Kategorien
2024/2025 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – TSV 1860 München (0:3)

Puh, darüber mussten wir erstmal eine Nacht schlafen. Nach einer indiskutablen Leistung verlor RWE gegen ein biederes 1860 mit 0:3. Der Trainer musste bereits gehen, es bleibt jedoch die Aufarbeitung dessen, was man gestern gesehen hat. Anstelle einer Spielanalyse haben wir uns zu einem Kommentar zum gestrigen Spiel entschieden.

Bedenkliche Leistung gegen 1860 München

Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Die Leistung unserer Rot-Weissen gegen 1860 München steht in der Kategorie Indiskutabel! Ein erstes Opfer hat dieser Auftritt bereits heute Morgen gefordert. Wenig überraschend trennte sich Rot-Weiss von Cheftrainer Christoph Dabrowski.

An dieser Stelle nur ein kurzer Hinweis über die menschlichen Qualitäten Dabrowskis. Christoph Dabrowski war der wohl kommunikativste und sympathischste Trainer der letzten Jahre an der Hafenstraße. Bodenständig, freundlich und immer ein Lächeln auf den Lippen, wenn er einen sah. „Wie geht’s Jawattdenn?“ fragte er jedes Mal. Dem Menschen Christoph Dabrowski wünsche ich persönlich alles Gute und hoffe, dass du Rot-Weiss Essen trotz aller Schwierigkeiten in guter Erinnerung behältst!

Die Reaktionen im Fanlager sehen indes weniger in Christoph Dabrowski den Hauptschuldigen an dieser Misere und deswegen sparen wir uns die genaue Spielanalyse, sondern ordnen den gestrigen Auftritt ein.

Punkt 1: Die Einstellung

Gestern wurde es erstmals nach langer Zeit richtig ungemütlich an der Hafenstraße und das hatte seinen Grund. Auch in den vergangenen Spielen wechselten Gala-Auftritte (Heimspiele gegen Dortmund und Cottbus) und schwache Spiele (Verl und Rostock) einander ab. Gegen 1860 München hatte man jedoch erstmals den Eindruck, dass es an den Grundtugenden mangelte, denn einigen Spielern merkte man nicht an, dass sie den vollen Einsatz gegeben haben. Als problematisch stellte sich dann heraus, dass es für manche Positionen aktuell gar keinen Ersatz gibt. So stellen sich die Verteidiger sowie der Mittelstürmer mangels Alternativen von selbst auf.

Ob es individuelle Unzulänglichkeiten oder das in Schwächephasen vielfach vermutete „Gegen-Den-Trainer-Spielen“ war, kann von außen nicht seriös beurteilt werden. Allerdings hat die Mannschaft das Verhältnis zu den Zuschauern mit diesem Auftritt nachhaltig gestört möglicherweise sogar zerstört. Für Hafenstraßenverhältnisse ist das Publikum bislang sehr milde mit schwachen Auftritten insbesondere in der Fremde umgegangen. Auch wenn Christoph Dabrowski sich nach dem Spiel nochmal in den Dienst von Verein und Mannschaft gestellt hat und als einziger das direkte Gespräch mit den Zuschauern gesucht hat und dafür mit viel Applaus bedacht wurde, wird die Mannschaft fortan argwöhnisch beäugt werden. Zu offensichtlich hat man sich 1860 München ergeben, die viel dafür getan haben, um für Rot-Weiss Essen zum Aufbaugegner zu werden.

Punkt 2: Mangelnde Disziplin

Rot-Weiss Essen ist in der Strafentabelle Fünftletzter in der Liga. Gleich drei Platzverweise wurden bereits ausgesprochen, das sind so viele nach 17 Spielen wie in der ganzen letzten Saison. Hier muss man dem Team mangelnde Disziplin vorwerfen. Wir können sicher über die aus blinder Emotion getroffene krasse Fehlentscheidung gegen Julian Eitschberger beim Spiel gegen den SC Verl diskutieren, aber in der Summe ist das einfach zu viel.

Vor allen Dingen sprechen wir über völlig unnötige Karten. Lucas Brumme hat RWE geschwächt, indem er nach Spielschluss in Aue solange auf den Schiedsrichter eingeschimpft hat, bis er die gelb-rote Karte erhielt. Tobias Kraulich ist der Lichtblick der Essener Mannschaft und seit Wochen auf einem so guten Niveau, dass er wohl der aktuell konstant beste Feldspieler in Essen ist. Auch er mähte seinen Gegenspieler gestern an einer Stelle um, an dem keine größere Gefahr drohte und erhielt dafür auch Rot. Es war sicherlich eine harte Entscheidung, aber wenn man die Bilder im Fernsehen sieht, kann man die rote Karte vertreten. Nun fehlt der starke Verteidiger glücklicherweise nur die zwei Wochen, die als Mindeststrafmaß vorgesehen sind, er schwächt die Essener dennoch in zwei Spielen gegen die direkte Konkurrenz.

Aber auch die Vielzahl an gelben Karten wegen Meckerns wirft ein schlechtes Licht auf die Mannschaft. José Enrique Rios Alonso regte sich nach einem völlig berechtigten Foulpfiff gegen sich solange beim Schiedsrichter auf, bis dieser ihm seine 5. Gelbe Karte zeigte. Starke Leistung, so darf der neue Coach direkt mal eine komplett neue Innenverteidigung aufbieten. Aber auch Ahmet Arslan erhielt bereits eine frühe Gelbsperre wegen zahlreicher Karten für die Beschwerden beim Schiedsgericht.

Auch eine gewisse Disziplin ist nötig, um im Abstiegskampf zu bestehen. Hier sollten alle Akteure einmal in sich gehen und sich künftig am Riemen reißen. Keiner ist wütend über ein notwendiges taktisches Foul, das ein Tor verhindert, aber es sollte in dieser Saison keine Karte mehr aufgrund von Protesten beim Schiedsrichter geben.

Punkt 3: Fehlende mannschaftliche Geschlossenheit

Die Worte des Interimskapitän Ahmet Arslan stimmten nachdenklich. Als Medienprofi formulierte er im offenen Konditionalsatz, jedoch wirkte es so, als gäbe es in der Kabine durchaus unterschiedliche Auffassungen über Spielausrichtung und die Person des Trainers. Mit der Entlassung Dabrowskis ist das letzte Alibi der Mannschaft weggefallen und nun ist es an der Zeit, den 18. Platz anzuerkennen, auf dem man nun steht und endlich die eigenen Befindlichkeiten der Mannschaft unterzuordnen.

Hierzu passt die Episode, die sich in der letzten Woche ereignete. Ein offenbar unzufriedener Spieler, Leistungsträger des Teams, schickt seinen Berater zur Funke-Mediengruppe und lässt diesen über den Trainer sowie Wechselabsichten schwadronieren. Dass die Journalisten diese Geschichte aufgreifen, ist ihre Aufgabe, man fragt sich jedoch, wo dieser Spieler mit seinem Kopf ist, wenn er sich in der Woche vor einem Sechs-Punkte-Spiel derlei Privatkriegen ausficht.

Fazit

Angesichts der fehlenden Leistung im Heimspiel gegen 1860 München fehlt vielen Zuschauern die Fantasie, wie das Ruder noch herumgerissen werden kann. Hier kann man nur hoffen und an die einzelnen Spieler appellieren, sich doch bitte in Osnabrück und gegen Stuttgart wieder voll reinzuhängen und so viele Punkte wie möglich zum Jahreswechsel zu sammeln. Es wird schwierig genug für die sportliche Leitung, hier nochmal nachzujustieren.

In diesem Sinne: Nur der RWE!

Hendrik Stürznickel