Vorbericht
In verschiedenen Welten – Der MSV Duisburg kommt zum Derby an die Hafenstraße
Nach der unfreiwilligen Zwangspause durch eine mehr als zweifelhafte Entscheidung des DFB muss RWE ausgerechnet im Derby gegen den MSV Duisburg ran. Während unsere Mannschaft noch ihre Chance auf den Anschluss an die Tabellenspitze wahren möchte, braucht der MSV jeden Punkt, um noch ein weiteres Jahr in der Dritten Liga bleiben zu dürfen. Für Spannung am späten Sonntagnachmittag sollte also gesorgt sein.
Unser Gegner steht unter großem Druck, für den er selbst gesorgt hat. In einem sogenannten „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen Arminia Bielefeld am letzten Sonntag zogen die Meidericher den Kürzeren. Also müssen die Punkte woanders geholt werden, und damit möchte der MSV gerne an der Hafenstraße beginnen. Obwohl der DFB in mehrere Hinsichten dem rot-weissen Team einen ganzen Baumstamm zwischen die Beine geworfen hat, wird unsere Mannschaft alles daransetzen, auch das zweite Derby in dieser Saison für sich zu entscheiden.
Das Personal
Die schwierigste Aufgabe wird für Trainer Dabrowski sein, die rechte Abwehrseite zu besetzen. Ein spezieller „Dank“ geht hier zum DFB nach Frankfurt raus, denn Andy Wiegel muss seine Sperre im Derby absitzen, obwohl er dies eigentlich in Saarbrücken erledigen wollte. Da Sandro Plechaty nach seiner Verletzungspause noch nicht hundertprozentig fit ist und Eric Voufack weiter ausfällt, muss hier umdisponiert werden. Zuletzt war Mittelfeldspieler und Youngster Nils Kaiser als Ersatzmann im Gespräch, auch eine Variante mit Björn Rother wäre möglich. Auch Mustafa Kourouma hat dort schon einmal gespielt, allerdings zeigte er auf dieser Position in der Vergangenheit nicht immer Spitzenleistungen und könnte als Backup für das Innenverteidigerduo Götze/Rios Alonso, die vor Torhüter Golz das Toreschießen verhindern wollen, gebraucht werden, da Aaron Manu am Knie operiert werden muss und somit neu auf der rot-weissen Verletztenliste ist.
Auf der linken Seite bleibt zum Glück der Rückgriff auf die Konstante Lucas Brumme, hier gäbe es trotz der Verletzung von Ekin Celebi immer noch mit Sascha Voelcke eine Alternative. Ansonsten werden wenig Veränderungen in der Startelf erwartet. In der defensiven Zentrale wird der wieder erstarkte Kapitän Vinko Sapina aufräumen, offensiv werden abermals Torben Müsel, der kürzlich seinen Vertrag verlängert hat, und Cedric Harenbrock ihre Akzente setzen.
Auf den Flügeln gibt es aller Voraussicht nach auch keine Überraschungen, Isiah Young und Marvin Obuz besetzen weiterhin die offensiven Außenbahnen. Aufgrund der letzten Ergebnisse hat sich in der Sturmspitze Moussa Doumbouya einen Platz unter den ersten Elf erkämpft, Leo Vonic könnte ihn aber auch ersetzen. Ron Berlinski wird leider seine Sperre auch im Derby statt im Saarland absitzen müssen. Jammern können aber andere, Trainer Dabrowski kann weiterhin auf eine gute Truppe zurückgreifen.
Der Gegner: MSV Duisburg (Platz 18/29 Punkte/7 Siege/8 Unentschieden/16 Niederlage/ 31:46 Tore / Differenz -15)
Die frohe Botschaft fiel am Ostersonntag für die MSV-Anhänger aus. Die Aufholjagd auf einen Nichtabstiegsplatz wurde ausgerechnet von Arminia Bielefeld gestoppt, seines Zeichens Mitkonkurrent und immer noch schlechtestes Rückrundenteam der Dritten Liga. Die Hoffnung auf den Verbleib in Liga Drei hat einen herben Dämpfer erhalten, dabei machten aber vor allem die letzten Ergebnisse den leidgeprüften Fans Mut auf einen erfolgreichen Schlussspurt.
Der Angriff auf den Klassenerhalt hat nämlich erst sehr spät an der Wedau eingesetzt. Nach der Niederlage im Derby gegen RWE gab es bis zum Ende der Hinrunde nur magere drei weitere Unentschieden und einen knappen Heimsieg gegen den VfB Lübeck. Immerhin setzten sich die Zebras dann gleich einmal auf den Spitzenplatz der Rückrunde, indem das Schlusslicht aus Freiburg zu Hause mit 3:1 kurz vor Beginn der Winterpause bezwungen werden konnte. Danach schworen sich die Verantwortlichen und das Umfeld auf den Kampf ums Überleben ein.
Zunächst wurde dafür ein echter Knaller auf dem Transfermarkt getätigt. Mit Daniel Ginzcek schloss sich von Fortuna Düsseldorf ein Stürmer mit nennenswerter Bundesligavergangenheit an, der allerdings mit häufigen Verletzungen zu kämpfen hatte. Auch Publikumsliebling Ahmet Engin wurde aus Griechenland zurückgeholt, Anfang Februar kam noch der erfahrene Erik Zenga aus der Vereinslosigkeit an die Westender Straße. Diese Transfers zeigen deutlich, dass es in erster Linie nicht um den nachhaltigen Aufbau einer neuen Mannschaft geht, sondern zunächst einmal der Anker in der Liga geworfen werden soll.
Mehr Strahlkraft hatte da schon die Installation des neuen Geschäftsführers Michael Preetz. Mit großen Namen will der MSV den stetigen Verfall des Vereins aufhalten. Zunächst gelang dies aber trotz diesen hohen Engagements nicht. Bei 1860 München ging die Mannschaft mit 4:1 unter, natürlich ohne zu ahnen, dass die Löwen nun eine kleine Serie starten und sich aus der Abstiegszone absetzen würden. Noch bitterer war die folgende Heimniederlage gegen den Halleschen FC, da eine zweifache Führung nicht ausreichte, um einen direkten Konkurrenten zu besiegen. Die Stimmung war am Boden, denn beide Partien galten als „Sechs-Punkte-Spiele“ für den MSV.
Erst nach dem Unentschieden in Ulm und der knappen Heimniederlage gegen den Spitzenreiter Regensburg zeigte sich eine Verbesserung der Lage. Endlich konnten die Duisburger auswärts mit 1:3 beim SC Verl gewinnen, es folgte ein wichtiger Sieg gegen Viktoria Köln. Trotz ordentlicher Leistungen folgten Niederlagen bei den heimstarken Teams aus Münster und Unterhaching, die beiden Spiele zu Hause gegen Dortmund 2 und dem FC Saarbrücken konnten die Meidericher für sich entscheiden. Und dann folgte das Spiel gegen Bielefeld mit bekanntem Ausgang.
Unter dem Strich spielt Duisburg eine passable Rückrunde, allerdings bräuchte die Mannschaft eine sehr gute bis herausragende Punkteausbeute, um eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben. Der Abstand zum rettenden Ufer hat sich verglichen mit dem Ende der Hinrunde nicht verringert, sondern ist exakt gleichgeblieben. Von den letzten sieben Spielen müsste der MSV mindestens vier gewinnen, um die 40-Punkte-Marke zu knacken, die angesichts der Ergebnisse der Konkurrenz aus Mannheim oder Bielefeld nötig wäre, um sich noch Hoffnungen auf einen Klassenverbleib zu machen. Diese Zahlen sind wenig ermutigend.
Allerdings kommt dies bei den Verantwortlichen anscheinend wenig an. Trainer Boris Schommers Aussagen nach den Spielen lassen sich in etwa so zusammenfassen, dass seiner Mannschaft häufig das Quentchen Glück fehlt, aber sich irgendwann belohnen würde und das Saisonziel „Klassenerhalt“ schon erreicht werden wird. Dabei sagt eine alte Fußballweisheit, dass viel Glück im Spiel ein Zeichen von Können ist, viel Pech zu haben halt eher für Unvermögen spricht. In München spricht jeder vom „Bayern-Dusel“, was trifft dann für den MSV in den letzten Jahren zu? Die Attitüde des Trainers scheint auf die Mannschaft abzufärben, z. B. sprach Motivator Kölle „vom wichtigsten Spiel der Saison“ in Bezug auf das Derby.
Natürlich möchte jeder gerne den anderen am folgenden Montag am Arbeitsplatz eine lange Nase zeigen, aber hier geht es um das Überleben eines Traditionsvereins, der vor einer sehr ungewissen Zukunft steht. Zwar wurde eine Einigung mit dem Sponsor „Schauinsland-Reisen“ bezüglich des Darlehens erzielt, aber vor allem die jungen Spieler zieht es aus Duisburg weg. Caspar Jander wechselt nach der Saison zum 1. FC Nürnberg, andere wie z.B. Baran Mogultay bringen sich teilweise selbst schon bei anderen Vereinen ins Gespräch. Wie die Saison auch ausgehen mag, die Zukunft des Traditionsklubs scheint trotz des ausgegebenen Ziels von Präsident Ingo Wald, 2025 wieder in der 2. Liga spielen zu wollen, wenig rosig auszusehen.
In Essen ist die Meinung über den Verbleib des MSV in Liga 3 zwiegespalten. Auf der einen Seite würden die heißen Derbys neben vielen Plastikklubs aus dem Süden vermisst werden, andererseits gönnen vor allem diejenigen, die 2007 beim Abstieg dabei waren, den Duisburger auch gerne mal ein wenig von der Regionalligaluft zu schnuppern. Die Entwicklung der Meidericher zeigt jedenfalls, dass die Verantwortlichen des Vereins in den letzten Jahren diesen Niedergang wirklich erarbeitet haben.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga
Bereits am Freitag musste der MSV den Blick nach Ingolstadt richten, denn Bielefeld war zu Gast bei den Schanzern. Durch das Unentschieden ist der Abstand zur Arminia zwar aufholbar, aber nahezu außer Reichweite für die Duisburger.
Am Samstagmittag ist das Spiel zwischen Preußen Münster und Jahn Regensburg das Highlight schlechthin. Mit einem Sieg wären die Preußen auf einem direkten Aufstiegsplatz und würden am Jahn vorbeiziehen. Wir drücken Joe Enochs und seinem Team die Daumen, dass sie dies verhindern mögen! Zudem möchte die Startruppe aus Sandhausen den hohen Ambitionen doch noch gerecht werden und zu Hause gegen die zurzeit schwächelnde Dortmunder Zweitvertretung einen Heimsieg einfahren, um doch noch oben anzuklopfen.
Das erste Spiel ohne Wert könnte das Duell zwischen 1860 München und Viktoria Köln sein, denn bei einem Sieg der Sechziger wären wohl alle Abstiegssorgen an der Grünwalder Straße erledigt. Den letzten Strohhalm zum Klassenerhalt möchte auch der VfB Lübeck ergreifen, bei einer Niederlage gegen den SC Verl können die Navigationsgeräte schon einmal auf die Spielstätten in der Regionalliga Nord eingestellt werden.
Auch auf Regionalligakurs trotz zuletzt respektabler Ergebnisse sind die jungen Freiburger, die allerdings bei einem Sieg in Aue und gleichzeitigem Misserfolg der Lübecker immerhin die rote Laterne abgeben würden. Am späten Nachmittag geht es einmal mehr um den Überlebenskampf, denn Waldhof Mannheim hat im Heimspiel gegen Unterhaching die Möglichkeit, die Verfolger aus Halle und Duisburg weiter in Schach zu halten.
Am Sonntag spielt vor dem Derby noch Dynamo Dresden, die gegen den 1. FC Saarbrücken wieder einmal zurück in die Erfolgsspur kommen wollen. Warum Markus Anfang immer noch dort an der Seitenlinie steht, weiß wahrscheinlich nicht einmal er selbst. Sollte es aber zu einer Niederlage gegen die Saarländer kommen, die wahrscheinlich das Aus im Pokalhalbfinale noch nicht richtig verdaut haben werden, wird es noch ungemütlicher für den Übungsleiter.
Den Spieltag beschließt das spannende Duell zwischen Halle und Ulm. Während die Hallenser jeden Punkt benötigen, um an das rettende Ufer zu schwimmen, könnte Ulm bei einem Unentschieden im Spitzenspiel am Samstagnachmittag lachender Dritter sein. Außerdem gibt es eines von vielen Nachholspielen für den FCS am kommenden Mittwoch zu Hause gegen Unterhaching. Anscheinend hat der DFB trotz großer Bedenken zugestimmt, dass die Partie im Ludwigspark stattfindet, wohlwissend, dass nur drei Tage Saarbrücken wieder im heimischen Stadion gegen Sandhausen antreten muss. Sollte dem so sein, ist dieser Institution wirklich nicht mehr zu helfen.
Trotz der widrigen Umstände für RWE bleibt die Erkenntnis, dass der Druck zunächst beim MSV Duisburg liegt. Um ihre Fans wieder zu versöhnen und ihnen ein gutes Gefühl im Spiel nächste Woche gegen Waldhof Mannheim zu geben, ist ein Sieg im Derby Pflicht. Was aber unsere Mannschaft in dieser Spielzeit auszeichnet, sind genau solche Spiele, die mit hoher Leidenschaft bestritten werden. Der MSV wird sich woanders die Punkte holen müssen, um die Chance zu wahren, diese Derbys weiter bestreiten zu dürfen.
In diesem Sinne: NUR DER RWE!
Pascal Druschke
Spielbericht
Vier Sargnägel für den MSV – RWE gewinnt das Derby deutlich mit 4:1!
Viel Freude herrschte am Ende der Partie gegen den Meidericher SV rund um die Hafenstraße. Die rot-weisse Mannschaft konnte den Rückstand aus der ersten Halbzeit kurz nach dem Wechsel drehen und geht verdient als Sieger vom Platz. Während die Essener bei einem noch ausstehenden Nachholspiel Chancen haben, im Kampf um die Aufstiegsplätze ein Wörtchen mitreden zu können, rast der Duisburg-Express unaufhaltsam in Richtung Regionalliga.
Mit dem Sieg gegen den Erzrivalen konnte die aktuelle Mannschaft einen großen Teil des Stachels von 2007 aus dem Herzen der RWE-Fans ziehen und diesen dafür in die weiß-blaue Fanseele bohren. Auf den Rängen wurde gefeiert und neue Gassenhauer wie „Hey, was geht ab, Duisburg steigt endlich ab“ waren geboren. Allerdings hat RWE heute nur die Sargnägel geliefert, eingeschlagen werden aber diese höchstwahrscheinlich von einer anderen Truppe. Eine Rettung des Konkurrenten aus dem westlichen Ruhrgebiet angesichts eines Rückstandes von acht Punkten auf das rettende Ufer ist nach der heutigen Niederlage nahezu unmöglich geworden.
Das Personal
Mit Spannung wurde die Entscheidung von Trainer Dabrowski auf der rechten Verteidigerposition erwartet. Die Spatzen, die im Vorfeld von den Dächern pfiffen, hatten einen Volltreffer gelandet, denn die Entscheidung fiel pro Youngster Nils Kaiser aus. Ansonsten gab es wenig Überraschendes in der Startelf zu vermelden. Die Innenverteidigung wurde vor Jakob Golz von Rios Alonso und Götze gestellt, Brumme verteidigte auf der linken Außenbahn. Im defensiven Mittelfeld startete Vinko Sapina, in der Zentrale Torben Müsel und Cedric Harenbrock. Auf den offensiven Außenbahnen versuchten Isaiah Young und Marvin Obuz, Stoßstürmer Moussa Doumbouya in Szene zu setzen.
Nach 69 Minuten tauschte Dabrowksi seinen Ersatzverteidiger Nils Kaiser „positionsgetreu“ mit Björn Rother, der auf diese ungewohnte Rolle wie Kaiser vorbereitet wurde. Neun Minuten später folgte ein Doppelwechsel, Moussa Doumbouya machte Platz für Leonardo Vonic, Thomas Eisfeld durfte für Cedric Harenbrock spielen. Kurz vor dem Ende verließen die beiden Außenbahnspieler Obuz und Young den Platz, Sandro Plechaty durfte nach längerer Verletzungspause vier Minuten vor Schluss für die Kölner Leihgabe sein Comeback feiern. Für den US-Amerikaner hingegen konnte Sascha Voelcke sich noch einmal beweisen.
Die Pluspunkte
Nach zehn Minuten Leerlauf nahm RWE das Geschehen weites gehend in die Hand. Zugute kam der Heimelf die passive Spielweise des abstiegsbedrohten Gegners, die erst im letzten Drittel mit der Verteidigung anfingen. So konnte das rot-weisse Mittelfeld nahezu ungestört agieren, besonders auffällig war dies auf der rechten Angriffsseite zu beobachten. Während der Matchplan von Boris Schommers anscheinend war, die spielstarken Außenbahnspieler Young und Obuz auf die Füße zu stehen, durfte Nils Kaiser ungehindert Meter machen und Flanken in den Duisburger Strafraum setzen. Auch Harenbrock und Müsel erkannte nach einigen Versuchen, statt den Ball in den Strafraum zu passen, lieber den Abschluss von der Ferne aus zu setzen.
In der dreizehnten Minute wäre es fast schon so weit gewesen, allerdings verfehlte der Schuss von Harenbrock den Kasten von Vincent Müller nur knapp. Leider waren die folgenden Schüsse etwas zu mittig angesetzt, aber kurz vor Ende der ersten Halbzeit hatte Sapina mit einem Gewaltschuss Erfolg und versenkte das Ding mit leichter Unterstützung durch Gästetorwart Müller sehenswert. Fünf Minuten zuvor hätte Harenbrock mit dem Kopf schon ein Tor erzielen können.
In der zweiten Halbzeit wurde weiterhin die spielerische Lösung gesucht, dennoch war der Schuss aus der Ferne auch ein probates Mittel. So kam Brumme in der 57. Minuten nach einer abgeblockten Ecke frei an der Strafraumgrenze zum Schuss und traf mit einem Aufsetzer in das rechte untere Eck. Auch hier hatte RWE wenige Minuten zuvor durch Müsel eine gute Chance durch einen Weitschuss, später in der 69. Minute war es zudem Harenbrock, der einen Schlenzer am kurzen Eck vorbeisetze.
Nach der 2:1-Führung durch eher ungewohnte Stärken setzte RWE wieder auf altbekannte Waffen. Die weit aufgerückten Duisburger sollten wieder mit direkten Pässen in die Tiefe und überfallartigen Kontern schachmatt gesetzt werden. Ein Ball von Harenbrock auf den durchgestarteten Obuz findet sein Ziel auch mit Hilfe des Duisburger Innenverteidigers Knoll, der den Weg des Balles völlig falsch einschätzte. In der Folge wollte Obuz Torwart Müller umkurven, wurde aber von ihm gefällt wie eine kaputte Eiche an der Duisburger Sechs-Seen-Platte, hier konnte Schiedsrichter Dr. Max Burda nur auf den Punkt zeigen. Diese Aufgabe übernimmt zurzeit Moussa Doumbouya, der trotz mäßigen Spiels einmal mehr vom Punkt keine Nerven zeigte.
In den Schlussminuten zeigte sich ein weiteres bewährtes Mittel der Essener. Trotz vieler Wechsel kam es nicht zu einem Bruch im Spiel, selbst die spät in die Partie geworfenen Voelcke und Plechaty spielten weiter nach vorn. Der linke Außenbahnspieler Voelcke war sogar beim letzten Akkord beteiligt, als er Brumme in Szene bringen und dieser mit ein wenig Glück den Deckel auf die Partie setzen konnte.
Trotz des dünnen Spieleraufgebots hat es Trainer Dabrowski geschafft, dem Kader die nötige Flexibilität zu geben, um auch vermeintlich schwere Aufgaben zu lösen. Ein Sonderlob geht diesmal an Nils Kaiser, der seine Sache prima löste und sein stärkstes Spiel im rot-weissen Dress ausgerechnet auf einer „falschen“ Position machte. Wie schwer dies war, zeigte sich nach der Einwechselung von Rother, der ein paar Minuten brauchte, um sich dort zurechtzufinden. Auch Linksverteidiger Brumme scheute sich nicht, in das Zentrum zu gehen, wenn sein offensiver Konterpart Young zugestellt wurde. Am Ende entschied auch wieder die mentale Stärke der Mannschaft, bei einem deutlichen Spielstand mehr zu wollen als der Gegner. Zudem schaffte es RWE, Duisburg das Spiel aufzuzwingen, ohne eine einzige Verwarnung zu kassieren.
Die Knackpunkte
Es ist etwas unfair, die Defensive außer acht zu lassen. Allerdings war dies ein undankbares Spiel für Götze, Rios und Co. Zwar hatten die Duisburger schon vor, durch Pressing Fehler zu erzwingen, wurde aber deren vordere Reihe überspielt, zog sich der Gast auf eine gestaffelte Fünferkette zurück. Es wurde frei nach dem Motto agiert, wenn die Fehler vorne nicht kommen, warten wir halt auf diese. Leider hatte die rot-weisse Mannschaft für die „Zebras“ auch etwas im Angebot. Sapina und Harenbrock spielten im Aufbau ein paar unsaubere Pässe, die durchaus ins Auge gehen konnten. Hatte der MSV einmal Platz auf den Außenbahnen, wurde es auch zwischendurch nicht ungefährlich. So ließ Brumme den Duisburger Engin einmal aus den Augen und im Anschluss auch noch ungehindert flanken, Rios Alonso klärte den Ball in den Strafraum zwar vor dem einschussbereiten Kölle, doch in die Füße von Altmeister Esswein, der in der 37. Minute den Ball eiskalt über die Linie brachte. Auch kurz nach Wiederanpfiff bot sich für die Duisburger eine ähnliche Chance, diesmal aber auf deren linker Angriffsseite. Zunächst wird Esswein von Köther bedient und dieser leitet den Ball zu Ginzcek, der aber aus kurzer Distanz den Außenpfosten im Weg hatte. Später hatte der MSV noch eine große Möglichkeit zum Ausgleich, wieder einmal war es die Koproduktion von Hereingabe Esswein und Torschuss Ginzcek, doch der aufmerksame Golz verhinderte den Treffer. Die anschließende Verwirrung im Strafraum, die nach gefühlt zehn Ballkontakten mit einem Weitschuss aus der Gefahrenzone endete, war irgendwie sinnbildlich für so manche nicht gelungene Aktion in der Defensive. Allerdings hatte die Innenverteidigung um Götze und Alonso die meisten Situationen voll im Griff, ohne wirklich glänzen zu können.
Zudem fiel auf, dass ähnlich zum Spiel gegen den BVB 2 die Dominanz zu Beginn nicht unbedingt zu gefährlichen Aktionen führte. RWE wollte den MSV anscheinend müde spielen, tat sich aber von außen gesehen schwer mit der engmaschigen Fünferkette. So uninspiriert, wie der MSV gewirkt hat, wäre hier mehr drin gewesen, dazu fehlte aber die Geschwindigkeit und die entscheidende Kreativität, um die weiß-blaue Defensive zu Beginn der Partie ins Schwitzen zu bringen.
Die Aufreger
Insgesamt war es ein faires Derby und Schiedsrichter Dr. Max Burda hatte wenig Mühe mit der Leitung der Partie. Allerdings fielen ihm und sein Team kurz vor Sapinas Ausgleich ein Handspiel von Pledl im Strafraum nicht auf. Dies war nicht einmal Thema in den Highlights von „Magenta“ und fällt am Ende nicht ins Gewicht, aber es wäre eine gute vorzeitige Möglichkeit zum Ausgleich gewesen.
Ansonsten muss ja irgendwie damit gerechnet werden, dass besonders in einem Derby der Einsatz von Pyrotechnik kommt wie das Amen in der Kirche. Polizei und Ordner hatten sich auf diesen Fall zwar vorbereitet, indem die große Blockfahne nicht zum Einsatz kommen durfte, die Vorbereitungen auf solche Aktionen gut verbergen kann, gezündet wurde aber trotzdem. Hier scheiden sich bekanntlich die Geister, was aber absolut gar nicht geht, ist das Werfen von Böllern. Ausgerechnet gingen diese in den eigenen Reihen der Gästefans hoch, was einmal mehr zeigt, wie wenig in dem Oberstübchen mancher Kartenbezahler zu finden ist.
Zudem hat auch Gästetrainer Boris Schommers einmal mehr abgeliefert. Er sah wieder ein „gutes Spiel“ seiner Mannschaft, die sich aber „zu dumm“ angestellt hat und statt das 2:2 im Gegenzug ein 1:3 hinnehmen musste. Da es ja nicht um unseren Klassenerhalt geht, können diese Aussagen sehr gut von außen betrachtet werden. Keiner der MSV-Spieler hat heute den Anschein gemacht, dieses Spiel unbedingt gewinnen zu wollen. Leidenschaft und Einsatzwillen gab es nur von einer Mannschaft, und die war an der Hafenstraße zu Hause. Zwei gelbe Karten, eine für Torwart Müller vor dem Elfmeter zum 3:1 und eine Frustverwarnung von Girth kurz vor dem Ende, in einer Partie, die laut einigen Spielern und Trainer im Vorfeld als „Spiel des Jahres“ ausgegeben wurde, obwohl sie das auf dem Papier gar nicht ist, spricht Bände. Vielleicht aber wollten die „Zebras“ sich im Hinblick auf den Showdown mit Waldhof Mannheim am kommenden Freitag schonen. So viel Selbstverleugnung führt nicht zum Ziel, sondern tiefer in den Abgrund.
Die Lage in der Liga
Am Samstagmittag war es endlich so weit, der Adler aus Münster musste gegen Jahn Regensburg Federn lassen und verlor deutlich mit 1:3. Damit festigt die Mannschaft aus Bayern die Spitzenposition vor den Ulmer Spatzen, die bei den abstiegsbedrohten Hallenser am Sonntagabend mit 0:2 gewannen. Die Preußen aus Münster bleiben allerdings Dritter, da Startruppe und -trainer aus Dresden ihr Heimspiel am Sonntagmittag gegen pokalgefrustete Saarbrücker mit 1:3 verloren haben. Da fehlen einem die Worte, genauso wie bei der Zusage des DFB an Saarbrücken, die verbleibenden Heimspiele im Naherholungsgebiet Ludwigspark durchführen zu dürfen.
Auf Lauerstellung wartet der SV Sandhausen, der nach einem wilden Ritt mit wechselnden Führungen gegen Dortmund mit 3:2 zu Hause gewann, die jungen Borussen befinden sich damit weiter in einer Ergebniskrise. Außerdem rückt der VfB Lübeck dem MSV auch noch auf die Pelle, bleibt aber nach dem 0:0 gegen Verl Tabellenvorletzter und nahezu chancenlos auf den Klassenerhalt. Diesen dürften die Freiburger jetzt endgültig begraben haben, denn die Mannschaft aus dem Breisgau verlor in Aue mit 2:1.
Ein Kuriosum bot die Partie 1860 München gegen Viktoria Köln, da die Begegnung aufgrund eines Defekts der Beschallungsanlage im altehrwürdigen Stadion an der Grünwalder Straße mit einer Stunde Verspätung angepfiffen wurde. Anschließend gab es aber vor allem für die Rheinländer etwas auf die Ohren, die Sechziger gewannen mit 3:1 nach längerer Zeit mal wieder und verabschiedeten sich vermutlich endgültig aus der Abstiegszone. Dort befindet zwar immer noch Waldhof Mannheim, allerdings konnten die Kurpfälzer ein echtes Statement setzen und das Überraschungsteam aus Unterhaching mit 6:1 nach Hause schicken. Dieses Ergebnis hat große Folgen im Kampf um den Klassenerhalt.
Nach dem 1:1-Unentschieden am Freitag von Ingolstadt und Bielefeld und den Niederlagen von Halle und Duisburg haben die punktgleichen Mannschaften aus Bielefeld und Mannheim fünf bzw. acht Punkte auf ihre ärgsten Verfolger, zudem tat Waldhof ordentlich etwas für das Torekonto.
Mit dem noch ausstehenden Nachholspiel gegen Saarbrücken kann RWE auf zwei Punkte an den Relegationsplatz heranrücken. Dafür müssen aber die nächsten Aufgaben in Bielefeld und Mannheim gelöst werden. Diese beiden Mannschaften stehen unter dem Druck, endlich für klare Verhältnisse im Abstiegskampf zu sorgen. Aber egal, ob es für ganz oben noch reicht, der Sieg gegen den MSV zeigt einmal mehr, was für eine großartige Mannschaft mittlerweile an der Hafenstraße kickt. Nach zwei Spielen gegen Duisburg lässt sich festhalten, dass wir zurecht in ganz anderen Sphären spielen als der ehemals große Rivale, der sich jetzt seinen schon lang hinziehenden Problemen stellen muss. Um noch einmal ein Zitat von unserem Lieblingstanzjuror, der seinen Senf zu dem Spiel im Boulevard schon dazugab, aufzugreifen, „Rödinghausen, Bocholt und Düren“ freuen sich sehr darauf, wenn nach unserem Aufstieg endlich mal wieder der halbe Jahresetat mit Besuchen einer ordentlichen Fanszene finanziert wird. Hier wäre der MSV wenigstens das Highlight des Jahres. Vielleicht würden dann dann mal ein wenig Demut an der Wedau einkehren, dass eine große Tradition und leidenschaftliche Anhängerschaft nicht vor dem eigenen Versagen des Gesamtvereins schützen. Aber noch ist ja nicht alle Tage Abend, die Dämmerung hat aber schon eingesetzt.
In diesem Sinne: NUR DER RWE!
Pascal Druschke