn dadurch reichte es für Preußen Münster nur zu einem Unentschieden. Gerade am heutigen Tag fühlte es sich zumindest nach gerechtem Karma an.
Fazit
Der Jahreswechsel ist Zeit für ein Zwischenfazit. Die rot-weisse Mannschaft hat die große Enttäuschung im Sommer abgeschüttelt, den Abgang von wichtigen Stammspielern kompensiert und hat gezeigt, dass Essen auf jeden Fall um den Aufstieg mitspielt. Die Krux ist, dass es noch 18 schwierige Spiele sind und es sehr viel Arbeit bedarf, um dieses langersehnte Ziel zu erreichen, denn auch wenige Punktverluste werden in dieser Konkurrenz stets bestraft. Es bleibt hier der sportlichen Leitung ein glückliches Händchen im Winter zu wünschen, damit RWE mit dem bestmöglichen Team auflaufen wird.
Das unaufgeregte Spiel gegen Straelen hat insofern Spaß gemacht, dass man nicht erneut gegen diesen Verein verloren hat. Auch wenn das Ergebnis knapp ausfällt, war es das Resultat eines seriösen Auftritts, bei dem die Essener außer dem Elfmeter kaum etwas zugelassen haben.
Am Ende bedanken wir uns bei unseren Leserinnen und Lesern sowie bei der Mannschaft, die uns so viele Erfolgserlebnisse beschert hat, und wünschen allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins rot-weisse Erfolgsjahr 2022.
Hendrik Stürznickel