Vorbericht
RWE will den ersten Heimdreier gegen den SCP
Das mediale Getrommel rund um die Begegnung gegen den SC Preußen Münster nimmt aktuell Ausmaße an, die nicht mehr wirklich im Verhältnis zur Bedeutung des Aufeinandertreffens an der Hafenstraße stehen, wie es wohl die meisten Fans empfinden. In der Tat haben beide Seiten alles dafür getan, dass dies kein Treffen alter Freunde wird, allerdings liegen die wirklich tief empfundenen Rivalitäten der Essener Anhänger sicher nicht in Westfalen.
Rein sportlich erhöht die Öffentlichkeit ebenfalls den Druck auf die Rot-Weissen, so wirkt es so, als sei ein Sieg heute Pflicht. Richtig ist, dass drei Punkte immer wichtig sind, gerade wenn die Liga sich so ausgeglichen präsentiert. Richtig ist aber auch, dass Preußen Münster sich bislang in einer guten Form zeigt, sodass es gelogen wäre, hier von einem Pflichtsieg zu sprechen, als würde die beiden Klubs ein Klassenunterschied trennen.
Das Personal
An den Möglichkeiten des Trainers zeigt sich, wie problematisch es wird, wenn es einige Ausfälle zu beklagen gibt. Beim Gastspiel unter der Woche in Köln spielten sämtliche verbliebenen Verteidiger und ehrlicherweise waren weder Lucas Brumme noch Felix Götze in der hintersten Reihe auf dem Spielfeld eingeplant. Auch dieses Mal werden Aaron Manu, Felix Bastians, Sandro Plechaty und Ekin Celebi ausfallen, sodass Christoph Dabrowski keine neue Variationsmöglichkeiten bekommt.
Während abzuwarten bleibt, ob Felix Bastians bis zum Auswärtsspiel in Freiburg in der nächsten Woche wieder fit ist, gibt es zumindest gute Nachrichten von Aaron Manu, der sukzessive ins Mannschaftstraining eingegliedert wird und in naher Zukunft die Anspannung in der Innenverteidigung lockern kann. Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, dass die sportliche Leitung nach einer weiteren Alternative für die Hintermannschaft sucht, um nicht wieder mit so knapper Belegschaft aufzulaufen.
Beim Spiel in Köln hat die taktische Ausrichtung darauf abgezielt, mit Mann und Maus das eigene Tor zu verteidigen. Ob dies auch gegen Münster an der Hafenstraße so sein wird, darf bezweifelt werden. Während die Dreierkette der gefürchteten Sturmreihe der Kölner wenig Platz gelassen hat, könnte im Heimspiel die Rückkehr zur Viererkette erfolgen. Hier würde Andreas Wiegel für Mustafa Kourouma zurückrotieren und seinen gewohnten Platz als Rechtsverteidiger einnehmen.
Das zweite Fragezeichen steht hinter Björn Rother. Dieser zeigte im Sportpark Höhenberg eine starke Leistung, aber auch hier ist die Frage, ob die Defensivqualitäten Rothers oder eher der kreative Zugriff von Thomas Eisfeld gefragt ist. Das letzte Fragezeichen steht hinter Leonardo Vonic, der in seiner kurzen Einsatzzeit seinen Tordrang andeutete, und von dem einige Beobachter gerne mehr sehen würden.
Der Gegner: SC Preußen Münster (Tabellenplatz 13 / 1 Sieg / 1 Unentschieden / 1 Niederlage / 3:5 Tore / Differenz -2 / 4 Punkte)
Die Preußen hatten nach dem Aufstiegskrimi im Jahr 2022 keinen ebenbürtigen Gegner in der Regionalliga mehr, sodass sie souverän den Aufstieg erreichten. Am Saisonende waren es insbesondere zwei schmerzhafte Abgänge, die sie hinnehmen mussten. Der stark aufspielende Henok Teklab erzeugte selbst im Ausland Aufmerksamkeit und wechselte zum belgischen Klub Union St. Gilloise, der zuletzt mit starken Auftritten in der Euro-League glänzen konnte. Auch der erst 23-jährige Nicolas Remberg war einer der Akteure des Aufstiegs und verließ die Preußen für eine Ablösesumme von kolpotierten 120.000 Euro in die zweite Liga zu Holstein Kiel.
Umgekehrt schlugen die Preußen mehrfach auf dem Transfermarkt zu. So konnten die Verantwortlichen mit Dominik Schad vom 1. FC Kaiserslautern, Sebastian Mrowca von Aufsteiger Wehen Wiesbaden und Rico Preißinger vom FC Ingolstadt namhafte Spieler an die Hammer Straße locken. Der aktuell am meisten beachtete Neuzugang ist allerdings Malik Batmaz, den die Münsteraner aus Karlsruhe geholt haben und der mit seinem Doppelpack den ersten Saisonsieg gegen Ingolstadt einleitete.
RWE hat es also mit einer gewachsenen und gezielt verstärkten Mannschaft zu tun, die alles andere als ein naiver Aufsteiger ist. Dass die Münsteraner aber nicht unbesiegbar sind, zeigte deren Auftritt in Bielefeld, als man trotz eigener Möglichkeiten mit 0:4 unter die Räder kam. Konsequentes Angreifen und das Nutzen der eigenen Möglichkeiten werden der Schlüssel sein, um die drei Punkte an der Hafenstraße zu behalten.
Fazit und die Lage der Liga
Die Liga zeigt sich weiterhin unberechenbar. So verlor die Viktoria ihr erstes Saisonspiel gegen Aufsteiger Unterhaching und musste den Platz an der Sonne an Dynamo Dresden abgeben, die den dritten Sieg im vierten Spiel im Dortmunder Signal-Iduna-Park eintüten konnten. Das führende Trio wird durch Erzgebirge Aue, die ein 1:1 in Lübeck erkämpften, abgeschlossen. Dicht auf den Fersen ist der SV Sandhausen, der die starken Münchner Löwen ganz emotionslos mit einem 3:0 nach Hause schickten.
Nach dem Sieg der Verler gegen Freiburg teilen diese den Tabellenkeller mit unserem RWE, dem MSV und überraschenderweise Waldhof Mannheim auf dem letzten Platz. Dies verdeutlicht die Wichtigkeit des kommenden Spiels, da drei Punkte ein wenig Abstand zu den Abstiegsplätzen bringen würden.
Woche für Woche beschwichtigt man sich mit denselben Erkenntnissen. Man sieht, dass die Mannschaft spielerisch überzeugender auftritt als im letzten Jahr. Es fehlen allein die Erfolgserlebnisse. Die Hafenstraße wird – zumindest im Heimbereich – ausverkauft sein und die Fans honorieren durchaus den Kampfeswillen der Mannschaft. Es ist an der Zeit, dass Spieler und Fans sich selbst mit einem Sieg belohnen, gerne schon im Heimspiel gegen Münster.
Hendrik Stürznickel
Spielbericht
Eisfeld mit Wut und Wucht, Hildmann heult! RWE feiert 1:0 über Münster!
Um ca. 21:20 Uhr erbebten Bergeborbeck und das angrenzende Vogelheim. Thomas Eisfeld knallte in der dritten Minute der Nachspielzeit einen klugen Rückpass von Cedric Harenbrock wuchtig in den Münsteraner Kasten und RWE hatte damit das alles entscheidende Momentum auf seiner Seite. Kurz darauf feierte ganz Fußball-Essen frenetisch den Sieg über den Erzrivalen. Der 1:0 Erfolg über Preußen war womöglich der Dosenöffner für eine gute Saison. Der Erfolg war hochverdient, denn die Dabrowski-Elf war das deutlich aktivere Team, während die Gäste aus Münster vor allem durch saudummes Benehmen ihrer mitgereisten Fans und die gewohnt weinerlichen Scheuklappen-Analysen ihres Chefcoachs Sascha Hildmann auffielen. Jawattdenn.de wirft einen Rückblick auf einen ereignisreichen Abend.
Das Personal
Christoph Dabrowski veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum schmeichelhaften 0:0 bei Viktoria Köln auf mehreren Positionen und ließ in einer anderen und offensiveren Formation auflaufen. Vor Jakob Golz agierte diesmal eine Viererkette mit Rios Alonso und Felix Götze im Zentrum sowie Andy Wiegel und Lucas Brumme auf den Außenbahnen, Mustafa Kourouma musste weichen. Zudem opferte Dabro die Doppelsechs in Persona von Björn Rother, Vinko Sapina saugte alleine Staub vor der Abwehr. Für Rother kam Cedric Harenbrock ins Team, Cedi besetzte immer wieder klug die Zwischenräume zwischen den ersten Münsteraner Ketten und sorgte für die offensivere Stoßrichtung. Und das obwohl mit Ron Berlinski der zweite Stoß-Stürmer wieder auf die Bank musste, Marvin Obuz kam zurück in die Startelf und wirbelte unablässig auf dem linken Flügel. Ansonsten begannen erneut Young, Müsel und Doumbouya.
Nach gut einer Stunde war die Wechselzeit gekommen, Torben Müsel wurde durch den späteren Siegtorschützen Thomas Eisfeld substituiert, zur gleichen Zeit kam Leo Vonic für Isi Young ins Spiel. Zum Anbruch der Crunch-Time eine Viertelstunde vor dem regulären Ende kam ein weiterer Doppelwechsel. Rother ersetzte den Gelb-Rot gefährdeten Sapina auf der Sechs und Ron Berlinski ging für Doumbouya vorne rein, wobei Berlinski gefühlt überall auf dem Rasen zu finden war und ein Pensum abspulte, das andere Spieler nicht in einer doppelt so langen Einsatzzeit erreichen. Schließlich kam kurz vor dem Ende Eric Voufack für den erneut an die absolute Grenze gegangenen Andreas Wiegel in die Partie. Christoph Dabrowskis Schachzüge gingen auf.
Der zusätzliche offensive Mittelfeldspieler gab die Möglichkeit, schneller nach vorne zu kommen und die Ballsicherheit von Obuz setzte Münster fest. Zudem bewies Dabro beim Wechseln ein glückliches Händchen. Denn nicht nur Goldtorschütze Eisfeld kam von der Bank. An dem Spielzug, der zum Treffer führte, waren neben Eisfeld mit Björn Rother, Eric Voufack und Leo Vonic noch drei weitere Einwechselspieler beteiligt. Eisfeld selbst gab später im Interview an, auch gehörige Wut über seine anfängliche Nichtberücksichtigung verspürt zu haben. Diese legte er dann in den Schuss der Schüsse, der beinahe das Tornetz zerfetzt hätte und ganz sicher das Nervenkostüm von Sportsfreund Hildmann zerfetzt hat. Das nennt man dann wohl einen produktiven Wutausbruch.
Die Pluspunkte
RWE erkämpfte und erspielte sich den Sieg. Über die gesamte Spielzeit hinweg zeigte Essen, dass die Worte Leidenschaft und Leistung nicht von ungefähr mit derselben Silbe beginnen. Rot-Weiss warf nicht nur alles rein in das Match und überzeugte vollends als Mannschaft, sondern hatte auch die auffälligeren Einzelspieler auf dem Feld und ein eindeutiges Chancenplus. Auffällig, Essen arbeitete kaum noch mit langen Bällen, vielmehr werden immer wieder spielerische Lösungen gesucht. Das gelingt, weil insbesondere das Positionsspiel gegenüber der Vorsaison als deutlich verbessert zu gelten hat.
Immer wieder fand RWE die Zwischenräume zwischen den Münsteraner Ketten, der Schachzug, Cedric Harenbrock ins Spiel zu bringen, zahlte sich aus, Cedi war hier zu Stelle und suchte dann den Direktpass. Aber auch Marvin Obuz und natürlich Vinko Sapina besetzten die Zwischenräume gut. Aufbauspieler Nummer 1 war Felix Götze. Mit seiner starken Technik und großen Ruhe am Ball weiß FG24 seine Mitspieler gut einzusetzen. Auch defensiv überzeugte Götze. Ebenso spielte Rios Alonso einen fehlerfreien Part. Da Münster nahezu komplett auf hohes Pressing verzichtete, wurde RWE der Aufbau aber auch nicht wirklich stark erschwert. Umgekehrt schob Essen immer wieder an und machte den Gästen schon im Spielaufbau das Leben schwer. Ein weiterer Beleg dafür, dass die aktivere Mannschaft das Heimteam war.
Im letzten Drittel, wo Preußen sehr kompakt wartete, hatte RWE die ein oder andere gute Idee und das klare Chancenplus. Schon zur Pause hätte Essen führen müssen. Zwei sehr großen Gelegenheiten von Doumbouya stand eine weitere Großchance von Wiegel zur Seite, zwei weitere nennenswerte Einschussmöglichkeiten besaß Essen zudem noch, Münster erarbeitete sich im Vergleich dazu in Abschnitt eins zwei gute Abschlüsse nach Umschaltmomenten. So lief das Spiel auch in Abschnitt Zwei, Essen agierte, Münster reagierte.
Die Chancen für die konternden Adlerträger wurden dabei hochkarätiger, doch dafür hat Essen dann Jakob Golz, der zur Stelle war, als Bouchama einen Fuß in einen Distanzschuss von Mrowka hielt, und später einen scharfen Schuss von Kyerewaa entschärfte. Bereits in der Nachspielzeit lenkte Essens Nummer 1 dann einen schlitzohrigen Freistoß von Mrowka mit beiden Fäusten an die Querlatte und ermöglichte so das kurz darauf stattfindende Happy End. So gelang RWE das zweite Zu-Null-Spiel in Folge, die Basis aller Punktgewinne.
Doch auch, als Münsters Chancen besser und mehr wurden, suchte RWE den Weg nach vorne und im Grunde entsprangen die Gelegenheiten der Adlerträger in allererster Linie aus der Lauerstellung heraus. Essen hatte zudem auch in dieser Phase mindestens ebenso gute Chancen, zu nennen zwei Abschlüsse des extrem agilen Obuz, einer davon fand nur den Pfosten. Das Tor des Tages markierte Rot-Weiss dann aber dann doch in der Entstehung durch einen langen Ball. Rothers weiten Hub auf den rechten Flügel konnte Kyerewaa im Luftduell mit Eric Voufack nicht klären. Thomas Eisfeld selbst schippte den Ball in Richtung der Box, Vonic verlängerte per Kopf auf Harenbrock, der rechts im 16er den entscheidenden Rückpass auf den nun im Rückraum einlaufenden Eisfeld spielte, der sich akustisch bemerkbar gemacht hatte. Eine Energieleistung des Torschützen und ein Zeichen der Qualität Harenbrocks, diesen Pass so spielen zu können. Und längst nicht jeder schweißt die Kugel dann aus 8 Metern so ein wie Eisfeld es dann tat.
Unter dem Strich hatte RWE mehr als doppelt so viele Abschlüsse wie die Gäste. Vor allem verließ Rot-Weiss nicht der Mut, als das erlösende Tor nicht fallen wollte und man immer Gefahr lief, sich einen tödlichen Konter zu fangen. Anders als noch gegen Erzgebirge Aue, wo am Ende der Spatz in der Hand verlockender wirkte als die Taube auf dem Dach, ging RWE unermüdlich auf das goldene Tor, was die Mannschaft und eine schlichtweg fantastisch zu nennende Essener Anhängerschaft sich gemeinsam verdienten.
Denn auch die RWE-Fans waren an diesem Abend eine Werbung für ihren Verein, sorgten für Gänsehautstimmung und schrien die Kugel letztlich mit in den Kasten. Keinerlei negative Zwischenfälle musste man zudem aus den Essener Fanblöcken registrieren, im krassen Gegensatz dazu blamierten die Preußen-Fans ihren Verein an diesem Abend gründlich. Dazu später mehr unter der Rubrik Aufreger.
Die Knackpunkte
Es wurde wieder deutlich, Essen hat vorne keinen echten Knipser und ließ zu viele Topchancen liegen. Moussa Doumbouya hatte mit einer Direktabnahme in der Anfangsphase noch Pech, als er aber eine mustergültige Flanke von Brumme nur noch per Kopf hätte verwerten müssen, war es schwerer den Ball nicht in die Maschen, sondern per viel zu steilem Aufsetzer über den Kasten zu nicken. Kurz vor dem Seitenwechsel hatte sich Andy Wiegel durchgetankt, anstatt den völlig freistehenden Müsel zu bedienen, suchte Wiegel dann aber den Abschluss aus zu spitzem Winkel, Schulze-Niehues war zur Stelle. So konnte AW7 seine erneute Top-Leistung nicht krönen.
Ansonsten musste RWE diverse gefährliche Umschaltmomente der Gäste zulassen und hätte auch in Rückstand gehen können. Das lag zum einen daran, dass Essen im letzten Drittel manchmal zu kompliziert spielte und sich die Kugel nach zu viel Kleinklein abluchsen ließ. Zum anderen daran, dass man eben auf den Sieg ging und das Risiko in Kauf nahm. Das ist somit nicht wirklich ein Kritikpunkt.
Die Aufreger
Diese Kategorie ist voll wie selten. Kommen wir zunächst zu den sportlichen Aspekten. Schiedsrichter Lukas Benen und sein Team hatten trotz des intensiven Kampfes auf dem Feld im Grunde keine große Mühe mit beiden Teams. Vinko Sapina sah relativ früh Gelb, als er im Mittelfeld zu spät kam. Das war ein Handicap für Essens Grätscher Nummer 1, der trotzdem weiterhin munter und meist gekonnt seine Zweikämpfe führte. In Hälfte Zwei kam die rot-weisse 27 ein weiteres Mal zu spät, doch zum Glück ließ Benen den Vorteil für Preußen laufen. In solchen Situationen ist der foulende Spieler laut Regelwerk nicht zusätzlich individuell mit der Verwarnung zu bestrafen. Münsters Niko Koulis hingegen konnte von Glück sagen, nicht den Roten Karton präsentiert bekommen zu haben.
Einen letzten Freistoß für Münster boxte Golz aus dem 5er, Koulis rammte Essens Keeper im wahrhaften Luftkampf den Ellbogen ins Gesicht. Benen ahndete das Foul, verzichtete aber auf eine persönliche Strafe. Kurz nach der Pause hatte Lucas Brumme von Bouchama die Hand ins Gesicht bekommen, Benen pfiff korrekt Foul. Dass kurz danach, eigentlich hatten fast alle das Spielen schon eingestellt, ein Schuss von Oubeyapwa den Weg ins Tor fand, löste nur bei Preußen Coach Hildmann noch Emotionen aus, der den Pfiff nicht verstehen konnte. Es war nicht das einzige Mal, dass Hildmanns Ansichten sehr exklusiv blieben.
Fast mehr Ungemach als die Spieler bereiteten Benen die Anhänger der Preußen, auch wenn er das letztlich souverän managen und nach einer kurzen Pause das Spiel trotz der Vorfälle fortsetzen sollte. Als im Gäste-Block in Hälfte Zwei die große Blockfahne über eine Ansammlung von Personen gespannt wurde, war etwas zu erwarten. Kurz danach brannten Pyros und dichte Nebelschwaden bahnten sich den Weg. Dann passierte Unglaubliches. Die Münsteraner waren sich nicht zu schade, Leuchtraketen in Richtung der auf R1 sitzenden RWE-Anhänger zu schießen. Zum Glück hatten sie ebenso wenig Zielwasser getrunken wie ihre Mannschaft. Wie verblödet kann man eigentlich sein? War das Rache für den Böllerwurf von Februar 2022? Auf jeden Fall war es eine planmäßige und eindeutige Aktion von einer ganzen Gruppe von Personen, die offenbar auf die Gesundheit der Essener Zuschauer im benachbarten Block pfiff.
Das gut im Flow befindliche RWE verlor im Anschluss an die Spielunterbrechung sogar etwas den Faden und die Münsteraner hätten beinahe noch sportlich profitieren können. Erstaunlich, was die guten Menschen aus Münster da so betrieben. Und was das relativ zarte mediale Echo darüber anbelangt, so bekam man den Eindruck, dass es irgendwie nicht so ganz in die Klischeebilder passte. Münster, gerne öffentlich in der Opferrolle, als Täter, während der gern als problematisch gebrandmarkte RWE-Anhang enthusiastisch und friedlich supportete?
An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, warum Preußen-Keeper Schulze-Niehues im Interview bei Magenta-Sport die mitgereisten Anhänger für den Support noch über den grünen Klee lobte und er und sein Team sich zuvor von der Kurve feiern ließen. Während Letzteres natürlich fast Pflichtprogramm ist, wären zumindest die Worte von Schulze-Niehues differenzierter zu wählen gewesen. Differenziertheit fiel einmal mehr auch Preußen-Übungsleiter Sascha Hildmann schwer. Natürlich ist es bitter, ein Derby auf den letzten Metern zu verlieren. Aber die erbärmliche Weinerlichkeit, mit der Hildmann an den TV-Mikrofonen die Ungerechtigkeit der Welt beklagte, war typisch. Eine Frechheit seine Äußerungen gegenüber dem Münsteraner Vereinskanal. In den Katakomben des Stadions Essens stehend kommentierte Hildmann mit bittersaurer Miene neidisch die Feierlichkeiten der Essener mit der Aussage, mal schauen, wie es bei denen so weitergehe. Sehr geehrter Herr Hildmann, schauen Sie bitte vor allem darauf, wie es bei Ihnen persönlich und Ihrer Mannschaft weitergeht, Sie dürften dann Arbeit genug vor der Brust haben. Und erweisen Sie einfach einmal einem besseren Gegner den verdienten Respekt.
Wenig Respekt verdient leider weiterhin der Rasen, der mit zunehmender Spieldauer gewohnt schwer zu bespielen war und diverse Huckel bildete. Höhepunkt, eine weitere Spielunterbrechung, die Referee Benen zwecks Rasenpflege verordnete. Der Schiri blieb somit stets gelassen und auf der Höhe des Geschehens.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga
Die Hafenstraße explodierte! Nicht nur wegen des späten Sieges, sondern weil RWE zuvor genau den Fußball geboten hatte, den man sehen will. Rot-Weiss zeigte Mut, absoluten Einsatz und Siegeswillen gepaart mit fußballerischen Elementen. Ist das die lang ersehnte Einheit, die Mannschaft, die geschlossen marschiert bis zum Ende und die Fans mitreißt? An diesem Abend des 27. August 2023 konnte man diesen Eindruck gewinnen. Da musste am Ende auch der Fußballgott mitziehen und schenkte RWE das zuvor vermisste Matchglück. Ein fantastischer Fußball-Abend fand somit den absolut verdienten Sieger. Lohn, der Sprung auf Tabellenplatz 11.
Die Liga zeigte sich ansonsten erneut unberechenbar. So stieß Aufsteiger Unterhaching das zuvor unbesiegte Viktoria Köln vom Thron und siegte 2:1. Auch Liga-Neuling Ulm behauptete sich in Duisburg und trotzte den Zebras, die damit sieglos bleiben, ein 1:1 am Freitagabend ab. Auch Lübeck punktete beim 1:1 gegen Aue, die Erzgebirgler bleiben unbesiegt, verdanken das Remis aber einem Elfmetergeschenk zum 1:1 Ausgleich und Endstand. Neuzugang Marcel Bär bewies, dass auch nach dem Abgang von Dimitrij Nazarov meisterhafte Schwalbenflüge bei den Erzgebirglern zu bewundern sind.
Favoritensiege im Kampf um die Spitze feierten Dynamo Dresden bei der BVB-Reserve (2:0) und Sandhausen gegen 1860 (3:0). Der Höhenflug der Löwen erscheint damit endgültig gestoppt. Ingolstadt und Saarbrücken (2:2) teilten sich ebenso die Punkte wie Arminia Bielefeld und Jahn Regensburg (1:1) im Duell der Absteiger. Neben RWE feierten auch Waldhof Mannheim (3:2 gegen Halle) und der SC Verl (3:2 gegen Freiburg II) die ersten Saisonsiege und verschafften sich Luft.
Gegen eben jene Zweitvertretung aus dem Breisgau, die im Vorjahr noch Vizemeister war und nun mit 2 Punkten das Tabellenende ziert, wird RWE am kommenden Samstag den nächsten Auftritt in der Liga haben, dann in Freiburg. Dazwischen tritt unsere Mannschaft am Mittwoch in der ersten Runde des Niederrheinpokals beim Bezirksligisten SuS Dinslaken an. Dort wird es voraussichtlich nicht so spannend wie gegen die Preußen.
NUR DER RWE!
Sven Meyering
Bildquelle: Frontalvision