Vorbericht
Nach einer Handvoll Siegen in Liga 3: Das dreckige (halbe) Dutzend in Ingolstadt vollmachen!
Rot-Weiss Essen kann zufrieden auf die Tabelle und die zurückliegende Jahreshauptversammlung blicken und schreibt plötzlich auch wieder positive Schlagzeilen in der überregionalen Presse. Nach einer zweiwöchigen Länderspielpause gilt es nun, den Rhythmus beizubehalten und die starken Leistungen der letzten Wochen zu bestätigen.
Das Personal
Während der Siegesserie kristallisierte sich eine rot-weisse Startelf heraus, die bis zur Länderspielpause unantastbar blieb. Nach zwei Wochen Training ist jedoch nicht auszuschließen, dass sich einer der Reservisten in den Vordergrund spielen konnte, sodass noch ein kleines Fragezeichen hinter dem Aufgebot am Samstag steht. Lediglich die Langzeitverletzten Celebi, Eisfeld und Rüth stehen Dabrowski nicht zur Verfügung, sonst kann er aus dem Vollen schöpfen. Dass vor Jakob Golz in der Viererkette Brumme, Götze und Alonso beginnen, scheint sicher – auf der rechten Seite konnte Eric Voufack in den vergangenen Partien Andreas Wiegel auf die Bank verdrängen, jedoch ist hier ein Wechsel im Bereich des Möglichen. Sapina, Müsel und Harenbrock sind in der Mittelfeldzentrale gesetzt, ebenso wie Isi Young und Marvin Obuz auf den offensiven Außenbahnen. Leonardo Vonic hat sich seinen Platz im Sturmzentrum erspielt, bekommt jedoch auch Druck von Ron Berlinski, der als Alternativkandidat für die Startelf bereitsteht und Moussa Doumbouya, der auf einen Einsatz gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber brennen dürfte.
Der Gegner: FC Ingolstadt (Platz 8/21 Punkte/6 Siege/3 Unentschieden/6 Niederlagen/27:23 Tore/Differenz +4)
In den letzten zweieinhalb Jahren saßen sechs verschiedene Trainer auf der Bank der ambitionierten Ingolstädter. Michael Köllner übernahm Anfang April dieses Jahres in akuter Abstiegsgefahr, erreichte den Klassenerhalt und steht in der neuen Spielzeit nach etwas mehr als dem ersten Drittel der Saison auf Platz 8, sechs Punkte hinter dem begehrten und von RWE besetzten Relegationsrang 3. Mit 27 Treffern stellen die Schanzer die zweitbeste Offensive der Liga, nur übertroffen vom SC Verl. Allerdings stehen auch bereits 23 Gegentreffer zu Buche, sodass bei Spielen mit Beteiligung des FCI bislang 50 Tore fielen – auch dieser Wert wird nur von den Verlern übertroffen (59).
Die Lebensversicherung in der Offensive ist dabei ein alter Bekannter aus der Regionalliga West: Der aus Aachen verpflichtete Jannik Mause kommt in seiner ersten Drittligasaison bislang auf 9 Treffer und 3 Vorlagen in 14 Einsätzen. Seine Sturmkollegen rotieren dabei munter durch: Im zuletzt bevorzugten 4-4-2 wechseln sich Julian Kügel und Daouda Beleme mit Routinier Pascal Testroet ab, wenn es um einen Platz in der Startformation geht. Diese Rotation zieht sich bislang durch weite Teile der Ingolstädter Offensive: Der zweitbeste Torschütze Benjamin Kanuric, seines Zeichens österreichsicher U21-Nationalspieler, pendelt zwischen der linken offensiven Außenbahn und der Mittelfeldzentrale hin und her und auch David Kopacz kam im Mittelfeld bereits auf fast allen Positionen zum Einsatz.
In der Defensive hat Köllner seine festen Säulen: Torwart Marius Funk hat bislang alle 15 Ligaspiele absolviert, auch die Innenverteidigung bestehend aus den beiden zu Saisonbeginn aus der zweiten Liga verpflichteten Simon Lorenz (kam aus Kiel) und Ryan Malone (zuvor bei Hansa Rostock) wurde bislang nur aufgrund von Sperren oder Verletzungen verändert. Kapitän Lukas Fröde, ebenfalls aus Rostock nach Ingolstadt gewechselt, verpasste im defensiven Mittelfeld nur ein Spiel aufgrund einer zweifelhaften Rotsperre nach der Ingolstädter Niederlage in Dresden. Neben ihm lief zu Saisonbeginn noch Yannick Deichmann auf, der jedoch mittlerweile seinen Stammplatz auf der Rechtsverteidigerposition zementiert hat und bislang nur ein Saisonspiel verpasste.
Die namhaften Zugänge verdeutlichen die Ambitionen des vom ansässigen Automobilkonzern gepuderten Fusionsclubs (das unappetitliche „04“ im Wappen steht allerdings für den Zusammenschluss der Fußballabteilungen der beiden Vorgängervereine im Jahr 2004 und nicht das Gründungsjahr unseres nördlichen Rivalen). Während RWE 2008 den bitteren Gang in die Viertklassigkeit antreten musste, stieg der FCI parallel dazu in die 2. Bundesliga auf und verbrachte seitdem 8 Spielzeiten im Fußballunterhaus und sogar zwei Saisons in der Bundesliga.
RWE gastiert am Samstag bei einer Mannschaft, die die Rückkehr in höhere Gefilde zum Ziel hat und auch auf dem Rasen immer den Vorwärtsgang einlegt. Der mittlerweile konsequent verfolgte Ansatz Christoph Dabrowskis, möglichst alle Situationen spielerisch zu lösen, wird vermutlich von einem hoch anlaufenden Gegner auf die Probe gestellt. Die Torflut bei den Ingolstädter Spielen ist auch eine Konsequenz daraus, dass der FCI den Gegner früh unter Druck setzt, dabei selbst allerdings auch Räume bietet. Viel spricht für eine Partie mit zahlreichen Torchancen auf beiden Seiten und der Schlüssel wird am Samstag wohl auch in der Effizienz vor dem gegnerischen Kasten liegen.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga
Dresden und Regensburg sind mit 34 Punkten vorne bereits etwas enteilt und treffen sich am Sonntag in Sachsen um 16:30 Uhr zum absoluten Gipfeltreffen. RWE hat ein kleines Polster von drei Punkten auf den vierten SC Verl, der bereits am Freitag bei den kriselnden Mannheimern ran darf. Dahinter staucht sich die Tabelle und zwischen Platz 4 und Platz 15 liegen nur sechs Punkte. Innerhalb dieses breiten Verfolgerfeldes kommt es am Samstag zum bayrischen Derby zwischen 1860 München und der SpVgg Unterhaching.
Für den MSV Duisburg und die Zweitvertretung des SC Freiburg stehen neben den Aufgaben am Samstag (Duisburg fährt nach Sandhausen und Freiburg nach Ulm) direkt im Anschluss auch noch die Nachholspiele an: Freiburg II empfängt am Dienstag den Halleschen FC und der MSV reist nach Saarbrücken, die sich zuletzt mit einem Sieg über Spitzenreiter Dresden etwas Luft im Abstiegskampf verschaffen konnten. Für die beiden Kellerkinder bricht damit eine englische Woche der Wahrheit an, da bei ausbleibenden Siegen wohl die Regionalliga-Planung intensiviert werden müsste.
Trotz der tollen Momentaufnahme kann man mit Blick auf die letzte Saison froh sein, dass Rot-Weiss die Abstiegsränge bereits um 14 Zähler distanziert hat und bei aller Euphorie sollte das Hauptaugenmerk auch darauf liegen, zunächst weiteren Abstand zu den vier Qualifikationsrängen für die Schweineliga aufzubauen. Mit drei Punkten in Ingolstadt könnte man schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison die 30-Punkte-Marke knacken und einen weiteren großen Schritt machen.
In diesem Sinne: NUR DER RWE!
Spielbericht
RWE verteilt Geschenke: Keine Punkte in Ingolstadt
Die rot-weisse Siegesserie ist gerissen und es bleibt der bittere Beigeschmack, dass eine Fortsetzung an diesem Samstagnachmittag durchaus möglich gewesen wäre. Durch die 2:1-Niederlage gibt RWE den dritten Platz an den SC Verl ab und muss nächste Woche aufgrund der gelb-roten Karte auch noch auf Felix Götze verzichten. Passend zum gebrauchten Nachmittag verpassten Hunderte Essener Schlachtenbummler die erste Halbzeit aufgrund von Anreiseproblemen mit der Bahn.
Das Personal
Christoph Dabrowski setzte erneut auf die siegreiche Startelf der Vorwochen, Andreas Wiegel war kurzfristig aus persönlichen Gründen nicht mitgereist. Nach einer Stunde ersetzte Ron Berlinski den diesmal blass gebliebenen Leonardo Vonic. Felix Götzes Platzverweis veranlasste Dabrowski nach 78 Minuten zum Doppelwechsel Kourouma und Doumbouya für Voufack und Harenbrock, um eine Schlussoffensive einzuleiten und kurz vor Anbruch der Nachspielzeit kam auch noch Nils Kaiser für Torben Müsel.
Die Pluspunkte
Auch die beiden frühen Gegentreffer brachten RWE nicht aus dem Konzept – die Gäste befreiten sich gegen den wie erwartet hoch anlaufenden FCI spielerisch und hatten den Gegner spätestens nach dem Anschlusstreffer nach einer halben Stunde gut im Griff. Das Tor durch Cedric Harenbrock fiel dabei im zweiten Anlauf, als Erick Vofack einen eigentlich schon geklärten Ball wieder in den Strafraum brachte. Zunächst hatte Torben Müsel den Ball sensationell mit einem Trick an zwei Verteidigern vorbei in den Strafraum gelegt, den Querpass jedoch nicht an den Mann gebracht. RWE kombinierte gefällig, entwickelte aber zu wenig Durchschlagskraft, um noch etwas Zählbares mitzunehmen.
Die Knackpunkte
RWE schaffte es nicht, die Feldvorteile in mehr klare Torchancen umzumünzen. Torben Müsel kam in beiden Halbzeiten je einmal in gute Abschlusspositionen, einmal vertändelte er jedoch den Ball und beim zweiten Mal traf er ihn nicht richtig. Ron Berlinski hatte seine beste Gelegenheit, als er bei einer Brumme-Hereingabe angeschossen wurde und der Ball am Gehäuse vorbeiging. Auch die Serie der zwei Treffer pro Spiel kam damit zu einem Ende, was nicht weiter tragisch gewesen wäre, hätte RWE nicht zuvor dem Gegner zwei Treffer aufgelegt. Zunächst landete ein Fehlpass Sapinas an einem Ingolstädter Rücken und von dort bei Testroet, der zu Mause durchsteckte. Der Ex-Alemanne umkurvte Golz und schob nach 17 Minuten zum 1:0 ein. Nur drei Minuten später dribbelte Rios Alonso bedrängt von zwei Gegenspielern auf den eigenen Strafraum zu, verlor den Ball und musste mit ansehen, wie der noch abgefälschte Abschluss von David Kopacz in den Kasten trudelte.
Der Aufreger
Aufregung auf dem Rasen verursachte in erster Linie der Tritt von hinten in die Beine, mit dem Julian Kügel in der Schlussminute Lucas Brumme umsenste und durch seine rote Karte wieder personellen Gleichstand herstellte. Über die Aufregung bei der Anreise werden die betroffenen Redakteure sich noch selbst äußern, wenn sie dann ungefähr gegen Dienstagabend wieder zuhause angekommen sind.
Fazit und die Lage der Liga
Der SC Verl ist vorbeigezogen und Ulm, Unterhaching, Aue, Sandhausen und Ingolstadt sind in der sehr engen Liga durch die eigenen Siege plötzlich in Schlagdistanz zu RWE. Auch der 1. FC Saarbrücken kann durch seinen 2:0-Sieg in Halle schon wieder nach oben schauen und im Nachholspiel gegen den MSV Duisburg am Mittwoch ebenfalls auf drei Punkte an Essen heranrücken. Beim MSV hingegen wird die Luft nach der 2:0-Niederlage in Sandhausen immer dünner und im badischen Nachmittagsduell ließ auch der Tabellenvorletzte, die Zweitvertretung des SC Freiburg, durch ein 1:2 die Chance verstreichen, sich dem rettenden Ufer anzunähern.
Da auch Mannheim und Halle ihre Spiele verloren haben, liegt es morgen in der Hand des VfB Lübeck, als einziges Team des bereits etwas angehängten Schlussquintetts zu punkten – um 13:30 Uhr spielt die Arminia aus Bielefeld an der Lohmühle. Nach dem Spitzenspiel Dresden gegen Regensburg schließt der Spieltag um 19:30 Uhr mit dem NRW-Duell Preußen Münster gegen Viktoria Köln. Für RWE geht es in genau einer Woche zuhause gegen den SV Sandhausen weiter, wenn hoffentlich eine neue Siegesserie beginnt.
In diesem Sinne: Nur der RWE!