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2023/2024 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – Borussia Dortmund II (4:0)

Manchmal macht Fußball einfach Spaß. Moussa Doumbouya (44.,58.), Isaiah Young (84.) und Sascha Voelcke (90+2.) sorgten für den höchsten Heimsieg seit fast zwei Jahren und hinterließen eine gute Stimmung an der Hafenstraße. Die Spielanalyse ist online, eine Bilderstrecke folgt in Kürze.

Vorbericht

Borussen besiegen

Es ist eines der wenigen eher unattraktiven Spiele der 3. Liga, wenn sich die Zweite Mannschaft des BVB an der Hafenstraße die Ehre gibt. Borussia Dortmund subventioniert die eigene Zweitvertretung mit den Millionen aus den Champions-League-Töpfen quer und kann damit eine sportlich sehr ambitionierte Truppe aufstellen, die in der Rückrunde auch zündet. Doch allen Unkenrufen zum Trotz, die von einer gelaufenen Saison ausgehen, sind die RWE-Fans motiviert und selbst zu diesem Spiel werden zwischen 17 und 18.000 Menschen erwartet, wieder einmal beeindruckend.

RWE tritt dabei nach zwei ärgerlichen Spielen auf, in denen sich die Mannschaft selbst (Unterhaching) oder der Schiedsrichter (Verl) Knüppel zwischen die Beine warf. Der BVB ist auf dem Papier der deutlich schwierigere Gegner, aber das Team regierte im Oktober nach einer noch verheerenderen Serie famos und bezwang den BVB zu Hause mit 2:1. Eine Wiederholung käme den RWE-Fans mehr als gelegen.

Beim Hinspiel konnte RWE jubeln.

Das Personal

Die Langzeitverletzten Ekin Celebi, Sandro Plechaty und Eric Voufack fallen genauso aus wie Ron Berlinski, der zum zweiten Mal aufgrund seiner roten Karte nicht dabei sein kann. Ansonsten sind alle Spieler an Bord. Es gibt dabei wenig Grund zum Wechseln. Moussa Doumbouya belohnte das Vertrauen Christoph Dabrowskis mit einem Tor in Verl, sodass er wohl erneut beginnen wird. In der Abwehr und auf den Flügeln sind Änderungen ohnehin kaum möglich, sodass lediglich spannend wird, ob Thomas Eisfeld in der Mittelfeldzentrale erneut das Nachsehen hat, oder ob Dabrowski hier rotiert.

Auch an der Hafenstraße wird RWE von zahlreichen Fans gegen den BVB unterstützt.

Borussia Dortmund II (Tabellenplatz 6 /45 Punkte/ 12 Siege/ 9 Remis/ 8 Niederlagen/ 43:37 Tore/ Differenz 6)

Die Hinrunde schloss der BVB auf einem eher enttäuschenden 9. Tabellenplatz ab, der angesichts der eingesetzten Mittel eigentlich zu wenig ist. Nach der Winterpause zündete der BVB-Motor aber und in der Rückrundentabelle steht die Zweite Mannschaft trotz zweier Niederlagen gegen Duisburg und Bielefeld immer noch auf dem Dritten Platz. RWE sollte also gewarnt sein.

Das Prunkstück der Dortmunder ist sicherlich der Sturm. Hier nahm der BVB zu Saisonbeginn das MSV-Juwel Julian Hettwer unter Vertrag. Hinzu kommt Mittelstürmer Rodney Elongo-Yombo, der bereits sechs Treffer erzielen konnte und brandgefährlich ist. Der wohl stärkste Spieler steht allerdings im Mittelfeld. Ob Ole Pohlmann spielen kann, entscheidet sich jedoch erst kurzfristig, da dieser angeschlagen ist. Pohlmann sammelte bereits Einsatzminuten in der Bundesliga und wird dort in mittelfristiger Zukunft auch spielen, da er ein enormes Talent mitbringt.

Die Verteidigungsarbeit wird also wichtig werden, wenn RWE den Wunsch von Jakob Golz, ein Spiel zu Null zu beenden, erfüllen will. Die Abwehr des BVB zeigte sich in den letzten beiden Spielen anfällig. Der MSV Duisburg zog dem BVB den Zahn, indem sie über 90 Minuten enormen Druck auf die Abwehr ausübten und Arminia Bielefeld nutzte gleich zwei Standardsituationen. In beiden Spielen wurde deutlich, dass die Zuordnung zusammenbrach, sobald sich die Stürmer clever im Raum bewegten und es ist den vielen kreativen Kräften von Rot-Weiss Essen zuzutrauen, dass sie für Chaos beim BVB sorgen könnten.

Die Kreativabteilung von Rot-Weiss ist gegen den BVB gefragt.

Fazit und die Lage der Liga

Mit dem Sieg des Waldhof über Arminia Bielefeld verschärfte Mannheim den Abstiegskampf, in den Bielefeld, Halle und eben Mannheim um die sicheren Plätze streiten. Ob der MSV Duisburg weiter mitmischen kann, ergibt sich im heutigen Spiel gegen den Pokalschreck aus Saarbrücken. RWE eröffnet mit dem A40 Duell gegen Dortmund den Sonntag der Verfolger. Nach dem Spiel treten nämlich der SV Sandhausen gegen Unterhaching und der FC Ingolstadt gegen den SC Verl an.

Rot-Weiss kann einerseits mit einem guten Punktepolster befreit antreten, andererseits verlor RWE die letzten beiden Heimspiele und die Festung Hafenstraße soll wieder ausgebaut werden. Zuletzt wurde viel über die Verträge der kommenden Saison gesprochen und es ist davon auszugehen, dass alle betroffenen Spieler sich zeigen wollen und wie ginge das besser, als bei einem guten Spiel an der Hafenstraße?

Es wird wieder einmal eine volle Hafenstraße geben und wenn der Funke zwischen Mannschaft und Fans überspringt wird ein Sieg möglich sein.

In diesem Sinne: Nur der RWE!

Hendrik Stürznickel

Spielbericht

Torfestspiele an der Hafenstraße

Was war am 19. April 2022? Es war das letzte Mal, dass Rot-Weiss Essen ein Ligaspiel mit vier Toren Abstand gewinnen konnte. Auch damals ging das Spiel gegen den SV Lippstadt 4:0 an der Hafenstraße aus und lediglich Jakob Golz und Isaiah Young standen damals wie gegen Dortmund in der Startelf.

Nach durchwachsener Punktausbeute in den letzten Wochen zeigte das Team wieder einmal, welch enorme Klasse es in diesem Jahr besitzt und begeisterte die über 17.000 Zuschauer, die ins Stadion gepilgert sind. Keiner von ihnen wird wohl unzufrieden nach Hause gegangen sein.

Das Personal

Wie bereits im Jawattdenn.de-Vorbericht vermutet wurde, stellte Christoph Dabrowski die gleich Elf wie beim Unentschieden in Verl auf. Moussa Doumbouya wurde für seine Tore belohnt und bedankte sich dieses Mal mit gleich zwei Treffern für seine Aufstellung. Es keimt eine leichte Hoffnung auf, dass beim wuchtigen Mittelstürmer der Knoten endgültig geplatzt ist.

Darüber hinaus war auch die Aufstellung in der Mittelfeldzentrale ein Fingerzeig, denn Thomas Eisfeld blieb abermals nur der Bankplatz. Im Verlaufe des Spiels brachte Dabrowski auch nicht den Routinier, sondern schenkte Nils Kaiser Spielzeit, sodass deutlich wird, dass aktuell Torben Müsel und Cedric Harenbrock die Nasen vorn haben.

Man hätte der Startelf noch stundenlang zuschauen können, doch nach beinahe 80 Minuten steuerte der Trainer die Belastung, indem er erst Leonardo Vonic und Nils Kaiser brachte, kurz vor Schluss kamen Björn Rother und Sascha Voelcke, die im Zusammenspiel den Deckel auf das Spiel draufmachen sollten. Wenige Minuten vor Schluss wurde es dann emotional, denn Fabian Rüth kam zu seinem ersten Einsatz in der 3. Liga. Der junge Spieler verletzte sich bei seiner Leihe nach Koblenz am Kreuzband und kämpfte sich monatelang wieder heran. Nach dem Spiel merkte man, wie wichtig Rüth dieses Spiel für Rot-Weiss Essen war.

Die Pluspunkte

Waren es zuletzt immer nur einzelne Abteilungen, die für einen Sieg sorgten, so stimmte es dieses Mal in allen Bereichen. Zum ersten Mal seit der Begegnung gegen den VfB Lübeck im Dezember konnte Jakob Golz eine weiße Weste behalten und das war alles andere als selbstverständlich. Der BVB konnte auf seinen Topspieler Ole Pohlmann zurückgreifen, dem man seine leichte Verletzung überhaupt nicht mehr anmerkte. Julian Hettwer und Rodney Elongo-Yombo waren spielfreudig und erstmals bot der BVB seinen Shootingstar Paris Brunner aus der U17-Nationalelf, die den EM-Titel im Sommer gewinnen konnte, auf.

Die Essener Verteidigung um Felix Götze herum ließ allerdings kaum etwas zu. In der ersten Hälfte gab es noch einzelne Dortmunder Abschlüsse, wobei Paris Brunner die größten Aussichten hatte, den Ball aber im Strafraum verspringen ließ. In der zweiten Hälfte war Jakob Golz weitestgehend arbeitslos, denn Felix Götze und Lucas Brumme kurbelten immer wieder den RWE-Angriff an.

Die Offensive zeigte sich ebenfalls von ihrer besten Seite. Die gute Mannschaftsleistung wurde aber von Marvin Obuz überragt, der gleich drei Vorlagenpunkte sammeln konnte. Bereits in der ersten Hälfte passte er stark auf Moussa Doumbouya (6.), der sich da noch Silas Ostrzinski geschlagen geben musste. Kurz vor dem Halbzeitpfiff gab Obuz dann eine hohe Flanke in den Strafraum, den Doumbouya resolut mit dem Kopf annahm und die Hafenstraße dieses Mal in einen Freudentaumel versetzte.

In der zweiten Hälfte neutralisierten sich die Teams zunächst, bis Marvin Obuz sich technisch außergewöhnlich im Dortmunder Strafraum bewegte. Während er Prince Aning und Antonios Papadopoulos noch ins Leere laufen ließ, grätschte ihm der erfahrene Franz Pfanne in die Beine, was folgerichtig zu einem Strafstoß führte. Erneut trat Doumbouya an und versenkte den Ball souverän.

Damit hatte Marvin Obuz aber immer noch nicht genug, sondern er bediente mit einer perfekt geschlagenen Flanke von der rechten Seite Isaiah Young, der sein fünftes Saisontor erzielte. Nachdem Sascha Voelcke zunächst an Keeper Ostrzinski scheiterte, wurde er perfekt vom eingewechselten Björn Rother in Szene gesetzt und zog zum 4:0 ab. Dies war der erste Profitreffer des Flügelflitzers und dieser freute sich über den Erfolg.

Die Knackpunkte

Es gibt ehrlicherweise kaum etwas zu meckern nach einem in der Höhe verdienten 4:0-Erfolg gegen eines der wohl besten Nachwuchsteams Deutschlands. Ein Wermutstropfen ist hierbei die gelbe Karte gegen Andreas Wiegel, die er kurz vor Spielende erhielt. Da es seine 5. Gelbe Karte war, wird er das Osterfest bei seiner Familie verbringen können, weil er beim Gastspiel in Saarbrücken gesperrt ist. Aufgrund der Verletzung von Eric Voufack wird Christoph Dabrowski die taktische Ausrichtung verändern müssen.

Ansonsten hätte man die wenigen Torchancen Dortmunds vielleicht besser verteidigen und einige Konter noch konsequenter abschließen können, aber ehrlich gesagt, wer will nach diesen Torfestspielen noch meckern?

Der Aufreger

Auch diese Kategorie ist weitestgehend verwaist. Das Schiedsrichtergespann um Michael Bacher agierte mustergültig, indem es angenehm im Hintergrund blieb und eine zugegeben leichte Partie stets im Griff hatte. Auch der BVB präsentierte sich sportlich fair an der Hafenstraße, das haben wir in der jüngeren Vergangenheit schon ganz anders erlebt.

An der Stelle könnte der Aufreger bei den Spielansetzungen liegen. Der ungeliebte Sonntagstermin ist für Rot-Weiss beinahe schon die Normalität. So finden drei der nächsten vier Partien am Sonntag statt. Hier wünscht man sich ein wenig mehr Partien auf dem Regelspieltag.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: die Lage der Dritten Liga

Verkehrte Welt in Liga Drei. Während die bereits enteilten Dresden und Regensburg mittlerweile um den Aufstieg zittern müssen, punkten die Abstiegskandidaten mit einer beeindruckenden Regelmäßigkeit. So feierte der VfB Lübeck einen Heimsieg gegen Regensburg, der MSV Duisburg schlug die Pokalfighter aus Saarbrücken und Waldhof Mannheim stürzte die Arminia wieder in schlimmste Abstiegssorgen.

An der Tabellenspitze sorgte der SSV Ulm mit einem 0:0 in Dresden für einen Achtungserfolg und verteidigte die Tabellenspitze. Der Gewinner des Spieltages kommt allerdings aus Münster, denn die Preußen stellten den Anschluss her und kämpfen nun mit um den Aufstieg. Für Münster geht es in den kommenden drei Wochen gegen die Top 3, am Karsamstag wird Dresden empfangen, und es könnte zu einer dicken Überraschung kommen, wenn gleich zwei Aufsteiger den Favoriten der Liga eine lange Nase zeigen könnten.

Für Rot-Weiss bedeutet der Sieg gegen den BVB die Rückkehr ins obere Drittel der Tabelle, in dem man diese tolle Saison gerne abschließen würde. Mit 47 Punkten sind selbst theoretische Abstiegssorgen kaum noch möglich, sodass das Team den Rest der Saison befreit aufspielen können sollte. Nach der Länderspielpause fährt der RWE-Tross ins Saarland und hofft, auch dort weitere Punkte sammeln zu können. Sollte das Team die Leichtigkeit aus dem Dortmundspiel mitnehmen können, sollte auch dort etwas zu holen sein.

In diesem Sinne: Nur der RWE!

Hendrik Stürznickel