Spielbericht
Die Rückkehr der Audi-Rowdies! RWE putzt peinliche Ingolstädter verdient mit 2:0!
Was für eine Genugtuung! Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen schlug den FC Ingolstadt, der mit der Empfehlung von 8 unbesiegten Partien nach Essen gekommen war, mit 2:0. Ahmet Arslan verwandelte einen Foulelfmeter souverän (21.), Julian Eitschberger knallte eine kluge Ablage von Martinovic flach ins lange Eck (50.). Umgekehrt bekam der beste Angriff der Liga (49 Treffer) die Kugel nicht am mehrfach glänzend aufgelegtem Jakob Golz vorbei. Das war wohl zu viel für die Gäste, die ihrem unsportlichem Auftritt vom April letzten Jahres ein Revival Folgen ließen und die Partie nie und nimmer zu Elft hätten beenden dürfen. Zu allem Überfluss konnten die Retortenklubberer den Essener Sieg nicht anerkennen. Da tat der Dreier doppelt gut!
Das Personal
Never change a winning Team! Uwe Koschinat schickte dieselbe Formation ins Rennen, die vor einer Woche in Wiesbaden einem anderen Retortenklub bereits eine lange Nase gezeigt hatte. Vor Gigant Golz im Tor verteidigte eine Dreierkette aus Michael Schultz, Rios Alonso und Tobias Kraulich, Julian Eitschberger beackerte die rechte und Lucas Brumme die linke Außenbahn. Klaus Gjasula und Metermacher Tom Moustier gaben die Doppelsechs, Ahmet Arslan bewegte sich im Schwerpunkt auf der Zehn. Ramien Safi kam gewohnt turboartig im Schwerpunkt über den linken Flügel und Dominik Martinovic ackerte im Zentrum. Safi und Martinovic liefen nicht nur stetig vorne an, sondern zogen sich bei gegnerischem Ballbesitz auch tief mit in die eigene Hälfte zurück. Damit war Essens taktische Ausrichtung auch klar, RWE stand tiefer als zuletzt.
Uwe Koschinat zog alle 5 möglichen Wechsel, allerdings erst spät im Spiel, denn sein Team erfüllte die taktischen Vorgaben vorbildhaft. Als erster Reservist betrat Kaito Mizuta nach 73 Minuten das Feld und ersetzte Martinovic positionsgetreu. Der Japaner sollte noch mächtig Wirbel machen und ist ein Beleg dafür, dass RWE jetzt von der Bank gut nachlegen kann. Knapp 10 Minuten vor dem regulären Ende gab es den ersten Doppelwechsel. Matti Wagner kam für Ahmo Arslan und interpretierte seine Rolle natürlich defensiver. Eric Voufack substituierte Ramien Safi und gab einen offensiven Allrounder. Die letzten Wechsel kamen, als die Nachspielzeit bereits begonnen hatte. Tom Moustier und Lucas Brumme durften runter, Brumme verließ das Feld vor der Rahn-Tribüne und genoss sichtlich die Standing Ovations der euphorisierten RWE-Anhänger. Für die letzten Minuten kamen Kaparos und Moussa Doumbouya ins Match.
Die Pluspunkte
RWE zeigte eine geschlossene Mannschaftsleistung, aus der Keeper Jakob Golz herausragte. Der Auftritt erinnerte an das Spiel auf der Bielefelder Alm. Uwe Koschinat hatte angesichts der offensiven Stärke der Gäste ein tieferes Stehen und weniger Ballbesitz seiner Mannschaft bewusst in Kauf genommen. Schnelle Gegenstöße waren der Plan und der ging mehrfach gut auf. Am Besten beim 2:0, als RWE sich zunächst gut bis an die Box durchkombinierte und Martinovic Julian Eitschberger klug bediente. Der beherzte Torabschluss des Rechtsverteidigers zeigte, was Essen an diesem Nachmittag im Positiven von den Ingolstädtern abhob.
Eitschberger gab Pelle Boevink im Audi-Gehäuse keine Abwehrchance. Übrigens ebensowenig Ahmet Arslan bei seinem vehement verwandeltem Strafstoß, den Ramien Safi mit einem seiner Turboantritte suchte und fand. Obwohl bekannt ist, dass Ahmo eigentlich stets das von ihm aus gesehene linke Eck anvisiert und das auch diesmal tat, war der Elfer so perfekt platziert, dass Boevink vergeblich flog. Besser kann man das nicht machen. Im Vergleich dazu war Jakob Golz auf der Gegenseite immerwährender Sieger gegen alles, was Ingolstadt auf seinen Kasten brachte. Der Paradesturm der Gäste hatte nicht das notwendige Zielwasser getrunken, um den Giganten im Essener Tor ins Schwitzen zu bringen. Obwohl Ingolstadt in der letzten halben Stunde das Kommando deutlich übernommen hatte, fand RWE defensiv auf das Meiste eine Antwort. Mit der Doppelsechs Gjasula/Moustier wird viel Druck von Essens Dreierkette genommen und es ist auffällig, dass auch Michael Schultz im Verbund mit Kraulich und Alonso deutlich gefestigter wirkt. In der Offensive machte die rot-weisse Quirligkeit den körperlich stabilen Gästen immer wieder schwer zu schaffen.
So beim Foul an Ramien Safi, das zum Strafstoß führte. Das ging einfach viel zu schnell für den ungelenken Ryan Malone, der sich bei seiner Grätsche ziemlich dumm anstellte, wobei Dummheit an diesem Tag ohnehin eine Ingolstädter Kernkompetenz darstellte. Auch später im Spiel konnte die bajuwarische Bauernschrankabteilung des Öfteren Safi, Martinovic und später Mizuta nicht stellen. RWE siegte am Ende verdient.
Die Knackpunkte
Angesichts des Drucks und der vielen gefährlichen Strafraumsituationen, die Ingolstadt heraufbeschwor, war es neben Jakob Golz schon einer Menge Essener Matchglück in Form von drei Aluminiumtreffern zu verdanken, dass am Ende dennoch die Null stand. Zum ersten Mal tatsächlich seit dem 02.11.2024, als Energie Cottbus mit 4:0 besiegt worden war. Einen wirklichen Vorwurf konnte man RWE allerdings nicht machen, die Qualität der Gäste war groß und das Glück muss man sich am Ende eben auch verdienen. Das taten die Essener, die den ein oder anderen Angriff auch besser zu Ende hätten spielen können, um das Match mit dem möglichen 3:0 vorzuentscheiden.
Die Aufreger
Genau wie bei dem lächerlichen Rüpelauftritt vor knapp einem Jahr hakte bei den Ingolstädtern offenbar erneut im Oberstübchen etwas aus. Anders sind die Tätlichkeiten, die zunächst David Kopacz gegen Lucas Brumme und später Felix Keidel gegen Kaito Mizuta begingen, kaum zu erklären. Kopacz trat Brumme, der Ball war längst weg, rüde und mit purer Frustration von hinten in die Hacken und kam mit Dunkelgelb davon. Auch als Keidel den am Boden liegenden Mizuta aggressiv am Trikot hochreißen wollte, hatte Schiri Justin Hasmann die Spendierhosen an und schickte Keidel nicht zum Duschen. In der anschließenden Rudelbildung sahen auch noch Uwe Koschinat und Audistadts sportlicher Leiter Ivica Grlic Gelb und es war wirklich schick, wie Ivicas Retromatte dabei im Wind wehte. Auch Kapitän Fröde hätte eine Ampelkarte sehen können. Bereits mit Gelb markiert räumte er Martinovic unter Ellbogeneinsatz ab. Und durfte weiterspielen. Fazit, von drei fälligen Platzverweisen sah Ingolstadt keinen einzigen.
Dennoch bezichtigten die Gäste Schiri Hasmann die Kontrolle verloren zu haben. Das ist ähnlich frech und dreist wie die Aussage von Cheftrainerin Wittmann, die den RWE-Sieg auf der Pressekonferenz als unverdient bezeichnete. Tja, teure Spieler kann man sich kaufen, Manieren halt nicht. Ein peinliches Auftreten. Dennoch muss man den Gästen ein Kompliment machen. Immerhin halbierten sie die Klatsche des Vorjahrs und unterlagen an der Hafenstraße nur noch mit 0:2 anstatt mit 0:4. Das dürfte die geschätzt 50 mitgereisten Enthusiasten im Gästeblock gefreut haben. Gegen Essen kann man halt mal verlieren.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga
RWE marschiert. Nach 13 Punkten aus den letzten 5 Spielen klettert Essen am rettenden Ufer höher und ist nun Vierzehnter. Das Stadion an der Hafenstraße, das seine Mannschaft zuvor 90 Minuten nach vorne gepeitscht hatte, war in Feierlaune. Trainer Uwe Koschinat durfte da bei Magenta nicht mehr in Ruhe ein Interview geben. Mit lauten „Uwe,Uwe“-Sprechchören erinnerte die Hafenstraße keineswegs an Uwe Seeler, sondern erwies Koschinat, der mit RWE einen echten Lauf hat, die Ehre. Das dürfte Koschi gern gehört haben und zudem die Ergebnisse der Konkurrenz wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. Denn sie patzte ausnahmslos. Schon am Freitag unterlag 1860 München daheim mit 0:3 gegen Bielefeld.
RWE hat die Löwen damit überholt. Unterhaching (0:1 in Aue) und Hannover 2 (1:4 in Saarbrücken) müssen unten langsam abreißen lassen. Alemannia Aachen klebt auf dem Fleck wie ein Kaugummi. Die Kaiserstädter verspielten einen 2:0-Vorsprung gegen den BVB 2 und sind nach fünf sieglosen Partien wieder dick drin im Abstiegsstrudel. Morgen gilt den Partien des Tabellenführers Energie Cottbus beim 18. VFB Stuttgart 2 sowie dem Kellerkracher zwischen Osnabrück und Waldhof Mannheim besondere Essener Aufmerksamkeit. Dank des heutigen Coups hat RWE zumindest vorübergehend 4 Zähler Vorsprung auf die Abstiegsränge aufgebaut.
Nächste Woche warten im Stadion Rote Erde weitere Big Points auf ihre Abholung, wenn RWE beim BVB 2 ein Revierderby erwartet.
NUR DER RWE!
Sven Meyering
Fotos





































































