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2022/2023 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – SV Meppen (0:0)

Im letzten Heimspiel des Jahres gelang nicht der erhoffte Sieg. Gegen den SV Meppen spielte unsere Elf 0:0. Immerhin das sechste Spiel ohne Niederlage. Unsere Fotos und der Spielbericht sind online.

Vorbericht

Die Hafenstraße wieder zur Trutzburg der Dritten Liga machen und drei Punkte gegen Meppen behalten

Die zuletzt fabelhafte Bilanz der rot-weissen Mannschaft sorgt für einen glücklichen Herbst der RWE-Fans, die angesichts von 20 Punkten das Vertrauen zurückgezahlt bekommen, das sie in den ersten Wochen in den Kader investierten, indem sie trotz chancenloser Partien wie gegen Elversberg und Köln immer wieder konstruktiv und aufbauend waren. Einziger Minimakel ist hierbei, dass die Erfolge zuletzt stets in der Ferne geholt wurden, während an der heimischen Hafenstraße zuletzt zweimal Punkteteilungen gegen Zwickau und Dresden hingenommen werden mussten.

Im letzten Heimspiel des Jahres werden an die 16.000 Zuschauer ins Stadion pilgern. Angesichts von einem Spiel, das an einem Mittwoch um 19:00 Uhr angepfiffen wird, ein wieder einmal beeindruckender Wert. Hier wünscht sich die Mehrheit der Besucher, dass RWE gewinnt und entspannt dem Abschluss der englischen Woche in München entgegensehen kann. Doch vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.

Andreas Wiegel wird vermisst.

Das Personal und taktische Optionen

Es spräche wenig dagegen, einmal mehr die uralte Fußballfloskel „never change a winning team“ anzuwenden. Gleich fünfmal konnte RWE im Stadion Marschweg treffen, das gelang bisher noch nie in dieser Liga. Die einzige Kritik galt nach dem Spiel der Hintermannschaft, die eine sichergeglaubte 3:1-Führung zu verspielen drohte.

In der Abwehrreihe folgt auf jeden Fall ein Startelfwechsel, wenn auch verletzungsbedingt und nicht aufgrund von schwachen Leistungen. Andreas Wiegel hat sich den Oberschenkel gezerrt und muss passen. Hier stehen gleich zwei Ersatzmänner bereit, denn Mustafa Kourouma und Meiko Sponsel unterstrichen ebenfalls ihre Ambitionen. Zuletzt hatte Sponsel die Nase vorn, da er Spezialist für die Position ist und Kourouma dagegen Innenverteidiger.

Die Frage, ob Christoph Dabrowski die Belastung steuern möchte und anderen Dauerläufern eine Pause gönnt, stellt sich ebenfalls. Oguzhan Kefkir wäre der erste Kandidat für einen Startelfplatz. Hier sind wir bei einer extremen Härtefallentscheidung, denn Isaiah Young und Lawrence Ennali spielten in Oldenburg bravourös auf. Man kann nur jedem Fußballfan die TV-Bilder empfehlen, wie Ennali den Elfmeter herausholt, obwohl er so viel weiter vom Ball entfernt als der herauseilende Torwart ist, das ist beeindruckend.

In der Mittelfeldzentrale käme ein Wechsel überraschend, auch wenn mit Clemens Fandrich ein Akteur auf der Bank sitzt, der klare Startelfambitionen hegt. Zu gut klappte jedoch das Zusammenspiel zwischen Felix Götze, Björn Rother und Niklas Tarnat in Oldenburg, als dass dieses stabilisierende Element des Essener Spiels geopfert würde. Wenn man daran denkt, dass im neuen Jahr noch Thomas Eisfeld und Cedric Harenbrock dazustoßen, dann wird der Kampf um die Positionen in der Mittelfeldzentrale die interessanteste Frage im Vorfeld des ersten Punktspiels 2023 gegen den Halleschen FC.

Essens Dauerläufer wird auch gegen den SV Meppen auf dem Platz stehen.

Der Gegner: SV Meppen (Tabellenplatz 19/ 15 Spiele/ 2 Siege/ 6 Remis/ 7 Niederlagen/ 16:27 Tore)

Am 14. August, man schrieb den 4.Spieltag, fegte der SV Meppen den SV Waldhof Mannheim mit sage und schreibe 6:2 vom Platz. Die Nordlichter waren danach Tabellensiebter und blickten froh gelaunt der weiteren Saison entgegen. Trainer Stefan Krämer, eine notorische Frohnatur, schien die richtige Rezeptur für eine gute Spielzeit gefunden zu haben. Seitdem ist dem SVM allerdings das Lachen gründlich vergangen und selbst Krämer dürfte es hin und wieder schwerfallen. Seit dem Kantersieg über Christian Neidharts spätpubertierende Rasselbande mit Disziplinproblemen gelang den Meppenern nur noch wenig. Sehr wenig, denn kein einziger Dreier wurde seitdem eingefahren. Die Sieglosserie hält seit 11 Spielen an, lediglich 5 Remis gelangen. Trainer Stefan Krämer, den Marcus Uhlig aus gemeinsamen Bielefelder Zeiten kennt, haftet in der Szene schon länger der Ruf an, eine Mannschaft zunächst stark, aber nicht sehr nachhaltig motivieren zu können.

So steht der Klub, dem im Vorjahr ziemlich souverän der Klassenerhalt gelang, immer das Primärziel in Meppen, aktuell auf dem vorletzten Tabellenplatz. Nur Zweitligaabsteiger Erzgebirge Aue steht noch schlechter da. Allerdings trennen den SVM nur drei Zähler vom rettenden Ufer, sodass die Krämer-Elf an der Hafenstraße entsprechend motiviert auflaufen wird, um den sprichwörtlichen Bock umzustoßen.

Betrachtet man den Kader der Gäste, so erscheint dieser qualitativ hochwertiger zu sein, als der aktuelle Trend suggeriert. Zunächst treffen wir dort auf drei Ex-Essener. Torhüter Jonas Kersken (22) spielte in der Jugend an der Hafenstraße. Kersken erfreut sich mit der Durchschnittsnote 2,95 des Fachmagazins Kicker der besten Leistungsbewertungen der Meppener. Außenverteidiger Max Dombrowka (32) schnürte von 2012 bis 2015 seine Schuhe für RWE. Dombrowka hat mittlerweile 193 Drittligapartien auf dem Buckel und darf als sehr erfahren gelten. Dritter Ex-Rot-Weisser im Bunde ist einer der Aufstiegshelden, Marius Kleinsorge spielte noch in der abgelaufenen Rückrunde für Essen. Kleinsorge ist aktuell jedoch verletzt und kann kein Comeback auf dem heiligen Rasen an der Hafenstraße feiern.

Spieler, deren Namen ansonsten einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzen sind die Mittelfeldspieler Mike Feigenspan (27) sowie der offensiver ausgerichtete Marcus Piossek (33). Ebenfalls zwischen Angriff und Mittelfeld pendeln Christopher Hemlein (31), auch Hemlein und Marcus Uhlig hatten eine gemeinsame erfolgreiche Zeit bei Arminia Bielefeld, und Morgan Fassbender (24). Wahrscheinlich prominentester Meppener ist Sturmführer Marvin Pourié. Pourié spielte für Deutschlands U18-Nationalelf und für den FC Kopenhagen sogar zweimal in der Champions League. Insgesamt netzte er in der dritten Liga 53 Mal, aktuell sind es 6 Saisontreffer und drei Vorlagen für den SV Meppen. Insgesamt wirkt der SVM daher wir eine Mannschaft, die ihr Potenzial zuletzt nicht nutzen konnte.

Beim Auswärtsauftritt bei der Spitzenmannschaft des 1. FC Saarbrücken wurde jedoch ein anderes Gesicht der Meppener deutlich. Mit permanent aggressivem Pressing nervte das Krämer-Team die Saarländer enorm, das 0:0 entsprach am Ende nicht den gezeigten Leistungen, Meppen war das bessere Team. RWE sollte somit gewarnt sein. Auf jeden Fall muss Rot-Weiss sich defensiv gegenüber dem Auftritt in Oldenburg verbessern, der SVM hat einige Spieler in seinen Reihen, die Nachlässigkeiten im Defensivverbund bestrafen können. Zumindest auf dem Papier, denn seit dem Beginn der Negativserie schoss der SVM nur ganze 5 Tore. Der Knoten muss also nicht gerade am Mittwochabend im Stadion an der Hafenstraße platzen, zumal Meppen in dieser Spielzeit noch kein Auswärtssieg gelungen ist.

Lawrence Ennalis Schnelligkeit wird wieder gebraucht.

Fazit und über den Tellerrand geblickt – die Lage in der Liga

Wenn Rot-Weiss Essen auf den SV Meppen trifft, ist das das Duell einer der formstärksten Mannschaften, das sind zum Glück unsere Essener, gegen eine der formschwächsten. RWE kann mit einem Sieg mit Siebenmeilenstiefeln der Abstiegszone weglaufen. Die Auftaktpartien des 16.Spieltags am Dienstagabend erbrachten in dieser Hinsicht bereits gute Ergebnisse. Denn mit dem Halleschen FC (0:1 in Ingolstadt), dem BVB II (0:2 gegen Viktorias Köln), der SpVgg Bayreuth (0:1 gegen Elversberg) und Erzgebirge Aue (0:2 gegen den MSV Duisburg) erlitten gleich vier hinter RWE platzierte Teams Niederlagen. Nur Revierrivale Duisburg konnte zumindest bis Mittwochabend wieder an Rot-Weiss vorbeiziehen und vergrößerte die Sorgen des Tabellenletzten aus dem Erzgebirge weiter. Auch wenn wahrscheinlich wieder 90 Minuten + X Schwerstarbeit auf Christoph Dabrowski und die Seinen warten, kann RWE absolute Big Points einfahren

Zeitgleich geht der Blick aus Essen zu den Spielen des erst mit 16 Punkten auf der Habenseite dastehenden VFL Osnabrück gegen den SC Verl sowie den Gastspielen des FSV Zwickau und des VFB Oldenburg in Mannheim bzw. Saarbrücken. Die Sachsen und der letzte RWE-Gegner bilden mit aktuell 15 Punkten den Beginn der akuten Gefahrenzone ab. Im Siegesfalle wird Rot-Weiss Essen in jedem Fall in die obere Tabellenhälfte aufbrechen, abhängig von den Ergebnissen der Verler und Mannheimer könnte maximal sogar Tabellenplatz 8 herausspringen. Das sind verlockende Aussichten. Gemeinsam mit den RWE-Fans, die die Heimbereiche voraussichtlich erneut komplett auslasten werden, will Rot-Weiss im letzten Heimspiel des Jahres unter Flutlicht eine kleine Fußball-Oper aufführen.

NUR DER RWE!

Sven Meyering & Hendrik Stürznickel

Spielbericht

Langsam nährt sich das rot-weisse Eichhörnchen – Meppen als harte Nuss

Das 0:0 von Rot-Weiss Essen gegen den SV Meppen gehörte zu den eher zäheren Spielen dieser Kategorie, da sich zwei Mannschaften gegenüberstanden, die nicht wirklich gefährlich vor den jeweiligen Toren auftauchen konnten. Überschattet wurde das Spiel durch einen medizinischen Notfalleinsatz, bei dem es im Stadion ruhig wurde. Am Ende ging der Einsatz glücklicherweise erfolgreich zu Ende, sodass niemand zu schaden kam.

Das letzte Heimspiel des so wechselhaften Jahres 2022 war in etwa das Gegenteil der emotionalen Achterbahnfahrt, die dieser Verein seinen Fans in diesem Jahr zugemutet hat. Es war eine Momentaufnahme, in der die Fans herunterkommen konnten und einfach nur beobachten, was diese Dritte Liga für Rot-Weiss Essen bereithält.

Lawrence Ennali wurde nicht immer fair gestoppt.

Das Personal

Wie bereits im Vorfeld erwartet sah Christoph Dabrowski keinen Grund zum Wechseln und ersetzte lediglich den verletzten Andreas Wiegel positionsgetreu durch Meiko Sponsel. Dass den Rot-Weissen das Oldenburger Spektakel noch in den Knochen steckte, war von Beginn an spürbar. So brachten die Essener ihre Tugenden auch dieses Mal wieder auf den Platz, alle Aktionen waren jedoch merklich weniger spritzig, als es noch am Sonntag der Fall war. Bestes Beispiel war Isaiah Young, der seine Explosivität wieder einbringen wollte, jedoch nicht schnell genug schaltete und fast jedes Mal beim Gegenspieler hängen blieb.

Nach einer gebrauchten ersten Hälfte wechselte Dabrowski und die Feldüberlegenheit wechselte in der zweiten Hälfte auf die Seite der Gastgeber. Zunächst wurde der glücklose Felix Götze vom Platz genommen und durch Oguzhan Kefkir ersetzt. Deutlich auffälliger als Kefkir agierte Kevin Holzweiler, der eine Viertelstunde vor Schluss Iasaiah Young ersetzte. Holzweiler zieht unverständlicherweise harte Fouls an und musste diese auch gegen Meppen hinnehmen, dazu kommen wir aber noch bei den Aufregern.

Ausnahmsaweise traf Ron Berlinski nicht.

Die Pluspunkte

Zunächst einmal sollte das an dieser Stelle ausnahmsweise das gegnerische Publikum herausgehoben werden. Der SV Meppen füllte den Gästeblock trotz eigener Negativserie und der Tatsache, dass Mittwochs 19:00 Uhr eine nicht gerade arbeitnehmerfreundliche Anstoßzeit ist. Der Gästeblock war voller als gegen so manchen selbst ernannten Erzrivalen in der Regionalliga an einem Samstag. Es gab eine sehenswerte Choreo zur Begrüßung, es passte alles, so macht es Spaß.

Spielerisch war die ganze Angelegenheit überschaubar. So wie wir beim letzten Spiel die Abwehr kritisierten, müssen wir gegen Meppen feststellen, dass die Hintermannschaft gegen Meppen saubere Arbeit leistete. Es sah zu keinem Zeitpunkt so aus, als könne der SVM dem Essener Tor ernsthaft gefährlich werden.

Isaiah Young kam nicht so gut durch wie sonst.

Die Knackpunkte

Am Mittwochabend reichte auch das Offensivverhalten nicht aus, um den SV Meppen vor größere Probleme zu stellen. Auffällig war insbesondere die Schlussoffensive. Hier flogen immer wieder Flanken aus dem Halbfeld oder von der Seite in den Meppener Strafraum, die Meppener Verteidigung konnte aber jeden einzelnen Ball locker aus dem Gefahrenbereich köpfen. Für solche Situationen hatte RWE eigentlich Luca Wollschläger verpflichtet. Egal, wie nah er am Team ist, es wäre in der Situation nicht schlecht gewesen, wenn ein Stürmer mit Gardemaß den Kopf mal in den Zweikampf hätte halten können.

Insgesamt wirkte RWE, wie beschrieben, müde. Nach einer schwachen ersten Hälfte fing sich die Mannschaft jedoch und hielt zumindest im zweiten Durchgang ordentlich dagegen.

Normalität an der Hafenstraße am Mittwochabend.

Der Aufreger

Hier könnte ein Bild von Schiedsrichter von Dr. Robert Kampka stehen, denn der bundesligaerfahrene Referee erwischte einen rabenschwarzen Tag und fällte heftige Fehlentscheidungen, die samt und sonders gegen Rot-Weiss ausfielen. An der Stelle sollte betont werden, dass Kampka sicher nicht schuld daran war, dass die RWE-Offensive so ideenlos agiert, das Unentschieden war durchaus leistungsgerecht. Kampka ist in der Kategorie anzusiedeln, in der Schiedsrichter sind, die sich selbst gern in den Mittelpunkt stellen. Das allein ist schon unangenehm, aber noch nicht so ärgerlich.

In der zweiten Hälfte wurde Lawrence Ennali im Meppener Strafraum unsanft von den Beinen geholt. Kampka entschied auf Stürmerfoul. Beim Betrachten der Zeitlupe sieht man jedoch, dass Ennali deutlich schneller war und Abwehrspieler Kraulich sich nur zu helfen wusste, indem er Ennali kräftig in die Beine trat. Ein klarer Elfmeter, der wirklich schwierig zu sehen war, die Entscheidung Stürmerfoul ist jedoch auch in der Normalgeschwindigkeit interessant.

Übler wurde es danach. Zunächst räumte Mirnes Pepic Kevin Holzweiler vor dem eigenen Strafraum ab. Pepic rauschte Holzweiler von hinten in die Beine, das war eine klare gelbe Karte. Da Pepic jedoch bereits verwarnt war, traute sich Kampka nicht, den Platzverweis auszusprechen, eine wirklich lächerliche Entscheidung. Immerhin gab er die darauf folgende gelb-rote Karte, als Ole Käuper den fälligen Freistoß mit der Hand abwehrte.

In der 85. stand wieder Kevin Holzweiler im Mittelpunkt. Holzweiler dribbelte in die Meppener Hälfte und wurde brutal von Jonas Fedl, der mit Anlauf, gestrecktem Bein und offener Sohle Essens Mittelfeldspieler oberhalb des Sprunggelenks traf. Dies ist die Definition einer roten Karte und das Foul war selbst von den Rängen bestens zu sehen. Kampka rannte wie von der Tarantel gestochen zum Spieler und zog sofort die gelbe Karte. Spätestens hier musste man jedes Verständnis für den Referee verlieren.

Das Schiedsgericht hatte nicht den besten Tag.

Fazit

Das Unentschieden war leistungsgerecht und hilft RWE eher weiter als dem SV Meppen. Das wichtigste war, dass der SV Meppen auf Distanz gehalten wurde. Das klappte und der Abstand blieb bei acht Punkten. Der Abstand zu den Abstiegsplätzen wuchs insgesamt sogar auf sechs Punkte an. Dies ist weiterhin eine gute Ausganglage vor dem schwierigen Auswärtsspiel in München. Die zu Saisonbeginn übermächtig scheinenden 60er zeigten sich zuletzt verwundbar, sodass eine zarte Hoffnung wächst, dass man München ein wenig ärgern kann.

Hendrik Stürznickel

Fotos by M.R.