Vorbericht
Rot-Weisse Wasserspiele eröffnet – Gegen Halle in die Restserie
Die Wetteraussichten sind düster, Sturm und Regen sollen die Hafenstraße am kommenden Samstag treffen und selbst das kann die Vorfreude darüber nicht verhageln, dass es endlich, endlich wieder losgeht. Dies zeigt sich alleine am Kartenvorverkauf.
Während die deutsche Wüstenexpedition an der japanischen Gegenwehr ein frühes Ende fand, befanden sich die RWE-Kicker im wohlverdienten Urlaub und bereits vor Weihnachten begann die Vorbereitung. Auch wenn Trainer Christoph Dabrowski nicht jammert, so merkte man ihm im Gespräch deutlich an, dass er kein Freund langer Vorbereitungen ist, sondern sich viel lieber im Ligabetrieb misst. Das haben wir alle viel lieber und verbinden dies mit der Hoffnung, dass die Serie von sieben Spielen ohne Niederlage noch so lang wie möglich anhält.
Das Personal
Für das rot-weisse Lazarett war die frühe Pause ein Segen, denn es stehen lediglich Michel Niemeyer und Sandro Plechaty noch auf der Verletztenliste. Dagegen wirkt mancher Rückkehrer beinahe wie ein Neuzugang. So sammelte Torjäger Simon Engelmann wieder Einsatzminuten in Freundschaftsspielen und dem Hallenturnier in Gummersbach. Cedric Harenbrock dringt genauso auf Einsatzzeiten wie Thomas Eisfeld, der ebenfalls die volle Vorbereitung mit bestreiten konnte. Außerdem stehen alle weiteren Kicker der Hinrunde bereit, außer Sascha Voelcke, der für ein halbes Jahr in Bocholt versucht auf Einsatzzeiten zu kommen.
Viel spricht dafür, dass Christoph Dabrowski zunächst den Spielern das Vertrauen schenkt, die am Ende der Hinrunde gespielt haben, sodass insbesondere Engelmann und Eisfeld zunächst von der Bank kommen könnten. Hinter zwei Akteuren befinden sich allerdings noch Fragzeichen. Unterschiedsspieler Felix Götze ist aufgrund von Problemen an der Wade fraglich. Isaiah Young wurde ist genauso wie Götze erst am Ende der Woche ins Training eingestiegen. Für die beiden Wackelkandidaten steht neben den Rekonvaleszenten auch Clemens Fandrich bereit, der nach seinem Engagement an der Hafenstraße immer wieder von kleineren Verletzungen zurückgeworfen wurde, der die Vorbereitung aber ebenfalls mitmachen konnte und nun auf Einsätze lauert.
Defensiv ist davon auszugehen, dass das alte Adenauer-Motto „Keine Experimente“ greifen wird. Die Viererkette präsentierte sich vor der Pause sattelfest, allerdings werden sich Andreas Wiegel, Daniel Heber, José-Enrique Rios Alonso und Felix Bastians im Vergleich zur Vorbereitung noch steigern müssen, denn dort zeigte sich einmal mehr, dass Rot-Weiss Essen schnell bestraft wird, wenn die Hintermannschaft nicht auf der Hut ist. Gerade die mannschaftliche Geschlossenheit, auf die sich das Team bislang verlassen konnte, ist in den kommenden 21 Duellen dringend gefordert.
Der Gegner: Hallescher FC (Tabellenplatz 15 / 17 Spiele/ 4 Siege/ 4 Remis/ 9 Niederlagen/ 24:26 Tore/ Differenz: -2/ 16 Punkte)
Der Hallesche FC ist quasi bereits ein Urgestein der Dritten Liga und gehört dieser bereits seit der Saison 2012/13 an. Der HFC ist somit seit einem Jahrzehnt dabei. Dabeisein oder Dabeibleiben ist aktuell ebenso wie bei unseren Essenern das Primärziel. Das Team aus Sachsen-Anhalt musste in den Vorjahren meistens eher nach unten schauen und steht aktuell soeben noch über dem Strich. Den Tabellenfünfzehnten Halle trennt nur das bessere Torverhältnis von den punktgleichen Mannschaften aus Oldenburg und dem FSV Zwickau, der derzeit den ersten Abstiegsrang belegt.
Der Hallesche FC erwischte einen Horror-Start in die Saison und verlor die ersten drei Partien. Seitdem zeigt sich das Team von Trainer André Meyer, der mit 39 Jahren zu den jüngsten in der Liga zählt, aber deutlich stabiler. Das Torverhältnis ist mit 24:26 Treffern fast identisch mit dem von RWE, die Rot-Weissen haben ein Tor mehr kassiert. Wer Spiele des Halleschen FC verfolgt hat, dem wurde vor allem eines offenbar, die Sachsen-Anhaltiner haben eine extrem hohe Körperlichkeit zu bieten, es geht ordentlich zur Sache und häufig entsteht auf dem Feld auch eine deftige Portion an Giftigkeit und Hektik, welche auch als taktisches Mittel dient.
Um seinen ohnehin wehrhaften Abwehrverbund noch zu stärken, lotste Halle in der Winterpause den erfahrenen Alexander Winkler an die Saale. Winkler, der ebenso wie Essens Felix Götze Kaiserslauterns Aufstiegskader des letzten Sommers angehört hat, misst mit 1,90 Meter Gardemaß. Ebenso wie seine Abwehrkollegen Niklas Kreuzer und Jonas Nietfeld, die schon drei bzw. sogar vier Saisontreffer erzielt haben, dürfte Winkler Halles Gefährlichkeit bei Standards noch steigern. Bester Offensivspieler ist Mittelfeldmann Tom Zimmerschied, der sechs eigene Treffer und zwei Vorlagen beigesteuert hat.
Auf RWE wartet eine Aufgabe, die eigene Robustheit und Zähigkeit verlangt. Seit 8 Partien hat die Dabrowski-Elf nicht mehr verloren, tut sich aber in dieser Spielzeit bislang gegen Truppen aus dem Tabellenkeller relativ schwer und spielte gegen vergleichbare Truppen wie Halle, genannt seien Zwickau, Meppen und Bayreuth, jeweils nur Remis. Gerade dann, wenn es sehr körperlich wird, muss Rot-Weiss, das für einen Aufsteiger erstaunlich viel an fußballerischen Komponenten in sein Spiel einbringt, an der von Christoph Dabrowski immer wieder geforderten und in der Dritten Liga essenziell wichtigen „Ekeligkeit“ arbeiten. Denn genau diese wird der Hallesche FC an der Hafenstraße an den Tag legen wollen und es ist ein Kampfspiel auf Biegen und Brechen zu erwarten. Der HFC wird in Essen wahrscheinlich von ca. 1000 Anhängern begleitet werden. Ein stolzer Away-Mob.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Liga
Auf Rot-Weiss Essen wartet ein sogenanntes 6-Punkte-Spiel. So viele Zähler trennen RWE und die Gäste aus Sachsen-Anhalt aktuell und mit einem Sieg könnte Rot-Weiss den Vorsprung auf die gefährliche Zone vergrößern. Halle hingegen will den Anschluss an das Mittelfeld schaffen und in Essen alles in die Waagschale werfen wollen.
Der Spieltag bietet insgesamt günstig zu nennende Konstellationen. Bereits am Freitagabend kommt es zwischen dem FSV Zwickau und dem VFB Oldenburg zu einem direkten Duell zweier Kellerkinder. Am Sonntag empfängt der aktuelle Letzte, die SpVgg Bayreuth, mit dem BVB II ein Team, das sich ebenfalls in der Bredouille befindet. Zudem haben diverse Teams, die sehr nah in der Tabelle zu RWE stehen, schwere Auswärtsaufgaben vor sich. Duisburg muss nach Saarbrücken reisen, der SC Verl nach Freiburg, Meppen nach Dresden und Aue, erst am Montag, nach Ingolstadt.
Am Samstag werden beim Spiel zwischen Rot-Weiss Essen und dem Halleschen FC 17.500 Zuschauer erwartet. Eine mal wieder beeindruckend zu nennende Besucherzahl, zu der auch der Gastverein wie schon erwähnt seinen Teil beitragen wird. Die überwältigende Mehrheit des Stadions wird jedoch auf Seiten der gastgebenden Essener stehen und unserer Mannschaft beim Restart in die Liga ihre Unterstützung liefern.
NUR DER RWE!
Sven Meyering und Hendrik Stürznickel
Spielbericht
Spielbericht
Torloses Kampfspiel auf tiefem Acker – RWE hält Halle auf Distanz
Schön war es über weite Strecken nicht, was die über 17.000 Zuschauer im Stadion an der Hafenstraße zu sehen bekommen haben. Am Ende können wir Essener mit dem torlosen Unentschieden leben, denn Rot-Weiss Essen ist seit mittlerweile acht Ligaspielen ungeschlagen und hält in einem hart umkämpften Spiel fast ohne Highlights einen direkten Konkurrenten auf Abstand.
Das Personal
RWE ging ohne Heber, Young und Götze in die Partie – ein Qualitätsverlust, der sich in der Offensive bemerkbar machte. Während Herzenbruch den Kapitän in der Innenverteidigung vertrat, konnten Loubongo und Fandrich die fehlenden Offensivkräfte im 4-2-3-1 überhaupt nicht ersetzen und mussten zur Pause bereits wieder weichen. Da kurz vor der Pause Andreas Wiegel nach einem Zusammenprall mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus kam, gab es eine große Personalrochade. Zunächst kam Oguzhan Kefkir kurz vor der Pause für den verletzten Wiegel, zum Pausentee wechselte Dabrowski auch Simon Engelmann und Mustafa Kourouma ein und stellte auf ein 3-4-3 um, wobei Engelmann ins Sturmzentrum ging und links und rechts von Ennali und Berlinski flankiert wurde. Kourouma und Kefkir übernahmen die rechte, bzw. linke Außenbahn und ergänzten gegen den Ball die Dreierkette um Bastians, Herzenbruch und Rios Alonso. Eine Viertelstunde vor Schluss kam auch noch Thomas Eisfeld für Lawrence Ennali.
Während die ersten Wechsel kaum merkbare Veränderungen ins Spielgeschehen brachten, riss Thomas Eisfeld das Spiel sofort an sich und spielte einige kluge Pässe. Seine wohl stärkste Aktion war die Maßflanke auf Ron Berlinski, der alleingelassen im Strafraum stand, dessen Torchance jedoch durch ein klares Foul verhindert wurde. Mehr dazu in den Aufregern. Der Regler Engelmann hing jedoch völlig in der Luft, da er nicht aus dem Mittelfeld gefüttert wurde. Daran änderten auch die Wechsel in der Pause nichts.
Die Pluspunkte
Der größte Pluspunkt lief mit dem ursprünglich einmal weißen Trikot mit der Nummer 9 über den Platz: Ron Berlinski merkte man an, dass er noch vor wenigen Jahren im Amateurfußball die Ascheplätze des Ruhrgebiets kennenlernen durfte und hatte wohl den größten Spaß an der Regenschlacht. Mit einer wieder einmal beeindruckenden Laufleistung deckte er insbesondere in Halbzeit 2 einen riesigen Raum auf dem rechten offensiven Flügel ab und eroberte viele Bälle – eine saubere Balleroberung per Grätsche führte dabei zum Unverständnis aller sogar zu einer gelben Karte durch Schiedsrichter Willenborg, der Berlinski bereits zuvor klar benachteiligt hatte (siehe Aufreger).
Mit Einschränkungen ist auch die sichere Defensive zu nennen, die einen auf Konter ausgerichteten Gegner aus dem Spiel heraus so gut wie gar nicht zur Entfaltung kommen ließ. Die Einschränkungen folgen in der konträren Kategorie.
Die Knackpunkte
Individuelle Wackler in der Defensive luden einen komplett passiven Gegner zu drei gefährlichen Situationen ein: Nach einem verunglückten Rückpass von Wiegel nach gerade einmal drei Minuten konnte Golz gerade so vor dem heranstürmenden Nietfeld den Winkel verkürzen, zu Beginn des zweiten Durchgangs ließ sich Alonso zu einfach von Zimmerschied überlaufen, der jedoch den Ball nicht präzise verarbeiten konnte und eine Minute vor dem Ende der regulären Spielzeit traf Winkler nach einem Luftloch von Herzenbruch in Folge einer Hallenser Ecke nur das Außennetz. Die ansonsten sichere Essener Defensive riskierte in diesen Situationen unnötigerweise den einen Punkt im typischen 0:0-Spiel.
Nach vorne machte sich das Fehlen von Young und Götze zu stark bemerkbar: Die vielen, hohen Bälle konnten von der Hallenser Defensive meistens zu einfach geklärt werden und Loubongo und Fandrich konnten in ihren Startelfeinsätzen keine Akzente setzen. In einem Heimspiel gegen einen Mitkonkurrenten sollte trotz der Ausfälle am Ende des Spiels mindestens eine zählbare Torchance stehen.
Die Aufreger
Als Halles Alexander Winkler nach einer Stunde im eigenen Strafraum mit vollem Anlauf und beiden Beinen voran in Ron Berlinskis Standbein rutschte und dabei nicht einmal in die Nähe des Balls kam, hätte es eigentlich zur besten Torchance des Spiels in Form eines Elfmeter kommen müssen. Wieso Schiedsrichter Frank Willenborg auf Weiterspielen entschied, wird sein Geheimnis bleiben – eine klarere Fehlentscheidung gab es in der laufenden Saison wohl selten.
Zu Spielbeginn gab sich der Gästeanhang kulturbeflissen und präsentierte Georg Friedrich Händel als Anhänger des HFC. Während der barocke Komponist zu sehen war, wurde eine große Pyroaktion, die neben Bengalfackeln und Rauchtöpfen auch kleinere Raketen und vier Böller einer Lautstärke bereithielten, die in Deutschland nicht legal gezündet werden darf. In die Pyrodiskussion wollen wir an der Stelle nicht einsteigen, allerdings ist das Zünden von gefährlich lauten Böllern und Werfen in eine Gruppe von Menschen ein Unding, über das nicht diskutiert werden braucht. Gesicherte Informationen gibt es bislang nicht, man kann nur hoffen, dass niemand dabei zu Schaden gekommen ist.
Fazit und über den Tellerrand geschaut – Die Lage in der Liga
Die BVB-Reserve verlor am Sonntag in Bayreuth und der SV Meppen erkämpfte sich einen verdienten Punkt in Dresden. Aue spielt am Montag gegen Ingolstadt, doch bis jetzt konnte der Abstand nach unten sogar um einen Punkt auf sieben Punkte ausgebaut werden und RWE erweist sich weiterhin als schwer zu schlagen. In nur einer Woche geht es zum Hinrundenabschluss zum SC Verl, einem weiteren direkten Konkurrenten – kann RWE auch dort seine Serie fortsetzen, wäre dies ein weiterer, wichtiger Schritt auf dem Weg zum Klassenerhalt.
NUR DER RWE!
Dominik Gsell