Spielbericht
Zwei verlorene Punkte – RWE spielt gegen Schlusslicht Unterhaching nur Unentschieden
Am Ende war keiner der Beteiligten so richtig zufrieden. Die Essener verpassten den Anschluss an das untere Mittelfeld und damit einen weiteren Befreiungsschlag, die Münchener Vorstädter bleiben abgeschlagen am Ende der Tabelle und sind kaum noch zu retten. Läuft es am Sonntag schlecht für RWE, droht wieder das Abrutschen auf einen Abstiegsplatz.
Das Personal
Trainer Koschinat setze nicht auf die erfolgreiche Elf aus Bielefeld, sondern orientierte sich bei der Startaufstellung auf die siegreiche Mannschaft des letzten Heimspiels gegen Hannover. Damit gab es vor Jakob Golz wieder mit Michael Schultz, Tobias Kraulich und Rios Alonso eine Dreierkette, die auf den Flügeln von Julian Eitschberger und Lucas Brumme, der seine Sperre abgesessen hatte und Matti Wagner ersetzte, verstärkt wurde.
Im Mittelfeld durften Klaus Gjasula, Tom Moustier und Ahmet Arslan die Achse stellen, Ramien Safi spielte für Torben Müsel und sollte den offensiven Flügel wiederbeleben. In der Sturmspitze gibt es zurzeit kaum Alternativen, so dass Dominik Martinovic seinen Stammplatz sicher hat. Recht spät (68. Minute) ersetzte Koschinat Kapitän Michael Schultz durch Torben Müsel und Klaus Gjasula durch Neuzugang Kaito Mizuta. Acht Minuten vor Ende der regulären Spielzeit kamen Moussa Doumbouya für Dominik Martinovic und Matti Wagner für Lucas Brumme positionsgetreu ins Spiel. Kurz vor dem Ende (86. Minute) konnte sich Kelsey Owusu für Ramien Safi noch einmal beweisen.
Die Pluspunkte
Ab der 30. Minute hatte RWE endlich den Staub der schwachen Anfangsphase von den Schultern gewischt und begann mit den Angriffswellen auf das Hachinger Tor. Waren die Abschlussversuche im letzten Drittel der ersten Halbzeit noch zu ungenau, legten die Roten in der zweiten Halbzeit richtig los. Nahezu im Minutentakt brannte es lichterloh im gegnerischen Strafraum. Angepeitscht von dem Essener Publikum genierte die Mannschaft über 30 Torschüsse auf das Hachinger Gehäuse, der Wille kann kann hier nicht abgesprochen werden. Insgesamt merkt das Publikum schon, dass trotz der spielerischen Mängel die Truppe alles in die Waagschale wirft, um die Punkte am Ende einzufahren.
Ein besonders auffälliges Beispiel ist dafür Tom Moustier. In der Hinrunde aufgrund seiner Fußverletzung nahezu vergessen, wird er von Spiel zu Spiel besser und tut der Mannschaft aufgrund seiner Mentalität, mit der er es auch manchmal übertreibt, einfach gut. Wirkte das Team vorher etwas leblos, setzt Moustier die Druckmassage an und setzt die nötigen Kräfte frei. Hinten gewinnt er viele Zweikämpfe, vorne leitet er gefährliche Angriffe ein. Auch Torben Müsel fiel nach der Einwechselung positiv auf, da er den lahmenden Spielaufbau Struktur gab und mit seinem Traumtor dafür sorgte, dass es aus rot-weisser Sicht kein richtig bitterer Nachmittag wurde.
Die Minuspunkte
Trotz des erkämpften Punktes gibt es nach einer Punkteteilung gegen das Schlusslicht mehr zu kritisieren als zu loben. Vor dem Spiel machte Uwe Koschinat das Versprechen, dass sich ein Auftreten wie in Aachen von der Mannschaft nicht wiederholen würde. Leider erinnerten die ersten 30 Minuten sehr stark an den Auftritt in der Kaiserstadt. RWE kam überhaupt nicht in die Zweikämpfe und ließ sich von den gut eingestellten Hachingern den Schneid abkaufen. Immer war ein Akteur der Spielvereinigung gedankenschneller und mindestens ein Schritt voraus, gerade die rot-weissen Flügelspieler hatten immer einen blau-roten Schatten, der sich den Ball erkämpfen konnte.
Auf der anderen Seite konnten die Hachinger immer wieder in gefährliche Räume eindringen und hatten leichtes Spiel mit der Innenverteidigung, häufig den Gegenspieler im Rücken aus den Augen verlor und zu langsam hinterherkam. Was vor allem rätselhaft bleibt, ist der betriebene Spielaufbau der Mannen in Rot und Weiss. Die Innenverteidigung bekam diesen Job und stellte sich in einem geringen Abstand auf. Dies sorgte für (un)gefährliche Situationen, weil keiner der drei Akteure etwas mit dem Ball anfangen konnte und diese bei den Gegenstößen der Hachinger aufgrund der fehlenden Schnelligkeit alt aussahen.
Das Verbindungsglied zwischen Defensive und Offensive, Klaus Gjasula, zeigte seinen bislang schwächsten Auftritt, indem er kaum Impulse nach vorne, dafür aber eine hohe Fehleranfälligkeit in den Zweikämpfen zeigte. Gerade von den älteren Spielern wünschte sich Uwe Koschinat die notwendige Stabilität, es waren aber einmal mehr die jüngeren Spieler wie Tom Moustier oder Julian Eitschberger, die in diesem Bereich eher auffällig waren. Im Gegenteil, Ahmet Arslan erlaubte sich vor dem 0:1 einen kapitalen Schnitzer, indem der seinen direkten Gegenspieler bei einer fehlerhaften Ballannahme kurz vor dem Strafraum traf.
Auch ingesamt machte der Spielmacher eine sehr fahrige Partie. Nachdem sich die Mannschaft gefangen hatte, muss der Chancenwucher in der zweiten Halbzeit selbstverständlich bemängelt werden. Es ist schier unglaublich, dass nur der Geniestreich von Torben Müsel zu einem eigenen Treffer führte. Mögliche Tore von Gjasula (58.), Martinovic (61.), Kraulich (65.), Rios Alonso (67.), Safi plus Arslan (82.) oder Müsel (90 plus 3) wurden entweder durch gegnerische Rettungstaten, einem gut aufgelegten Torwart, dem Pfosten oder eigenem Unvermögen verhindert. So bleibt am Ende des Tages die Erkenntnis, dass RWE nicht in der Lage war, eine bessere Schülermannschaft, die nur Luft für 30 Minuten hatte, zu schlagen.
Der Aufreger des Tages
Neben dieser Erkenntnis war ein Aufreger aber auch die Arbeit des Schiedsrichters, der mit seinem Auftreten auf beiden Seiten den Spielfluss ständig unterbrach. Auffällig war auch das Nichtagieren des Linienrichters auf der Seite der Rahn-Tribüne, der trotz bester Sicht sich nur an seinen „Chef“ orientierte und die Fahne auch erst bei absoluter Sicherheit des Hauptmannes hob. Höhepunkt war die 30. Minute, als Safi auf der Linie durchbrach und Eisele mit dem Fuß ein Tor verhinderte, der gut postierte Arslan aber in der Mitte umgestoßen wurde. Hier hätte es einen Elfmeter für RWE geben können, aber der Assistent blieb untätig und unterstütze seinen Hauptmann, der diese Szene aufgrund seines Blickfeldes nicht sehen konnte, nicht. In der Nachspielzeit sorgte der Schiedsrichter mit seinen kleinlichen Pfiffen dafür, dass Unterhaching profitieren konnte und so Zeit von der Uhr nahm.
Die Lage in der Liga und Fazit
Im Moment bleibt es eher eine vage Hoffnung, dass Mannschaften aus dem unteren Mittelfeld noch in die Abstiegszone rutschen könnten. Sandhausen schlug am Freitagabend Arminia Bielefeld mit 1:0 und fuhr damit den ersten Dreier seit Anfang November ein. Die Alemannia aus Aachen konnte immerhin einen Punkt aus dem Erzgebirge entführen, zudem holte 1860 München zu Hause im bayrischen Duell gegen die formstarken Ingolstädter ein Unentschieden. Somit beträgt der Rückstand für diese drei Teams nach diesem Spielstand mindestens vier Punkte, noch ist also ein kleines Polster da.
Im direkten Abstiegskampf sorgten die jungen Stuttgarter für Aufsehen, indem sie den hohen Favoriten aus Dresden zu Hause mit 2:1 besiegen konnten. Dennoch reicht es aufgrund des Torverhältnisses für den VfB 2 nicht, an RWE vorbeizuziehen. Dahinter reiht sich die Mannschaft von Waldhof Mannheim ein, die in Saarbrücken eine 2:1-Niederlage hinnehmen musste. Außerdem setzte Energie Cottbus seine unglaubliche Saison fort, in dem der Zweitligaabsteiger aus Wiesbaden mit 2:1 zu Hause besiegt werden konnte.
Die Duelle am Sonntag könnten noch einmal für ein Rutschen in der Tabelle sorgen. Zunächst treffen mit Hansa Rostock und Viktoria Köln zwei Tabellennachbarn aufeinander, die mit einem jeweiligen Sieg Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen nehmen könnten. Dann hat zunächst Hannover 2 die große Chance, auf einen Nichtabstiegsplatz zu springen, dafür muss aber die spielstarke Truppe aus Verl erstmal besiegt werden. Am Abend hat der verstärkte VfL Osnabrück die Möglichkeit, ebenfalls aus der tiefroten Zone zu kommen, da mit dem BVB 2 eine Mannschaft aus dem unteren Mittelfeld an der Bremer Brücke zu Gast ist.
Die Bilanz aus den Spielen seit Beginn der Rückrunde kann als ordentlich bezeichnet werden. Mehr als die sieben Punkte aus den ersten vier Spielen waren auch ehrlich gesagt nicht drin, dafür waren die gezeigten Leistungen in Aachen und in der ersten Hälfte gegen Unterhaching zu schwach. Um aber endgültig im Kampf gegen den Abstieg die Nase vorne zu haben, muss aber die Mannschaft von der Hafenstraße auch über dem Schnitt punkten und weitere Überraschungserfolge wie in Bielefeld erzielen. Nächste Woche kann die Truppe gerne dies erledigen, denn mit dem SV Wehen wartet eine hohe Hürde auf die Essener. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie durchaus in der Lage ist, solche Hürden zu nehmen. Allerdings sollte dafür das Spiel gegen Unterhaching schnellstens abgehakt werden und weiter an der defensiven Stabilität bzw. einer konsequenteren Chancenauswertung gearbeitet werden.
In diesem Sinne: NUR DER RWE!
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