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2023/2024 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – SpVgg Unterhaching (1:3)

Am späten Samstag Nachmittag gab es für die Männer in Rot-Weiss gegen die Gäste aus Haching nichts zu holen. Mit 1:3 Unterlag unsere Elf und musste zudem noch einen Platzverweis verkraften. Ron Berlinski sah glatt Rot. Den zwischenzeitlichen Ausgleich vor 16.287 Zuschauern schoss Marvin Obuz. Unsere Galerie ist online.

Vorbericht

Wiedergutmachung Teil 1 – Das „Phänomen“ Unterhaching ist zu Gast

Mit dem glücklichen Remis in Dresden konnte die Serie gegen die Top Drei der Liga mit insgesamt ordentlichen vier Punkten abgeschlossen werden. Jetzt geht es wieder darum, den Anschluss an das Spitzentrio zu wahren und endlich die anvisierte 45-Punkte-Marke zu knacken. Außerdem erhält RWE die Chance auf eine Revanche gegen den bayrischen Aufsteiger aus Unterhaching, im Hinspiel gab es ordentlich Watschen.

Bevor wir uns aber ganz dem Sportlichen widmen, muss an dieser Stelle einmal kurz auf die jüngsten Entwicklungen in unserem Verein eingegangen werden. Nach voreiligen Meldungen aus der lokalen Presse wurde bekannt, dass ein wenig überraschend Markus Uhlig und Sascha Peljhan den Vorstand spätestens zum Ende der Saison verlassen werden. Einen Nachfolger gibt es mit dem ehemaligen Geschäftsführer von 1860 München, Marc-Nicolai Pfeifer, auch schon, was darauf schließen lässt, dass diese Übergabe schon länger vom Verein vorbereitet wurde. Wir danken Markus und Sascha für den Einsatz bei unserem RWE! Beide Namen werden immer mit der unglaublichen Reise in der DFB-Pokalsaison 20/21 und natürlich mit dem langersehnten Aufstieg am 14.05.22 verbunden sein. Beide bleiben als treue Anhänger unserem Verein erhalten und sind an der Hafenstraße stets gern gesehene Zuschauer. Eine kritische Würdigung wird hier an einer anderen Stelle folgen, da beide ihr Amt noch eine Weile ausführen werden.

Das Personal

Das Ausscheiden der beiden Vorstandsmitglieder wird auf das sportliche Geschehen wenig Auswirkung haben. Die Mannschaft ist weiterhin voll im Soll, der Trainer hat seinen auslaufenden Vertrag verlängert und die sportlich Verantwortlichen haben zumindest bald absolute Sicherheit, dass an der Hafenstraße in der nächsten Saison mindestens Drittligafußball zu sehen ist.

Auf die Langzeitverletzten Ekin Celebi, Sandro Plechaty und Eric Voufack kann der Trainer weiter nicht zurückgreifen. Zu dieser Kategorie zählt Vinko Sapina nicht mehr, der Defensivspezialist kann seit genau einem Monat mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder ein Spiel bestreiten. Ein Infekt hatte seine Reha aufgrund von Knieproblemen unterbrochen, dennoch konnte er ein Großteil des Trainings mit dem Team in dieser Woche ohne Schmerzen absolvieren.

Weitere Ausfälle sind Ole Springer und Felix Götze, für den ein Einsatz nach seinem Kopftreffer im Spiel gegen Dresden trotz leichter Verletzung zu früh kommt. Seine emotionale Nachricht auf die beschämenden Reaktionen einiger Dynamo-Anhänger und Verantwortlichen bei seinem Abtransport aus dem Stadion sorgte für ein ordentliches Medienecho und der Hoffnung, dass solche Vorfälle in deutschen Stadien weiter thematisiert werden. Danke Felix für Deine aufrichtigen Worte!

Die Innenverteidigung vor Torhüter Golz, der ein überragendes Spiel in Dresden macht, wird somit von Mustafa Kourouma und Rios Alonso gestellt werden, letzterer kann nach seiner Gelbsperre in den Kader zurückkehren. Auf den Außenbahnen gibt es zu Andreas Wiegel (rechts) und Lucas Brumme (links) kaum Alternativen, beide werden von Beginn an spielen dürfen. Im Mittelfeld könnte Sapina wieder seinen Platz im defensiven Mittelfeld einnehmen. Spannend bleibt es, wer von den gut aufspielenden Zentralspielern auf die Bank muss. Harenbrock und Müsel zeigen als Dauerbrenner starke Leistungen, auch Thomas Eisfeld findet in seine alte Form zurück. Hier bleibt abzuwarten, wie sich Trainer Dabrowski entscheiden wird.

Bei den Außenbahnen gilt dasselbe defensiv wie offensiv, auch zu Isy Young und Marvin Obuz gibt es kaum Optionen für einen Wechsel auf den Positionen. Offen ist wieder einmal die Entscheidung in der Sturmspitze. Dabrowksi ließ in Dresden Ron Berlinski für Leo Vonic stürmen, vermutlich um der aggressiven Spielweise der Sachsen etwas entgegenzusetzen. Leider gab es kaum nennenswerte Aktionen des Sturmtanks, ein Wechsel zu Vonic, damit die Energie von Berlinski wieder in der Endphase des Spiels genutzt werden kann, ist sehr wahrscheinlich.

Der Gegner: SpVgg Unterhaching (Platz10/40 Punkte/11 Siege/7 Unentschieden/8 Niederlage/ 35:26 Tore / Differenz +6)

Bei der beliebten Frage unter den Experten, welches Team am meisten in der Dritten Liga bislang überrascht hat, werden wahrscheinlich zunächst einmal die Aufsteiger aus Ulm und Münster genannt, die sich in Schlagdistanz zum Aufstieg in das Unterhaus befinden. Dahinter hat unser Klub die größten Möglichkeiten, Stimmen bei dieser Wahl zu gewinnen. Allerdings darf niemand die Spielvereinigung Unterhaching bei dieser Aufzählung vergessen. Vor der Saison war es völlig ungewiss, ob die Hachinger überhaupt an der Relegation zum Aufstieg teilnehmen durften.

Die Finanzprobleme des Münchener Vorortvereins waren noch einmal im letzten November ein Thema, jetzt scheint dort etwas Ruhe eingekehrt zu sein. In der Winterpause blieb der Klub sich treu und verpflichtete mit dem vereinslosen Yannick Stark nur einen weiteren Spieler, nachdem schon im Sommer allein Raphael Schifferl vom Wolfsberger SC zum Kader dazustieß. Zudem musste Unterhaching aufgrund der fehlenden Profilizenz seines Trainers Marc Unterberger bis vor wenigen Wochen Strafzahlungen an den Verband leisten. Wie schafft es dieses gallische Dorf bloß, im Haifischbecken des Profifußballs zu überleben?

Grundsätzlich haben Unterberger und die sportlichen Verantwortlichen rund um Manfred „Manni“ Schwabl ein Team geschaffen, welches füreinander brennt. Eine fast optimale Mischung zwischen jung und alt verleiht dem Team auf der einen Seite eine abgeklärte Routine, auf der anderen Seite kann Unterhaching schnell umschalten und ein Tempospiel forcieren, welches mit den Spitzenmannschaften in der Liga mithalten kann. Im Hintergrund arbeitet für die Profimannschaft ein sehr gut aufgestelltes Nachwuchsleistungszentrum, welches es schafft, trotz der großen Konkurrenz aus München überregional als Vorzeigestätte für die Ausbildung von jungen Spielern zu gelten.

So wurde der erst sechzehnjährige Gibson Nana Adu in Bielefeld eingesetzt und wirbelte auf der Alm die Abwehr der Arminia so durcheinander, dass der Schiedsrichter nach einem Kontakt auf den Elfmeterpunkt zeigen musste. Sein Einsatz markiert den Rekord als jüngster Spieler der Drittligageschichte. Der Erfolg ist also weniger zufällig, als es der neutrale Beobachter vielleicht glauben mag. Dennoch ist es nahezu sensationell, dass der Verein mit 40 Punkten aus 26 Spielen in der Dritten Liga dasteht, zumal der letztjährige Aufsteiger aus der Regionalliga Bayern mit der Spielvereinigung Bayreuth am Ende sang und klanglos wieder absteigen musste.

In den Diskussionen um den Erfolg der Unterhachinger wird immer wieder auf die starke Offensive verwiesen. Hier fällt häufig der Name Patrick Hobsch, möglicherweise auch aufgrund seines bekannten Vaters, der bislang zehnmal traf. Aber auch sein Sturmkollege Mathias Fetsch kommt auf insgesamt acht Treffer. An ihn erinnern sich die Essener besonders schmerzvoll, denn die Hälfte seiner erzielten Tore wurden landeten im Hinspiel ausgerechnet im Kasten der Essener. Fetsch muss allerdings passen, seine fünfte gelbe Karte verhindert einen Einsatz. Entscheidend ist aber bei Unterhaching, was vor dem Strafraum passiert.

Viele Tore fallen nach starken Flankenläufen auf beiden Seiten, die Außenbahnspieler wissen genau, wo sie ihre Stürmer finden können und spielen den Ball exakt in die Füße oder auf die Köpfe von Fetsch oder Hobsch. Diese feinen Zuspiele werden auch bei Standards häufig genutzt, auch hier haben die Bayern ihre Stärke. Es wird darauf ankommen, den Kampf um die Außenbahnen zu gewinnen, also wird viel Arbeit auf Brumme und Wiegel zukommen. Übrigens werden die Hachinger auf ein völlig anderes Duo treffen, im Hinspiel beackerten noch aufgrund von Verletzungen Voufack und Voelcke die Außenseiten. Auch bei den Standards ist höchste Alarmbereitschaft gefragt, vor allem, weil Götze als Ausputzer fehlen wird. Die Rückkehr von Sapina könnte aber für die nötige Stabilität sorgen.

Vergessen wird häufig, dass die Hachinger auch eine sehr gute Defensive spielen. Auch wenn noch ein Nachholspiel aussteht, haben die Bayern bislang elf Tore weniger kassiert als unser RWE. Und dies, obwohl nur Raphael Schifferl nahezu alle Spiele absolviert hat und die Abwehr häufig umgebaut werden musste. Allerdings hat die Mannschaft mit Renè Vollath einen der besten Keeper der Liga in ihren Reihen, der auch noch im Gedächtnis der Essener ist. Was vorne aber die Stärke der Hachinger ist, kann durchaus eine Schwäche hinten sein. In den letzten Spielen ist auch ein Manko bei der Verteidigung von Standards zu erkennen.

Sollte Eisfeld eine Chance von Anfang an bekommen, kann dies womöglich ausgenutzt werden, aber auch Wiegel und Brumme mögen ja den einen oder anderen Ball aus der Ruhe gefährlich ins Spiel reinbringen. Insgesamt ist sowieso die Heimstärke der Essener gefragt. Auch hier erkennt der Zuschauer die Hachinger im Spiegel, denn in der „Dahoam“-Tabelle stehen die Hachinger zwei Plätze hinter RWE auf Rang drei. Auswärts hingegen gelang der Mannschaft von Marc Unterberger nur drei Siege, zuletzt allerdings auf der Alm in Bielefeld vor einem großen Publikum. Warnen muss niemand das Team von Christoph Dabrowski. Die Stärken des Gegners hat die Truppe im Oktober deutlich zu spüren bekommen, jetzt gilt es, den Hachingern das eigene Spiel aufzuzwingen und vor heimischem Publikum die Hafenstraße als Festung weiter auszubauen.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga

Der Spieltag wird eingeläutet durch das Duell zwischen dem SV Sandhausen und dem SC Freiburg 2. Dabei ist der Ausgang des Spiels weniger klar als es der Tabellenstand vermuten lassen könnte. Der SVS stolperte in Favoriten-Manier am letzten Spieltag bei der strauchelnden Viktoria aus Köln, während die kleinen Freiburger ihren allerersten Heimsieg dieser Saison feiern und zuvor schon das Spitzenteam aus Ingolstadt auswärts schlagen konnten.

Während RWE gegen Unterhaching zur ungewohnten Zeit um 16:30 Uhr ran darf, müssen die beiden Spitzenteams aus Regensburg und Dresden Auswärtshürden meistern. Beide Gegner stehen unter maximalen Druck, ihre Spiele zu gewinnen, um im Abstiegskampf Punkte zu sammeln. Der Hallesche FC (gegen Dresden) konnte zuletzt einen enorm wichtigen Sieg gegen den Mitkonkurrenten aus Lübeck erringen, während Waldhof Mannheim (gegen Regensburg) sich nach der Niederlage in Freiburg in höchster Not befindet.

Eine größere Herausforderung wartet noch auf den Verfolger aus Ulm, der bei den formstarken Löwen aus München (acht Spiele ohne Niederlage) bestehen muss. Wenn wir gerade bei formstarken Teams sind, auch Erzgebirge Aue (sechs Spiele ohne Niederlage) und Preußen Münster (acht Spiele ohne Niederlage) zählen dazu und dürfen sich in einem direkten Duell gegeneinander im Erzgebirge messen. Außerdem greift der VFB Lübeck nach dem letzten Strohhalm, allerdings kommt mit dem 1. FC Saarbrücken ein starker Gegner in den hohen Norden.

Am Sonntag möchte zunächst der FC Ingolstadt gegen Viktoria Köln sich wieder den Spitzenmannschaften anschließen, während die Viktoria sich weiter von der Abstiegszone absetzen möchte. Dort befindet sich für viele überraschend die Arminia aus Bielefeld, die im Ostwestfalenderby ihren Nachbarn aus Verl mit in dem Zog nach unten reißen möchte. Zum Abschluss hofft der MSV Duisburg im Revierderby gegen die Dortmunder Zweitvertretung den Teams vor den Abstiegsplätzen wieder auf die Pelle rücken zu können, was allerdings gegen die zuletzt überzeugenden jungen Borussen nicht so einfach werden dürfte. 

Zwei Punkte fehlen dem Essener Team noch, um das erste Saisonziel wasserdicht zu machen. Allerdings geht es darum wahrscheinlich schon länger nicht mehr. Solange die Chance auf den Anschluss an die Aufstiegsplätze noch da ist, will sich das Team diese Möglichkeit wahren, nach ganz oben zu schielen. Auch wenn es schwer wird, diese Spielzeit für die scheidenden Vorstandsmitglieder Peljhan und Uhlig vielleicht noch zu vergolden, wird der Abschied je nach erreichtem Tabellenplatz weiter versüßt werden. Am Samstagnachmittag muss aber alles rausgeholt werden, um den Hachinger zu zeigen, dass an der Hafenstraße für sie nichts zu holen sein wird.

In diesem Sinne: NUR DER RWE!

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