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2024/2025 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – Hansa Rostock (2:1)

Na, es geht doch. Nach zuletzt drei sieglosen Spielen, die aufgrund der aktuellen Lage im unteren Bereich der Liga die rot-weisse Mannschaft wieder gefährlich nah an den Rand zur Abstiegszone gebracht hatte, kann endlich wieder etwas gefeiert werden. Was der Sieg für die Mission Klassenerhalt bedeutet, lest Ihr in unserem Spielbericht.

Spielbericht

RWE hält dem Druck stand – 2:1-Erfolg an der Hafenstraße gegen Hansa!

Nach zuletzt drei sieglosen Spielen, die aufgrund der aktuellen Lage im unteren Bereich der Liga die rot-weisse Mannschaft wieder gefährlich nah an den Rand zur Abstiegszone gebracht hatte, kann endlich wieder etwas gefeiert werden. Mit Hilfe von Einsatzbereitschaft, einer frühen roten Karte und ein wenig Glück erreicht RWE nun die 40-Punkte-Marke, die zu diesem Zeitpunkt der Spielzeit eigentlich beruhigend sein sollte. Allerdings beträgt der Vorsprung nur drei Punkte bis zum ersten Abstiegsplatz, die Mannschaft muss weiter gierig auf Erfolg sein, um diese schwierige Saison doch noch retten zu können.

Das Personal

Uwe Koschinat war durch die Gelbsperre von Klaus Gjasula gezwungen, die Startelf zu verändern. In der Abwehrreihe vor Torwart Golz gab es erwartungsgemäß keine Neuerungen, Rios Alonso, Tobias Kraulich und Michael Schultz bildeten die Defensivkette, Julian Eitschberger und Lucas Brumme beackerten einmal mehr die hinteren Außenbahnen. Für Klaus Gjasula rückte Torben Müsel in das Mittelfeld und wurde von Tom Moustier als Nebenmann unterstützt.

Eine kleine Überraschung gab es dann doch im Sturm. Für den bislang torlosen Dominic Martinovic brachte Uwe Koschinat mit Kaito Mizuta einen weiteren Flügelstürmer auf die linke Seite, Ramien Safi blieb auf rechts. Der offensive Mittelfeldspieler Ahmet Arslan reihte sich weiter vorne ein und übernahm Aufgaben von Martinovic mit.

Um diese sehr spezielle taktische Variante im defensiven Mittelfeld abzusichern, gab Rios Alonso flexibel den Sechser, während Kraulich und Schultz in diesem Fall zum Zentrum einer Viererkette wurden. Schon vor der Halbzeitpause deutete sich an, dass die Pechsträhne für Torben Müsel anhalten wird und er vom Platz geholt werden musste. Aufgrund der Überzahl entschied sich Uwe Koschinat mit Dominic Martinovic für einen weiteren Stürmer.

In der 69. Minute war Schluss für den Dauerläufer Ramien Safi und Manuel Wintzheimer durfte nach einem knappen halben Jahr Verletzungspause endlich wieder den Rasen betreten. Während Wintzheimers Einwechselung für Unruhe im Rostocker Strafraum sorgen sollte, hatte die Hereinnahme von Jimmy Kaparos in der 90. Minute für den Doppeltorschützen Arslan einzig den Zweck, den Sieg abzusichern.

Die Pluspunkte

Nach einer schwierigen Anfangsphase fällt das 1:1 durch Arslan quasi aus dem Nichts. Sein Treffer war aber vor allem dadurch sehenswert, weil der Spielmacher hier unbedingten Willen zeigte und den Rostocker Rossipal vor dem Treffer toll aussteigen ließ. Mit der roten Karte für Rossipal wenig später übernahm RWE immer mehr das Kommando. Uwe Koschinat wollte, dass sein Team nicht hektisch agierte und bis zum Schluss die Ruhe bewahren sollte.

Die Mannschaft folgte dem Übungsleiter und zeigte in beeindruckender Weise eine hochkonzentrierte Leistung, die neben einem ordentlichen Offensivdrang die völlige Absicherung nach hinten beinhaltete. Wurde es doch einmal brenzliger, warfen sich die rot-weissen Mannen in jeden Schuss, nahezu jedes direkte Duell mit dem Gegenspieler wurde gewonnen. Es gab keine nennenswerte Chance der Rostocker mehr, die auch eigentlich in Unterzahl in der Lage sein sollten, das Spiel aktiver zu gestalten.

Als Beispiel soll die Einwechselung von Kinsombi für Haugen genannt werden, der direkt für eine enorme Präsenz sorgte, aber von den Essener Verteidiger völlig abgemeldet wurde. Der Einsatzwillen der Mannschaft, der gegen Verl noch von einigen Beobachtern in Frage gestellt wurde, war einmal mehr der Schlüssel zum Erfolg. Bei so einer Energieleistung wird es schwer, die Mannschaft an der heimischen Hafenstraße zu besiegen.

Die Minuspunkte

In den ersten zwanzig Minuten war der Mannschaft der Druck anzumerken. Zu viele technische Fehler leistete sich die Truppe, Bälle wurden schlecht angenommen und dem Gegner viel zu viel Raum gegeben. So stimmte beim Gegentreffer weder die Absicherung des Rückraums, wo Rossipal zu frei zum Schuss kommen kann, noch die Bewachung der Gegenspieler im Strafraum. Ausgerechnet Cedric Harenbrock kann unbedrängt seine Hacke einsetzen, um dem Ball elegant über die Linie zu schieben.

Nach der roten Karte änderte sich bekanntlich das Geschehen völlig, was auch an den harmlosen Rostockern lag. Leider gelang es hier nicht, die Unordnung durch den Wegfall eines Innenverteidigers auszunutzen, gute Torchancen erspielte sich die Essener Elf bis zur Halbzeit nicht. Auch mit der Einwechselung von Martinovic änderte sich das Bild kaum, RWE rannte an, aber Hansa hatte durch die Halbzeitpause taktisch auf Beton umgestellt. Es fehlt den Essener an Spielern, die sich im Strafraum körperlich durchsetzen können, was sich durch die physisch starken Rostocker besonders bemerkbar machte. Am Ende ergaben sich dann doch Chancen im Sechzehner, die beste Gelegenheit hatte ausgerechnet der lang verletzte Wintzheimer. Auch Dominic Martinovic bekam in der Nachspielzeit seine Möglichkeit, vergab aber letztendlich schwach vor dem Rostocker Keeper Uphoff. Diese wenigen Gelegenheiten müssen in den engen Spielen, die RWE noch erwarten, dringend besser genutzt werden.

Die Aufreger

Nach dem Spiel wurden vor allem zwei Szenen diskutiert: Die rote Karte gegen Rossipal und der entscheidende Handelfmeter, welcher von Ahmet Gürleyen verursacht wurde. Beim Platzverweis muss sich der Rostocker Trainer Brinkmann fragen, wie schlecht eine Konterabsicherung seiner Mannschaft eigentlich sein kann. Safi war im Eins gegen Eins Duell gegen Rossipal einfach schneller am Ball und hatte freie Bahn zum Tor. Bei dieser Geschwindigkeit reichte der Kontakt von Rossipal aus, um diese Chance zu verhindern. Dies war also eine klare Notbremse.

Bei dem Handelfmeter gibt es schon größeren Diskussionsbedarf, was aber nicht an der Entscheidung des Schiedsrichters selbst liegt, sondern eher am Regelwerk. Unbestritten hatte Gürleyen den Ball an die Hand aus sehr kurzer Distanz bekommen, aus sportlicher Sicht ist es bedauerlich, warum in solchen Situationen häufig auf Handspiel entschieden wird und in anderen Situationen, z. B. im Viertelfinale einer Europameisterschaft, eben nicht. Allerdings nervt viel mehr das Jammern der gegnerischen Trainer in den letzten Duellen, die sich anscheinend häufig an der Hafenstraße benachteiligt fühlen und dies auf der Pressekonferenz emotional kundtun müssen. 

Rostock hat den höchsten Etat der Liga und einen sehr guten Kader, da kann die Mannschaft auch in der Lage sein, deutlich mehr für das Spiel in Unterzahl zu machen als nur einen mickrigen Punkt sichern zu wollen. Es liegt bestimmt nicht an der angeblichen „Spitzenposition bezüglich Fehlentscheidungen“ (frei nach Daniel Brinkmann) der Rostocker, sondern an der fehlenden Qualität in bestimmten Phasen der Saison. Zudem hatten wir in einem anderen Zusammenhang das Thema „Respekt“ gegenüber Schiedsrichterleistungen angesprochen, einmal mehr ein Beispiel dafür, wie es nicht geht. Da darf auch gerne mal unser Trainer auf Pressekonferenzen mehr Widerstand zeigen anstatt wütenden Übungsleitern wie Trares oder Brinkmann das Feld zu überlassen.

Im Übrigen war es doch ein wenig bedauerlich, dass der unterstützende Support der aktiven Szene aus Rostock fehlte. Grundsätzlich kam natürlich viel auf die Rechnung der Hansa-Fans durch einen Teil der Anhängerschaft, die nach dem Sitzplatzverbot auch noch durch eine Polizeikontrolle auf der B224 weiter dezimiert wurden. Auch unter den Rostockern gibt es mit Sicherheit viele Anhänger, die ihr Team einfach nur friedlich supporten wollen und genauso wie wir mitfiebern, ob das gewünschte Saisonziel erreicht werden kann. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Umstände wieder etwas beruhigen und die Rostocker die Gästekurven wieder füllen dürfen ohne Gewaltexzesse auf der einen und massive Kontrollen auf der anderen Seite.

Die Lage in der Liga und Fazit

Neben 1860 München ist RWE der große Gewinner des abgelaufenen 31. Spieltages. Die Löwen schlugen trotz eines regulär aberkannten Treffers den Zweitplatzierten aus Cottbus deutlich mit 5:1. Mit derzeit 42 Punkten sind die Sechziger gleichauf mit dem SV Wehen und sehr nah dran am Klassenerhalt. Insgesamt schlugen sich auch die anderen Abstiegskandidaten sehr achtbar. Osnabrück holte einen Punkt beim Aufstiegskandidaten FC Saarbrücken (1:1) und auch der Waldhof konnte trotz zweimaligen Rückstandes was Zählbares aus Wiesbaden (2:2) mitnehmen.

Die Zweitvertretung aus Dortmund muss sich hingegen ärgern, auch mit einer starken Leistung gegen Ingolstadt (3:3) am Ende nicht als Sieger vom Platz zu gehen. Knappe Niederlagen gab es allerdings für die U23 aus Stuttgart (2:1 für Aue) und für Alemannia Aachen (0:1 gegen Bielefeld). Es bleibt aber weiterhin ganz eng im Kampf um den Klassenerhalt. In Unterhaching (3:1 für Viktoria Köln) und für die U23 von Hannover (2:3 gegen Dresden) gehen langsam die Lichter aus. Auch für den SV Sandhausen wird es allmählich düster, da die Mannschaft vom Hardtwald sich mit 1:3 gegen die formstarken Verler geschlagen werden geben musste. Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt weiterhin fünf Punkte, so dass der glücklose Trainer Kenan Kocak (fünf Punkte seit Amtsantritt) freiwillig seinen Hut nahm. Schade eigentlich.

Bereits am Mittwoch geht es weiter nach Cottbus. Sicherlich wirkt Energie momentan etwas kraftlos, hat aber unter dem Strich eine enorm starke Saison gespielt. Die Mannschaft von Uwe Koschinat wäre gut beraten, die Englische Woche zu nutzen, um punktemäßig mit ordentlich Rückenwind in die direkten Duelle mit den Abstiegskandidaten (abgesehen von Saarbrücken) zu gehen. Auf die anderen Mannschaften kann sich keiner in dieser wilden Liga verlassen. Mit dem bisher gezeigten Einsatzwillen sollte es aber möglich sein, die Klasse zu halten und für weniger Nervenkitzel bei den Anhängern zu sorgen.

In diesem Sinne

NUR DER RWE

Fotos by Marius