Vorbericht
Essener Punkte-Gaudi bei Audi? RWE vor schwerem Brocken in Ingolstadt
Zum dritten Mal diese Saison geht es am Samstag in den Freistaat Bayern, wo RWE erstmals im 2010 eröffneten Audi-Sportpark auflaufen wird. Gastgeber ist der FC Ingolstadt, ein 2004 entstandener Fusionsverein. 800 Tickets für den Gästebereich wurden bereits abgesetzt, so dass mit bis zu 1000 Essenern zu rechnen sein dürfte. Während der unentwegte Allesfahrer sich fragt, wieso es auf einem Montag beinahe doppelt so viele Auswärtsfahrer nach München geschafft haben, scheint der selektive Auswärtsfahrer sich wohl weder für die Stadt an der Donau, noch für das Audi-Museum begeistern zu können. Bestes Argument für die Kurzentschlossenen sollte die Aussicht auf weitere drei Punkte für den Klassenerhalt sein.
Das Personal
Nachdem Chefcoach Dabrowski beim langersehnten Heimsieg gegen den BVB-Nachwuchs noch dazu gezwungen war, einige Stammspieler zu ersetzen, sollte dieser in Ingolstadt eigentlich wieder die Qual der Wahl haben. So sah es zumindest erstmal aus, bis am Donnerstag die Schocknachricht die Runde machte: Felix Götze wird mit einer Bänderverletzung im Knie mehrere Wochen ausfallen. Ein schmerzhafter Verlust. Der breite Kader bietet allerdings viele Optionen. Erste Wahl auf der Zehn könnte Torben Müsel sein, der sich ohnehin schnell als Stammspieler etabliert hat und sich auf der Position besonders wohlfühlt.
Die zuletzt gesperrten Flügelspieler Young und Ennali kehren nach abgesessenen Sperren zurück in den Kader. Isi Young lag allerdings zuletzt eine Woche mit einer Grippe flach. Im zuletzt gespielten 3-5-2 mit einem gesetzten Wiegel und einem erstarkten Kefkir auf den Außenbahnen, könnten Young und Ennali aktuell ohnehin das Nachsehen haben. Zumal beide sehr ähnliche Spielertypen sind und uns zusammen in der Startelf etwas berechenbarer machen.
Im Sturm wird Engelmann – der nun eine ganze Woche Zeit hatte, um seinen Trainingsrückstand aufzuholen – wieder mehr als eine Option von der Bank sein. Durchaus denkbar, dass dieser nach seinem starken Auftritt den Vorzug vor dem schon länger glücklosen Berlinski erhält. Dass es auch in dieser Kombination mit zwei Spitzen geht, hat der Auswärtssieg in Freiburg letztes Jahr eindrucksvoll gezeigt.
Auch im zentralen Mittelfeld, wo eine sehr hohe Leistungsdichte herrscht, wird der Trainer Entscheidungen treffen müssen. Fandrich, Rother und Eisfeld geben sich zurzeit die Klinke in die Hand. Zum Leidwesen von Cedric Harenbrock, der scheinbar unter Dabrowski gar keine Option mehr ist. Es wäre ihm zu wünschen, dass sich nochmal eine Chance ergibt, sich in der Liga zu beweisen. Kevin Holzweiler hingegen bekam gegen Dortmund einen Kurzeinsatz und fand in diesem sehr gut ins Spiel.
Besonders spannend bleibt abzuwarten, wie sich Michel Niemeyer entwickelt, den so mancher RWE-Fan nach seinem Comeback schon als Wachablösung für Felix Herzenbruch ansieht, der zuletzt ein paar Unsicherheiten hatte. Das zugeschriebene Potential Niemeyers soll groß sein, der Weg zurück dorthin wird aber auch noch eine Weile in Anspruch nehmen.
Es gilt in Ingolstadt, dort weiterzumachen, wo RWE gegen Dortmunds Zwote in der zweiten Halbzeit aufgehört hat. Mit aufopferungsvollem Kampf, einer stabilen Defensive und entschlossenen Angriffen. Am Ende haben uns der feine Fuß von Routinier Thomas Eisfeld und die wuchtige Birne von Björn Rother zum Sieg gebracht, der mustergültig von Instinktfußballer Engelmann bedient wurde. Das wird es auch in den nächsten Spielen brauchen: Spieler mit Vollstreckermentalität und Fußballer, die sich auch mal etwas aus der zweiten Reihe zutrauen.
Der Gegner: FC Ingolstadt (Tabellenplatz 9 / 34 Punkte/ 10 Siege/ 4 Remis/ 9 Niederlagen/ 34:30 Tore/ Differenz + 4)
Der FC Ingolstadt kannte vor Saisonbeginn nur ein Ziel und das lautete Wieder-Aufstieg in die zweite Bundesliga, aus der man trotz relativ großer finanzieller Potenz in der Spielzeit 2021/22 ziemlich krachend abgestiegen war. Der Etat der Bayern wird auf knapp 10 Millionen Euro geschätzt. Mit finanziellen Ausrufezeichen ging es daher auch bei der Kaderzusammenstellung zur Sache. Laut der Plattform Transfermarkt.de hat der FCI allein für Sturmtank Pascal Testroet (32), aufstiegserfahren mit Bielefeld und Dresden sowie auch schon in der zweiten Liga ein gestandener Neuner, satte 700.000 € auf den Tisch gelegt. Für seinen jungen Sturmpartner Tobias Bech (21) kamen noch einmal 550.000 € an dessen dänischen Klub Viborg FF hinzu. Umgekehrt kassierte man für Mittelfeldjuwel Merlin Röhl beinahe 3 Millionen Euro vom SC Freiburg.
Das sind Summen, die bei der Mehrzahl der Vereine der dritten Liga Schwindel auslösen. So konnte man sich weitere gute Neuerwerbungen leisten, z.B. Außenverteidiger Marcel Costly (23) von Waldhof Mannheim, der vom Fachmagazin KICKER durchschnittlich am besten bewertete Spieler des Kaders. Unter dem Strich wurde jedoch auch den Vereinsverantwortlichen im Laufe der Saison selber etwas schwindelig. Denn das teure Ensemble konnte die Erwartungen bislang nicht erfüllen und hängt weit hinter den Erwartungen zurück. Dem spektakulären 4:3 Sieg in Saarbrücken waren fünf Niederlagen in Serie vorausgegangen, was zwischendurch zur Neubesetzung des Cheftrainersessels führte.
Unter Rüdiger Rehm war der FCI noch mit sehr breiter Brust zum Hinspiel an die Hafenstraße gereist. Ohne ein einziges Gegentor geschluckt zu haben und als Tabellenzweiter kamen die Bayern zum Tabellenletzten an die Hafenstraße. RWE ging 2:0 in Front, Bastians per Handelfmeter und Simon Engelmann regelten. RWE machte eines seiner besten Spiele, gut 85 Minuten lang, dann gelang dem FCI durch den bereits erwähnten Tobias Bech ein Doppelschlag zum späten Punktgewinn, den zweiten Treffer legte Sturmpartner Testroet auf.
Bech ist sinnbildlich für Ingolstadts Saison. Läuft es bei dem jungen Dänen gut, ist er kaum zu bremsen. Neben dem Doppelpack aus dem Hinspiel traf der gerade 21 Jahre alt gewordene Bech in der Vorwoche in Saarbrücken gleich dreifach. In seinen anderen 18 Einsätzen gelangen ihm noch vier Treffer, das ist nicht schlecht, aber auch nicht beeindruckend. So bleibt abzuwarten, welche Tagesform Bech am Samstag mitbringt, hoffentlich nicht dänisches Dynamit. Bechs neun Saisontore sind Spitze in Ingolstadts Kader, Pascal Testroet machte 6 Treffer, nennenswert torgefährlich ist auch noch Patrick Schmidt, der zwar die Neun trägt, aber auf dem Feld gerne die Zehn gibt. In dieser Reihenfolge führt das Dreigestirn auch die Scorerliste an.
RWE wird bei diesem Sturm auf der Hut sein müssen, zumal die Audi-Städter gerne und häufig bereits aus dem Halbfeld Flanken in die Box bringen, um ihre Angreifer in Szene zu setzen. Insgesamt hat der aktuelle Tabellenneunte 34 Treffer erzielt, das ist gemessen an den Ansprüchen überschaubar, wird aber nur von sieben anderen Teams übertroffen. Die 30 Gegentreffer bilden ebenfalls keine Spitzenwerte ab, aber auch in dieser Kategorie rangieren die Ingolstädter als siebtbeste Abwehr höher als ihr Tabellenstand. Dieser wurde nach der Winterpause, in die man noch als aussichtsreicher Vierter gegangen war, deutlich negativ geprägt. Vom 18. bis zum 22. Spieltag hagelte es fünf Niederlagen in Folge. Das 0:1 in Bayreuth an Durchgang 19 war Rüdiger Rehms letzter Audi-Akt. Rehm musste als Tabellensiebter gehen.
Sein Nachfolger heißt Guerino Capretti, der in Essen bekannte Aufstiegstrainer des SC Verl aus der Saison 2019/20. Allerdings fuhr dieser dann zum Auftakt zwei Schlappen in Folge ein. Vor allem bei Standards zeigten sich die Ingolstädter auch unter Capretti extrem verwundbar und Ordnung im Defensivverbund war zuletzt ein Fremdwort. Satte zehn Gegentore unter Capretti, vor allem nach ruhenden Bällen, sprechen nicht für eine ausgewogene Abstimmung auf dem Feld, zudem fehlt der Kapitän und zentrale Abwehrspieler Tobias Schröck wegen einer Gelbsperre. Hier liegt sicherlich eine Chance für unsere Mannschaft, zumal die Schanzer alles andere als extrem heimstark sind und in elf Partien nur 14 Zähler auf heimischem Audi-Plastikgeläuf holen konnten.
Auf der abschließenden Pressekonferenz äußerte sich Capretti wenig überraschend über RWE, dass er unsere Mannschaft sehr kompakt und auf Nadelstiche hoffend erwarte. Ob Ingolstadt das Spiel machen kann, wird sich dann zeigen. Nichtsdestotrotz wartet auf RWE natürlich ein schwerer Brocken mit erlesenem Kader. Das, was Essen gegen den BVB II in die Waagschale werfen musste, wird noch einmal gesteigert werden müssen.
Nach dem Torfestival in Saarbrücken hat der FCI sich zudem wieder in Sichtweite der Aufstiegsränge geschoben. Da der nicht aufstiegsberechtigte SC Freiburg II derzeit Zweiter und aus den Kandidaten für Liga Zwei zu streichen ist, beträgt Ingolstadts Rückstand auf den Relegationsrang nur 5 Zähler. Übrigens macht man beim FCI nicht gerne halbe Dinge. Eine Punkteteilung gab es zuletzt am 03. Oktober des Vorjahres, seitdem hieß es ausschließlich Sekt oder Selters, ersteren trinken wir lieber in Form von Sieges-Stauder. Apropos, RWE wird trotz der weiten Anreise voraussichtlich wieder von mehr als tausend meist durstigen Anhängern begleitet werden. Was diesen in und außerhalb des Fußballstadions geboten wird, thematisiert unser Liga-Guide.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der 3. Liga
Der Fußball ist schnelllebig. Vor einer Woche befand sich das Umfeld rund um die Hafenstraße noch in einer spürbaren Depression, sieben sieglose Spiele hatten am Selbstbewusstsein und am Tabellenstand der Rot-Weissen genagt. Nach dem verdienten 2:0 Erfolg über die Reserve des BVB hat RWE aber sieben Punkte zwischen sich und die Abstiegsplätze gelegt, das ist das größte Punktepolster seit Essen selber diese Ränge nach dem 7. Spieltag verlassen hat. In der sehr engen und ausgeglichenen dritten Liga gilt es aber unbedingt am Ball zu bleiben und eine Punkte-Gaudi bei Audi würde RWE im Vorfeld des 6-Punkte-Spiels gegen Bayreuth am übernächsten Wochenende sehr gut tun.
Die Essener Konkurrenten in der zweiten Hälfte der Tabelle stehen vor interessanten Aufgaben. Der Hallesche FC eröffnet den Spieltag am Freitagabend gegen 1860 München. Mit dem eminent wichtigen Auswärtssieg beim VfB Oldenburg (1:0) am vergangenen Montagabend hat sich Halle vom letzten Platz vorgeschoben auf Rang 18. Der neue Coach Sreto Ristic feierte somit ein gelungenes Debüt. Aus RWE-Sicht wäre es allerdings wünschenswert, wenn Gegner 1860 seine schwarze Serie von nur einem Sieg und zwei Remis bei satten 7 Niederlagen aus den letzten 10 Spielen in Halle verbessern und den ersten Auswärtssieg seit Mitte Oktober feiern könnte.
Zeitgleich zu RWE gibt es am Samstag gleich vier weitere Partien von Relevanz. Der neue Letzte SV Meppen muss nach Duisburg, Dortmund II empfängt die Neidhart-Elf Waldhof Mannheim, der VfB Oldenburg, momentan auf dem ersten Abstiegsrang angesiedelt, muss zum SC Verl und das Match Bayreuth gegen den FSV Zwickau ist ein Abstiegskracher par excellence. Allein an der Spielvereinigung sieht man, wie schnell sich Dinge ändern können. Hatte man die Wagnerstädter zur Winterpause fast schon abgeschrieben, konnten diese sich nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs mit 3 Ligasiegen sogar von den Abstiegsrängen herunterhieven. Das kann Ansporn und Warnung zugleich sein.
NUR DER RWE!
Basti Hattermann & Sven Meyering
Spielbericht
Aller schlechten Dinge sind drei! RWE schluckt dritten späten Ausgleich im Jahr 2023
Ein negatives Deja-Vu erlebten Drittligist Rot-Weiss Essen und seine Anhänger in Ingolstadt. RWE schluckte kurz vor Beginn der Nachspielzeit den späten Ausgleich zum 1:1. Das war in diesem Kalenderjahr auch schon gegen Verl und Duisburg der Fall. Cedric Harenbrock hatte die Essener mit seinem Profitordebüt 10 Minuten zuvor per Knie in Front geschossen. Ärgerlich die zwei Punktverluste, aber dennoch konnte die Dabrowski-Elf, die unter dem Strich ein sehr solides Auswärtsspiel machte, den Vorsprung auf die Abstiegsränge sogar vergrößern.
Das Personal
Glaubte Christoph Dabrowski zu Beginn der Trainingswoche noch, auswärts in Ingolstadt personell aus dem Vollen schöpfen zu können, trafen die Essener dann einige schlechte Nachrichten. Am Härtesten wog für Rot-Weiss der Bänderriss von Felix Götze, der somit nicht nur kurzfristig ausfällt. Götze gesellten sich dann Thomas Eisfeld und Isi Young zu, beide laborieren an einem Infekt. So musste Dabro umstellen.
Die Dreierkette vor Jakob Golz, bestehend aus Rios Alonso, Felix Herzenbruch und Kapitän Bastians blieb erhalten, ebenso Andreas Wiegel und Oguzhan Kefkir auf den defensiven Außenbahnen. In Hälfte Zwei wurde Andreas Wiegel zurückgezogen in eine Viererkette und Bastians scherte aus auf die Linksverteidiger-Position. Das gab Essen mehr Stabilität. Dauerbrenner Niklas Tarnat gesellte sich auf der Doppelsechs Björn Rother zu, das überraschte nicht.
Dass Kevin Holzweiler in der Startelf stand, war nicht unbedingt zu erwarten. Holz feierte sein Debüt in der ersten Elf und sollte an der Seite von Torben Müsel die Offensive beleben. Müsel und Holzweiler spielten relativ flexibel, Müsel jedoch eher auf der 10, Holzweiler stärker über die rechte Bahn, doch auch er zog häufiger in die Mitte. So besetzte Ron Berlinski allein das Sturmzentrum.
Berlinski war auch der erste Spieler, der das Feld auf Essener Seite verlassen musste. Nach 72 Minuten wurde er nicht wirklich positionsgetreu durch Lawrence Ennali ersetzt. Ein klassischer Neuner stand erst 6 weitere Zeigerumdrehungen später wieder auf dem Platz. Simon Engelmann kam für Torben Müsel. Zusammen mit Engel betraten noch Cedric Harenbrock für Kevin Holzweiler und Meiko Sponsel für den mal wieder abgekämpften Andreas Wiegel den Platz. Des Einen Leid ist des Anderen Freud. Götzes und Eisfelds Ausfälle hatten für einen Kaderplatz für den wochenlang nicht berücksichtigen Cedric Harenbrock gesorgt und Cedi dankte seinem Trainer für diese Chance und erzielte nur gut 2 Minuten später die Führung. Dann nahm Dabrowski noch Oguzhan Kefkir runter (84.) und brachte Michel Niemeyer, der sich offenbar stabilisiert.
Die Pluspunkte
Wer glaubte, RWE werde durch die Ausfälle zum gefundenen Fressen für die Schanzer, sah sich gründlich getäuscht. Essen zeigte ein sehr stabiles Auswärtsspiel und zog nahezu immer die fußballerische Karte. Ballsicher kombinierten sich die Gäste in die Ingolstädter Hälfte und die langen weiten Bälle ins Nichts, die noch Essens Auftritt bei Viktoria Köln geprägt hatten, sah man nahezu nicht. Die RWE-Spieler hatten den Kopf oben. Aus einem guten Kollektiv ragten Kevin Holzweiler mit seiner Quirligkeit und Ballsicherheit, Felix Herzenbruch mit starken Zweikampfwerten sowie Keeper Golz mit einer Monsterparade gegen den freistehenden Testroet heraus. Auch war Essen effizient. Cedric Harenbrock nutzte neben einer Kopfballgelegenheit von Björn Rother die einzige andere wirklich gute Torgelegenheit zum Treffer. Beide Szenen hatte Oguzhan Kefkir mit guten Hereingaben eingeleitet. Wie konzentriert und mit 89 Minuten langer starker defensiver Raumaufteilung RWE die favorisierten Ingolstädter neutralisierte, war ein Reifezeugnis.
Die Knackpunkte
Zu Beginn wirkte Rot-Weiss nicht wach und die Gastgeber dominierten, jedoch schüttelte Essen den zu großen Respekt schnell ab. Im letzten Drittel, also da wo es dem Gegner wehtut, verließ RWE aber die Passsicherheit. Da die Konzentration vor allem darauf lag, keine Fehler zu machen, fehlte der offensive Esprit und meist schon der vorletzte Pass fand nicht mehr sein Ziel. Als Essen dann doch das Tor gelungen war, bekam das Match ein anderes Gesicht und der FCI wurde wild. Nun geriet RWE gehörig unter Druck und Jakob Golz musste die Führung retten, er klärte aus kurzer Distanz gegen Testroet.
Beim Ingolstädter Ausgleich reihten sich mehrere taktische Fehler aneinander. Obwohl man einen Einwurf weit in der gegnerischen Hälfte hatte und viele Essener dort zugegen waren, ließ RWE sich das Leder nehmen und zog dann nicht das taktische Foul. Der weite Pass in den Raum folgte, Meiko Sponsel stand schlecht zum Ball und Torschütze Hawkins durfte frei dem Ausgleich zustreben, den nun auch Golz nicht verhindern konnte. So ein kollektiv schlechtes Stellungsspiel und generelles Verhalten, sich auswärts kurz vor Schluss in Führung liegend auskontern zu lassen, sucht seinesgleichen. Sehr schade, denn bis dahin zeigte Essen eine sehr konzentrierte und beinahe fehlerfreie Vorstellung.
Der Aufreger
Es war ein extrem faires und von beiden Teams mit fußballerischem Ansatz geführtes Spiel. Schiedsrichter Felix Bickel stellten sich in seiner Spielleitung keine Probleme entgegen. Nach 63 Minuten sorgte Essens Björn Rother eher für einen Schmunzler als für einen Aufreger. Der zu Boden gegangene Sechser der Rot-Weissen pritschte in Nähe des Ingolstädter Strafraums am Boden liegend den Ball mit beiden Händen weg und unterband einen Konter der Schanzer. Bickel zückte für diese kuriose Szene natürlich Gelb. Obwohl der Referee direkt nach dem Handspiel den gelben Karton schon in der Hand hielt, wurde er von einer Traube der Audi-Kicker umringt, die sich mächtig aufregten. Warum, war nicht ersichtlich. Hierfür konnte man wohl kaum Rot fordern.
Fazit und Blick über den Tellerrand: Die Lage in der 3. Liga
Vor dem Spiel hätte man wohl ein Remis unterschrieben, nun ärgert sich ganz Fußball-Essen erneut über verlorene Punkte auf der Zielgeraden.
Hätte der Dreier Bestand gehabt, RWE wäre dem Keller um 10 Punkte entwischt. Doch auch nun sind es 8 Zähler, die Rot-Weiss von den tödlichen Plätzen trennen. Das heißt, die Ergebnisse auf den anderen Plätzen liefen nicht schlecht. Der Hallesche FC und der Krisenklub von der Isar 1860 trennten sich torlos, ebenso der MSV Duisburg und der SV Meppen. Hier konnte also niemand heranrücken. Der VFB Oldenburg „krönte“ eine schlechte Woche und unterlag beim SC Verl 1:2, damit verlor der Mitaufsteiger einen Zähler auf Essen. Der Abstiegskracher zwischen Bayreuth und Zwickau war sehr unterhaltsam. Die Wagnerstädter setzten eine Woche vor ihrem Auftritt im Stadion an der Hafenstraße ihren positiven Trend fort und schlugen den FSV mit 5:3. Somit ging das Debüt von Neucoach Ronny Thielemann bei Zwickau schief. Die Sachsen sind nun Letzter. Das einzige ganz und gar unerfreuliche Ergebnis war der 4:0 Erfolg des BVB 2 gegen Waldhof Mannheim in Oberhausen. Die Borussia, die vom DFB geduldet ihre Heimspielstätte so häufig wechseln darf wie andere Menschen ihre Unterhose, schob sich somit wieder über den Strich.
Unter der Woche wartet auf RWE ein Westschlager. Essen fährt im Viertelfinale des Niederrheinpokals zum Wuppertaler SV. Es geht darum, im Rennen um die Qualifikation für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals zu bleiben. Rot-Weiss erwartet wahrscheinlich ein ganz anderes Spiel als im Liga-Alltag und Essen wird offensive Lösungen finden müssen.
NUR DER RWE!
Sven Meyering