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2024/2025 – 3. Liga

NRP: Rot-Weiß Oberhausen – Rot-Weiss Essen (1:2)

Finale erreicht, mehr muss man am Ende nicht sagen. Mit 2:1 gewinnt RWE und steht nun zum 17. Mal im NRP-Finale. Dort warten unsere geliebten Duisburger. Unsere Spielbericht und Galerie sind online.

Vorbericht

Derbyzeit im Halbfinale – RWE tritt in Oberhausen an

Eine Verschnaufpause wird den Essener in dem unbarmherzigen Abstiegskampf nicht gegönnt. Während die Konkurrenz gegen zugegebenermaßen namhafte Gegner testet oder im Landespokal gegen unterklassige Mannschaften antreten muss, wartet auf RWE mit dem Erzrivalen aus Oberhausen eine hohe Hürde zum Einzug in das Finale. RWO rechnet sich hier viel aus, schließlich findet nach zwei Schlappen in den letztjährigen Pokalfinalen das Spiel im heimischen Niederrheinstadion statt. Zudem kann der Verein das Geld gut gebrauchen, wenn in der nächsten Saison ein Angriff auf den Aufstieg in Liga 3 gewagt werden soll. Aber auch die Essener wollen das Geld in den Kader stecken, um den Etat bei einem gelungenen Klassenerhalt weiter aufzustocken. Geschenke werden am Samstagnachmittag also eher nicht verteilt.  

Die Personallage

Neben den Dauerverletzten Ekin Celebi, Nils Kaiser, Gianluca Swajkowski wurde unter der Woche das Saisonaus für Thomas Eisfeld bekannt gegeben. Der Taktgeber aus dem Mittelfeld muss am Knie operiert werden. Der Schaden scheint so groß zu sein, dass die Ärzte bis zur Operation im April einen sofortigen Trainingsstop verhängt haben, damit sich die Lage nicht noch weiter verschlimmert. Die Leidenszeit dieses tollen Fußballers geht also weiter und könnte diesmal sogar zu seinem Karriereaus führen. Die Zeit bei RWE scheint damit auf jeden Fall beendet. Es wäre ein sehr tragisches Ende einer Fußballerkarriere, die leider durch den angeschlagenen Körper immer wieder ausgebremst wurde. Thomas Eisfeld ist wahrscheinlich der beste Kicker in unseren Reihen und hätte im Saisonendspurt vielleicht mit einem seiner magischen Momente helfen können. Kopf hoch Thommy und alles Gute!

Einen weiteren Schreckmoment bescherte ein Trainingsunfall am Mittwoch, bei dem eine schwere Verletzung für Tom Moustier befürchtet wurde. Es gab zwar schon eine Entwarnung aus dem Umfeld des Vereins, aber sein Einsatz im Pokal wird wegen einer starken Prellung nicht in Frage kommen. Nach seinen starken Leistungen in den vergangenen Wochen wird Moustier im Kampf um den Klassenerhalt dringend gebraucht und kann möglicherweise in zwei Wochen wieder zum Einsatz kommen.

Der Ausfall von Rechtsverteidiger Julian Eitschberger hat zum Glück nur sportliche Gründe, da der starke Youngster aufgrund seiner Leistungen für die U20-Nationalmannschaft nominiert ist.

Nach dem Spiel gegen Dresden hatte Uwe Koschinat betont, die derzeit beste Mannschaft auf dem Feld schicken zu wollen. Trotz dieser Vorgaben könnte dennoch Felix Wienand statt Stammkeeper Jakob Golz starten, wobei sich in Essen wegen dieses Wechsels niemand Sorgen machen muss. Davor wird die bewährte Dreierkette bestehend aus Michael Schultz, Tobias Kraulich und Rios Alonso aufgeboten werden. Die Stammkraft auf der linken Abwehrseite, Lucas Brumme, steht auch zur Verfügung, dahinter wäre aber mit Matti Wagner auch ein guter Backup bereit für seinen Einsatz.

Auf der rechten Flanke wird wahrscheinlich Eric Voufack Eitschberger ersetzen, der an diesem Tag hoffentlich seine Offensivqualitäten abrufen kann. Im Mittelfeld ist die Besetzung hingegen so dünn und der Mannschaftsteil stellt sich nahezu von selbst auf. Klaus Gjasula wird als defensiver Part den Rücken für Spielmacher Ahmet Arslan freihalten, zudem wird wohl Torben Müsel eine Chance von Beginn an bekommen. Zuletzt war der Zweikampf um die Flügelposition im Sturm offen, wobei Kaito Mizutas Startelfeinsatz ein wenig verblasste gegenüber seinen Leistungen als Einwechselspieler zuvor. Ramien Safi spielte in der letzten Saison noch gegen RWO und kann möglicherweise seine Schnelligkeit als Waffe nutzen. In der Sturmspitze ist Dominic Martinovic trotz Ladehemmungen gesetzt, vielleicht platzt der Knoten ja ausgerechnet im Pokal. Positiv ist noch zu vermelden, dass Manuel Wintzheimer nach langer Verletzung im Kader stehen wird und eine Alternative für eine offensive Einwechslung sein kann.

Der Gegner: RW Oberhausen (Regionalliga West, Platz 4, 43 Punkte, 13 Siege – 4 Unentschieden – 7 Niederlagen, 46:34 Tore, Differenz: +12)

Nach der enttäuschenden Vorsaison, die als negativen Höhepunkt die Zerreißprobe zwischen Anhänger und dem sportlichen Leiter Jörn Nowak zu bieten hatte, stand RWO mal wieder vor einem kleinen Umbruch. So ging der Sparkurs des Vereins aus den vergangenen Jahren weiter, dabei sollte aber der Blick auf die vorderen Tabellenplätze weiter gerichtet bleiben. Dieses schwierige Unterfangen wurde Sebastian Gunkel anvertraut, der sich im Trainergeschäft noch keinen großen Namen gemacht hatte und zuvor bei Holstein Kiel II den Nachwuchs gefördert hat. Vielleicht hat gerade das 49-Jährigen besonders qualifiziert, um Oberhausen wieder zu neuer Kraft zu verhelfen. Tatsächlich erfüllte er weitestgehend die Erwartungen, die an ihn gestellt wurden.

Nach dem holprigen Start mit Niederlagen gegen die Topteams aus Mönchengladbach und Duisburg nahm der RWO-Express immer mehr Fahrt auf und gewann aus den nächsten zehn Ligaspielen satte acht Duelle. Nur gegen die favorisierten Mannschaften taten sich die Oberhausener mit Ausnahme des Sieges in Lotte, die allerdings erst zu dieser Saison in die Regionalliga West aufstiegen waren, schwer. Auch gegen Fortuna Köln zogen die Kleeblätter ebenso wie in Paderborn den Kürzeren. Mit der Zeit stabilisierte sich das Team von Sebastian Gunkel immer weiter, zum Rückrundenauftakt wurde zunächst einmal Gladbach II besiegt. Den absoluten Coup landeten die Oberhausener aber im Derby gegen den MSV, wo die Rot-Weißen vor voller Hütte völlig verdient den Topfavoriten der Liga mit 2:0 besiegen konnten. Sofort ernannte die Lokalpresse das Team als Konkurrenten Nummer 1 für die Duisburger, die den Meiderichern die Rückkehr in Liga 3 noch vermiesen könnte.

Doch dann machen die Oberhausener wieder Sachen, die an die Wochen aus der letzten Saison nach dem fulminanten Sieg gegen Aachen erinnerten. Im Abschluss an das Derby konnten die nächsten fünf Partien nicht gewonnen werden. Negativer Höhepunkt war dabei das Last-Minute-Unentschieden im heimischen Stadion gegen Türkspor Dortmund, die mittlerweile nicht mal mehr am Ligabetrieb teilnehmen. Immerhin konnte die Generalprobe gegen Paderborn II (2:0 für RWO) positiv gestaltet werden. Die Duelle in den Pokalrunden absolvierte RWO bis auf den knappen 0:1-Erfolg im Achtelfinale gegen den VfB Homberg sehr souverän.  

Für den Aufschwung der Oberhausener sorgt die Mischung zwischen alten und jungen Spielern, die unter der Leitung von Sebastian Gunkel endlich funktionieren sollte. Als Glückgriff kann die Verpflichtung des Ex-Profis Tarsis Bonga angesehen werden, der direkt zum Führungsspieler aufstieg. Gerade in brisanten Duellen wie im Derby gegen Duisburg bietet er die Orientierung, die seine Mitspieler benötigen. Sein Abgang zum Winter war schon befürchtet worden, auch über die Saison hinaus bleibt sein Verbleib fraglich. Neben ihm im Sturm reift Timur Kesim heran, der eigentlich aus der Jugendschmiede von RWE kommt, sich aber bei der ersten Mannschaft nicht durchsetzen konnte. Sein starker Wert von 12 Toren in 26 Spielen öffnet ihm möglicherweise die Tür zu höheren Ligen. Im Mittelfeld zieht auch weiterhin Moritz Stoppelkamp seine Fäden, der immerhin auch 11 Treffer in 17 Spielen erzielen konnte und immer noch Topleistungen abrufen kann.

Aber auch neben ihm sind jüngere Mannschaftskollegen wie Luca Schlax (6 Treffer) und Matona-Glody Ngyombo (4 Treffer) in der Lage, Verantwortung zu übernehmen. Hier gilt es für RWE, die Kreise einer der besten Offensiven in der Regionalliga West entscheidend zu stören. Wenn die Leistung der letzten Wochen abgerufen werden kann, sollte dies gelingen. Anfälliger sind die Kleeblätter in der Defensive. Bekanntester Akteur ist hier Tanju Öztürk, der mit 35 Jahren immer noch die Abwehrreihe zusammen mit dem anderen RWO-Urgestein Nico Klaß bildet.

Selbst Michel Niemeyer, der verletzungsbedingt bei RWE kaum zum Einsatz kam und dann nach Oberhausen wechselte, ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Defensive. Wenn RWE seine Vorteile bei der Schnelligkeit nutzen kann, sollte der RWO als Gegner dem Stil unter Uwe Koschinat perfekt entgegenkommen. Allerdings hat der Pokal bekanntlich seine eigenen Gesetze. RWO hat den Aufstieg mit der letzten Negativserie verspielt und kann durch dieses Spiel seine ganze Saison krönen. Damit dieses Vorhaben gelingt, wurde zuletzt auch neben dem Platz viel getan und bringt zusätzlich ein wenig Würze in das Derby gegen RWE.

Rot-Weisse Vergangenheit trifft auf Rot-Weiße Zukunft

Der Abschied von Hajo Sommers, seines Zeichens prolliger Mäzen des Reviernachbarn, sorgt aufgrund der jahrelangen Sticheleien gegenüber RWE für wenig Wehmut an der Hafenstraße. Allerdings ist der Theatermacher sehr dafür bekannt, ungewöhnliche Wege zu gehen, auch wenn er damit auf die Nase fallen sollte. Nach der Rückkehr von Jörn Nowak, der zugleich einmal mit Niemeyer und Kefkir aussortierte Spieler aus Essen mitbrachte, war aufgrund der aufgeheizten Stimmung nicht unbedingt daran zu denken, sich wieder beim ehemaligen Personal des ungeliebten Reviernachbarn zu bedienen. Doch mit Hajo Sommers muss immer gerechnet werden, vor allem, wenn er einen Nachfolger für sich bei seinem Herzensverein sucht.

So wurde am 01. November des vergangenen Jahres der ehemalige RWE-Vorstandsvorsitzender Marcus Uhlig zunächst als externer Berater vorgestellt. Schnell wurde aber klar, dass er durchaus für mehr zu haben sei. Dementsprechend war es dann doch keine Überraschung mehr, als Marcus Uhlig nach der Hauptversammlung Ende Januar der neue starke Mann bei den Kleeblättern wurde. Mit demselben Einsatzwillen stürzte er sich auf seine Aufgaben und gab mit Ansagen zur Rückkehr des Vereins in den Profibereich durchaus bekannte Statements ab. Das Vorgehen des Vereins erstaunt dennoch. Während RWE jahrelang nach Oberhausen schaute und man sich an der Hafenstraße fragte, wie trotz der Bedingungen zwischen Kanal und Emscher RWO in der zweiten Hälfte der Nullerjahre die Essener düpieren und sich danach ein Jahrzehnt mindestens auf Augenhöhe bewegen konnte, hat sich der Wind merklich gedreht.

Das Essener Erfolgsmodell soll kopiert werden und der Aufstieg in Liga 3 wird unter Marcus Uhlig das ausgegebene Ziel sein, sonst hätte er den Job nicht angetreten. So scheute sich Uhlig auch nicht, den Kontakt zu Sascha Peljhan zu nutzen, um ihn auch für ein Engagement für den Verein bewegen zu können. Der ehemalige RWE-Vorstand, der immerhin ein wichtiger Gläubiger durch den Ausgleich des Defizits von 2022 geworden ist, wird sehr sicher nicht dieselbe Unterstützung des Erzrivalen zukommen lassen wie seinem Herzensverein. Dennoch werden hier Fragen aufgeworfen. Marcus Uhlig ist hier weniger ein Vorwurf zu machen. Als Fußballfunktionär sind die Jobs im Profifußball (oder in dessen Grenzbereich) sind rar gesät und hier müssen manchmal Kompromisse eingegangen werden. Aber Sascha Peljhan, der immer im Hintergrund bleiben wollte und Einmischungen laut seiner Aussagen immer vermeiden wollte, überschreitet hier, wahrscheinlich bewusst, eine Grenze.

Keine Anhängerschaft in der Umgebung wie die von RW Oberhausen definiert sich so sehr über die Abneigung zum großen Nachbarn aus Essen. Die halbe Stadt ist zugeklebt von teilweise martialischen Botschaften von schlechter Qualität gegenüber RWE. Nur zu gut erinnern man sich an der Hafenstraße über den Jubel eigener Gegentore im Spiel gegen Preußen Münster in der Aufstiegssaison 21/22 trotz eigener Oberhausener Ambitionen. Rund um das Niederrheinstadion wird alles positiv gesehen, was den ungeliebten Essener schadet. Als bekennender Fan von RWE sollte man sich gut überlegen, ob der Unmut gegenüber aktuellen Funktionären das wirklich wert ist. Denn nach der Rede des neuen AR-Chefs Dr. Lothar Oelert auf der letzten Jahreshauptversammlung sieht es leider genau danach aus. Hier wurde das Märchen von der friedlichen Trennung zwischen altem Vorstand und Aufsichtsrat, an das eh keiner wirklich geglaubt hat, endgültig begraben. Vielleicht ergibt sich aber auch die Chance, dass beide Parteien endgültig getrennte Wege gehen können und dieses Kapitel der rot-weissen Vereinsgeschichte geschlossen wird. Es wäre jedenfalls für alle Beteiligten zu wünschen.

Fazit und Ausblick auf die Pokalrunde

Im zweiten Halbfinale treten der MSV Duisburg und Union Nettetal gegeneinander an. Der Oberligist aus dem Grenzland schlug in der Runde zuvor den favorisierten Regionalligisten aus Bocholt im Elfmeterschießen und darf jetzt in der großen MSV-Arena antreten. Allerdings sind für dieses Duell nur knapp über 5000 Tickets verkauft worden, es droht eine sehr kleine Kulisse für den Underdog zu werden. Der MSV Duisburg hat mit dem Heimspiel und dem unterklassigen Gegner eine große Chance, in das Endspiel um den Niederrheinpokal einzuziehen. Damit würde der Fußballverband wieder einmal ein Topduell am Finaltag der Amateure stellen.

Natürlich will auch RWE gerne dabei sein. Die Mannschaft ist nach den dürftigen Auftritten in Liga und Pokal in der vergangenen Hinrunde deutlich gefestigter. Das Geld dürfte auch benötigt werden, um in der Dritten Liga vielleicht noch einmal ein Sprung nach vorne zu machen. Allerdings muss dazu die Klasse erstmal gehalten werden. Kaum einer an der Hafenstraße würde sich darüber beklagen, wenn der Pokal nicht gewonnen wird und dafür auch in der kommenden Saison Profifußball zu sehen bekommt. Ein Sieg im Pokalspiel könnte aber auch den nötigen Schub verleihen, der so dringend im Schlussspurt gebraucht wird. Und gegen RWO verliert sowieso niemand gerne.

In diesem Sinne: NUR DER RWE!

Spielbericht

Knapper Sieg in Oberhausen! RWE steht im Finale des Niederrheinpokals

Ein nicht überzeugender Auftritt reichte den Essener aus, um zum dritten Mal in Folge das Endspiel um den Verbandspokal zu erreichen. Das Team von Uwe Koschinat konnte dabei nur in wenigen Momenten im Spiel die Leistung abrufen, die sie zum derzeit besten Rückrundenmannschaft in der Dritten Liga machte. Vor etwa 14.000 Zuschauern war RWO die bessere Truppe, ohne allerdings für dauerhafte Gefahr vor dem Essener Gehäuse zu sorgen. Damit lautet für den Rivalen aus der Stadt mit dem Gasometer nach einer guten Pokalsaison die Endstation wieder einmal Rot-Weiss Essen.

Das Personal

Schon im Vorfeld der Partie war klar, dass es zu Veränderungen in der Startelf kommen würde. Felix Wienand darf im Pokal unter Wettbewerbsbedingungen sich beweisen und Stammtorhüter Jakob Golz saß auf der Bank. In der Innenverteidigung gab es mit der Aufstellung von Michael Schultz, Tobias Kraulich und Rios Alonso keine Veränderungen. Wie erwartet vertrat Eric Voufack auf der rechten Außenbahn den mit den DFB-U20-Junioren auf Länderspielreise befindenden Julian Eitschberger.

Auf dem linken Flügel entschied sich Koschinat etwas überraschend für den jungen Matti Wagner statt den erfahreneren Lucas Brumme, aber auch hier zählt für den Nachwuchsmann auch die Reifung unter Wettkampfvoraussetzungen. Vor der Abwehr sollte Klaus Gjasula als Sechser weiterhin für Stabilität sorgen. Davor bzw. daneben erhielt Torben Müsel den Vorzug vor Jimmy Kaparos. Auf dem offensiven Flügel rückte Ramien Safi wieder für Kaito Mizuta, der gegen Dresden erstmals den Vorzug erhalten hatte, wieder in die Startelf. In der Sturmspitze setze Uwe Koschinat weiter auf Dominic Martinovic und nicht auf Experimente.

Leider war der Coach gezwungen, bereits vor der Halbzeitpause zu wechseln. Matti Wagner verletzte sich nach einem Zusammenstoß an der Seitenlinie am Kopf, seine Wunde konnte nicht mehr an Ort und Stelle genäht werden. So musste er das Spielfeld in der 39. Minute für Lucas Brumme verlassen. Nach dem Pausentee stellte Uwe Koschinat auf eine Viererkette um, so dass Michael Schultz wegen seiner Verwarnung im ersten Durchgang in der Kabine bleiben musste. Dafür wurde mit Kaito Mizuta die Offensive verstärkt. Der nächste Wechsel erfolgte dann erst in der 77. Minute, wo positionsgetreu Ramien Safi durch Kelsey Owuso ersetzt wurde. Drei Minuten später verließ Ahmet Arslan für Jimmy Kaparos den Platz. Um Zeit von der Uhr zu nehmen, durfte auch Moussa Doumbouya kurz vor Abpfiff für Dominic Martinovic das Spielfeld betreten und den Sieg mit seinen Mannschaftskameraden bejubeln.

Die Pluspunkte

Nach einer indiskutablen Leistung in Hälfte eins zeigte die Systemumstellung von Uwe Koschinat schnell Wirkung. RWE meldete sich erstmals in der 54. Minute im Strafraum der Gastgeber an, wo eine Hereingabe von Martinovic noch knapp von der Oberhausener Abwehr vor dem einschussbereiten Mizuta geklärt werden konnte. Der Ausgleich gelang aber erst mit der nächsten Offensivaktion. Zunächst führt Arslan einen Freistoß vor dem Strafraum in der 61. Minute eher schwach aus, der geblockte Ball fand auf Umwegen über die rechte Seite den mittig stehenden Brumme. Ähnlich wie letztes Jahr in Uerdingen hielt der Linksaußen auf das Gehäuse drauf, sein flacher Schuss überwand RWO-Keeper Kratzsch in der rechten unteren Ecke. Dies hatte sich wahrlich nicht angedeutet, zeigte aber einmal mehr die individuelle Qualität von Brumme, der solche Abschlüsse mit viel Überlegung zieht.

Nur zwei Minuten später jubelte die Essener Mannschaft wieder, als Safi den Ball über rechts in den Strafraum spielt und Kaito Mizuta völlig frei den Ball nur einschieben muss. Innerhalb von wenigen Minuten hatte RWE nach einem bis dato schwachen Auftritt das Spiel gedreht. Dieses Ergebnis blieb dann bis zum Ende so, weil die Essener trotz abermaligen Rückzugs in die eigene Hälfte Moral bewiesen und die Zweikämpfe besser annahmen als noch vor der Pause. Die Oberhausener kamen nicht mehr zu entscheidenden Offensivaktionen, auch wenn wahrscheinlich aus RWO-Sicht weniger die Steigerung in der Essener Abwehr als das fehlende Spielglück den Ausschlag für die Niederlage gab.

Die Minuspunkte

Uwe Koschinat versprach auf der Pressekonferenz vor dem Spiel eine RWE-Mannschaft, die genau wie im Ligabetrieb auftreten wollte. Wenn er dabei an das Spiel gegen Alemannia Aachen oder die ersten Halbzeiten gegen Unterhaching oder bei Viktoria Köln gedacht hatte, dann kann dem Trainer in der Nachbetrachtung beigepflichtet werden, ansonsten darf festgehalten werden, dass dieses Versprechen nicht eingelöst wurde. Die vorderste Reihe mit Arslan, Safi und vor allem Martinovic hing völlig in der Luft, der Rest der Mannschaft zog sich bis fast zum eigenen Strafraum zurück. Ohne Gefahr auszustrahlen konnte RWO den Platz zwischen beiden Sechzehner frei bespielen. Dazu kam, dass sich die Essener mit falschen Positionsspiel, mangelnder Zweikampfführung und vielen technischen Fehlern das Leben selbst schwer machte.

Kaum ein Spieler erreichte Normalform. In der Innenverteidigung wirkte Tobias Kraulich völlig von der Rolle und wurde zum Unsicherheitsfaktor. Auch Schultz, der ja häufig unter Formschwankungen leidet, leistete sich unter anderem ein sehr unnötiges Foul, was eine Verwarnung zur Folge hatte und seine Spielweise wahrscheinlich auch zu seiner Hinausstellung geführt hätte, wenn er weiter auf dem Platz geblieben wäre. Eric Voufack zeigte mit seiner Leistung, warum er an Julian Eitschberger nicht vorbeikommt. Neben seinem langsamen Antritt in der Rückwärtsbewegung konnte er diesmal auch seine Stärken im Spiel nach vorne kaum ausspielen, seine Flanken konnten keine Abnehmer finden. In der zweiten Halbzeit hatte er sichtlich Mühe, Moritz Stoppelkamp zu stoppen.

Torben Müsel machte kaum Anstalten, dass Spiel nach vorne zu beleben und zog sich merklich zurück, wobei ihm auch in der Abwehr einige technische Fehler unterliefen. Vorne tut sich Dominic Martinovic weiter schwer, seine Verkrampfung aufgrund seiner Torflaute nicht immer weiter Züge an, da er sich immer mehr unnötige Fouls in der Offensive leistet. Der Spieler mit der noch besten Leistung, Matti Wagner, musste ja bekanntlich vorzeitig den Platz verlassen. Das Tor für Oberhausen fiel aufgrund der gezeigten Nichtleistung folgerichtig. Moritz Stoppelkamp, der trotz seines hohen Fußballalters seine Qualitäten nach wie vor beweisen kann, drang immer wieder gefährlich in den Strafraum ein und fiel unter nicht zweifelsfrei geklärten Umständen in der 24. Minute auf den Rasen, zum Glück für Essen verweigerte aber Schiedsrichter Besong den Elfmeter.

Nur einen Angriff später steht der Routinier nahezu unbedrängt frei in der gefährlichen Zone und kann den Ball sehenswert ins Tor unterbringen. Auch wenn RWO danach nicht viele zwingende Torchancen hatte, wirkte die Essener Hintermannschaft oft völlig desorientiert und überfordert. Die Halbzeitführung ist absolut verdient gewesen.  Wie einfach die Entlastung durch die Offensive auch in der ersten Halbzeit funktioniert hätte, zeigte die Umstellung auf die Viererkette. In der Vergangenheit häufig eine Achillesferse der RWE-Truppe, reichten mit Hilfe der offensiveren Ausrichtung ein paar schnelle Bälle aus, um die Oberhausener Abwehr gehörig ins Schwitzen zu bringen. Sicherlich war dies begünstigt durch die Ausfälle von insgesamt drei Innenverteidiger auf Oberhausener Seite im Laufe des Spiels (Fassnacht, Öztürk und Klaß), aber dies muss auch in der Dreier- bzw. Fünferkette möglich sein.

Da wäre die Rolle von Torben Müsel zu hinterfragen, der normalerweise ein Bindeglied zwischen Offensive und Defensive sein kann, aber sich gegenüber dem Ligabetrieb eher mit schlechteren Mitteln ausgestatteten Gegner in das defensive Gefüge zurückgezogen hat. Uwe Koschinat äußerte enormen Respekt vor dem Gegner, was aufgrund vieler Faktoren auch völlig in Ordnung war, aber so viel hätte es dann doch nicht sein müssen. Auch in der zweiten Halbzeit fehlte die Konsequenz, unbedingt auf das dritte Tor gehen zu wollen. Spätestens mit der Auswechselung von Ahmet Arslan stand die Absicherung des Ergebnisses mit Hereinnahme von Jimmy Kaparos im Vordergrund.

Es bleibt erstaunlich, warum die Essener Mannschaft nicht mehr Mut nach vorne gefunden hatte. Allerdings müssen sich die Oberhausener auch hinterfragen, warum ihre eigene Leistung nicht gereicht hat, um eine schwache auftretende Essener Mannschaft zu schlagen. Da kann sich Herr Stoppelkamp noch so ärgern, warum eine aus seiner Sicht sehr gute Leistung der Heimmannschaft nicht zum Sieg geführt hat. Vielleicht war er aber auch sauer darüber, seine Laufbahn noch einmal verlängern zu müssen, um noch einmal die Chance zu haben, RWE vielleicht doch ein letztes Mal zu schlagen.

Die Aufreger des Tages

In den letzten beiden Jahren waren die Oberhausener in heller Aufregung, warum das Finale ausgerechnet immer in Essen ausgespielt wurde. Die Frage lässt sich nach dem Halbfinale wieder einmal sehr einfach beantworten. Dieses Stadion reicht einfach für große Events nicht aus. Es gibt nur eine schwache Fantrennung, Möglichkeiten, sich zu begegnen, gibt es genug. Drei Versorgungsstände für knapp 6000 Essener auf den Stehplätzen sind bei angenehmem Wetter auch sehr dürftig. Vor dem Spiel läuft belanglose Stadionmusik statt eigener Fußballlieder, die durchaus ambitionierte Choreo ist mit dem Thema „Ob unter Tage oder auf dem Platz, es zählt die Jagd nach dem Schatz“ fragwürdig, wenn ausgerechnet der Gegner auch ein Ruhrgebietsklub ist und dies auch noch mit dem Song „Ruhrgebiet“ von Wolfgang „Wolle“ Petry unterlegt wird. Die Stimmung unter den Oberhausenern wurde nach dem Spiel gelobt, wobei fast 80 Prozent der Gesänge sich auf den Rivalen konzentrierte, nicht auf die eigene Mannschaft. Da kann aus Essener Sicht einmal mehr gesagt werden, das ist typisch Oberhausen.

Den größten aller Aufreger produzierten aber Teile des eigenen Anhangs. Anscheinend will eine Gruppe von RWE-„Fans“ sich mit den Vollproleten aus Dresden und Rostock messen und suchen sich dabei die Sanitäranlagen des Heimvereins aus, wo bekanntlich keine Kameraüberwachung stattfinden kann. Dieses Verhalten ist unter aller Sau und schadet auch mal wieder den eigenen Verein und den Fußball insgesamt. Irgendwann wird die Zeit kommen, an denen die Diskussion um hohe Geldstrafen und (Teil-)Ausschlüsse der Fanszene wieder losgeht. Dabei waren zunächst viele froh, dass endlich einmal den Rostockern das Stoppschild vor die Nase gehalten wurde und die Sitzplätze für das kommenden Heimspiel gegen die Hansestädter gesperrt werden. Aber solange es die anderen betrifft, ist das eigene Verhalten anscheinend nicht so wichtig. So eine Einstellung darf nicht länger hingenommen werden, vielleicht wäre das ja mal ein Transparent wert statt einer Solidarisierung mit den Tätern solcher Aktionen.

Ausblick auf das Pokalfinale und Fazit

Der MSV Duisburg löste seine Pflichtaufgabe souverän und steht nach einem 7:0 gegen Union Nettetal auch im Finale. Damit kommt es zum Duell der Favoriten und einem weiteren heißen Ruhrgebietsderby. Gerade nach den Ereignissen der letzten Saison wird der MSV besonders auf das Spiel brennen, wahrscheinlich wird zuvor aber noch die Rückkehr in Liga Drei gefeiert. Auch darf davon ausgegangen werden, dass das Spiel in Duisburg stattfinden wird, wobei wohl noch wegen einer Parallelveranstaltung die Möglichkeit einer Austragung verhandelt werden muss.

Für RWE geht es weiter, die Mannschaft wird in den kommenden Spielen im Ligaalltag schwer gefordert sein. Mit Verl wartet ein unangenehmer Gegner auf die Essener, der in einem Testspiel den zweiten Anzug der Profimannschaft des 1. FC Kölns besiegen konnte. Hoffentlich sind bis dahin Tom Moustier und Matti Wagner wieder fit. Es bleibt das Ziel, das Pokalfinale gegen den MSV mit dem Klassenerhalt im Rücken zu bestreiten. Der Weg bis dahin ist aber noch sehr lange. Packen wir es gemeinsam an!

In diesem Sinne: NUR DER RWE! 

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