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2023/2024 – 3. Liga

SC Verl – Rot-Weiss Essen (1:1)

Es war das angekündigte schwere Spiel an der Verler Poststraße. Nicht nur der unangenehme Gegner, sondern auch der Schiedsrichter tat sein Teil dazu bei. Am Ende nehmen wir einen Punkt mit. Fotos und Spielbericht sind online.

Vorbericht

Zurück aufs Erfolgsgleis in Verl? RWE vor wichtiger Weichenstellung

Für Rot-Weiss Essen geht es wieder einmal zum SC Verl. Und dieses Mal auch in die Sportclub-Arena, der originären Spielstätte der Ostwestfalen, die im Vorjahr in Paderborn ihre Drittligaheimspiele ausgetragen haben. In Verl hat RWE mehr als 10 Jahre kein Punktspiel mehr gewonnen. Im Oktober 2013 war es Fußballgott Marcel Platzek, der Essen jubeln ließ. Es wäre also wieder einmal an der Zeit und für den weiteren Saisonverlauf der Essener sehr wichtig. Nach nur einem Punkt aus den letzten drei Partien ist Rot-Weiss nur noch Tabellenachter, hat den Anschluss an Platz 3 vorerst verloren und sollte aus den nun beginnenden letzten zehn Partien der Saison noch einmal alles raushauen, um eine bislang gute Saison nicht zu schmälern.

Unter der Woche siegte Essen nach Anlaufschwierigkeiten mit 3:1 beim alten Rivalen KFC Uerdingen im Viertelfinale des Niederrheinpokals. Ein hoffentlich gutes Omen für die sonntägliche Reise ins beschauliche OWL. Dort wartet ein Gegner, der wie gewohnt nix zu verschenken haben wird.

Arbeitssieg in Uerdingen als gutes Omen

Das Personal

Das Essener Lazarett hat sich etwas gelichtet. Nach Kapitän Vinko Sapina ist auch Felix Götze nach seiner Kopf-Verletzung aus dem Dresden-Spiel wieder ins Training zurückgekehrt. Allerdings erst am Freitag nach fast zweiwöchiger Pause. Ein Startelfplatz ist daher eher unwahrscheinlich. Auch wenn Götze der RWE-Abwehr als Aufbauspieler und Stabilisator zuletzt wieder sehr fehlte. Auch im Pokal in Uerdingen zeigte sich Essen defensiv relativ anfällig. Dennoch ist wahrscheinlicher, dass vor Jakob Golz im Tor Jose Henrique Rios Alonso sowie Mustafa Kourouma das Innenverteidigerduo bilden werden und Götze zunächst auf der Bank Platz nimmt. Eine andere Variante wäre noch eine Dreierkette mit Götze, eine Formation, die Essen in Uerdingen in Hälfte Zwei besser ins Spiel kommen ließ.

Lucas Brumme, im Pokal offensiver vor Sascha Voelcke, wird wohl wieder einen Platz nach hinten rücken und links verteidigen., Andreas Wiegel gehört die rechte defensive Bahn.

Im Mittelfeld wird es Gedankenspiele um Vinko Sapina geben. Der Kapitän ist offiziell nach seinen Knieproblemen beschwerdefrei und startete auch in der Grotenburg, wirkte aber in seinen Aktionen noch deutlich gehemmt und weit entfernt von seinem fast maschinellen Liefermodus, den er vor seiner längeren Ausfallzeit eingestellt hatte. Wenn Sapina bei seinem Ex-Verein Verl startet, wird Dabro aus der Dreierkombi Thomas Eisfeld, Torben Müsel und Cedric Harenbrock einen Spieler opfern müssen, am ehesten wird es dann Eisfeld treffen.

Isi Young und Marvin Obuz werden als offensive Außenbahnspieler beginnen. Für die Sturmmitte gibt es nur wenige Optionen, genau genommen zwei. Ron Berlinski nahm die von seinem Trainer anberaumten „Rachewochen“ vor den Partien gegen Unterhaching und Verl zu wörtlich. Seine mit Elfmeter und der Roten Karte dekorierte Kung-Fu-Attacke in der eigenen Box, die das 1:3 gegen die Hachinger einläutete, bringt Berlinski drei Spiele Sperre ein. Somit gibt es im Angriff nominell nur noch Leonardo Vonic und Moussa Doumbouya. Vonic, meistens der bevorzugte Angreifer, schoss in Krefeld trotz Bahnstreiks viele Fahrkarten, während Doumbouya ein Jokertor gelang. Hier werden womöglich auch die letzten Trainingseindrücke entscheiden.

Welche Formation auch immer Christoph Dabrowski ins Rennen schicken wird, entscheidend wird sein, ob Essen endlich wieder seine Energie auf den Platz bringen kann, die das Team lange Zeit ausmachte, aber die in den letzten Wochen etwas abhandengekommen erscheint. Auch in Uerdingen brauchte man eine Halbzeit, um endlich voll im Geschehen zu sein. Das wird in Verl nach hinten losgehen, denn dort wartet ein anderes Kaliber als der Vertreter der Oberliga Niederrhein.

Kapitän Vinko Sapina wird in die Startelf zurückgesehnt.

Der Gegner: SC Verl (Tabellenplatz 14/37 Punkte/ 10 Siege/ 7 Remis/ 11 Niederlagen/ 44:44 Tore/ Differenz 0)

Der Gastgeber SC Verl ist seit Ablauf der Winterpause nicht mehr dieselbe Mannschaft. Weder tabellarisch noch personell. In aussichtsreicher Lauerstellung feierten die Verler Weihnachten und die Ostwestfalen schielten wie RWE auf Platz 3 der Tabelle. Seitdem gab es im Kalenderjahr 2024 in 8 Partien nur noch 6 Zähler, den letzten Sieg feierte die Schwarz-Weißen Ende Januar bei Freiburg II. Das bedeutet ein Abrutschen ins tabellarische Niemandsland. Nach oben geht nichts mehr, nach unten sollte man wachsam sein. Zwar trennen den SCV noch 10 Punkte von der Gefahrenzone, aber ein Ausbau der Negativserie von fünf sieglosen Partien mit nur 2 Punkten könnte die Verler noch einmal in zumindest leichte Bedrängnis bringen.

Dabei hatten die Gastgeber RWE noch im Oktober 2023 eine Tracht Prügel im Stadion an der Hafenstraße verabreicht, mit 5:0 siegte die Provinz in der Großstadt. Damals hatte man aber noch zwei Schlüsselspieler in der Mannschaft, die nun Trainer Alexander Ende nicht mehr zur Verfügung stehen. Und das sind Gründe dafür, dass der vor der Winterpause mit 40 Treffern extrem torhungrige Angriff in den vergangenen 8 Spielen im Schnitt nur 0,5 Tore erzielte.

Sehr hart traf die Verler das zwar vereinbarungskonforme aber vorzeitige Ende des Leihgeschäfts von Oliver Batista Meier mit Dynamo Dresden. Satte 18 Scorerpunkte paritätisch aufgeteilt auf eigene und vorbereitete Torerfolge hatte Batista Meier gesammelt. Den Elbflorenzern um ihren schneidigen Chefcoach Markus Anfang dämmerte daher, dass man mit diesem Spieler noch etwas anstellen könne. Ob es den Dynamos wegen des guten Verler Tabellenstandes mulmig wurde, kann man nur vermuten, es war jedoch wohl nicht die Hauptantriebsfeder für die kurzzeitige Rückholaktion. Es ging Dresden aber überraschenderweise auch nicht darum, einen der besten Offensiv-Spieler der Liga in den eigenen Kader zu integrieren. Markus Anfangs fachmännischer Blick wog Batista Meier und befand ihn für zu leicht. So ging die Reise sofort weiter für den Spieler, der nun in der Schweiz für den FC Zürich die Fußballstiefel schnürt.

Stattdessen kam Ahmet Arslan ebenfalls als Leihgabe aus Magdeburg nach Dresden zurück. Der zündet jedoch noch nicht wie erhofft. So nutzt Batista Meier weder Dynamo Dresden noch dem SC Verl. Ähnliches gilt für einen weiteren verlorenen Sohn der Verler.

Ausgerechnet Kapitän Mael Corboz, Ideen- und Taktgeber im defensiven Mittelfeld, erlag den Verlockungen des großen Nachbarn aus Bielefeld. Dass dort auch noch Ex-Coach Mitch Kniat das sportliche Zepter schwingt und seinem vorherigen Klub einen wichtigen Spieler abspenstig machte, dürfte man in Verl nicht mit Verzückung zur Kenntnis genommen haben. Dem SC Verl fehlt Corboz, den Bielefelder nutzt er aktuell aber auch nicht wirklich. Der in Verl so auffällige Akteur geht im Spiel der Arminia eher unter. Man kann fast von einer lose-lose-Situation für alle Beteiligten sprechen.

Doch gerade beim Auftritt im OWL-Derby vor großer Kulisse in Bielefeld am vergangenen Spieltag zeigte der Sportclub, das mit ihm weiterhin zu rechnen ist. Vor allem in solch großen Spielen. Sogar den Gästeblock füllten die Verler ausnahmsweise gut. Auf dem Feld war zunächst auffällig, dass die Verler ihre Spielweise auch nach dem Verlust der sportlichen Hochkaräter nicht verändert haben und weiterhin das Mantra gilt, das Spiel überlegt und auch unter gegnerischem Druck von hinten heraus gepflegt aufzubauen.

Fußballerisch machten es die Gäste über weite Strecken besser als die Gastgeber. Am Ende wurden beim torlosen 0:0 zwar paritätisch die Punkte geteilt, aber die Verler hatten starke Phase und waren vor allem Mitte der zweiten Halbzeit nahe am Torerfolg. Auch ohne Corboz, der sich auf der Gegenseite redlich aber ineffektiv mühte, und Batista Meier. Den allerdings hätte man zwecks erfolgreicher Torabschlüsse gut gebrauchen können. RWE wird also nicht böse sein, diese beiden Akteure nicht mehr im Trikot der Verler gegen sich zu haben und wird die Aktien für eine Revanche für das 0:5 Debakel im Herbst steigen sehen.

Doch ein Spaziergang wird das nicht. Die volle Verler Poststraße und auch der volle Gästeblock sind Motivationsspritzen für den Sportclub, der Partien gegen größere Klubs liebt und mit Lars Lokotsch (9 Tore) auch immer noch einen treffsicheren Stürmer in seinen Reihen weiß. Am anderen Ende des Feldes steht mit Luca Unbehaun ein Keeper im Tor, der ebenso wie sein Gegenüber Jakob Golz mit zahlreichen Bestleistungen überzeugen konnte.

RWE trifft auf eine veränderte Verler Truppe im Vergleich zum Hinspiel.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga

Stagniert RWE, verliert man sogar weiter an Boden oder gelingt eine Trendwende? Der Partie in Ostwestfalen kommt eine nennenswerte Bedeutung für Essens weiteren Saisonverlauf zu. Nach unten erscheint der Ligaverbleib nahezu gesichert, aber es wäre schön, wenn der Platz in der oberen Tabellenhälfte auch nachhaltig Bestand haben könnte. Christoph Dabrowski mahnte nach der 1:3 Niederlage gegen Unterhaching an, dass man auch in Unterzahl mehr Energie auf den Platz hätte bringen können. Bei den Gegentreffern verteidigte RWE zudem naiv und das war keine Folge der Unterzahl. Mehr Konzentration ist also gefragt. Das ist Essens Aufgabe. Der Gästeblock ist ausverkauft, RWE darf sich wie immer auch auswärts über großen Rückhalt seiner Anhänger freuen.

Der 29. Spieltag wird am Freitagabend mit einer Knallerpartie eröffnet. Dynamo Dresden empfängt 1860 München, da atmet Tradition aus jeder Grasnarbe. Die Löwen sind nach einem Zwischensprint der Gefahrenzone entkommen, erlitten aber ausgerechnet gegen den SSV Ulm 1846 die erste Niederlage unter Agirios Giannikis. In Dresden ist indes die große Panik ausgebrochen. Verspielt der teure Dynamo-Kader erneut aus guter Ausgangsposition heraus den Aufstieg? Sportchef Ralf Becker wurde schon demissioniert, Coach Markus Anfang muss nun Ergebnisse liefern. Es wird nicht mehr reichen, Woche für Woche die Schiedsrichter verantwortlich zu machen für fehlende Resultate. 

Am Samstagnachmittag duellieren sich das mittlerweile nahezu gesicherte Viktoria Köln und Waldhof Mannheim, vor allem die Gäste brauchen dringend Zähler im Kampf um den Klassenerhalt, das gilt auch für Arminia Bielefeld, das zum Westfalenduell zur Dortmunder Zweitvertretung reist. Sowohl für Freiburg II als auch für seinen Gast, den VfB Lübeck, zählen nur noch Siege, um das Fünkchen Hoffnung des Ligaverbleibs nicht zum erlischen zu bringen.

Auch bei der Partie Saarbrücken gegen Erzgebirge Aue gilt, nur wird dreifach punktet, darf hoffen, noch oben anzuklopfen. Tabellenführer Regensburg spürt mittlerweile auch den Atem der Konkurrenz, die Enochs-Elf wackelte zuletzt signifikant. Gegner SV Ingolstadt muss diese Situation ausnutzen, um seinerseits noch irgendetwas mit den obersten Plätzen zu tun haben zu wollen. Der Spieltag am Samstag wird beschlossen mit der Partie Preußen Münster gegen den Halleschen FC, zwei Teams in guter Verfassung. Nach der Vertragsverlängerung dürfen seine Jungs Coach Sascha Hildmann gerne eine krachende Niederlage schenken.

Am Sonntag spielen neben RWE in Verl die SpVgg Unterhaching gegen den MSV Duisburg, der sich zuletzt stark gegen den Abstieg in die Regionalliga West wehrte, aber noch immer 4 Zähler Distanz zum rettenden Ufer hat. Den Spieltag beschließen der SSV Ulm 1846 und der SV Sandhausen. Die Ulmer haben leise, still und heimlich einen direkten Aufstiegsplatz erobert, die Gäste konnten sich zuletzt weiter oben festsetzen. Wie relevant diese Partie aus Essener Sicht werden wird, hängt von dem eigenen Resultat an der Verler Poststraße ab.

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Spielbericht

Schirifrust statt Feierlust – RWE nach dem 1:1 in Verl bedient

Am Ende stand auf dem Papier ein schiedlich friedliches Remis in der Partie zwischen dem SC Verl und Rot-Weiss Essen. Knapp eine Stunde plätscherte die Partie eher so dahin, dann wurde es nach Essens Führung durch Moussa Doumbouya (59.) rasant und dramatisch. Zunächst vergab Rot-Weiss die Chancen auf ein 2:0, dann schwang sich Schiedsrichter Florian Lechner zum Gamechanger auf. Gleich zwei unberechtigte Strafstöße schenkte Lechner den Verlern, einer brachte den Gastgebern den Ausgleich, der andere landete in den Armen von Jakob Golz.

Das Personal

Im Vergleich zur Schlappe gegen Unterhaching tauschte Christoph Dabrowski seine Startelf auf 3 Positionen. Felix Götze kehrte zurück und trug dabei eine schützende Gesichtsmaske. Zudem stand Kapitän Vinko Sapina zum ersten Mal seit dem 28. Januar in Essens erster Elf, er gewinnt nach seinen Kniebeschwerden und einem Infekt langsam die Stabilität zurück. Ganz der Alte ist Sapina erkennbar aber noch nicht.

Für Angreifer Moussa Doumbouya war das Gefühl, zu Spielbeginn auf dem Platz zu stehen, schon fast nicht mehr spürbar. Am 07. Oktober 2023, ausgerechnet bei der 0:5 Hinspiel-Schlappe gegen Verl, war Doumbouya zuletzt in die Startformation berufen worden. Moussa bedankte sich mit dem Treffer zur zwischenzeitlichen 1:0 Führung. Ansonsten spielte natürlich Jakob Golz im Tor und Jose Rios Alonso verteidigte Innen neben Felix Götze. Lucas Brumme, ihm vorgeschaltet agierte Isi Young, sowie Andreas Wiegel mit Marvin Obuz als offensivem Part bildeten die Außenbahnen. Im Zentrum gesellten sich Torben Müsel und Cedric Harenbrock Capitano Sapina zu.

Dabro beließ es bei zwei positionsgetreuen Wechseln. Nach 78 Minuten ersetzte Eisfeld Torben Müsel und Leo Vonic Moussa Doumbouya. Kollege Alexander Ende tätigte 3 seiner 4 Auswechslungen erst in der Nachspielzeit.

Die Pluspunkte 

RWE wählte eine unter Christoph Dabrowski eher ungewöhnliche Spielvariante und wollte den Verlern viel den Ball geben, kompakt stehen und Umschalten. Das ließ ein nicht gerade spektakuläres Match entstehen, doch als Rot-Weiss nach einer Stunde in Führung ging, schien der Matchplan aufzugehen. Cedric Harenbrock hatte eine richtig gute Idee und bediente Moussa Doumbouya mit einem klasse Zuspiel in die Verler Box optimal. Der Angreifer tat instinktiv das Richtige und vollendete per Direktabnahme, die nicht einfach erschien. Keine Chance für Unbehaun im Tor.

Keine Chance hätte der Keeper in der unmittelbaren Folgezeit auch bei zwei weiteren Essener Abschlüssen gehabt. Marvin Obuz drückte von der Strafraumgrenze ab, der Ball klatschte als abgefälschte Bogenlampe an die Latte, den Abpraller klärte Paetow in höchster Not vor Doumbouya. Obuz war es auch, der stark von Harenbrock in Szene gesetzt eine scharfe Hereingabe auf Isi Young brachte, der rutschte in den Ball, doch der flog übers Tor. RWE war nun klar Herr im Hause, doch nur 10 Minuten, die aber das 2:0 hätten bringen können. Dann kam die Schiedsrichter-Lechner-Show und von da an konnte Essen froh sein, überhaupt einen Punkt mitzunehmen. Den verdankte man dann Jakob Golz, der sich von Sessa zu Beginn der Nachspielzeit vom Punkt nicht verladen ließ und das Remis festhielt.

Die Knackpunkte

Zwar wollte RWE planvoll geduldig sein, jedoch dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis Essen sich im Aufbauspiel auch einmal gut befreien konnte. Ansonsten hatte man diverse frühe Ballverluste, weil man das Hinten herausspielen gefühlt übertrieb. Zudem holten sich die Gastgeber das Gros der zweiten Bälle und RWE wirkte sehr brav in den Zweikämpfen. Man gönnte den Verlern dadurch mehr Torgefahr, als sie selber in der Lage herauszuspielen gewesen wären. Zudem fliegen auch immer wieder viele Bälle von außen in Essens Box. Das versprüht latente Gefahr, vor allem wenn der Schiedsrichter ein nervöses Pfeifchen mit sich führt. Der Referee hätte sich aber gar nicht mehr zur Hauptperson auf dem Feld machen können, hätte Rot-Weiss eine der Chancen auf das 2:0 verwandelt.

Die Aufreger

Wenn der Schiedsrichter zum Protagonisten auf dem Feld wird, bedeutet das für seine Leistung entweder, dass er viele knifflige Situationen richtig gelöst oder andersherum krass danebengelegen hatte. Für Spielleiter Florian Lechner galt Letzteres. Aus RWE-Sicht dufte man in den Minuten nach der Führung den Eindruck haben, Essen habe nun alles im Griff. Das Spiel und den Gegner schon, aber nicht den Schiedsrichter. Zunächst blockte Wiegel mit so klar am Körper angelegtem Arm einen Verler Schuss, dass kein Blatt mehr zwischen Wiegels Arm und Oberkörper gepasst hätte. Der Schuss wurde regelkonform von Essens Nummer 7 abgewehrt, zwar mit einer Berührung am Arm, aber eben ohne jegliche Vergrößerung der Körperfläche. Von dort flipperte die Kugel an den ausgestreckten Arm eines Verlers, aber Sportskamerad Lechner schritt zur Tat und deutete auf den ominösen Punkt. Eine extrem krasse Fehlentscheidung, zumal sich Wiegel vermutlich sogar noch knapp außerhalb des Strafraums befand.

Für RWE-Trainer Christoph Dabrowski war dieser Pfiff vor den Magenta-Sport-Mikrofonen „Wahnsinn“. Verständlich. Das störte Schütze Nicolas Sessa nicht und er verwandelte ins rechte Eck, Jakob Golz ahnte die Ecke und bekam danach von Sportskamerad Sessa noch eine dümmlich provokante Geste präsentiert. Die hätte Essens Schlussmann später umgekehrt auch Sessa zeigen können, denn den zweiten Versuch des Verlers vom Punkt schnappte sich Golz, da Sessa den Panenka für ganz Arme machen wollte und den Ball schwach in die Tormitte schippte, aus der Golz sich aber nicht wegbewegt hatte.

Jakob Golz entschärfte somit seinen ersten Elfmeter im Profifußball und es versteht sich fast von selbst, dass er sich danach nicht auf das Niveau Sessas herabließ und auf jegliche Häme diesem gegenüber verzichtete. Doch was hatte überhaupt zu diesem erneuten Elferpfiff geführt? Ein hauchzartes Nichts! Verl hatte sich bis zur Grundlinie durchgespielt und nach der Flanke einen gefährlichen Abschluss am langen Pfosten, der aber über das Essener Tor tropfte. So dachten zunächst viele Menschen in der Sportclub-Arena, Lechner würde auf Abschlag entscheiden, als sein Zeigefinger wieder aktiv und fast magisch vom Elferpunkt angezogen wurde. Dann deutete er ein Stoßen mit beiden Händen an. Nun, Torge Paetow war am kurzen Pfosten beherzt ein- und unter dem Ball hergeflogen, Thomas Eisfelds Hände unterstützten diesen Sturzflug eher zart, als dass sie diesen ausgelöst hätten. Marcus Uhlig meinte gegenüber Jawattdenn.de, dass man dann 10 Elfmeter pro Spiel geben müsse. Mindestens, möchte man dazu sagen. Zwischendurch ging beim vermeintlichen Verler 2:1 die Fahne des Schiedsrichterassistenten hoch, der ein knappes Abseits richtig erkannt hatte. Immer dann, wenn Florian Lechner ganz alleine entscheiden musste, schüttelte man häufig wutschnaubend den Kopf. So kassierten Vinko Sapina und Andreas Wiegel für ihre ersten Vergehen sofort Gelb, auf der Gegenseite wurde Lucas Brumme binnen weniger Sekunden taktisch doppelt gefoult, doch sein Verler Kontrahent kam mit einer Ansprache Lechners davon. Kurz nach der Handelfmeterfarce nahm ein Spieler der Gastgeber das Spielgerät mit weit abgespreiztem Arm mit, doch Lechner winkte ab und ließ weiterlaufen. Irgendwie hatte man mit zunehmender Spieldauer durchaus Zweifel am Status der Unparteilichkeit des Spielleiters.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga

Gemäß der gezeigten Leistung war die Punkteteilung in Ostwestfalen in Ordnung, auch wenn es am Ende keine Feierlaune gab, sondern eher Schirifrust vorherrschte. Damit muss RWE im Kampf um die Spitzenplätze weiter abreißen lassen. Nach diesem Spieltag sind es 9 Zähler Distanz auf den Relegationsplatz 3, der tatsächlich weiterhin von Dynamo Dresden belegt wird. Dort rettete Markus Anfang mit einem 2:1 über 1860 München zunächst seinen Kopf. Gefreut haben dürfte die Dynamos, dass Jahn Regensburg nicht über ein 1:1 gegen den SV Ingolstadt hinaus kaum. Das kostete den Jahn die Tabellenführung. Diese wurde am Sonntagabend sensationell von Aufsteiger SSV Ulm 1846 übernommen, der Langeweiler-Klub SV Sandhausen abgeklärt mit 2:0 besiegte und sich anschickt, zu Elversberg 2.0 zu werden. 

Hinter den Aufstiegsplätzen zappelt ein Münsteraner Adler aufgeregt mit den Flügelchen, weil man sich nach dem 1:0 über den Halleschen FC oben festgesetzt hat. Münster spielt noch gegen alle drei Topklubs in Serie. Der 1. FC Saarbrücken besiegte Erzgebirge Aue, der Holzmichel dankt damit ab im Kampf um Liga Zwei, Saarbrücken hofft noch wegen eines Nachholspiels. Luft im Abstiegskampf verschaffte sich Arminia Bielefeld durch ein 2:0 im Westfalenduell bei Dortmund 2. Ähnliche Big Points verpasste Waldhof Mannheim bei Viktoria Köln. Durch einen Torwartschnitzer musste der Waldhof sich mit einem 2:2 begnügen und belegt noch immer den ersten Abstiegsrang mit 3 Punkten Rückstand auf das rettende Ufer.

Reviernachbar MSV Duisburg unterlag mit 0:1 in Unterhaching. Während der MSV als 18. ums nackte Überleben kämpft, hat Aufsteiger Unterhaching Chancen auf den Durchmarsch in Liga Zwei. Am Tabellenende scheinen Vorentscheidungen gefallen zu sein. Der VFB Lübeck wurde als Vorletzter mit 0:3 beim Letzten Freiburg 2 abgewatscht. Für Freiburg kommen die jüngsten Erfolge zu spät, Lübeck ist in dieser Verfassung und 8 Punkten Rückstand auf die Nichtabstiegszone ebenfalls kaum noch zu retten.

Und RWE? Rot-Weiss ist 8. und hat 16 Zähler Distanz zur Abstiegszone. Das hätte man vor Saisonbeginn gerne so genommen, auch wenn zwischenzeitlich sogar mehr möglich schien. Die 14 Zähler, die die Essener bislang in der Rückrunde sammeln konnten, sind aber dennoch 2 Punkte mehr, als man in der Hinrunde nach 10 Spielen geholt hatte. Damals begann danach eine Serie von 5 Siegen in Folge. Das nehmen wir gerne wieder so und beginnen damit in der kommenden Woche gegen den BVB 2.

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Fotos