Vorbericht
RWE vor Mammutaufgabe bei Waldhof Mannheim-Macht! Ohne Neune will Essen Neidharts Serie brechen!
Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen gastiert beim (Fast)-Aufstiegstrainer Christian Neidhart und seiner Mannschaft Waldhof Mannheim. Eine Mammut- oder gar Herkules-Aufgabe für die Dabrowski-Elf. Denn RWE klagt bei den Waldhöfern über den Ausfall von gleich neun Spielern. Zudem sind die Gastgeber das heimstärkste Team der Liga. Sechsmal versuchten sich Gäste in dieser Saison daran, etwas Zählbares aus dem Carl-Benz-Stadion mitzunehmen, sechsmal misslangen diese Versuche. Dennoch will Rot-Weiss natürlich unbedingt dort punkten und somit zum Premieren-Punktedieb werden.
Das Personal
Essen hat einen großen Kader. Zum Glück. Denn so angespannt war die Personaldecke noch nie. Thomas Eisfeld, Simon Engelmann, Cedric Harenbrock, Michel Niemeyer und Moritz Römling fallen verletzungsbedingt leider ohnehin derzeit aus. Zu diesen fünf Spielern gesellten sich kurzfristig noch Luca Wollschläger mit einem grippalen Infekt sowie Erolind Krasniqi. Ero konnte zuletzt nicht trainieren, etwas Hoffnung hat Christoph Dabrowski jedoch noch, Krasniqi vielleicht doch in Mannheim bringen zu können. Dabro zeigte sich jedenfalls zuletzt zufrieden mit Eros Trainingsauftritten und scheint den bisherigen Dauerreservisten keinesfalls abgeschrieben zu haben.
Definitiv nicht dabei sein werden wegen aus dem Dresden-Spiel erlittener Sperren Rechtsverteidiger Andreas Wiegel und Mittelfeld-As Felix Götze. Beide Ausfälle wiegen schwer, Wiegels Kämpferherz und Mut beeindruckte die RWE-Fans bislang und Felix Götze ist der Herrscher des rot-weissen Mittelfeldzentrums, was man in den Spielen zuvor meistens besonders merkte, wenn er nach Auswechslungen nicht mehr dort spielte. Die erfrischenden Auftritte von Youngster Musti Kourouma auf der RV-Position lassen einen Startelf-Debüt von Essens Nummer 16 wahrscheinlich werden. Zudem dürfte Felix Bastians zurückkehren und Dabros Optionen etwas mehren.
Defensiv wird man sich somit zwischen einer Viererkette, jüngst sehr gut praktiziert, und der etwas defensiveren Dreier-bzw. Fünferkette entscheiden können, die jedoch einen Platz im Mittelfeld opfern würde. Niklas Tarnat und Björn Rother, der in den letzten Spielen wie Phönix aus der Asche emporkam und lieferte, dürften dort gesetzt sein, erster Anwärter dort abhängig vom gewählten Spielsystem womöglich zusätzlich aufzulaufen, ist Clemens Fandrich. Offensiv hat RWE auch nach dem bitteren Engelmann-Ausfall diverse Pfeile im Köcher. Stoßspitze Ron Berlinski rackerte gegen Dresden für drei Spieler und war wesentlich an mehreren Balleroberungen weit in der gegnerischen Hälfte beteiligt. Isi Young kommt immer besser in Schwung und ist nach seinem kuriosen Treffer gegen Dresden sicherlich auf weitere Tortaten aus. Mit Oguzahn Kefkir und Lawrence Ennali bieten sich weitere Alternativen für die Außenbahnen. Fazit: auch stark ersatzgeschwächt muss RWE sich in Mannheim nicht verstecken. Auch wenn der Gegner gerade Zuhause alles andere als von Pappe ist.
Der Gegner: SV Waldhof Mannheim (Platz 8/ 19 Punkte/ 12 Spiele/ 6 Siege/ 1 Remis/ 5 Niederlagen/ 16:21 Tore)
Bereits bei Rot-Weiss Essen war Christian Neidhart ein Trainer, der das Heimstadion zur Festung ausgebaut hatte. In seiner ersten RWE-Saison gelangen Neidhart in 20 Spielen sagenhafte 18 Siege und zwei Remis, was stolze 56 Zähler bedeutete. Auch in der Folgesaison war Rot-Weiss unter Christian Neidhart Zuhause in der Spur. Sportlich stand in insgesamt 38 Heimspielen unter ihm nur eine einzige Niederlage, zumindest sportlich, eine weitere wurde durch einen Böllerwurf verursacht.
Auch bei Waldhof Mannheim läuft es in Heimspielen bislang sehr gut. Alle sechs Partien wurden dort gewonnen, aktueller Liga-Bestwert. Waldhof ist somit eine Mannheim-Macht! Anfang der Woche siegte allerdings Zweitligist Nürnberg im DFB-Pokal mit 1:0 in Mannheim. Dass es derzeit nur Platz 8 in der Tabelle reicht, hat der Gastgeber einer für einen selbst ernannten Aufstiegskandidaten gruselig zu nennenden Auswärtsbilanz von nur einem Zähler aus sechs Partien zu verdanken. Deswegen weht Christian Neidhart bereits ein ungemütlicher Wind um die Nase und er steht gegen seinen Ex-Klub unter Druck.
Aber bekanntlich läuft Rot-Weiss leider nicht an der heimischen Hafenstraße auf und muss somit die Festung Carl-Benz-Stadion attackieren. Das passt ganz gut in der ehemaligen Garnisonsstadt Mannheim. Immerhin hat Essen in dieser Saison bereits drei guten oder gar Spitzenmannschaften Premierenrückschläge verpasst. Der FC Ingolstadt kassierte beim 2:2 an der Essener Hafenstraße die ersten Gegentore und Saarbrücken beim 0:1 die erste Saisonniederlage. Beim jüngsten Auswärtsauftritt bei der Reserve des SC Freiburg siegte RWE mit 3:0, das Gefühl der Niederlage auf eigenem Feld kannten die Breisgauer zuvor ganze sechs Monate nicht. Rot-Weiss wird in Mannheim aber an seine Leistungsgrenze gehen müssen, um etwas mitzunehmen. Nur 3 Gegentreffer kassierte Waldhof bislang in Heimspielen. Typisch für Christian Neidhart, der bekanntlich viel Wert auf Ordnung im eigenen Spiel legt. Vorne wird keineswegs ein Offensivfeuerwerk abgebrannt. Fünf seiner sechs Heimerfolge holte sich Mannheim mit jeweils nur einem Tor Unterschied, insgesamt dreimal siegte man mit 1:0.
Neidharts Kader ist erlesen. Spieler wie Marco Höger, der Ex-Bundesligaprofi fällt verletzt aus, Johannes Dörfler, Bradley Baxter Bahn, Berkan Taz, Daniel Keita-Ruel und vor allem Marc Schnatterer sind vielen Fußballfreunden ein Begriff. Erfolgreichster Scorer und Torschütze ist Dominik Martinovic.
Fazit und Tipps für Auswärtsfahrer
RWE hat sich zuletzt kontinuierlich stabilisiert und immerhin zwei Zähler Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Da es diverse Duelle von Mannschaften der zweiten Tabellenhälfte untereinander gibt wie zum Beispiel Meppen gegen den BVB II oder Halle gegen Bayreuth ist die Konstellation an diesem Spieltag günstig, mehr Land gewinnen zu können. Auch wenn die Ausfälle schwer zu wiegeln und götzen scheinen.
Im TV wird die Partie bei Magenta Sport sowie dem SWR 3 live übertragen werden. Wie gewohnt begleiten viele Rot-Weisse ihre Jungs auswärts. Unsere Tipps für Auswärtsfahrer gibt’s hier. Übrigens liegt RWE mit bislang durchschnittlich 2.700 Away-Fahrern auf Platz 13 der Mannschaften der ersten drei Ligen, vor Essen platziert sind neun Erst- und drei Zweitligisten. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass Rot-Weiss bislang die meisten Auswärtsfahrer der dritten Liga mobilisiert, sowie die Hälfte der Erst- und die allermeisten Zweitligisten hinter sich lässt. Diese phänomenale Unterstützung darf gerne in Punkten münden. Auch wenn RWE es seinem verdienten Ex-Trainer damit schwerer machen würde.
NUR DER RWE!
Sven Meyering
Spielbericht
RWE behält im Mannheimer Hexenkessel einen kühlen Kopf und drei Punkte
Selten konnte die Vokabel intensiv so passend für ein Spiel verwendet werden wie beim Duell unseres RWE gegen Waldhof Mannheim. Nach dem Spiel verschwand die rot-weisse Mannschaft zunächst in den Kabinen, nicht etwa, weil es auf den Rängen Ausschreitungen gegeben hatte, sondern weil einige Spieler des SV Waldhof die erste Heimniederlage nicht ertragen konnten und die rot-weissen Kicker körperlich angriffen. Erst danach feierten Spieler und Fans völlig zurecht, denn gegen einen zeitweise brutal agierenden Gegner ließ sich Rot-Weiss Essen nicht einschüchtern und ging nach großartigem Kampf als Sieger vom Platz und konnte sich von einmal mehr beeindruckenden 2.000 Essenern feiern lassen, die mit nach Mannheim gekommen waren.
Das Personal
Christoph Dabrowski wurde, wie im Jawattdenn-Vorbericht angesprochen, durch Sperren zum Wechseln gezwungen und reagierte so, wie es bereits viele Fans erwarteten. Clemens Fandrich ersetzte den gesperrten Felix Götze und wurde erstmals in die Offensive eingebunden. Fandrich spielte ordentlich, war jedoch längst nicht so auffällig wie Essens 24. Durch die Sperre von Rother in der kommenden Woche erhält Clemens Fandrich sicher eine weitere Chance, sich zu beweisen und er wäre nicht der erste Spieler, der um Felix Götze herum aufblüht.
Ebenfalls nicht mehr überraschend durfte Essens Youngster Mustafa Kourouma sein erstes Drittligaspiel von Beginn an absolvieren. Dies ist auf so vielen Ebenen erfreulich. RWE setzt sehr viel Geld für ein Nachwuchsleistungszentrum ein, das vom DFB bereits vor drei Jahren mit einem Stern ausgezeichnet wurde. Der Einsatz von Korouma ist auch ein Lohn für die zahlreichen Verantwortlichen im Nachwuchsbereich, die sich seit vielen Jahren engagieren. Gleichzeitig freut es ebenfalls für den erst 19-jährigen Kourouma, der sich auf hohem Niveau beweisen durfte. Außerdem war die Entscheidung völlig richtig, denn Kourouma hat mit bravourösen Leistungen bei seinen Einwechslungen auf sich aufmerksam gemacht und es wurde Zeit, dass dies belohnt wurde. Trotz seltener Stellungsfehler spielte Kourouma eine starke Partie und war auf seiner Seite sehr auffällig gegen die starke Mannheimer Offensive.
Außerdem konnte Felix Bastians wieder auf der linken Abwehrseite spielen, da er seine Antibiotikakur beendet hat. Dass dieser Spieler mit seiner Erfahrung für den Abwehrverband wichtig ist, ist keine Neuigkeit.
Durch die zahlreichen Verletzten werden selbst im großen Essener Kader die Alternativen rar und so nutzte Dabrowski nicht das volle Wechselkontingent aus. Kurz vor der 70. Minute stellte er erneut auf eine Fünferkette um, da die Mannheimer zu diesem Zeitpunkt die Essener Mannschaft am eigenen Strafraum einschnürte. Anders als in Wiesbaden zündete diese Maßnahme und Rot-Weiss konnte wieder Entlastungsangriffe starten. Hierzu kam Felix Herzenbruch für Oguzhan Kefkir und tat das, was er immer macht, nämlich kompromisslos mit vollem Einsatz fighten.
Während Lawrence Ennali und Aurel Loubongo nicht mehr viele Höhepunkte generieren konnten, nachdem sie für die ausgepowerten Ron Berlinski und Isaiah Young kamen, freuten sich die RWE-Fans über einen Wechsel ganz besonders. Kölns Leihgabe Meiko Sponsel, der sich leider nach starken Auftritten verletzte, kam erstmals wieder für einige Minuten auf den Platz.
Die Pluspunkte
An dieser Stelle fühlt man sich wie ein sprechender Papagei, denn man wiederholt Woche für Woche den auffälligsten Pluspunkt, die mannschaftliche Geschlossenheit. Dieser Sieg, ohne die wichtigen Routiniers Engelmann, Götze und Wiegel, war ein Sieg der Mannschaft, die wieder einmal füreinander alles gegeben haben und in den entscheidenden Situationen abgezockt genug waren. Hierbei ist es fast unfair einzelne Spieler herauszuheben, allerdings gab es einige spektakuläre Szenen, die gewürdigt werden müssen.
Dass Ron Berlinski durch sein aggressives Anlaufen Tore erzwingt, die für den Betrachter wie Geschenke aussehen, hat er bereits im Saisonendspurt für den SC Verl gezeigt. In Mannheim konnte er hier gleich zweimal einschieben. Beim ersten Tor setzte er den gegnerischen Abwehrspieler unter Druck, ohne zu foulen, dass dieser einen Aussetzer hatte und seinen eigenen Torwart abräumte, sodass Berlinski ins verwaiste Tor einschieben konnte, beim zweiten Treffer antizipierte er ebenfalls den Ball und schob ganz souverän zum 2:0 und damit zum Siegtreffer ein.
Berlinski selbst sprach nach dem Spiel davon, dass in der Dritten Liga nur mit einer kompakten Defensive Spiele gewonnen werden können und hier passte es ebenfalls wieder. José-Enrique Rios Alonso spielt seit Wochen, als habe er 200 Ligaspiele Erfahrung, Kourouma begeisterte einmal mehr und Felix Bastians stellte wiederum seine Wichtigkeit unter Beweis. Für die beeindruckendste Szene, die für den Kampf aller Defensivspezialisten im RWE-Dress steht, sorgte Daniel Heber, der gleich zweimal zur Grätsche ansetzte und zwei Versuche einer Flanke verhinderte und den Ball mit einer dritten Grätsche ins Aus beförderte. Das Publikum feierte diese epische Szene wie einen Treffer. Der Kapitän ist seit einigen Wochen wieder in bestechender Form.
Am Ende wurde aber vor allen Dingen von einem anderen Spieler geredet. Unter den Augen seines berühmten Vaters spielte Jakob Golz ein schier unfassbares Spiel. Bereits in den vergangenen Wochen hielt er mit so genannten Unhaltbaren, die er abwehrte, einige Punkte für RWE fest. Das, was Golz dieses Mal entschärfte, reicht aus, dass er wohl noch einige Wochen in den Alpträumen der Mannheimer Stürmer spuken wird.
Die Knackpunkte
Hier ist an erster Stelle das Gegentor zu nennen. Dies entstand aus einem Sololauf nach einer Essener Ecke. Marten Winkler lief einmal über den gesamten Platz und ließ mit dem Ball am Fuß die hinter ihm hereilenden Essener nicht herankommen. Das darf einer Mannschaft nicht passieren und da Isaiah Young, der sonst für die schnellen Sprinter zuständig ist, schon gelbverwarnt war, hätte die Formation so angepasst werden müssen, dass man solch einen Lauf verhindert.
Darüber hinaus wurde RWE in der zweiten Hälfte schon sehr stark in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Entlastung gab es erst wieder mit der Systemumstellung, die die Verteidigung dieses Mal stabilisierte, allerdings können solche Phasen starker Unterlegenheit auch ins Auge gehen. Dabrowski wechselte Ron Berlinski und Isaiah Young auch erst spät aus, obwohl beide schon einige Minuten pumpten. Man muss allerdings einfach auch anerkennen, dass der SV Waldhof eine sehr edle Offensive hat, die man als Aufsteiger nicht über 90 Minuten völlig ausschalten kann. Alleine, dass Christian Neidhart die Möglichkeit hatte, Dominik Kother und Marc Schnatterer von der Bank zu bringen, zeigt, dass RWE hier gegen ein Schwergewicht der Liga gewonnen hat.
Die Aufreger – Waldhöfer Persiflagen auf Sportlichkeit und verwirrtes Mikrofoning
Selten war diese Kategorie so gut gefüllt. Das Match im Carl Benz Stadion bot inklusive der Nachspielzeiten beider Spielabschnitte beinahe 100 Minuten Aufreger pur. Da war als Erstes Essens Fühungstreffer zum 1:0. Oguzhan Kefkir hatte den Ball per Kopf gefährlich verlängert. Jedoch stand Mannheims Deckung gut zum Ball. Dann jeoch rannte Gerrit Gohlke den eigenen Schlussmann Morten Behrens um, den frei gewordenen Ball verwandelte Ron Berlinski zum vollkommen regelkonformen 1:0 für RWE. Was dann passierte, spottete jeder Beschreibung. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Waldhofs mit der Binde ausgestattette Kapitänspersiflage Marcel Seegert jemals eine gute Erziehung genossen haben sollte, vergaß er diese völlig und jagte den jubelnd abdrehenden Ron Berlinski über den Platz, um diesen dann weg- und zu Boden zu schuppen. Oguzhan Kefkir bewahrte Waldhofs „Vorbild“ vor weiteren Tätlichkeiten gegen Ron Berlinski. Nicht zu fassen, dass Schiedsrichter Assad Nouhoum, der erst seine dritte Partie in der dritten Liga leitete, Seegerts Entgleisungen nur mit Gelb ahndete. Berlinski blieb cool und ließ sich Seegerts Tätlickeitsorgien bieten und gab mit seinem Treffer zum 2:0 kurze Zeit später die passende Antwort.
Aber weitere Waldhöfer rangen bereits jetzt mit ihren Nerven. Wer Niklas-Wilson Sommers Gesichtszüge sah, als er, warum auch immer, den Schiedsrichter verbal bearbeitete, bekam den Eindruck, dieser Herr sollte sich besser einem Drogen-Screening unterziehen. Der Hammer in Tüten allerdings, dass Magenta Sport-Kommentator Philipp Konrad den Treffer „diskussionswürdig“ fand, weil Golhlke in seiner Dösigkeit den eigenen Torwart kurzfristig für den Bruchteil einer Sekunde außer Gefecht setzte. Im Sinne des Fairplay könne RWE ja jetzt auch eine Waldhöfer Treffer zulassen. Super Idee, Herr Konrad! Als taktischen Kniff können dann Abwehrspieler demnächst den eigenen Torwart in engen Situationen einfach umrennen, um die Aktion zu stoppen. Herr, lass Hirn vom Himmel regnen.
Überhaupt glänzte Konrad das Spiel über mit weitgehend kenntnisbefreiten tendenziösen Kommentaren, so als haben man den Ton des SV Waldhof-TV über den Äther geschickt. So sah er auch in der Nachspielzeit des Spiels eine klare Fehlentscheidung des Schiedsrichters, der Waldhofs seit gut 85 Minuten fälschlich auf dem Feld weilenden Spielführers Seegert zu Unrecht von dessen verwiesen ansah. Zugegeben, Björn Rother machte das maximal clever und nötigte Seegert quasi zu einer gelbwürdigen Aktion. Aber der verdiente sich den Platzverweis auf das Redlichste und hätte zudem schon sehr lange nicht mehr auf dem grünen Feld weilen dürfen.
Ron Berlinski war nach seinem Treffer zum 1:0 übrigens Freiwild auf dem Platz. Kaum ein Waldhöfer, der sich nicht anschickte, Essens Sturmführer für die Unverschämtheit, die eigenen Mannheimer Unzulänglichkeiten zu bestrafen, sanktionieren wollte. So wurde der rot-weisse Neuner bei einer Einwurfszene von dem offenbat tatsächlich auf einem Drogen-Tripp weilenden Sommer in die Mannheimer Bank hinein gedrängelt, ohne dass dieses eine Karte zur Folge gehabt hätte. Das war das große Manko der Spielleitungvon Referee Bouhoum. Dieser beurteilte im Grunde alle strittigen Szenen auf dem Feld richtig, zum Beispiel die peinlich anmutenden Schwalbenflüge der Gastgeber ab Minute 70 in der Essener Box. Bei einer konsequenteren Spielleitung hätte Nouhoum Seegert wesentlich früher und mindestens einen seiner Mitstreiter vorzeitig nach einem Ellbogenschlag gegen Rother zum Duschen schicken müssen.
Wie Waldhof Mannheim sich nach dem Schlusspfiff verhielt, war zum Fremdschämen und ist nicht zu entschuldigen. Angeblich soll Björn Rother provokativ gejubelt haben, Marc Schnatterer stieß Essens Sechser dann zu Boden und Schnatterers Spießgesellen stürmten hinzu und von der Bank auf den Platz, um Bambule zu machen. Christian Neidhart wirkte am Rande stehend fast hilflos den peinlichen Amokläufen seiner Mannschaft gegenüber. Bereits bei der Auswechslung von Innenverteidiger Gerrit Gohlke nach 35 Zeigerumdrehungen wirkte Essens Ex-Trainer fast wie ein Opfer eines sich unreflektiert und neben der Spur benehmenden Spielers, der seine Substitution trotz katastrophalen Auftretens mit Tobsuchtsanfällen kommentierte. Derselbe Herr Gohlke zeigte sich nach Schlusspfiff Gift geifernd auf dem Rasen und konnte nur mühsahm zurück gehalten werden. Fast hätten sich die Mannheimer Sportsleute noch mit ihrem eigenen Betreuerstab geprügelt.
Es scheint leider so, als habe der in Essen als tadelloser Sportsmann bekannte Neidhart seine ausrastende Truppe nullkomma gar nicht im Griff. Wie diese sich auch nicht mehr. Aber sauschlechtes Benehmen brachte an diesem Samstag zum Glück keine Punkte. Waldhof Mannheim spielte schlecht und benahm sich noch schlechter. Miesere Verlierer sah man selten. Auch Neidhart sah auf der Pressekonferenz nur Essens Björn Rother in der Verlosung bei den Unruhen auf dem Feld und stellte seinem Sauhaufen einen Persilschein aus. Das macht den rot-weissen Sieg umso süßer.
Dass tendenziöse Medienberichterstattung so tat, als habe ein taktisch brillant, körperlich auf voller Höhe und fußballerisch kompetent auftretendes Rot-Weiss Essen quasi nur deshalb gewonnen, weil eine eigentliche Übermannschaft RWE den Sieg durch Fehler gegönnt habe, regt einfach nur zum Kopfschütteln an.
Fazit und über den Tellerrand geschaut – Die Lage in der Liga
RWE bestand die Reifeprüfung! Waldhof Mannheims Heimserie wurde gebrochen. Wahnsinn, was Dabros Mannschaft leistete, wie sie arbeitete und drei Punkte errang. Und das ohne neun Spieler, darunter die zuletzt überragenden Felix Götze und Andreas Wiegel. Alle Rot-Weissen standen in Mannheim ihren Mann. Beispielhaft sei auch ein Meiko Sponsel genannt, der nach wochenlanger Verletzungspause in der Schlussphase aufs Feld kam und dort agierte, als sei er nie fort gewesen. Das darf einen stolz machen. Glück war im Übrigen nicht dabei. Denn Jakob Golz Wahnsinnsparaden waren kein Glück, sondern Können. Bekanntlich ist der Schlussmann Teil der Mannschaft.
RWE ist voll da! Der Sieg gegen eine unsportlich agierende Mannheimer Mannschaft war vollauf verdient und macht Appetit auf mehr. Die Art und Weise, wie Rot-Weiss mit konsequentem Pressing und toller Raumaufteilung den hilfos wirkenden Gastgebern bereits in der Anfangsphase die entscheidenden Schläge verpasste war großartig und zeigt die Entwicklung an der Hafenstraße 97 A.
Der Lohn, der Aufbruch in die obere Tabellenhälfte. Auch Revierrivale MSV Duisburg rangiert nun einen Zähler hinter RWE. Der erste Abstiegsrang wird vom kommenden Essener Heimgegner FSV Zwickau belegt. Die Sachsen haben 5 Zähler Rückstand auf RWE. Wer hätte das vor einigen Wochen noch gedacht? Dennoch, es bleibt eng im Keller und jegliches Nachlassen oder selbstzufriedenes Zurücklehnen könnte fatale Folgen haben. Diese Gefahr besteht jedoch bei dieser leidenschaftlich füreinander eintretenden Truppe und einem immer besser performenden Coach Christoph Dabrowski wohl kaum. Danke für diesen Nachmittag, Männer!
NUR DER RWE!
Sven Meyering & Hendrik Stürznickel