Vorbericht
Auf der Jagd nach Platz 1 in der Heimtabelle – 1860 München kommt nach Essen!
Die bittere Niederlage in Sandhausen hat den Angriff auf die Aufstiegsplätze gestoppt, gänzlich vorbei ist er aber noch nicht. Dafür müssen aber die Löwen aus München besiegt werden, um ein allerletztes Mal Druck auf den Tabellendritten Jahn Regensburg auszuüben. Das letzte Flutlichtspiel in der Saison 23/24 gehört RWE, somit wartet noch ein echtes Highlight in einer bislang fabelhaften Spielzeit.
Denn egal, wie es am 38. Spieltag enden wird, die Mannschaft hat sich fest in die Herzen der Zuschauer gespielt. Ein Run auf die Tickets gegen 1860 und das Auswärtsspiel in Lübeck hatte dafür gesorgt, dass bereits alle Eintrittskarten für den jeweiligen rot-weissen Bereich ausverkauft sind. Und es gäbe sogar noch Ziele zu erreichen, denn mit zwei Siegen wäre die direkte Qualifikation zur Hauptrunde des DFB-Pokals sicher und vielleicht sogar noch mehr drin. Dafür muss aber die Elf von Trainer Dabrowski noch einmal alles abrufen, was sie in dieser Saison so stark gemacht hat.
Das Personal
War die Mannschaft schon vor dem Spiel personell arg gebeutelt, so hat sich die Situation weiter verschärft. Neben den Langzeitverletzten Manu und Celebi wird auch Andreas Wiegel ausfallen, eine Muskelverletzung verhindert seinen Einsatz. Dazu könnten sich aufgrund von Blessuren im Sandhausenspiel noch satte vier Spieler hinzugesellen, denn Brumme, Eisfeld, Voelcke und Plechaty konnten nur individuell trainieren. Damit droht der Ausfall fast sämtlicher Außenbahnspieler, die sich im Kader befinden. Nur Eric Voufack, der nach seiner Verletzung bislang nicht mehr auf dem Platz stand, und Kaiser als Aushilfe auf der rechten Seite ständen zur Verfügung.
Immerhin wird die Achse Golz, Rios Alonso und Götze in der Verteidigung und Sapina, Müsel und Harenbrock im Mittelfeld nicht auseinandergerissen. Weitere Ideen für die Startelf sind reine Spekulationen und zentrale Aufgabe von Trainer Dabrowksi. Sollte der Worst Case eintreten, könnte Kourouma als dritter Innenverteidiger auflaufen und eine Fünferkette bilden, die Dabrowski z. B. im Heimspiel gegen den VfB Lübeck schon einmal als taktische Variante ausprobiert hat. Eine weitere defensive Alternative wäre Björn Rother, allerdings setzte Dabrowski auf den Routinier nur selten.
Auf den offensiven Außenbahnen hoffen alle auf die Rückkehr von Topscorer Marvin Obuz, der in dieser Woche mit der Mannschaft trainiert hat, aber sicherlich nicht für die erste Elf gedacht ist. Zudem hätte Isiah Young gute Chancen, von Anfang an zu spielen. Dass dieses Szenario eintritt und alle vier Spieler gleichzeitig ausfallen, ist zwar mehr als unwahrscheinlich, könnte aber das Trainerteam vor maximale Herausforderungen stellen. Eine weitere Baustelle, die in dieser Saison nicht mehr geschlossen wird, ist die Sturmspitze. Zwar stehen dort alle Spieler zur Verfügung, allerdings befindet sich keiner von den dreien in der Form seines Lebens. Vonic hatte einen blassen Auftritt in Sandhausen, aber auch die Einwechselungen von Doumbouya und Berlinski brachten keine entscheidenden Impulse. Hier hat der junge Vonic die Nase weiter leicht vorn, was aber nicht viel heißen muss.
Der Gegner: TSV 1860 München (Platz 14/43 Punkte/12 Siege/7 Unentschieden/17 Niederlage/ 39:40 Tore / Differenz -1)
Wieder einmal ist es unter dem Strich eine mehr als enttäuschende Saison für den Traditionsverein aus Giesing. Der Klassenerhalt ist immer noch nicht gesichert, obwohl die Verantwortlichen glaubten, mit dem Sieg im Nachholspiel gegen RWE Anfang Februar endlich die Trendwende eingeläutet zu haben. Es folgten drei weitere Siege und der Sprung in ruhigere Fahrwasser, bis es zu einem erneuten Absturz kam. Böse Zungen in Essen behaupten ja, Trainer Giannikis hätte nach dem Sieg in Verl seine Unterschrift bei einem höherklassigen Verein gegeben, was die anschließende Niederlagenserie möglicherweise erklären könnte.
Nur ein weiterer Sieg wurde auf das blau-weiße Konto gebucht, dafür hagelte es sechs Niederlagen und zwei mickrige Unentschieden. Sportlich läuft es nicht rund bei den Sechzigern, neben den Platz sieht es aber noch schlimmer aus. Zuletzt traf es Mitte Februar Vizepräsident Sitzberger, der aufgrund von Vorwürfen aus dem Verwaltungsrat, er hätte sich nicht an Verschwiegenheitsvereinbarungen gehalten, von sich aus zurücktrat. In dem Verein, wo der ominöse Investor Hasan Ismaik immer noch sein Unwesen treibt, wird so schnell keine Ruhe einkehren. Die Zukunft des Vereins bleibt weiterhin offen, Tendenz: Es sieht nicht rosig aus!
Um den Klassenerhalt in Essen perfekt zu machen, würde den Münchener schon ein Unentschieden reichen, denn die Tordifferenz kann Halle nicht mehr einholen (-1 zu -18). Zudem meint es der Spielplan gut mit dem Verein aus dem Freistaat, denn die Hallenser müssen ausgerechnet nach Bielefeld reisen. Egal, wie dort das Spiel ausgeht, eine der beiden Mannschaften wird hinter den Sechziger bleiben, ein Remis oder eine Niederlage des Ostklubs würde bereits für eine weitere Saison in Liga 3 ausreichen. Außerdem befindet in sich mit Waldhof Mannheim ein weiterer Verein in der Gefahrenzone, somit ist 1860 im Schneckenrennen in der Pole Position.
Allzu viel Sicherheit sollte dies RWE allerdings nicht geben, denn die Sechziger verfügen immer noch über eine individuell gut besetzte Mannschaft. Stürmer Fynn Lakenmacher ist dem Ruf aus Darmstadt erlegen und wird in der nächsten Saison zweitklassig spielen dürfen. Im Gegensatz dazu hat Innenverteidiger Jesper Verlaat verlängert und zählt zu den Besten seiner Zunft in der Dritten Liga. Auch Torwart Marco Hiller und Ersatzmann David Richter haben dafür gesorgt, dass die Münchener nur 40 Gegentore kassiert haben, das ist ein Tor mehr als „Spitzenreiter“ Dynamo Dresden hinnehmen musste. Auch wenn das Toreschießen nicht die Topdisziplin der Münchener ist, muss RWE im Mittelfeld auf Julian Guttau und Morris Schröter achten, die an mehr als der Hälfte aller Münchener Treffer beteiligt waren.
RWE muss die Innenverteidigung der Münchener ständig unter Stress setzen, was unsere Mannschaft aber mit klugen Pässen in den Strafraum kann. In den letzten beiden Spielen gegen Unterhaching und Dortmund 2 hatten die Sechziger Probleme, sich in den Zweikämpfen vor dem Tor durchzusetzen. Auch Standards könnten dabei helfen, die Verteidigung zu beschäftigen, denn trotz der guten Bilanz sind die Münchener für einen Stellungsfehler immer zu haben. Unsere Mannschaft hat mit ihrer Spielstärke alle Möglichkeiten, das Spiel für sich zu entscheiden.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga
Am Samstag richten sich alle Augen auf das Duell zwischen Köln und Regensburg. Der Jahn möchte zumindest für eine Nacht Preußen Münster überholen, allerdings hatte die Viktoria trotz eines ersatzgeschwächten Kaders eben diese vor zwei Wochen am Rande einer Niederlage und ist somit für Spitzenspiele gewappnet. Essens ärgster Verfolger Dynamo Dresden muss zum schweren Auswärtsspiel nach Unterhaching reisen und will im Endspurt noch einmal zurück in die Erfolgsspur finden.
Zudem findet der schon angesprochene Abstiegskracher zwischen Bielefeld und Halle statt, in dem die Arminia nicht nur den Klassenerhalt schaffen, sondern auch Vereinslegende Fabian Klos gebührend verabschieden möchte. Die erste goldene Ananas in dieser Saison wird zwischen Ingolstadt und Lübeck ermittelt, für beide Teams geht es nur noch um die Ehre.
Auch in der Partie von Dortmund II gegen Aufsteiger SSV 1846 Ulm ist der Spielausgang völlig uninteressant. Am Nachmittag kann Waldhof Mannheim im Derby gegen den SV Sandhausen den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen, könnte aber je nach Ausgang des Spiels in Bielefeld noch einmal unter Druck geraten. Einen Tag später verabschiedet sich der MSV Duisburg mit dem vorerst letzten Drittligaheimspiel von der Profibühne, zu Gast ist Erzgebirge Aue, die noch Jagd auf Platz vier machen können.
Sollte nämlich RWE das Rennen um den letzten Platz zur direkten Qualifikation für den DFB-Pokal kommen, wird es ein sehr brisantes Duell im sächsischen Landespokal gegen Dynamo Dresden um die wichtigen Einnahmen geben. Am sonntäglichen Nachmittag hat Preußen Münster im Westfalenderby gegen den SC Verl die große Chance auf den direkten Aufstieg in Liga 2. Eine absolute Horrorvorstellung in Essen, allerdings wäre dieser Erfolg aufgrund der extrem starken Rückrunde der Schwertlosen verdient, so viel sportliche Fairness muss sein. Abends gibt es dann ein Duell für Menschen mit Einschlafproblemen, denn weder Saarbrücken noch Freiburg II können in dieser Spielzeit noch irgendetwas reißen.
Vier von sieben (mit DFB-Qualifikation wären es sogar acht) Entscheidungen für diese Drittligasaison sind schon gefallen. Da es in Essen diesmal niemanden wirklich interessiert, wen es als letzten Absteiger trifft, kann der Aufstiegskampf mit dem Sieg gegen 1860 noch im rot-weissen Sinne beeinflusst werden. Wer hätte dies vor dieser Saison gedacht, dass es in diesem turbulenten Umfeld möglich ist, eine echte Spitzenmannschaft an der Hafenbstraße zu bilden. Aber bevor es zu viel Lob gibt, müssen die letzten drei Pflichtspiele noch gespielt werden. Die Mannschaft wird diese Partien, egal in welcher Formation, mit Vollgas angehen, dies hat sie schon oft bewiesen. Und die Ränge werden auch wieder da sein, um die Truppe unter Flutlicht maximal zu unterstützen.
In diesem Sinne: NUR DER RWE!
Pascal Druschke