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2023/2024 – 3. Liga

TSV 1860 München – Rot-Weiss Essen (2:0)

Die rot-weisse Auswärtsbilanz bleibt scheiße, bei 1860 München setzte es die nächste Niederlage. Ärgerlich, dass die Essener Abwehr wieder Geschenke verteilte, die zu den Gegentoren führten. Gewinnen wir halt in Regensburg. Spielbericht ist online.

Vorbericht

Punkte 40,41 und 42 bei 58,59, 60, 1860!

Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen steht am Dienstagabend (19 Uhr) vor einem großen Traditionsduell, an der Grünwalder Straße treffen mit den gastgebenden Münchener Löwen und unserem RWE zwei ehemalige Deutsche Meister aufeinander. Das Match beendet tatsächlich de facto die Hinrunde, denn ursprünglich sollte RWE schon im Dezember in München antreten, doch fiel die Partie dem damaligen Schneechaos zum Opfer. Die Gastgeber hatten damals ganz frisch ihren Chefcoach Maurizio Jacobacci des Amtes enthoben und die Löwen wären mit Interimscoach Frank Schmöller in die Partie gegangen. Nun schwingt ein alter Bekannter das Zepter bei 1860.

Agirios Giannikis übernahm in der Saison 2017/18 das in der Regionalliga West mal wieder in Seenot geratene rot-weisse Schiff vom glücklos gewordenen Sven Demandt. Es gelang ihm damals, RWE zu stabilisieren, ebenso wie es ihm nun mit 1860 schon im Ansatz gelungen ist, unter Giannikis ist 1860 in vier Partien noch unbesiegt und erreichte 6 Zähler. Der TSV befindet sich dennoch im Abstiegskampf und wird das Messer zwischen den Zähnen tragen. Aber wenn morgen der alte Münchener Schlachtruf „58,59, 60, 1860!“ erklingen wird, wollen unsere Rot-Weissen die Zähler 40, 41 und 42 erringen. Essen winkt im Siegesfall der Relegationsplatz 3.

Das Personal

Das Essener Lazarett wird nach wie vor in Langzeit von Ekin Celebi und Sandro Plechaty besetzt, hart trifft RWE der erneute Ausfall von Kapitän Vinko Sapina wegen anhaltenden Knieproblemen, der Belastungstest im Training verlief noch nicht erfolgreich. Ebenfalls mit Kniebeschwerden fällt nun auch noch Sascha Voelcke aus, weswegen Essen eine weitere Alternative auf der Außenbahn leider wegfällt. Zum Glück kehrt Felix Götze nach überstandenem grippalen Infekt zurück. Ob er dort neben Rios Alonso die Innenverteidigung vor Jakob Golz bilden wird, bleibt abzuwarten. Womöglich könnte Musti Kourouma in der Mannschaft bleiben und Götze als Sapina Ersatz auf die 6 vorrücken.

Diese Variante erscheint aber weniger wahrscheinlich als eine Berufung von Götze in die Viererkette, wo er als Organisator gegen Freiburg II zuletzt schmerzlich vermisst worden war. Solange Celebi ausfällt, ist Lucas Brumme auf der linken defensiven Bahn gesetzt und dort auch ein unumstrittener Aktivposten. Traditionell diskussionswürdiger erscheint aber die andere Seite. Ob erneut Eric Voufack oder Andreas Wiegel als Rechtsverteidiger aufläuft, wird zu den Fragen zählen, die sich das Trainerteam um Christoph Dabrowski zu stellen hat. Zuletzt überzeugten weder Voufack noch Wiegel dort vollends.

Letztes Jahr gab es ein Unentschieden an der Grünwalder Str.

Im Mittelfeld wird es wohl bei Thomas Eisfeld und Torben Müsel als verkappte, aber kreative Sechser sowie Cedric Harenbrock in einer offensiveren Rolle bleiben. Die Zentrale zeigte sich gegen Freiburg in Spiellaune, aber diese offensive Mittelfeldvariante lässt RWE sowohl im Zentrum als auch auf den Außenbahnen verwundbarer werden, sodass überall konzentriertere Arbeit gegen den Ball angesagt ist. Ein defensives Fehlerfestival wie gegen die Zweitvertretung der Breisgauer darf Essen sich in München keinesfalls erlauben.

Eine defensivere Alternative ist daher auch Björn Rother, der ebenso wie Götze einen Infekt überstanden hat. Die offensiven Außenbahnen werden unter Herrschaft von Isi Young und Marvin Obuz bleiben. Beide sind aktuell sehr formstark. Im Sturmzentrum darf man den immer besser in Tritt kommenden Leo Vonic erwarten. Dieser hat in den Partien nach der Winterpause zwei eigene Treffer und drei Assists beigesteuert. Als Joker ist Ron Berlinski weiterhin Gold wert und Moussa Doumbouya wies mit seinem eiskalt verwandelten Strafstoß zum Siegtreffer gegen Freiburg sehr deutlich darauf hin, dass man ihn nicht abschreiben sollte. Muss RWE nach hinten raus liefern, ist die Doppelspitze mit zwei aus drei der Genannten eine Alternative.

Der Gegner: TSV 1860 München (14. Platz/ 23 Spiele/ 7 Siege/ 5 Remis/ 11 Niederlagen/ 24:26 Tore/ Differenz -2)

Auf Giesings Höhen war schon vor Saisonbeginn klar, dass man dort kleinere Brötchen backen müssen wird als zuletzt. Der Etat für die aktuelle Spielzeit wurde nennenswert abgespeckt. Im Vorjahr ging man als einer der auch selbst ernannten Aufstiegsfavoriten ins Rennen und legte sofort einen Startrekord von 6 Siegen hin, dann aber ging den Löwen völlig die Luft aus und ohne den starken Saisonstart hätte man womöglich noch einen Sturz in die Abstiegszone erlebt.

Maurizio Jacobacci beerbte den Gesetzmäßigkeiten des Geschäftes folgend seinen glückloser werdenden Vorgänger Michael Köllner auf der Trainerbank. Als in der Schweiz gebürtiger Italiener war er nicht nur als Weinkenner ganz der leichten Lebensart verpflichtet. So bestach Jacobacci bei Wind und Wetter durch einen tadellosen Dress-Code, mit dem das Sportliche nicht so ganz mithalten konnte. In Tuchfühlung zu den Abstiegsplätzen zu stehen behagte  der 60er Führung dann doch nicht.

So holte man nicht nur Agirios Giannikis als neuen Chefcoach. Mit Abdenego Nankishi (21 Jahre, Leihgabe vom SV Werder Bremen, Außenstürmer), Max Reinthaler (28 Jahre, SV Wehen Wiesbaden, Innenverteidiger), Serhat Güler (26 Jahre, Hansa Rostock, Stürmer) und Elliot Muteba (21 Jahre, 1. FC Nürnberg II, Außenstürmer) haben die Löwen in der Winterpause auch auf dem Transfermarkt kräftig zugelangt, vor allem für die Offensive. Aber, wer im „Zwischen“-Transferfenster viel machen muss, hatte zuvor nicht ganz so viel Glück mit seinem Kader.

Marvin Obuz will auch in München Scorerpunkte sammeln.

Ebenso wie RWE ist der Klub allein wegen seines großen Namens in der Verpflichtung. Vor der Saison machte Kapitän Jesper Verlaat der Liga noch eine Kampfansage und betonte, dass man den Verein nicht kleinreden solle, man sei immer noch 1860! Was genau 1860 München aber diese Saison repräsentiert ist unklar. Sportlich extrem mäßig liegt man nur auf Platz 14, der Tabellenkeller mit Platz 17 ist bei 2 Zählern nah. Auch hinter den Kulissen gibt es wenig Stabilität. Jüngst wurde Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer von seinen Aufgaben entbunden und durch Oliver Mueller ersetzt, die Personalie schmeckte dem immer noch im Hintergrund weilenden Investor Hasan Ismaik jedenfalls nicht.

Bei den Löwen steht vor allem die Defensive, 26 kassierte Treffer sind ein Liga-Topwert und Platz 5 im Ranking der besten Defensivreihen. Im Vergleich, im RWE-Kasten schlug es bereits 33 Mal ein. Die 24 erzielten Treffer wiederum werden nur von den Finster-Keller-Kindern Freiburg II und Duisburg noch untertroffen. Gegen den MSV feierte Giannikis einen super Einstand als Löwen-Coach, mit 4:1 haute 60 die Zebras weg. Solche Torfestivals bleiben aber weiterhin selten. Danach gab es drei Remis mit insgesamt 2:2 Toren.

Dabei wurde deutlich, Trainer Giannikis legt sehr viel Wert auf eine stabile Ordnung auf dem Feld. Durchaus darf man mit einem Sieger rechnen, denn bei den 46 Ligaspielen, die 1860 München und Rot-Weiss Essen in dieser Spielzeit insgesamt bestritten haben, gab es nur 8 Punkteteilungen, aber satte 38 Mal wurden drei Punkte vergeben.

Insbesondere für RWE gilt fast immer Sekt oder Selters, auswärts gab es dreimal in Serie Selters, sodass Rot-Weiss einen Negativtrend in der Fremde unbedingt stoppen will. Die Gastgeber wiederum sind in prekärer Lage, und werden motiviert das Duell der Traditionsklubs angehen. Wegen der Platzverhältnisse ist ein Kampfspiel zu erwarten und es ist fraglich, ob Rot-Weiss sein Ballbesitzspiel auf dem zu erwartenden Untergrund wie gewohnt durchziehen können wird. Überhaupt steht RWE trotz allem ein schweres Auswärtsspiel bevor, denn natürlich hat Verlaat recht damit, dass 1860 immer noch 1860 ist und an guten Tage sicherlich in der Lage sein wird, ein starkes Heimspiel abzuliefern.

Isaiah Young ist in einer starken Form.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der 3. Liga

Nach der Absage im Advent will Rot-Weiss Essen nun am Nachholtermin in München seinen Traum weiterleben und mit einem Sieg in eine vor Saisonbeginn nicht für möglich gehaltene tabellarische Höhe aufsteigen. An der Hafenstraße 97 A stapelt man jedoch weiter eher tief und betont, mit einem Zähler die magische 40-Punkte Marke knacken zu wollen. In Essen plant man zweigleisig. Das gilt für so ziemlich jede Mannschaft in der Liga. Durch die tollen bisherigen Erfolge bedeutet zweigleisig planen jedoch, sich auch mit dem Szenario des Aufstiegs in Liga Zwei beschäftigen zu müssen oder besser zu dürfen.

Übrigens kam RWE noch ein bisschen besser in die Rückrunde als in die Hinrunde. Waren es im Spätsommer 8 Punkte aus den fünf Partien gegen Halle, Aue, Köln, Münster und Freiburg II so sind es nun sogar deren 9 Punkte. Übt das Druck auf Essen aus? Wohl kaum. Die Situation ist ein hart erarbeitetes und erspieltes Privileg.

Eine Frage vor dem Spiel gegen 1860 ist übrigens auch, ob Agirios Giannikis noch eine Rechnung mit Rot-Weiss offen hat oder ob es umgekehrt ist. Wir erinnern uns, Giannikis spielte mit RWE in der Saison 2017/18 eine gute Serie. Als Essen den Vertrag mit dem in Nürnberg geborenen Griechen verlängern wollte, kam ans Tageslicht, dass Giannikis für die Folgesaison bereits beim damaligen Drittligisten VFR Aalen angeheuert, aber „vergessen“ hatte, RWE transparent über diesen Schritt zu informieren. Giannikis blieb vorerst RWE-Coach, doch seine Mannschaft geriet danach aus der Bahn. So war Agirios Giannikis im April 2018 tatsächlich der erste Trainer, der von Marcus Uhlig in seiner Funktion als RWE-Boss entlassen werden sollte. So haben beide Parteien nicht die besten Erinnerungen aneinander.

Wir setzen allerdings eher darauf, dass es Essen gelingen wird, die Rechnung mit Giannikis zu begleichen und den bayerischen Auswärts-Doppelpack, am Samstag geht es zu Spitzenreiter Jahn Regensburg, erfolgreich zu beginnen.

Unserer Mannschaft und allen Away-Fans wünscht Jawattdenn.de indes einen tollen und erfolgreichen Trip in die bayerische Landeshauptstadt.

In diesem Sinne NUR DER RWE!

Sven Meyering

Spielbericht

Außer Spesen nix gewesen – RWE besiegt sich selber in einem typischen 0:0-Spiel

Der erhoffte Sprung auf den Relegations-Platz 3 blieb aus für Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen. Bei der vollkommen unnötigen 0:2 (0:1) Niederlage im Traditionsduell bei 1860 München leistete der Revierklub nicht nur die Vorarbeit zu beiden Treffern der Gastgeber (Lakenmacher in der 33. und Guttau in der 47. Minute), sondern blieb auch manch anderes schuldig, was Essen zuletzt ausgezeichnet hatte. So war die vierte Auswärtsniederlage in Folge die logische Konsequenz und RWE wird sich am kommenden Samstag sehr steigern müssen, wenn es nach Regensburg zum Tabellenführer geht, um dort bestehen zu können.

Das Personal

Das Verletzungs- und Ausfallpech blieb RWE vor dem Anpfiff treu. Dass Kapitän Vinko Sapina und mit ihm Sascha Voelcke wegen Knieproblemen ausfallen werden, war schon im Vorfeld bekannt. Als der Spielberichtsbogen dann herauskam, registrierte das fachkundige Publikum zudem das Fehlen von Stammtorhüter Jakob Golz. Essens Nummer 1 war von einem grippalen Infekt ereilt worden. So kam sein Vertreter Nummer 1 Felix Wienand zu seinem ersten Saisoneinsatz. Bei diesem blieb Wienand über weite Strecken beschäftigungslos, war aber leider beim bereits vorentscheidenden Treffer zum 0:2 kurz nach der Pause involviert.

Ansonsten gab es keine weiteren Überraschungen. Rückkehrer Felix Götze gab nicht nur den Part des Abwehrchefs, sondern auch den Mannschaftskapitän, im Zentrum zur Seite stand ihm Rios Alonso. Dauerbrenner Lucas Brumme begann erneut auf der linken defensiven Bahn. Auf Rechts entschied sich Dabro erneut gegen Andreas Wiegel und für Eric Voufack, eine Entscheidung, die Essens Coach bei dem leider nicht möglichen Blick in die Glaskugel so nicht gefällt hätte. Dazu später mehr. Im Zentrum bildeten wie gegen Freiburg II Thomas Eisfeld, Torben Müsel und Cedric Harenbrock ein Triumvirat, das aber leider selten an diesem Abend tatsächlich das Mittelfeld regieren sollte. Marvin Obuz und Isi Young besetzten die offensiven Flügel, Leo Vonic begann als Stoßstürmer.

Ein deutliches Signal der Unzufriedenheit sendete Christoph Dabrowski, es stand schon 0:2 aus rot-weisser Sicht, nach einer Stunde mit einem satten Viererwechsel. Eric Voufack, Leo Vonic, Isi Young und Torben Müsel mussten Andreas Wiegel, Ron Berlinski, Moussa Doumbouya und Björn Rother weichen. Sichtbare Effekte auf das schleppende RWE-Spiel hatte das nicht. Nach 80 Zeigerumdrehungen ersetzte Nils Kaiser dann Cedric Harenbrock. Auch hier bleib ein frischer Impuls aber aus.

Die Plus-und Knackpunkte

Es macht angesichts der Geschehnisse auf dem Rasen nicht sehr viel Sinn, diese beiden Kategorien voneinander zu trennen. Die beste RWE-Phase gab es in der ersten halben Stunde des Spiels, als Essen Ball und Gegner im Schwerpunkt dominierte und nach einem dicken Schnitzer von Löwen-Capitano Jasper Verlaat durch Leo Vonic, Thomas Eisfeld – Keeper Hiller parierte zweimal stark – und Isi Young eine Dreifachchance zur Führung hatte. Isi, der in der Anfangsphase seinen Gegenspieler Ludewig mehrfach verladen konnte, zielte aber im Abschluss zu hoch. Ansonsten musste Hiller nur bei einem scharfen Freistoß von Eisfeld, die Uhr war bereits sehr weit heruntergelaufen, noch einmal eingreifen und schnappte Ron Berlinski das abprallende Leder vom Kopf. Die Essener Offensiv-Bemühungen waren sehr überschaubar.

Wenn schon vorne nichts geht, muss man wenigstens hinten sicher stehen und mit einem 0:0 einen Punkt mitnehmen. Die Gastgeber zeigten sich im Spiel gegen den Ball sehr gut organisiert auf dem Feld, brachten aber mit dem Spielgerät auch nicht viel mehr zustande als RWE. Doch wie leider schon seit einigen Spielen schlug Essens Defensive Kapriolen. Schon nach wenigen Minuten machten die guten Gäste Morris Schröder, der die Essener Strafraumlinie entlang ziehen und zum Glück unplatziert abschließen durfte, keinen Druck. Eine Konstante aus dem Freiburg-Spiel.

RWE blieb auch danach spendierfreudig, mit einem schlimmen Fehlpass vor der eigenen Box hätte Torben Müsel beinahe Löwen-Neuzugang Nankishi sogleich einen Premierentreffer beschert, doch dessen Abschluss ging am langen Pfosten vorbei. Nach 33 Minuten zeigte RWE sich als noch besserer Gast. Mit einem für alle bis auf Empfänger Lakenmacher sehr überraschenden Pass in den freien Raum in Richtung des eigenen Tores versetzte Eric Voufack den ausverkauften Löwen-Käfig in Feierstimmung.

Lakenmacher, bislang nicht sonderlich treffsicher in dieser Spielzeit, sagte Dankeschön, erlief sich Voufacks Fehltraumpass und gab Felix Wienand das Nachsehen. Rios Alonso musste den Torschützen ziehen lassen und verzichtete, sicherlich richtig zu diesem Zeitpunkt, auf ein Foulspiel, das als Notbremse Rot bedeutet hätte. Es war leider ein weiterer Totalaussetzer des jungen Eric Voufack, der in den vergangenen Spielen bei diversen Gegentoren in der Verlosung gewesen war und ansonsten seinem Gegenspieler auf dem Flügel eher Geleitschutz bot, als ihn entschlossen zu stören. Dieses 0:1 war der Game-Changer, denn nun wurde 1860 immer mutiger und attackierte RWE bissig, bis zum Pausenpfiff aber ohne einen weiteren Erfolg.

In der Kabine hatte sich Essen sicherlich einiges vorgenommen, um das dann aber zu konterkarieren und fast direkt nach Wiederanpfiff das nächste Präsent zu überreichen. Diesmal gaben sich gleich drei Spieler im Verbund die Ehre, die Löwen auf die Siegerstraße zu geleiten. Felix Wienand hatte bis dato kaum etwas zu tun gehabt, nun brachte er den ohnehin schwer verunsicherten Eric Voufack mit einem Zuspiel in arge Bedrängnis, Voufack ließ sich das Leder kurz vor der eigenen Box stibitzen, Rios Alonso hätte noch klären können, rutschte aber weg. Gut, sagte sich Guttau und beförderte den Ball mit einem sehenswerten Schlenzer in den Essener Kasten (47.). Felix Wienand, dem die Spielpraxis fehlt, hatte in dieser Situation nicht das Auge und den Überblick, den Ball besser lang hinten herauszuschlagen und wählte die prompt bestrafte Hochrisikovariante.

RWE ist weitbekannt für seine großartige Mentalität, mit der die Dabrowski-Elf schon so manches schwierige Spiel noch umgebogen hatte, doch wenn man ehrlich ist, kam es danach zu keiner Phase zu nennenswerten Essener Chancen mit denen eine Wende hätte erzwungen werden können. Agirios Giannikis ließ seine Mannschaft sehr gut und kompakt im Raum agieren oder besser reagieren, Essen biss sich dann die Zähne aus und blieb ideenlos. Auch die Löwen besaßen keine Einschussmöglichkeiten mehr und bekamen letztlich beide Treffer durch katastrophale Essener Schnitzer geschenkt.

Die Aufreger

Die größten Aufreger waren die Essener Fahrlässigkeiten, die unter dem Strich keinen Punktgewinn möglich machten. Schiedsrichter Nico Fuchs hatte keine großen Probleme mit der fairen Partie, pfiff aber grundsätzlich eher sehr kleinlich und zerstörte den Spielfluss unnötig. In einer Situation war Fuchs sehr kulant und ließ ein klares Foul an Lucas Brumme ungeahndet. Das erzürnte LB14 derart, dass seine Proteste mit einer gelben Karte dekoriert wurden.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga

Seit dem Ausfall am regulären Spieltermin im Dezember hatte RWE das Nachholspiel und die damit verbundenen tabellarischen Optionen stets im Hinterkopf, nun kehrt eine zumindest kleine Ernüchterung ein. Essen ist aber immer noch Tabellenfünfter und man sollte nicht dem weit verbreiteten Reflex des Schwarz-Weiß-Denkens folgend die suboptimale Leistung des gestrigen Abends allzu hoch hängen. Bedenklich ist aber die defensive Fehlerquote, die sich wie ein rot-weisser Faden durch die letzten Wochen zieht. Die Pleite in München wurde von vielen Beobachtern als eigentlich typisches 0:0-Spiel charakterisiert, das RWE dann durch zwei individuelle Mega-Böcke herschenkte. So bleiben Christoph Dabrowski und seinem Trainerteam nun nur wenige Tage Zeit, die Mannschaft auf den nächsten Trip nach Bayern vorzubereiten. In der Oberpfalz bei Spitzenreiter Jahn Regensburg wird Rot-Weiss seine nun über 100 Tage weilende Auswärtsdurststrecke ohne Punkt nur beenden können, wenn die Köpfe klar sind. Gerade weil der Jahn sich förmlich darauf spezialisiert hat, große gegnerische Schnitzer  gnadenlos auszunutzen.

NUR DER RWE!

Sven Meyering